Bundespräsident ehrt Münchner S-Bahn-Opfer - doch die Tat ist kein Einzelfall . . .

Es gibt 122 Antworten in diesem Thema, welches 8.737 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Oktober 2009 um 07:55) ist von Ulrich Eichstädt.

  • Volle Zustimmung...und ich muss dir ganz ehrlich sagen, mich wunderts dass da noch nicht einer mal Charles Bronson gespielt hat und so eine Gruppe über den Haufen geschossen hat die ihn irgendwo bedrängt hat bzw. just for fun vermöbeln wollte.

    Bei angeblich 30 Millionen illegalen Waffen in Deutschland würde es mich nicht wundern wenn das irgendwann mal passiert...

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Mein Nickname polarisiert,
    mein Statement provoziert.

    Ich bin mir dessen durchaus bewusst und dennoch bitte ich, mich nicht in die Ecke der Trolle zu stellen, sondern zuzuhören (zu lesen) und nachzudenken.

    Keine Frage - ich liebe die DEATH WISH Filme. Klar - sie haben, wie die meisten Action-Filme, einen einfachen Handlungsstrang. Ähnlich einem Märchen ist die vom Protagonisten ausgehende Gewalt durch die vorangehende Gewalt der Antagonisten moralisch gerechtfertigt. So wie die Hexe bei Hänsel und Gretel "zu Recht" in den Ofen geschoben wird, so simpel erklärt sich auch die Gewalt des Paul Kersey in den Death Wish Filmen: nach dem Leid, dass seiner Familie zugetan wurde (Frau ermordet, Tochter vergewaltigt) und der Macht- und Tatenlosigkeit der Polizei, sieht er sich dazu berufen (wie der deutsche Titel aufgreift: "Ein Mann sieht rot"), auf eigene Faust für Recht und Ordnung zu sorgen, indem er alles ihm (des Nachts) begegnende Gesindel einfach abknallt.

    Wie ich zum Youtube-Clip schon schrieb, es ist EINE Möglichkeit, sich mit solchem Gesindel auseinander zu setzen. Aber mit Sicherheit nicht die beste!
    Ich möchte hier auch niemanden dazu animieren, in dieser oder ähnlicher Weise zu reagieren. Denn es liegt mir fern, jemanden davon zu überzeugen, dass es recht und billig wäre, das eine Verbrechen mit einem anderen Verbrechen aufzuwiegen, Selbstjustiz zu üben oder gar den Tod anderer Menschen in Kauf zu nehmen.

    Die hier im Forum angemeldeten User sind zu 99% rechtschaffende, anständige Leute (das ein Prozent ist Fluktuation der Exportfeder-Enthusiasten (und ähnlicher), die sich nicht dauerhaft halten können oder andere Spinner, die hier nicht reinpassen).

    Diese anständigen Bürger, wie sie hier auch im Forum vertreten sind, rennen seit 2003 nicht mehr mit Springmessern oder Butterflys durch die Gegend und seit 2008 lassen sie auch den Schlagstock und die Einhandmesser daheim. Und wenn nötig werden sie ab 2009 auch jedem 1-Euro-Jobber die Türe öffnen, um noch einmal zu beweisen, dass sie anständige Bürger dieses Landes sind und sich an Recht und Ordnung halten.
    Ich möchte diese anständigen Menschen also nicht in Verruf bringen, sie würden – bar jeder Rechtsbarkeit – exzessive Gewalt anwenden wollen.

    Solche Gewaltexzesse (à la Paul Kersey) sind nur eine (hypothetische) mögliche Auswirkung auf den S-Bahn-Todschlag von Dominik Brunner. Zugegeben, die hierzulande unwahrscheinlichste Variante. Viel wahrscheinlicher aber ist, dass es – trotz Bundesverdienstkreuz (posthum) – weiterhin und vielleicht sogar verstärkt zum Zuschauen bei Gewaltdelikten kommen wird. Denn niemand möchte sein Leben lassen, nur weil ein paar Gewaltbereite ein paar Euros erpressen/ abziehen/ rauben wollen; schon gar nicht wenn es die Euros von anderen sind. Hinzu kommt, dass die Menschen mit dem Wissen um ähnliche Fälle mit Todesfolge (wie bei Dominik Brunner) von Zivilcourage eher ablassen, anstatt sich selbst ans Messer des Täters zu liefern.
    Wenn dann auch noch hier und da Geschichten bekannt werden, dass Notwehrer und Nothelfer vorm Kadi schlechter dastehen, als die Täter, dann wird es wohl weiter zur Passivität, also zum Wegschauen (= Zuschauen, aber nichts machen) kommen, als dass ein Ruck durch unsere Gesellschaft geht, die sich gegen solche Störenfriede auflehnt. Denn sich an das Messer der Juristen zu liefern, ist auch keine gute Option.

    Leider sorgt der Staat selbst dafür, dass wir in solcher Lethargie enden.
    Auf der einen Seite wird jede Erlaubnis haarklein protokolliert und dreifach überprüft. Doch wenn einer, der ein ellenlanges Vorstrafenregister hat, ein Verbrechen verübt, wird hingegen derjenige zum Buhmann gestempelt, der bisher anständig war und sich nur gewehrt hat, während dem jugendlichen Alt-Ganoven eine gute Zukunftsprognose bescheinigt wird.
    Da ist es nur verständlich, dass man sich an solch einem Ar$chloch nicht die Finger verbrennen und sein eigenes Führungszeugnis riskieren will.

    Entweder man schaut nur zu oder man geht radikal dazwischen.
    Aber in beiden Fällen verdünnisiert man sich besser und hält die Klappe – selbst wenn man sich im Recht sieht. Ein Statement, dass auch bei Kampfsportlern bekannt ist: versuche dich soweit es geht aus einem Kampf herauszuhalten; wenn du aber doch kämpfen musst (und gewinnst), verpiss dich!

    Denn sonst ist man selber schlechter dran, als der Täter.

    Solange in dieser Richtung nichts passiert und nicht auch dem ein oder anderen allzu milden Richter (weil er lieber PRO Täter entscheidet) mal ordentlich gegen das Schienbein getreten wird, werde ich es mir auch mehrfach Mal überlegen müssen, ob ich überhaupt einschreiten werde.

    Gruß, Paul


    P.S.: Nein, ich führe keine .375 Wildey Magnum. Ist mir auch zu sperrig und zu munitionsfühlig, für eine SV-Waffe.

    Pazifist

  • Zitat

    Original von Paul Kersey
    Ähnlich einem Märchen ist die vom Protagonisten ausgehende Gewalt durch die vorangehende Gewalt der Antagonisten moralisch gerechtfertigt. So wie die Hexe bei Hänsel und Gretel "zu Recht" in den Ofen geschoben wird, so simpel erklärt sich auch die Gewalt des Paul Kersey in den Death Wish Filmen: nach dem Leid, dass seiner Familie zugetan wurde (Frau ermordet, Tochter vergewaltigt) und der Macht- und Tatenlosigkeit der Polizei, sieht er sich dazu berufen (wie der deutsche Titel aufgreift: "Ein Mann sieht rot"), auf eigene Faust für Recht und Ordnung zu sorgen, indem er alles ihm (des Nachts) begegnende Gesindel einfach abknallt.

    Das kannst du nicht vergleichen - das im Märchen ist ja wohl Notwehr, da geht es um Sein oder Nichtsein. Ohne den von dir beschriebenen Film zu kennen, so liest sich aus dem, was du geschrieben hast, dass es sich dabei nicht um Notwehr, sondern Selbstjustiz handelt.

    Was bei Selbstjustiz rauskommen kann haben wir gesehen, als dieser russische Vater, dessen Familie bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam, den Fluglotsen ermordete, der zu der Zeit Dienst hatte.

    Wozu haben wir denn eine Justiz? Wenn jeder entscheiden kann was Recht und was Unrecht ist, bzw. wie die Bestrafung dafür auszusehen hat - dann gute Nacht! Dann muss in der Tat jeder eine Waffe tragen, damit er sich verteidigen kann, wenn der Nachbar ihn wegen eines zu hohen Rasens erschießen will, weil er das für einen Rechtfertigungsgrund hält.

    Übrigens: Falls die boardinterne Suchfunktion nicht das gewünschte Ergebnis liefert, versucht es einfach mal mit der seitenspezifischen Google-Suche

    ▪▪▪ E V I G I L A T E

    2 Mal editiert, zuletzt von Lanam (12. Oktober 2009 um 00:50)

  • Aber genauso gut kann man fragen was das für eine Justiz ist, die einen verknackt weil man sich gegen einen rechtswidrigen Angriff verteidigt hat?

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Naja, lieber so als die oben beschriebene Selbstjustiz-für-alle Variante.

    Generell sollte man ja schauen, selbst als erstes Anzeige zu erstatten - eine weiße Weste soll auch helfen. Das Problem ist ja, dass der Richter dich nicht kennt und auch nicht dabei gewesen ist. Wir wollen nicht hoffen, dass hier irgendwer zu Unrecht verurteilt wird, weil er sich verteidigt hat.

    Ideal wären vielleicht mehr Kameras, dann könnte man ja nachweisen, wer wen angegriffen hat.

    Übrigens: Falls die boardinterne Suchfunktion nicht das gewünschte Ergebnis liefert, versucht es einfach mal mit der seitenspezifischen Google-Suche

    ▪▪▪ E V I G I L A T E

  • Guten Morgen!

    Solche unglaublichen Aufrufe zur Selbstjustiz sind dumm, infantil und gefährlich und sollten in diesem Forum nicht geduldet werden!

    Sie bringen alle seriösen Sammler und Sportschützen in Verruf!

    User wie "Paul Kersey" rechne ich zum Kreis jener Personen, bei denen ich sehr froh bin, daß sie nicht mit einer scharfen Waffe herumlaufen dürfen. Nach eigener Willkür und eigenem Belieben Justiz üben - genau das machen U-Bahn-Schläger auch...

    Es ist ein Unsinn, daß Notwehr in Deutschland nicht anerkannt wird! Das Notwehr- und Nothilferecht ist in unserem Staat sehr weitreichend.

    In völlig übertriebener Weise wird von einigen wenigen Einzelfällen auf ein Prinzip geschlossen.

    In aller Regel ist Notwehr und Nothilfe natürlich straffrei - sofern sie nicht übers Ziel der Gefahrenabwehr hinausschießt.

    Man braucht auch nicht sehr tiefe psychologische Kenntnisse, um zu wissen, daß gerade Personen, die sich in solchen Selbstjustiz-Fantasien ergehen, die ja in Wirklichkeit nur eigene Ängste kompensieren sollen, in der Praxis die letzten sind, von denen man im Notfall Zivilcourage erwarten kann..

    Es fehlt in unserer Gesellschaft nicht am Möchtegern-Paul-Kerseys, die von Heldentaten mit Fantasiewaffen fabulieren - sondern an Menschen, die den schlichten Mut von Dominik Brunner beweisen. Wären die anderen Leute am Bahnsteig mutig genug gewesen, hätten sie auch ohne Waffen helfen können.

    Aber es ist eben leichter, über Staat und Gesetze zu schimpfen und sich in Aufschneidereien zu ergehen, als sich selbst zu fragen, ob man diesen Mut besessen hätte oder besitzen würde...

    Beste Grüße! Perikles

    3 Mal editiert, zuletzt von Perikles (12. Oktober 2009 um 11:19)

  • Muss man erst sterben, um eine Anerkennung dafür zu bekommen, dass man einer der wenigen mit Zivilcourage ist??? Arme Welt.

    Oh the water is red, with the blood of the dead
    But I'm still alive, pray to God I survive!

  • @ Perikles

    Hast Du Paul Kersey's letzten Beitrag überhaupt gelesen ??? Sollte dem so gewesen sein hättest Du Dir ca die Hälfte Deines Beitrages sparen können.

    User wie Paul Kersey rechne ich zum Kreis jener Personen, die ihre Meinung auch dann ehrlicherweise kundtun, wenn die Vermutung nahe liegt daß diese nicht mehrheitsfähig ist. Das ist mir allemal lieber als eine weichgespülte Öko-Sozialistische Medienmeinung.

    Einem User, ohne ihn zu kennen, gleich gezielt zu unterstellen er würde Selbstjustiz befürworten bzw dazu aufrufen ist völlig unangebracht, ebenso ihm wegen seiner freien Meinungsäußerung seine Eignung zum Waffenbesitz abzusprechen. Woraus schließt Du daß er zur Selbstjusitz aufruft? Doch nicht etwa aus dem Link auf das Bronson Video zwei Seiten vorher :crazy3:

    Was in München passiert ist, ist tragisch und emotional sehr stark aufgeladen. Umso wichtiger ist es einen Beitrag in Ruhe zu lesen und zu verstehen, ohne sich gleich beim Anblick eines Charles Bronson Avatar Bildchens unnötigerweise zu echauffieren :new16:


    Der Helfer in München war ohne Zeifel sehr mutig und couragiert, nur ist er jetzt leider tot. Auch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes posthum wird daran nichts ändern, höchstens die allgemeine Bereitschaft zur Zivilcourage noch ein wenig senken, da man nun weiß was einem schlimmstenfalls blüht, legt man sich mit solchen semi-professionellen Freizeitschlägern an.

    Ich muß gestehen:
    Auch ich bin grundsätzlich bereit zu helfen, nur muß man doch sehr abwägen. Bei aller Liebe, aber entwaffnet wie ich als normaler Bürger nunmal herumlaufe sind meine Möglichkeiten doch sehr stark eingeschränkt. Wunder kann man da keine erwarten.
    Der Staat ist auch in gewisser Weise ein Zyniker. Überall wird mehr Zivilcourage eingefordert, gleichzeitig nimmt man aber den Leuten jedoch auch das letzte Werkzeug ab. "Wasch mich! Aber mach mich nicht naß!" :))

    Jugend ist beständige Trunkenheit - sie ist das Fieber der Vernunft

    Francois de la Rochefoucauld ( französischer Moralist des 17. Jhdt )

  • Natürlich beziehe ich mich auf das Charles-Bronson-Video - in Verbindung mit dem Satz, den Du vielleicht nicht gelesen hast: "this is just one way, to get rid of those bastards."

    Und das habe nicht nur ich als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden, sondern einige andere auch - wie etwa Administrator Ulrich Eichstädt...

    Oder wie verstehst Du diesen Satz?

    Es stimmt zwar, daß "Paul Kersey" in seinem letzten Beitrag etwas zurückrudert - aber eine eindeutige Distanzierung von Selbstjustiz, wie sie nach dieser Eröffnung angebracht wäre, ist das nicht.

    Und allein die Tatsache, daß man seine Meinung "ehrlich" zum Ausdruck bringt, scheint mir nicht lobenswert, wenn die Meinung auf diesem Niveau ist...

    Er hat seine "ehrliche" Meinung "frei" geäußert - und ich sage meine freie und ehrliche Meinung dazu...
    Beste Grüße! Perikles

    P.S.: Das Recht auf freie Meinungsäußerung deckt übrigens nicht den Aufruf zu Straftaten!

    5 Mal editiert, zuletzt von Perikles (12. Oktober 2009 um 14:04)

  • Zitat

    P.S.: Das Recht auf freie Meinungsäußerung deckt übrigens nicht den Aufruf zu Straftaten!

    Das gleiche gilt auch für die Seite, die Selbstjustiz oder aufrufen einer Straftat etc. unterstellt.


    Die bittere Erinnerung an schlechte Qualität hält länger als die Freude über einen günstigen Preis.

  • Zitat

    Original von Perikles
    "this is just one way, to get rid of those bastards."


    Ich denke das ist aus dem O-Ton des Bronson Films? Klingt jedenfalls so...


    Zitat


    Oder wie verstehst Du diesen Satz?


    Es ist nunmal ein sehr emotionales Thema, dem ein furchtbares - und meiner Meinung nach völlig vermeidbares - Ereignis höchster Tragik zugrunde liegt. Da lege ich doch nicht jedes Wort sofort auf die Goldwaage und werfe mit Unterstellungen um mich.
    User Paul Kersey hat sich ja nun in seinem letzten Posting erklärt. Ich denke dabei sollte man es belassen.

    Daß die Gefühle in einer derart schizophrenen Situation wie wir sie hier in D haben gelentlich hochkochen sollte doch nun wirklich jeder Mensch mit ein wenig Feingespür leicht nachvollziehen können. Jeder der eine gewisse Emphatie besitzt versteht sicher das Gefühl der Ohnmacht, allein beim Gedanken an eine solche Bedrohungssituation und den möglichen rechtlichen Konsequenzen.
    Man beachte hierzu germi's Link: http://www.tz-online.de/aktuelles/muen…ess-465262.html einige Seiten vorher.
    Ohnmacht kann eben nicht nur lähmen, sondern auch aggressive Gefühle hervorbringen, insofern sollte man vielleicht auch mit ein bißchen Verständnis zwischen den Zeilen lesen.

    Ein kleiner Hinweis wieder zur Raison zu finden ist natürlich ok, aber bitte nicht gleich persönlich werden und zb einem User seine waffenrechtliche Eignung absprechen.


    Zitat


    Natürlich beziehe ich mich auf das Charles-Bronson-Video


    Auch nachdem du Musashi's Beitrag gelesen hast, der übrigens mal wieder völlig unbeachtet liegen blieb, obwohl er inhaltlich gehaltvoller kaum hätte sein können?

    Zitat


    Und das habe nicht nur ich als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden, sondern einige andere auch - wie etwa Administrator Ulrich Eichstädt...


    Oh je, U.E. auch? Dann nehme ich sofort alles zurück und behaupte das Gegenteil - kleiner Scherz *lol*

    Hin und wieder schreibt sich eben jemand in Rage, beruhigt sich aber spätestens dann wieder, wenn er eine Nacht darüber geschlafen hat. Und Paul Kerseys letztes Statement deutet doch schon darauf hin, daß er sich wieder abgekühlt hat. Da empfand ich es einfach als sehr unangebracht nach diesem Statement noch einmal auf der Selbstjustiz Geschichte herumzureiten... Wäre das nicht gewesen hätte ich hier auch gar nichts geschrieben, ich sehe es nur mit einer gewissen Fassungslosigkeit wenn ein aktuelles Statement so total ignoriert wird um Bezug auf eine Sache zwei Seiten weiter vorher zu nehmen.

    Man beobachtet wiederholt wie der Thread dann erneut verbal eskaliert und das nervt - ist in etwa so wie wenn man gezwungen ist zum hundersten Mal den gleichen vermeidbaren Autounfall mit anzusehen.

    Ich hoffe daß sich spätestens jetzt alle wieder halbwegs beruhigt haben und sich trotz der Emotionalität des Themas nicht zu unbedachten Äußerungen hinreißen lassen.

    Jugend ist beständige Trunkenheit - sie ist das Fieber der Vernunft

    Francois de la Rochefoucauld ( französischer Moralist des 17. Jhdt )

  • Je mehr ich über das Bundesverdienstkreuz nachdenke, desto kritischer sehe ich es.
    Es wird von Staatsseite ein Opfer zum Märtyrer erhoben, in der Hoffnung, dass dies Schule macht und Nachahmer findet?
    Nicht nur der Staat, auch andere Unternehmen, wie z.B. des ÖPNVs, sparen wo es nur geht. Statt der Doppelstreife hängt man lieber zwei Kameras auf. Doch das schützt nicht und das verhindert auch keine Verbrechen, das hilft nur nachher bei der Aufklärung.
    Unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr reduziert der Staat zudem noch die Möglichkeit der Einsatzmittel zur Selbstverteidigung für Otto Normalverbraucher.
    Letzten Endes bleiben dem anständigen deutschen Michel nur noch eine laute Stimme, ein wenig Pfefferspray und viel Gottvertrauen, dass es irgendwie gut ausgehen wird.
    Und von dieser 'armen Sau' verlangt man nun mehr Solidarität und Zivilcourage?
    :confused2:

    Kein normaler Mensch kann Interesse daran haben, für ein Stück Blech ebenfalls in die Zinkwanne zu springen und posthum zum Helden ernannt zu werden.

    Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten: man dreht sich weg oder man greift ein.
    Aber wer eingreift, wird aus den Erkenntnissen der letzten Fälle vielleicht umso beherzter eingreifen, um nicht selber blutend am Boden zu liegen.
    Das jedoch kann als Überschreitung der Notwehr ausgelegt werden, was aus dem Opfer oder Helfenden schnell einen Täter macht.

    Beispiel:
    München: Umstrittene Gerichtsurteile bestrafen Notwehr und Zivilcourage (Sept. 2009)

    Auch wenn das o. g. Münchener Urteil vom BGH aufgehoben wurde, so saß der Student immerhin anderthalb Jahre im Gefängnis. Im schlechtesten Falle hätte er seine Gesamtzeit abgesessen und danach ein "tolles" Führungszeugnis gehabt.
    Denn im Führungszeugnis steht eben nicht "hat in Notwehr gehandelt (war nur leider etwas zuviel)", sondern nur gefährliche Körperverletzung oder gar Todschlag. Dem künftigen Arbeitgeber zudem erklären, was man denn die paar Jahre gemacht hat (als man im Knast saß), dürfte ebenfalls schwer fallen.

    Somit kann ich durchaus nachvollziehen, dass sich viele Mitbürger die Hände nicht schmutzig machen wollen. Es ist nicht nur die Angst davor, selber verletzt zu werden oder auf der Anklagebank zu sitzen.
    Es sind manchmal banale Sachen: zu spät zur Arbeit zu kommen (durch spätere Aussagen vielleicht weitere Stunden bei der Polizei zubringen zu müssen); sich die Kleidung zu ruinieren (auch wenn die Kosten dafür meist gedeckt sind), etc. – kurzum: es ist ein zusätzlicher, zeitlicher Aufwand, den man scheut (das ist bei Erster Hilfe kaum anders), weil es einem keiner ersetzt.
    Auch und gerade wenn man einen Arbeitgeber hat, der mit der Stoppuhr neben einem steht und jeden Krankheitstag und jeden Zahnartztermin als Fahnenflucht und Arbeitsverweigerung betrachtet. Und davon gibt es heutzutage mehr als genug.

    Wer sich wehrt und einschreitet, hat mit Sicherheit einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und auch ausreichend Selbstvertrauen, um den Mund aufzumachen und einzuschreiten. Auch das ist nicht jedem gegeben; vielleicht noch weniger, als einem Unfallopfer einen Verband anzulegen.
    Somit kann ich verstehen, wenn Mitbürger nicht eingreifen. Es steht ganz einfach zu viel auf dem Spiel. Das ist eine Aktion mit zu vielen Unbekannten, die man meist auch nie geprobt hat.

    Man wird also abwägen, ob man der Konfrontation/ einem Kampf gewachsen ist. Und auch das kann zum Problem werden, nämlich dann, wenn man besser bewaffnet oder ausgebildet ist als der Täter.
    Zu leicht kommt nachher der Vorwurf auf, dass man als erfahrener Kampfsportler seine Kräfte doch hätte besser einteilen müssen; oder dass man die Gaspistole nicht unter 1m Entfernung hätte abdrücken dürfen, o. ä.

    Ein recht interessanter Artikel zum Thema Notwehr und den möglichen, rechtlichen Folgen findet sich hier:
    Anwalt.de/ Wenn das Opfer zum Täter wird
    Der Mann ist nicht nur Anwalt, sondern auch noch Kampfsportler (Schwarzgurt in Karate).

    Man kann eine Menge trainieren, ob es die stabile Seitenlage ist oder wie man einen Wundverband anlegt. Auch wie man einem Faustschlag ausweicht, ihn abwehrt oder kontert. Aber all das geschieht meist in entspannter, friedlicher Umgebung. Da ist Freund und Feind klar gekennzeichnet, da gibt es feste Regeln und wenn man nicht mehr kann, klopft man ab und gut ist.
    Das gibt es da draußen nicht. Wer am Boden liegt hat im doppelten Sinne verloren. Da gibt es kein Pardon, da wird weiter getreten und geschlagen. Da geht es unter Umständen um Leben und Tod. Da kann eine Unachtsamkeit, die eigene Unterlegenheit oder einfach nur (defensive) Zurückhaltung fatale Folgen haben.
    Solch eine Situation ist Stress pur. Selbst erfahrene Kämpfer und Waffenträger werden nicht immer genau die Menge an Gewalt dosieren können und einsetzen, die notwendig ist, um einen rechtswidrigen Angriff zu beenden. Das kann zuviel oder zu wenig sein und beides kann gravierende Probleme mit sich bringen.

    Ich kann wirklich nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn ich in die Verlegenheit einer solchen Situation kommen würde. Gedanklich bin ich auf so etwas vorbereitet, aber wie es in echt aussieht?

    Aber wie man auch reagiert, man steht immer mit einem Bein im Knast - auch wenn man zu den Guten gehört.

    Fördermitglied des VDB.

  • Das ist nämlich das Problem, wenn du dich auskennst mit irgendwelchen Kampfsportarten dann bist du schon halb im Knast nach so einer Situation weil du den Gegner verletzt hast. Das mit dem "Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht naß!" hatten wir ja schon...

    Und es soll mir keiner erzählen, auch kein Richter oder Staatsanwalt, dass er in einer solchen Situation nicht anders handeln würde. Man kann in einer solchen aufgeladenen Situation nicht hundertprozentig genau dosieren!

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Hallo

    Zitat

    Original von germi
    Das ist nämlich das Problem, wenn du dich auskennst mit irgendwelchen Kampfsportarten dann bist du schon halb im Knast nach so einer Situation weil du den Gegner verletzt hast.

    Ich frage mich, woher Richter und Staatsanwalt von ausgeübten Kampfsportarten erfahren? Es gibt ja zum Glück kein Zentralregister dafür und bei jedem Verein im Umkreis von 50KM die Mitgliedslisten zu durchforsten erscheint mir ebenfalls unwahrscheinlich. ???

    Viele Grüße,

    Oliver

  • Ich denke viele wenns...aber....es könnte....wir dürfen/können nicht helfen weil wir s cheiße dann dastehen vor Gericht.....alles spekulativ.

    Genauso ist die Charles-Bronson-Taktik Bullshit...denn damit stehen wir letztlich noch beschissener da......

    Ich betrachte allein den Fall Dominik Brunner rückblickend.

    Dort machten 2 Bengel (17 und 18 Jahre) einen auf Erziehung-genossen-wir-keine-also-dürfen-wir-uns-alles-erlauben.

    Ca. 15 Leute standen dabei.

    Jetzt erklär mir bitte einer das 15 Leute nichts gegen 2 Halbstarke unternehmen können!

    Sorry....das glaube ich nicht.

    Vielleicht war es ein gezielter Schlag was ihn getötet hat....alles schwer zu urteilen....dann kam eh jede Hilfe zu spät.

    Diese Übermacht von Leuten (15) dann diese 2 Sauerstoffverschwender wo drauf losprügelten.....glaubt ihr wirklich, sie haben nicht geholfen weil der Herr Richter ihnen dann ans Bein pinkelt?
    15 Zeugen sollen nicht bezeugen können das es hier GLASKLAR um Notwehr ging?

    EDIT:
    Hier mal die Schilderung der Tat...
    http://www.focus.de/panorama/vermi…aid_437322.html

    Einmal editiert, zuletzt von worlddownfall (12. Oktober 2009 um 15:24)

  • Guten Abend!

    Ich will jetzt keinen Grabenkrieg zu diesem Thema führen, der letztendlich sowieso nichts bringt.

    Deshalb nur soviel:

    1) Im Gegensatz zu den Äußerungen von Paul Kersey waren meine Äußerungen durchaus nicht unbedacht. Ich stehe dazu.

    2) Der Link zu dem Bronson-Video samt der Zeile "this is just one way, to get rid of those bastards" ist für mich nach wie vor absolut inakzeptabel. Die späteren Beiträge des Users Paul Kersey stellen demgegenüber keine ausreichende und eindeutige Distanzierung von Selbstjustiz dar.
    So lange er nicht klar schreibt: "Ich bedauere die Mißverständnisse, die ich hervorgerufen habe. Ich lehne Selbstjustiz in jeder Art ab", so lange er nicht einmal den Link zu dem Video und den Begleitsatz löscht (was doch das Mindeste wäre!) und so lange er in seiner Signatur den eindeutigen Selbstjustiz-Slogan "Vigilante, city-style - judge, jury and executioner" führt, ist die Sache für mich NICHT erledigt.

    3) Es zeugt wohl nicht von sehr viel "Feingespür" und "Empathie", wenn einem zu den Vorfällen in Solln nur besagter Link einfällt. Der Verfasser, dessen Vokabular von Ausdrücken wie "bastards", "Pack", "Gesindel", "abknallen" nur so strotzt, scheint mir nun nicht gerade ein solches Sensibelchen zu sein, daß man aus Rücksicht auf seine zarte Seele kein klares Wort sagen dürfte...

    Beste Grüße! Perikles

    4 Mal editiert, zuletzt von Perikles (13. Oktober 2009 um 11:59)

  • http://www.youtube.com/watch?v=VmD9Hb5I1A0
    Ist dieses Video auch "inakzeptabel"?
    Ich weiß ja nicht was du siehst, aber ich sehe einen abgewehrten Angriff.
    (Ok, mit shoot-to-kill/Sicherheitsschuss wird man nirgends auf der Welt straffrei ausgehen, aber das ist erstmal nebensächlich.
    Da wird man sich selbst in Florida nicht auf irgendwas berufen können.)

    Ich glaube nicht, dass es allzu viele Menschen gibt, die wie Herr Brunner handeln.
    Und mit diesen Ereignissen und dem möglichen Tod vor Augen dürfte die Zahl sich nochmal um einen oder auch zwei Faktoren verkleinern.

    Ganz ehrlich:
    Selbst wenn ich mir sicher sein könnte, lebend aus der Sache heraus zugehen,
    ich würde es nicht tun, da ich die Gefahr eines juristischen Nachspiels als zu groß ansehe.

    Wie 5atü schon sagte:
    Überall Kameras gibt vielleicht manchen ein Gefühl von Sicherheit,
    aber echte Sicherheit sieht anders aus.
    Und wenn ich mir die "Erfolgsquote" von CCTV und co anschaue,
    kann mir niemand erzählen, das wäre sinnvoll.
    10.000 Abgebaute Polizeistellen? Polizisten die man höchstens auf Demos oder in wirklich großen Fußgängerzonen zu Fuß sieht?
    Auch dass hat mit echter Sicherheit rein gar nichts zu tun.
    (Oh Moment, bei Fussballevents sieht man vielleicht mal nen Beamten.)

    Wer also sollte für deine, oder meine Sicherheit sorgen?
    Wer bleibt den noch, außer einem selbst?
    Und wie gesagt, dann trägt man die juristischen und körperlichen Folgen.

    Ein weiterer Punkt den 5atü angesprochen hat:
    Welche Mittel der Verteidigung stehen dem normalen Bürger offen?
    Ich sehe das Einhandmesserverbot und die Querelen um die "richtige" Pfefferspraybeschriftung als ein deutliches Zeichen.
    Genauso wie in England, wo das führen JEDEN Gegenstandes mit Ziel der Verteidigung eine Straftat mit bis zu 2 Jahren Strafe ist.
    (Und wer hätte es geahnt: die Gewalt,auch und gerade mit Waffen, greift ständig um sich.)

    @worlddownfall:überleg mal ganz scharf, warum die beiden Typen nicht in der Bahn zugeschlagen haben...

    P.S.:Ein kleiner Satz zum Nachdenken, nachdem Herr Schäuble einen Vortrag "Was ist Freiheit ohne Sicherheit" hält:
    Der Preis der Freiheit, ist ewige Wachsamkeit. Thomas Jefferson

    (Die Hardcore oder einfach nur ausgesprochene Variante:
    ist die Bereitschaft, plötzlich zu Kämpfen,
    überall, jederzeit, mit bedingungsloser Rücksichtslosigkeit.)

    Einmal editiert, zuletzt von Mr.Draco (13. Oktober 2009 um 15:03)

  • Zitat

    Original von spacefroschAn solche Stelle sollten wir als Waffenfürsprecher, bei bekannt werden solcher Vorfälle, vielleicht eine öffentliche Kampagne anstoßen, die eine Lockerung des WaffG und einen vereinfachten Zugang zu Waffen unter gleichzeitiger genauer Kontrolle der persönlichen Eignung für eine solche vorsieht.

    Nö. Wir brauchen keinen leichteren Zugang, der i.ü. nicht nur absolut unwahrscheinlich ist sondern auch kontraproduktiv wäre. Erforderlich ist nur, daß diejenigen, die bereits jetzt Waffen legal besitzen - Sportschützen, Jäger - diese -- ggfs. auchbeschräkt auf/für Notwehr/-hilfe ausreichende Kaliber und Mun. (z.B. eine flache 7,65er, es gibt/gab früher auch kleineres, die die höheren Beamten des "Polizeidienstes" trugen) führen dürfen. Es ist m.E. nicht zuviel verlangt, daß derjenige, der zur eigenen Verteidigung eines Schußwaffe führen möchte, auch Mitglied eines Schützensvereinsoder Jäger ist. Und gefährlich für die Allgemeinheit sind diese Leute auch nicht - wollten sie mit ihren Schußwaffen Unheim anrichten, dann könnten sie dies schon jetzt. Hier dürfte es die geringsten Widerstände geben, denn eine signifikante Erhährung der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit wird dadurch definitiv nicht eintreten - auf Sicht gesehen nur das Gegenteil. Was aber nicht heißt, daß sich die versammelten Gutmenschen nicht vor Argumenten verschließen und nur hysterisch reagieren werden/würden ...

    mfg, Dr.K.

  • Zitat

    Original von Mr.Draco
    http://www.youtube.com/watch?v=VmD9Hb5I1A0
    Ist dieses Video auch "inakzeptabel"?

    Ich sehe da ehrlich gesagt keinen großen Unterschied zu Charles Bronson.

    Zitat

    Zwei Typen stänkern und pöblen in einem U-Bahnwagen. Als nur noch eine Person im Zugabteil sitzt, gehen sie drauf los und werden erschossen...

    Aber selbst wenn man in (D) eine scharfe Waffe führen dürfte, würde solch eine Reaktion vor Gericht sicherlich als "überzogen" dargestellt werden.

    Die wollten die Frau ja "nur" vergewaltigen und bedroht wurde sie ja nur vom ersten Täter (mit einem Messer), also war es Notwehrüberschreitung, den anderen auch zu erschießen.

    Und Charles Bronson/ Paul Kersey wurde in seiner Szene ebenfall nur von einem bedroht/ überfallen. Da stand auch nicht unbedingt Leben und Tod auf dem Spiel. Da hätte doch das Drohen mit der Waffe reichen müssen.


    In beiden Fällen würden die "Opfer" wohl hierzulande wegen Notwehrüberschreitung in den Knast wandern.
    :new16:

    Fördermitglied des VDB.

  • Zitat

    Original von 5-atü

    Und Charles Bronson/ Paul Kersey wurde in seiner Szene ebenfall nur von einem bedroht/ überfallen. Da stand auch nicht unbedingt Leben und Tod auf dem Spiel. Da hätte doch das Drohen mit der Waffe reichen müssen.
    In beiden Fällen würden die "Opfer" wohl hierzulande wegen Notwehrüberschreitung in den Knast wandern.
    :new16:

    Sehe auch keinen Unterschied....wirkt sogar "geklaut".

    Du hast es erwähnt.....der Punkt ist das töten.
    Paul Kerseys Wut ist absolut zu verstehen....jeder von uns hätte gleiche Wut.
    Dann zog er los und suchte BEWUSST die Gefahr...latschte Nachts durch Parks...ging auf Gangster zu......um sie dann zu erschiessen.

    Denke Verteidigung mit echten Waffen ist halt sehr heikel.
    Ins Bein schiessen bringt Gegner auch außer Tritt.