Wir hatten hier im Forum bereits einmal eine wirklich tolle Diskussion über den CO2-Verbrauch im Bezug auf Lauflänge .
Natürlich muss man neben all der Theorie auch sehen was in der Praxis dann Fakt ist. Und das war für mich der Punkt wo ich aktiv zu werden begann.
Ein Freund von mir hatte ein total kaputtes FWB300 Gewehr, welches zu schrotten war. Also hatte ich als erstes gleich einmal einen Lauf mit dem ich experimentieren konnte.
Als Basis für das Experiment ob eine Leistungs- und Präzisionssteigerung tatsächlich durch einen längeren Lauf erzielt werden könnte bot sich angesichts der großen Popularität, der weiten Verbreitung und vor allem die werksmäßige Ausführung zum schnellen Laufwechsel die CP88 an. Also kaufte ich mir eine CP88 in 4" und gleich fünf Wechselläufe ebenfalls in 4", die ich günstig aus einer Geschäftsauflösung bekam. Somit war fast alles an Grundausrüstung da.
Bei der CP88 muss man übrigens wissen dass der Lauf selbst im Wechsellauf nur in zwei Halbschalen eingeklemmt ist. Diese werden bei älteren Modellen zusammengeschraubt, die neuen CP88 haben alle eine genietete Verbindung zwischen den Wechselschalen.
Da der Lauf in meiner CP88 noch einer der alten, geschraubten war, musste ich auch noch gar keine Nieten lösen und Gewinde schneiden. Zudem konnte man so sehr schnell sehen wie die Befestigung des Laufes im Wechsellauf erfolgte. Es musste also nur noch der FWB300 Lauf passend hierfür gemacht werden.
Wer eine FWB300 hat, der weiß wie lang der Lauf ist. Und der weiß auch dass es einen Laufmantel hat. Nachdem mir aber die volle Lauflänge der FWB300 in einer CP88 aber deutlich zu lang, und ich vor allem auch Angst um die Stabilität und auch Gewichtsverteilung der Waffe hatte, entschied ich mich den FWB300 Lauf in der Mitte nochmals in zwei Teile zu trennen von jeweils knapp 220 Milimeter (etwa 8,6" Lauflänge).
Einer dieser beiden Teile wurde passend abgedreht. Hierbei zeigte sich dass der Laufmantel extrem hart, der Lauf selbst aber unheimlich weich war, was an die Person die mir diese Arbeit erledigte hohe Anforderungen stellte. Zudem war dieser auch darauf erpicht dass der Lauf an beiden Enden auch wieder zentrisch ist, und bei der stellenweisen dünnen Wandung ein alles andere als leichtes Unterfangen. Deshalb gilt auch bei der Handhabung besondere Vorsicht, wenn man sie fallen lässt kann es sein dass der Lauf verbogen oder gar abgebrochen wird. Die Mündung wurde zusätzlich noch angesenkt, um ein konstantes Schussbild garantieren zu können:
Die Montage stellte sich aber dann als sehr einfach heraus, da die Passung hervorragend war. Wichtig in diesem Zusammenhang war auch dass man den vorderen Teil des Laufes nicht dicker machen kann, da er bei der Montage von hinten durch den Schlitten der CP88 geschoben wird; zudem hatte ich die Angst dass bei einer ungleichen Wandung das mehr an Gewicht vorne den Lauf beschädigen könnte.
Hier das Bild wie der lange Lauf in der Schale montiert ist. Zum Größenvergleich liegt links oben der normale 4" Wechsellauf, rechts oben der ursprüngliche 4" Lauf der verbaut war und darunter die Halbschale die vom langen Wechselsystem jetzt abgenommen wurde. Man kann sehr schön die Stelle mit der dünnen Wandung erkennen:
Ich hatte natürlich keine CO2-Kapseln und keine 4,5mm Diabolos mehr zu hause und kam auch längere Zeit nicht zu welchen, weshalb die an sich fertige Ausrüstung nun im Schrank herumlag. Doch dann ergab sich kurzfristig ein Büchsenmacherbesuch, wo Umarex-12g Kapseln und Geco Flachkopfdiabolos mit in die Tasche wanderten.
Heute bei schönem Wetter war es dann so weit, ich wollte ein erstes Experiment wagen. Bereits der erste Schuss zeigte dass die Befürchtung es könnte zu einem Laufstecker kommen nicht berechtigt war. Es kann natürlich sein dass wenn die Kapsel fast leer ist soetwas passiert und erfordert deshalb höhere Aufmerksamkeit durch den Schützen, aber ansonsten sehr unproblematisch.
Das Schussbild war sehr gut, bei Beschuss von diversen Kartonschachteln etc. zeigte sich dass auch die lange CP88 der kurzen in Sachen Präzision in nichts nachsteht. Einzig das schmale Korn ließ mich desöfteren verzweifeln.
Dieses Schussbild hier zeigt den aufgelegten Schuss auf Pappkarton. Es sind 8 Schüsse aus einer Distanz von knapp über 8 Meter bei leichtem Seitenwind im Freien geschossen:
Durchaus respektabel, wenn man bedenkt dass der Drall des FWB300 Laufes nicht umbedingt für derart kurze Lauflängen ausgelegt ist, genausowenig wie die CP88.
Nachdem sich nun herausgestellt hatte dass die Funktion und die Präzision da waren, musste nun auch die Frage geklärt werden wie es sich denn jetzt mit der Energie verhält.
In Ermangelung eines V0-Messgerätes musste ich mich der etwas rustikaleren Methode des Seifenbeschusses widmen. Also ab ins Bad, ein Stück Palmolive Natur geholt und einen Schuss mit einem 4"-Lauf und einen mit dem FWB300-Lauf gemacht.
Die Seife musste - um die Eindringtiefe messen zu können - zerschnitten werden. Leider wurde dadurch der Schusskanal etwas beschädigt, aber die Position der Geschosse veränderte sich nicht. Hier der 4" Einschuss:
Und noch der FWB300-Lauf Einschuss:
Im Vergleich zeigte sich dass die These längerer Lauf - höhere V0/Energieausbeute kein Ammenmärchen ist. Alleine optisch kann man beim Anblick beider Seifenstücke schon erkennen dass der längere Lauf zu einer größeren Eindringtiefe geführt hat:
In Zahlen gesprochen - der 4" Lauf als Beschleuniger führte zu 14mm Eindringtiefe, der FWB300-Lauf hingegen zu 19mm (Seifenrand vom Einschuss bis zur Geschossspitze). Prozentuell betrachtet immerhin eine Steigerung um 35%. Wäre die V0 um denselben Prozentsatz gestiegen (was sie sicherlich nicht ist, aber um den Gedanken gemacht zu haben), läge diese jetzt bei 162m/s (4" 120m/s lt. Werksangabe).
Erwähnenswert übrigens auch die Tatsache dass die CP88 mit dem längeren Lauf ausgesprochen leiser war. Es war nur ein leises Pfeifen, während die 4" Variante eher deutlich hörbar war.
Schön wäre es ein V0 Messgerät zur Verfügung zu haben, dann werde ich dessen Ergebnisse nochmal nachliefern. Angesichts der ersten Ergebnisse stellen sich auch weitere Fragen - führt eine erneute Verlängerung des Laufes nochmal zu einer höheren Energie? Was ist die optimale Lauflänge, ab wann bremst der Lauf den Diabolo wieder?
Um das ganze auch noch abzurunden ein Hinweis von der rechtlichen Seite - alle Arbeiten wurden in Österreich durchgeführt wo man sich Waffen auch selbst bauen darf. In Deutschland ist der Bau dieses Wechsellaufes verboten, derartige Arbeiten müssen von einem Büchsenmacher durchgeführt werden. Allerdings trägt der Lauf selbst kein F-Zeichen, dh. sofern er nicht zu einer Mündungsenergie über 7,5J führt ist der Besitz, Einbau und Verwendung in Deutschland legal (man kann nicht für etwas belangt werden was im Ausland durchgeführt wurde). Zumindest ist dies meine Auffassung.
Ich habe mir übrigens noch einen HW30 Lauf besorgt der ebenfalls darauf wartet in der CP88 seinen Dienst zu verrichten. Dieses Stück wird aber definitiv nochmal länger ausfallen, der zweite FWB300 Laufteil wird wohl auch angepasst werden. Darüber hinaus - aus ästhetischen Gründen - trage ich den Gedanken eventuell die Mündung mit einem Außengewinde zu versehen und anschließend eine Röhre als eine Art Fake-Schalldämpfer darüber zu schrauben.
Ein längerer Lauf erhöht also die V0 bei CO2-Waffen - quod erat demonstrandum.
Gruß Georg
*edit* noch ein Gesamtbild eingefügt ..