Neue Rechtschreibung bei VISIER?

Es gibt 66 Antworten in diesem Thema, welches 6.208 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Mai 2008 um 11:17) ist von marathon.

  • Die neue Rechtschreibung macht in einigen Teilen durchaus Sinn - und ich finde, dass auch Printmedien mit der Zeit gehen sollten.

    Mann kann sich nicht ewig gegen das Neue verwehren.

    "Why carry a gun? Cause a whole cop would be too heavy."

  • Zitat

    Original von Mr. Colt
    ...ich finde, dass auch Printmedien mit der Zeit gehen sollten. Man kann sich nicht ewig gegen das Neue verwehren.


    Ich finde es viel schlimmer, wenn die Schüler immer wieder durch falsche Beispiele (auch in Printmedien) verunsichert werden.

    Wie soll sich Sicherheit in der Rechtschreibung einstellen, wenn unterschiedliche Schreibweisen genutzt werden (Zeitschrift A schreibt "Fluss", Zeitschrift B schreibt "Fluß" - was ist nun richtig und welche Schreibweise benutzt der Schüler in seinem nächsten Diktat?).

    Da haben Printmedien auch eine gewisse Verantwortung für die Bildung der Jugend, und zwar nicht nur für den fachlichen Anteil.

    Gruß... Uli

    :F: Die einfachste Sicherheitsregel: Das dünne Ende ist gefährlich :F:
    S&W 586 in 6", Walther CP88, CP99, Lever Action long, Umarex Desert Eagle, Beretta 92FS, Px4 Storm; in der "Firma" HK G36 und P8
    FWR-Mitglied Nr. 30524

  • Dass die Rechtschreibreform sowas von unsinnig und mehr gewollt als gekonnt war und ist, ist wohl unbestritten.

    Trotzdem wurde sie verabscheidet und hunderttausende von Schülern haben sich nun mehr dran zu halten. Da sollten die Printmedien mit gutem Beispiel voran gehen und sich nicht erwehren, als würden sie "Goethes Original-Mauskripte" zerstören, wenn sie von nun an FLUSS mit zwei 'S' scheiben müssen und nicht mehr mit dem 'scharfen S' (gemeinhin: "EssZet" - wie die Schokotäfelchen).
    Das gute alte "ß" geht uns ja nicht ganz verloren, auch die Umlaute bleiben erhalten.

    Also: was soll das Geziere "wie die Jungfrau vor der ersten Nacht"?

    Geht mit der Zeit und schreibt endlich in neuer Form!


    mfg, Bolle


    P.S.: Die private Post könnt Ihr ja weiterhin nach alter Rechtschreibung, in Sütterlin und mit Federkiel verfassen.
    ;)

  • Zitat

    Original von Baller-Bolle
    und sich nicht erwehren, als würden sie "Goethes Original-Mauskripte" zerstören

    Genau DAS versucht die Reform IMHO aber.

    Und wenn in der Schule demnächst nur noch mit 16 Grundfarben und Tusche von Rechts nach Links gemalt werden darf, wollt ihr Künstlern dann auch vorschreiben es dieser Schulweisheit gleich zu tun?

    Wollt ihr dann auch sagen, tut doch nicht so als würden wir alle Picassos übermalen lassen, wir fordern ja nur das neue Kunstwerke einer vorgegebenen Norm entsprechen. O.K. wenn man einen Picasso neu in einem Buch abdruckt hat man ihn natürlich vorher mit Wasserfarben Regelkonform abzumalen...

    Nein, für mich ist die Rechtschreibreform, verbunden mit einer Staatlich vorgegebenen einzig Glückbringenden Rechtschreibung UND Sprache schon verdammt dicht an der Verfolgung entarteter Kunst dran. Das hatten wir schon mal, das brauchen wir weiß Gott nicht wieder.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

    Einmal editiert, zuletzt von Erklärbär (18. April 2008 um 21:14)

  • Zitat

    Original von Erklärbär
    ....Genau DAS versucht die Reform IMHO aber....

    Da wir gerade bei Rechtschreibung sind: Was bedeutet eigentlich das "IMHO", daß hier manche in jedem zweiten Satz schreiben ???

  • Zitat

    Original von 5-atü
    Gucksdu Lexikon:

    https://www.co2air.de/wbb2/lexi-1132-IMHO.html


    Das halt ich nicht aus :crazy2: Ich dachte des wäre so eine Eigenart aus dem Norddeutschen... irgendwas aus dem Dialekt *lol*
    Irgendwie hatte ich auch die ganze Zeit das Gefühl das Wort zu verstehen, konnte es aber nicht in Worte fassen.

    Thx für die Aufklärung

    Jugend ist beständige Trunkenheit - sie ist das Fieber der Vernunft

    Francois de la Rochefoucauld ( französischer Moralist des 17. Jhdt )

  • Zitat

    Original von Erklärbär
    Nein, für mich ist die Rechtschreibreform, verbunden mit einer staatlich vorgegebenen einzig glückbringenden Rechtschreibung UND Sprache schon verdammt dicht an der Verfolgung entarteter Kunst dran...


    Das ist weit über das Ziel hinausgeschossen.

    Regelungen, wie ein Wort geschrieben werden soll, gibt es schon (fast) so lange wie die Alphabetschrift. Die alten Römer kannten schon den Begriff "orthographía", den wir heute noch als Orthografie - oder seit knapp 400 Jahren in eingedeutschter Form als Rechtschreibung - kennen.

    Die Schreibweise des geschriebenen Wortes unterlag also schon immer Regelungen, auch um verständlich zu bleiben. Wenn jeder so schreibt, wie es ihm passt, wird Schrift unleserlich und unverständlich.

    Es geht hier nicht darum, die Werke alter Dichter und Denker zu zerstören. Aber was ist schlimm daran, wenn Goethes "Faust" an den rot gekennzeichneten Stellen an die neue Rechtschreibung abgepasst wird?


    ... und glaubst du wirklich, dass der zitierte Text noch die Schreibweise von Goethes Urfassung wiedergibt?

    Gruß... Uli

    :F: Die einfachste Sicherheitsregel: Das dünne Ende ist gefährlich :F:
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  • Zitat

    Original von marathon
    Die Schreibweise des geschriebenen Wortes unterlag also schon immer Regelungen, auch um verständlich zu bleiben. Wenn jeder so schreibt, wie es ihm passt, wird Schrift unleserlich und unverständlich.

    Das stimmt so nicht. Noch vor wenigen Jahren gab es keine Verbindliche Rechtschreibung in Deutschland. Diverse Regional übliche Schreibweisen z.B. von Berufen die Heute noch in Eigennamen überlebt haben sind beispielhafte Zeugen. Man stelle sich nur vor alle Schreiber hätten damals einen Duden gehabt und "Schmied" geschrieben. So gibt es aber Smitt, Schmitt, Schmidt, Schmit, Schmid, Schmied, Smidt und Smit alles GELICHZEITIG gültige und sogar Behördlich genutzte Schreibweisen für Schmied, und ich finde davon keine übertrieben unleserlich.

    Zitat

    Original von marathon
    Aber was ist schlimm daran, wenn Goethes "Faust" an den rot gekennzeichneten Stellen an die neue Rechtschreibung abgepasst wird?

    Was sollte schlimm daran ein wenig an dem Gemälde eines alten Meisters herum zu pinseln? Es sieht ja vielleicht eh nicht mehr so aus wie damals als er es Gemalt hat?

    Steter Tropfen höhlt nun mal den Stein, und wenn jeder Kultusminister in seiner Geltungssucht die Rechtschreibung die ihm grade paßt zum Gesetz macht, wird sie sicher nicht leserlicher, sondern irgendwann zu einem Machwerk wie das Waffengesetz verkommen.

    Natürlich kommt man Durcheinander wenn die Regeln die das Volk gemacht hat, nicht mehr stimmen.

    Am Ende eines Wortes oder wenn ein t folgt wird ein SS immer zum ß.

    DAS ist eine Rechtschreibregel des Volkes!

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

  • Zitat

    Original von Erklärbär
    Noch vor wenigen Jahren gab es keine verbindliche Rechtschreibung in Deutschland. Diverse regional übliche Schreibweisen z.B. von Berufen, die heute noch in Eigennamen überlebt haben, sind beispielhafte Zeugen.


    Definiere "wenige". Als ich eingeschult wurde - und das ist nun schon über 40 Jahre her - gab es sehr wohl eine verbindliche Rechtschreibung. Jedesmal wenn ich die missachtete, war am Heftrand ein roter Strich mit einem O (wie Ortografie - damals noch Ortographie geschrieben). Je mehr rote Striche ich gesammelt hatte, je schlechter war die Note. Und auf die Einhaltung der Rechtschreibregeln wurde - im Gegensatz zu heute - schon von Anfang an geachtet.

    Und Eigennahmen werden auch aufgrund der Rechtschreibreform nicht anders geschrieben.

    Zitat

    Original von Erklärbär
    Was sollte schlimm daran sein, ein wenig an dem Gemälde eines alten Meisters herum zu pinseln? Es sieht ja vielleicht eh nicht mehr so aus wie damals, als er es gemalt hat?


    Das Übermalen eines Bildes ist deutlich schlimmer als das Anpassen einer Schreibweise an neue Regeln. Es wird nicht das Wort, sondern die Schreibweise des Wortes geändert.

    Manchmal hätte ich aber auch nichts dagegen, ein Wort zu ändern. Hast du schon einmal William Shakespeare im Original gelesen? Da findest du nur Sätze wie "Thrice the brinded cat hath mewed" (dreimal hat die gescheckte Katze miaut), die heute nur noch wenige so aus dem Ärmel übersetzen können (selbst mit Wörterbuch). Es wäre leichter, wenn brinded durch tabby ersetzt würde. Das findet man wenigstens noch im Wörterbuch. Und die Schreibweise von hath = has ist auch sehr gewöhnungsbedürftig.

    Auch deutsche Wörter sind aus der Mode gekommen. "Buhle" für "Liebhaber" oder "Oheim" für "Onkel - jedoch ausschließlich Bruder der Mutter" verwendet kaum noch jemand.

    Gruß... Uli

    :F: Die einfachste Sicherheitsregel: Das dünne Ende ist gefährlich :F:
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    FWR-Mitglied Nr. 30524

  • Und warum schreiben dann hier die Fürsprecher der deutschen Rechtschreibung in Fast jedem zweiten Satz "IMHO" und nicht "meiner Meinung nach".... ?

  • Hi,

    mir es es eigentlich egal, aber es soll wieder richtig gelehrt werden. Wenn ich sehe, wie oft heute etwas falsch geschrieben wird, stellen sich mir die Nackenhaare hoch.

    Willenlos werden Wörter auseinandergeschrieben, z.B. "Braten Soße". Ich frage mich: Wo lernt man das?

    Den Deppenapostrophen gibt es immer öfters, obwohl er nach neuer Rechtschreibung fast völlig wegfallen kann. Man darf jetzt z.B. "wie gehts Dir" schreiben, aber niemals CD's, LG's, in's, Oma's, usw.

    Wie oft wird eigentlich "war" und "wahr", "seit" und "seid", "das" und "dass", "tot" und Tod" verwechselt? Ich kann es nicht mehr sehen. Das sind doch alles Wörter mit teilweise absolut unterschiedlicher Bedeutung. Warum also die Verwechslung?

    Auch stirbt das "Z" aus: Accus, Citronen, activieren.

    Weiterhin ist es in, mitten in einem normalen Satz ein englisches Wort zu bringen, obwohl es ein deutsches dafür gibt: "Jetzt mit 3 Jahren Garantie inclusive", "Wir bieten Ihnen einen maßgeschneiderten Credit an" oder "Unser kid kommt jetzt zur Schule". Teilweise geht dabei sogar das Wissen verloren, dass es deutsche Wörter dafür gibt. Bei einer kleinen Umfrage wusste z.B. niemand das deutsche Wort für "model"! Es ist natürlich "Modell", erkennbar z.B. bei "Fotomodell".

    Ich sehe auch immer wieder willenloses Großschreiben, z.B. "Gestern habe ich mein Handy Verloren" oder "Wir haben Sonntags geöffnet".

    Kennt eigentlich noch jemand die Verkettungsregel? Ich heiße "Jürgen Heise" aber meine Straße (falls es eine gäbe): "Jürgen-Heise-Straße". Ein anderes Beispiel für die richtige Anwendung der Regel: "WM-Spiele-Tickets" oder sogar "WM-Spieletickets".

    Und gibt es noch einen Genitiv? Es hat sich doch schon eingebürgert zu sagen. "Im Sommer diesen Jahres", "die Anschläge des 11 September", die Einwohner des Irak", "beim Kauf eines Ford", "wegen dem schlechten Wetter", "trotz Schneefall war es warm" usw.

    Oder wer weiß, wann bei Abkürzungen ein Punkt zu setzen ist und wann nicht? Die Regel ist ganz einfach: Wenn die Abkürzung als Abkürzung gesprochen wird, dann gibt es keinen Punkt. Also "AG", "GmbH", "PKW" aber "etc.", "z.B.". Und wie schreibt man jetzt wohl die Abkürzung für "postskriptum"? Antwort "PS". Wer's nicht glaubt kann gerne im Duden nachschlagen.

    Ich finde es nur peinlich, wenn diese Fehler von großen Firmen und/oder Werbeagenturen gemacht werden, die dafür eigentlich ausgebildete Fachleute haben müssten. Denn wenn man etwas immer wieder verkehrt liest, schreibt man es auch irgendwann verkehrt.

    Noch ein paar Beispiele aus der Vergangenheit:

    MediaMarkt: "Lexica's" = 3 Schreibfehler in einem Wort
    Praktiker: "Geht nicht, gibt's nicht". Das Komma macht eine Aufzählung daraus, was dann soviel bedeutet wie Praktiker geht nicht und Praktiker gibt's nicht. Wer soll denn da noch einkaufen? Praktiker wurde damals mehrmals von verschiedenen Leuten darauf hingewiesen, hat aber nicht reagiert.
    Eine Wirtschaft: "Frisches Bier vom Fa's's"
    Ein Kiosk: "Heute Früstück's Büffee"

    D☻del
    Meine Spieleseite mit vielen selbst ausgedachten Spielen: YogiSpiele
    Mein kostenloser Besucherzähler: YogiZähler

  • Während wir uns über die alte oder neue Rechtschreibung unterhalten, hier nur mal kurz ein paar aktuelle Beispiele eines einzigen Threads aus der Rubrik Gas-/Schreckschußwaffen, der gerade mal zwei Seiten stark ist....

    "mit dem polieren / funkzoniert / brühnierten / einer p 22 die in einen "vernickelten" Glanz erstahlen soll / brünirung / gut so wie es auf den Bild von magsd aussieht / Anstadt stahlwolle / auf das metalldrauf das er vor oxidazon / metode / achsooo des is ein demel / wir haben son spay um die Schnittstellen an den kabel trassen zu versigeln / hehe jaja ich hab gedacht das es einer villeicht ausprobiert hat / 600derter schleifpapier / mein spetzel / so jetzad / Hitzebestendiegenklarlack"

    ...und das fast alles ohne Punkt und Komma geschrieben, echt schlimm !

    :(

    6 Mal editiert, zuletzt von Derringer (19. April 2008 um 23:01)

  • Zitat

    Original von marathon
    Definiere "wenige". Als ich eingeschult wurde - und das ist nun schon über 40 Jahre her - gab es sehr wohl eine verbindliche Rechtschreibung.

    Also vor 40 Jahren gab es definitiv noch keine Rechtsverbindliche Rechtschreibung. Die wurde meines Wissens 1973 eingeführt. Bis da hin galt, was Dir dein Lehrer beigebracht hat, und das war nur in wenigen Bundesländern landesintern und dann meist mit Verweis auf den Duden Geregelt. Wobei der Duden im Gegensatz zu den Kultusminister deutlich mehr auf die Umsetzung der real gelebten Rechtschreibung des Volkes achtete, da er keine gesetzliche Grundlage hatte Vorschriften selber nach Gutdünken zu erschaffen.

    Wenn das Volk das "daß" mit SS hätte schreiben wollen hatten, auch vor 40 Jahren noch, einfach immer mehr angefangen es mit SS zu schreiben. Das währe dann bei der nächste Ausgabe des Duden als zweite gültige Form aufgenommen worden und wenn es sich zu 99% durchgesetzt hätte währe die Form mit ß irgendwann mit "Veraltet" gekennzeichnet und etwa 20 Jahre später ganz entnommen wurden.

    Wozu also außer zur selbstverherlichung von Kultusministern und Sprachwissenschaftler braucht es da eine Reform?

    Zitat

    Original von marathon
    Manchmal hätte ich aber auch nichts dagegen, ein Wort zu ändern. Hast du schon einmal William Shakespeare im Original gelesen?

    Aus einem seiner Teaterstücke, wenn ich nicht Täusche. Die leben zu allererste von Interpretation, und gegen Änderungen die durch Volkshand wachse habe ich ja nichts. Das ist eher wie das langsame Zustauben des Bildes oder ein langsames altern der Pigmente. Es gab bei Shakespeare meines Wissens aber keine Minister die gesetzlich festgelegt haben wie der Satz jetzt zu lauten hat, oder? So etwas wurde aber eher von den Schauspielern auf der Bühne als Gesetzlich entschieden.

    Aber weiten wir dein Beispiel doch auf... Die Gedichte eines Walther von der Vogelweide könnte man sicher ins Hochdeutsche übersetzen und in eine neue Rechtschreibung zwängen. Nur, wie viel Walther von der Vogelweide steckt dann noch in dem Gedicht?

    Zitat

    Original von marathon
    Auch deutsche Wörter sind aus der Mode gekommen. "Buhle" für "Liebhaber" oder "Oheim" für "Onkel - jedoch ausschließlich Bruder der Mutter" verwendet kaum noch jemand.

    Richtig, aus der Mode gekommen, nicht Gesetzlich verboten oder auch nur vorgeschrieben. Wir hatten eine lebende Sprache die sich Änderungen durch das Volk quasi Basisdemokratisch unterworfen hat. Jetzt haben wir eine tote Sprache die vom Volk selber nicht mehr verändert werden darf. DAS ist der Unterschied.

    Auch in der Malerei gab es Epochen, aber bloß weil eine Zeit lang etwas in Mode war, wurde ja nicht gleich ein Gesetz geschaffen das niemand mehr anders Malen darf.

    Zitat

    Original von Derringer
    Und warum schreiben dann hier die Fürsprecher der deutschen Rechtschreibung in Fast jedem zweiten Satz "IMHO" und nicht "meiner Meinung nach".... ?

    Weil "IMHO" IMHO eine vom Volk gemachte Änderung ist. Ich und viele andere SPRECHEN es inzwischen auch mit. Wenn wir noch eine lebende Sprache hätten würde "IMHO" sicher bald im Duden auftauchen, und auch die Verwendung des Apostrophs würde sicher schon als Regel anstehen. Gut so, denn dann sind die, die immer von "Deppenapostroph" reden schnell selber die Deppen.

    Nun, Heute entscheiden ein paar wenige die das Apostroph nicht mögen das es fast überall weg kann, während Millionen die die Sprache Tagtäglich benutzen sich immer neue Stellen einfallen lassen wo man es einfügen könnte. Diese Kluft wird immer größer werden solange die Sprache im Elfenbeinturm und nicht auf der Straße gemacht wird.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

    Einmal editiert, zuletzt von Erklärbär (19. April 2008 um 14:50)

  • Zitat

    Original von Erklärbär
    Also vor 40 Jahren gab es definitiv noch keine Rechtsverbindliche Rechtschreibung. Die wurde meines Wissens 1973 eingeführt.

    Oha, muss der Chefredakteur von Visier jetzt ins Gefängnis wegen illegaler Nutzung der alten Rechtschreibung? :wow:

    Die neue Rechtschreibung ist in der Praxis gerade mal so rechtsverbindlich wie die alte Duden-Rechtschreibung auch -- an Schulen und in Behörden muss man sich dran halten -- wie vorher auch schon. Nirgendwo sonst. Niemand braucht sich an Göthe zu vergreifen.

    Am meisten regen sich merkwürdigerweise solche Leute auf, die es sowieso für unter ihrer Würde halten, sich an irgendeine Rechtschreibung so richtig zu halten -- zum Beispiel der Erklärbär. Wo ist das Problem? Schreibt doch einfach so weiter wie Ihr jetzt schreibt, jeder wird euch verstehen, und der Schutzmann wird Euch auch weiter grüßen.

    Marcus

  • Zitat

    Original von Old_Surehand
    .... Wo ist das Problem? Schreibt doch einfach so weiter wie Ihr jetzt schreibt, jeder wird euch verstehen, und der Schutzmann wird Euch auch weiter grüßen. Marcus

    Eben, sag´ ich doch !

    Gruß Derringer

    P.S. Hitzebestendiegenklarlack :laugh:

  • Zitat

    Original von Old_Surehand
    Die neue Rechtschreibung ist in der Praxis gerade mal so rechtsverbindlich wie die alte Duden-Rechtschreibung auch

    Kannst oder willst Du den Unterschied nicht verstehen?

    Der Duden hat jedes Jahr in umfassenden Studien versucht herauszufinden wie aktuell gerade das Volk schreibt und sich dem angepasst. Heute wird die Rechtschreibung aber künstlich vorgegeben und kann sich somit nicht mehr frei anpassen.

    Die Macht geht auch hier plötzlich nicht mehr vom Volke aus. Da ist es mir auch egal ob mich der Schutzmann grüßt.

    Stell' Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Dir. Willst Du jedoch Gutmensch sein, behalt' einfach die Hälfte ein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Erklärbär (20. April 2008 um 01:17)

  • Zitat

    Original von Erklärbär
    Der Duden hat jedes Jahr in umfassenden Studien versucht herauszufinden wie aktuell gerade das Volk schreibt und sich dem angepasst. Heute wird die Rechtschreibung aber künstlich vorgegeben und kann sich somit nicht mehr frei anpassen.

    Die Macht geht auch hier plötzlich nicht mehr vom Volke aus. Da ist es mir auch egal ob mich der Schutzmann grüßt.

    Ach, das sind doch romantisierend-nostalgische Vorstellungen von der demokratischen Rechtschreibung. Der Duden hat nicht geschaut, wie "das Volk" schreibt, sondern höchstens, wie das veröffentlichte Wort aussieht -- und damals, vor den Zeiten des Internet, wurde das nun wirklich nicht vom "Volk" bestimmt, sondern von relativ wenigen Publizisten und Autoren.

    Die Herangehensweise des reinen Beobachtens und Auswählens hat doch gerade zu den bekannten Absurditäten der alten Rechtschreibung geführt -- "radfahren" und "Auto fahren", völlige Regellosigkeit bei der Eindeutschung oder Nichteindeutschung von Fremdwörtern (Fotografie und Philosophie), die sinnlose Uneinheitlichkeit bei ss/ß, eine Zeichensetzung, die 80% der Leute nicht verstanden haben. Die Diskussion um eine maßvolle Reform hat dreißig Jahre gedauert, bis sich die deutschsprachige Kleinstaatenobrigkeiten auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen konnten.

    Klar hat das Ergebnis nach so einem Prozess nicht mehr den Charme der Konsequenz und Klarheit , den man sich wünschen würde, aber ich finde trotzdem, dass es ein kleiner Schritt nach vorn ist. Der nächste ist ja erst wieder in ca. 100 Jahren zu erwarten, wenn man die bisherigen Zeiträume zugrunde legt.

    Marcus

  • (:)Zum Glück hat unsere BRD ja sonst keine weiteren Probleme,sodaß man sich von Staatswegen her um diese dringenden Angelegenheiten kümmern muß.Was wären wir ohne eine Rechtschreibreform?
    Wenn ich hier 'mal so die Texte der Youngster überfliege,dann glaub' ich,daß unser Rechtschreibsystem schon längst eine vom Volke ausgehende Reform durchlebt hat. *lol* :lol:

    Happiness is a warm gun - J.Lennon