Die sehr detaillierte Zinnfigur zeigt eine Szene in der Achterbordecke des Achterdecks einer Fregatte Mitte des 17. Jahrhunderts.
An die Reling gelehnt ein Hellebardier mit der Hellebarde in der Hand. Vor ihm auf einem Relingpfosten eine Drehbasse.
Anhand der Rüstungsteile und des Morion Helms läßt sich nicht festmachen welche Nationalität vorliegt. Der hochgezogene Harnisch und die Form des Morion waren damals in mehreren Ländern Europas anzutreffen.
Interessant die Drehbasse.
Der Detailreichtum dieser Figur zeigt eindeutig das es sich um ein Kammergeschütz handelt.
Hinter dem eigentlichen Rohr in einem daran befestigten viereckigen Gestell befindet sich die an einem Griff einsetzbare Pulverkammer, die nach dem Einsetzen mittels eines Keils ( der leider am Modell fehlt ) zur hinteren Rohröffnung hin verkeilt wurde.
Geladen wurde diese Pulverkammer außerhalb des Geschützes, und man hatte im Gefecht mehrere fertig geladene Pulverkammern bereitstehen, wodurch sich eine kürzere Schußfolge ergab.
Geladen wurden diese Drehbassen meißt mit kleingekacktem Metall, denn eingesetzt wurden sie auf geringe Entfernungen kurz vor dem Entern und sollten unter der gegnerischen Mannschaft den größtmöglichen Schaden anrichten. Mitunter wurden durch die verschossenen glühenden Eisenteile auch Segel in Brand geschossen.
Diese Kammergeschütztechnik wurde auch bei den großkalibrigeren Schiffsgeschützen eingesetzt.
Sie brachte zwar eine höhere Schußfolge, hatte aber auch einen entscheidenden Nachteil.
Die damalige Guß - und Schmiedetechnik ließ die eigentlich erforderliche Dichtigkeit der Puverkammer zum Geschützrohr selten zu, sodaß Gas entwich und manchmal Geschütze auseinder gesprengt wurden, was erheblichen Schaden am eigenen Schiff und an der eigenen Mannschaft verursachte. Deshalb ging man später von dieser Kammertechnik ab.
Kammergeschütze sind zur Hälfte Vorderlader und zur anderen Hälfte Hinterlader, denn geladen wurde nach dem Einsetzen der Puverkammer von vorne über die Rohrmündung wie bei normalen Vorderladerkanonen.
Das zweite Bild zeigt den Seefund einer hundertfünfzig Jahre älteren Drehbasse. Zu der Zeit wurde das Rohr noch aus mehreren Teilen geschmiedet die dann durch eiserne Ringe zusammengehalten wurden. Hier sieht man dann auch die Verkeilung der Pulverkammer.
freies Bild