Jagdbogenschießen

Es gibt 75 Antworten in diesem Thema, welches 8.161 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Juli 2004 um 23:08) ist von Longbow-One.

  • Hi Ruger, da haste ein bischen was gemischt, Bogentypen und Bogenklassen


    Bogentypen:

    Geradbogen: Bogen ohne Vorspannung der Wurfarme im entspannten Zustand. Meist Langbogen oder Flatbows (Langbogen ohne klassischem englischen D-Profil). Auch alle Steinzeitmodelle fallen hierunter. Moderne, glaslaminierte Langbogen haben meist vorgespannte Wurfarme oder einen ganz leichten Recurve. Werden über die Hand oder eine kleine, eingesägte Pfeilauflage geschossen (moderne immer Auflage). Ca. 10.000 Jahre alt.

    Recurve: Am Anfang war der statische Recuvre. Er besitzt steife, nicht arbeitende Bogenenden, die mehr oder weniger leicht nach vorn weisen. Sinn: Hebelkraft. Beim arbeitenden Recurve ist das Ende des Wurfarms flexiebel und unterstützt die Wurfbewegung deutlich stärker. Im entspannten Zustand weisen die WAenden deutlich nach vorn, dies kann so extrem werden, das sich überkreutzen (Reiterbogen). Recuves kannt jeder, mit denen schießt man bei Olympia. Der Bogetyp jedoch ist ca. 4000 Jahre alt. Sie bestehen ganz aus Holz - Horn, Knochen, Sehne oder modernstem Hightechzeugs. Der klassische Jagdbogen ist ein kurzer Recurve.

    Compound: Hightech-Bogen, der über Rollen einen Flaschenzugähnliche Effekt erzielt. Zieht man den Bogen aus, so ist das erste Drittel schwer zu ziehen, der Bogen wird 'geladen'. Ist man über diesen Punkt hinaus, setzt die Zugkraftreduzierung ein, die bis zu 65% erreicht und die Sehne läßt sich einfacher halten. Heißt, auch Schlaffsäcke können mit hohen Zuggewichten schießen. An Wurfgeschwindigkeit nicht zu übertreffen und extrem präzise aber kein 'richtiger' Bogen mehr. Klassischer moderner Jagdbogen, wird auch in der zivilen Ausführung bei Turnieren geschossen, meist mit vollem Anbau (Stabis, Visier, Wasserwaage). Seit den 60'er Jahren (oder 70'er?). Ich mein so 1964.

    Take-Down: Kein eigentlicher eigener Bogentyp. Bezeichnet alle zerlegbaren Bogen. Es gibt alle Bogentypen als Take-Downs, auch Langbogen und Primitive.


    Bogenklassen bei Turnieren:

    Stickbow: Keine Laminate, keine Sehnen- oder Rohhautbackings. Werden meist über den Handrücken geschossen. Auf den meisten Turnieren sind künstliche Sehnen erlaubt, manchmal muß aber auch die Sehne aus authentische Materialien bestehen. Holzpfeile pflicht. Keine Zielhilfen (das kann man sich wohl denken)

    Primitive Bow: Hierunter fallen auch die Stickbows und bilden meist eine Klasse. Alles erlaubt, alle Bogentypen, Hauptsache sie sind aus natürlichen Materialien hergestellt. Kein Glasfieber oder Carbon. Holz-, Horn-, Knochen- und Sehnenkompositbogen (zusammengesetzte Bogen) findet man in dieser Klasse auch. Holzpfeile.

    Blankbogen: Moderner Recurve ohne Schnick-Schnack, mit jeder Art der Pfeilauflage. Face- und Stringwalking erlaubt (Techniken des Visierens)

    Olympic Recurve: Alles erlaubt

    Bowhunter Longbow: Moderne Langbogen, Holzpfeile meist Pflicht.

    Bowhunter Recuve: Jagdrecurves, kleiner Jagdstabi manchmal erlaubt, Pfeile egal. Kein String- oder Facewalking, Dreifinger-unter-Griff erlaubt.

    Compound Fingerrelaese: Compound mit Stabi ohne Visier und mechanischem Abzug.

    Compound Unlimited: Das sagts wohl!

    Ich hoffe ich habe bei diesem groben Überblick nix vergessen. Manche Klassen werden leicht anders bezeichnet oder variieren in den Vorgaben etwas ( nur mediterran oder keine Alu's auf Jagdrecurves) , das hängt vom Veranstalter ab.

    lecker Bogen gibts hier

    http://www.blackwidowbows.com/

    oder hier (kann man die verschiedenen Typen gut sehen)

    http://www.stegmeyer-bogenbau.de/

    http://www.borderbows.com/


    Gruß

    Longbow

    "Ihr seid doch alle wahnsinnig" - "Nein, wir sind Enthusiasten"

    2 Mal editiert, zuletzt von Longbow-One (12. Juni 2004 um 01:13)

  • Dudi: Ja das ist richtig, Gummi oder Sehnenhalter, wenn Spannung drauf ist verziehen sich die Arme. Und überhaupt, mann stellt einen Recuve nicht hin :wogaga:

    Ich hab noch eine nette Seite zum Thema Pfeilspitzen gefunden, man sind da kranke Teile bei. Die der Firma 'Rocky Mountain' find ich ultra übel. Kein Tier dürfte ein Interesse daran haben, von so einem Biest getroffen zu werden. Die sollte man nur mit WBK erwerben dürfen.

    http://store.yahoo.com/archery-experts/broadheads.html

    "Ihr seid doch alle wahnsinnig" - "Nein, wir sind Enthusiasten"

    Einmal editiert, zuletzt von Longbow-One (12. Juni 2004 um 02:05)

  • Hallo allerseits,

    nochmal was zu der Frage nach dem Bogenschießen im Osten...

    Also bei uns im Verein schießen wir zwar meist auf FITA-Scheiben, bei Wetkämpfen werden aber meist Tierbilder bzw. 3D-Tiere verwendet. Je nach Wettkampf halt.
    Wir sind halt hauptsächlich Feld- / Jagdbogenschützen im Verein... nur ein paar wenige sind der Meinung einen Bogen zu benutzen der aussieht wie ein Sendemast fürs Radio ;D

    So ein richtig schöner Parcours wie auf den Bildern haben wir zwar nicht... aber es macht einfach Spaß.

    Das einzige was bei uns nicht geschossen wird ist Compoundbogen... wie schon mal gesagt... da kann man auch gleich ein Gewehr nehmen.

    Wenn jemand interesse hat frage ich mal nach...
    momentan haben wir nämlich das Problem das wir fast an der Obergrenze für Mitglieder angekommen sind.

    Schöne Grüße
    CP

    Tiocfaidh ár Lá

  • Zitat

    Original von CelticPagan
    momentan haben wir nämlich das Problem das wir fast an der Obergrenze für Mitglieder angekommen sind.

    Schöne Grüße
    CP


    ...ihr habt Probleme :(

  • Zitat

    Original von Pellet


    ...ihr habt Probleme :(

    Tja...
    in der kalten Jahreszeit schießen wir in einer Sporthalle...
    und wenn das 80 Leute gleichzeitig versuchen wird es einfach eng.
    Draußen kein Problem.

    schöne Grüße
    CP

    Tiocfaidh ár Lá

  • Longbow-One hat am Sa. paar Bogen nach Hürth mitgebracht, als noch Zeit war hat er mich "eingekleidet". so ein Armschutz ein Handschuh mit 3 Fingern (ich hatte schon Angst :nuts:) dann gings los.
    Erstmal andere Haltung als bei Feuerwaffen annehmen, etc, etc.
    Erste Spannübungen, also schwach bin ich nicht, aaaaber das Zittern geht schneller in den Muskeln los als ich dachte. :new16:
    Kurze Einleitung, erster Schuß (mit nem "Kinderbogen" 40LBS???) auf 15m.
    GEIL. :))
    Dann hab ich nachdem alle aus dem Weg waren quer durch die Halle (mit so nem Pfeil der vorne nen Stompfen Gummistöpsel hat) auf ca 50m geschossen,
    es war mein 2ter Schuß an dem Abend, das Teil ging ab wie Sau (ich kanns nur so sagen) und ich hatte mich nur in der Höhe vertan (3m zu hoch).
    Leute, selbst hinter so einem "Kinderbogen" sitzt ein Hammer an Energie die das Ziel trifft. Hätt ich es nicht selber gemacht, ich würd's nicht glauben. :))
    Ich werde auf alle Fälle auch Bogenschießen für die Zukunft einplanen. :new11:

    PS: Beim ersten Schuß ist mir die "Schußhand" richtig schön fest auf die Lippe geschlagen. :new16: (OT: Egal, ich mag auch blutige Steaks :nuts: )
    Will sagen ein Bogen ist kein Spielzeug.

    Longbow-One
    Möchte bitte die Fachausdrücke noch nachfügen, da ich es einfach nur aus meiner Leiensicht geschrieben hab. :ngrins:

    molon labe FWR-Mitglied #2xxxx
    4mm-Kurzwaffen mit :F:, auf WBK.
    Manchmal verliert man, manchmal gewinnen die Anderen. :nod:

  • @ ViperM

    Ähm...

    Eigentlich ist ein 40 lbs. Bogen kein Kinderbogen.

    Die meissten FITA-Schützen die ich kenne schießen mit 36 - 40 lbs. (Auf 90 m). Recurvebögen liegen soweit ich weiß bei uns bei 45 - 55 lbs. Langbögen auch so etwa in dem Rahmen, vielleicht etwas mehr.

    Mein Trainingslangbogen hat z.B. 35 lbs., der zweite Bogen den ich mir jetzt bestellt habe hat 50 lbs. Das reicht fürs "normale" schießen völlig.
    Sicher gibt es Disziplinen für die du stärkere Bögen benutzt... für Feld-/Jagdbogen- oder auch FITA-Wettkämpfe brauchst du das nicht.
    Man muss ja auch immer dran denken das man so ca. 120 -150 Pfeile pro Training schießt.
    Bei zuviel Zuggewicht leidet dann irgendwann die Haltung und du triffst garnichts mehr.
    Da ist ein leicht zu spannender Bogen besser um exakt wiederholbare Bewegungsabläufe einzustudieren.

    Die Zuggewichte von Compoundbogen oder Armbrust sind überhaupt nicht mit denen normaler Bögen zu vergleichen.

    Schöne Grüße
    CP

    Tiocfaidh ár Lá

  • Schon richtig aber beim Jagdbogenschießen sind in der Regel etwas heftigere Kaliber angesagt. 40lbs ist da nix Dolles. Viper hat das erste mal die Sehne geküßt (tapfer) und da es das erste mal war, hat er sie wohl einen Tick zu weit hinter den Mund gezogen. Ist mir auch schon ein paar mal passiert, genau wie die Nasenstüber (das macht die Nase frei). Im Eifer des Gefechts passiert das schon mal, nach einiger Übung allerdings fast nie mehr. Klar, beim FITA werden in der Regel niedrige Gewichtungen geschossen, das resultiert aus der hohen Anzahl der abzugebenden Schüsse. Ich will natürlich niemanden ans Bein pinkeln, der Mangels Trainingszeit oder aus körperlichen Gründen keine schweren Bogen schießen kann. Genauso wenig will ich Anfänger damit aufrufen, mit schweren Bögen zu beginnen, die schießen sich zum Krüppel oder können nicht richtig lernen, weil der Bogen nicht zu beherrschen ist. Ich schieße auf Turnieren selbst einen 40lbs Bogen, der allerdings bei meinem Overdraw mit 48lbs wirft. Grundsätzlich kann ich aber nur empfehlen auf 50-55lbs hin zu trainieren. Die Point-Blank Rechweite (Pfeilspitze auf dem Ziel) sollte mindestens 50m betragen, das ist beim Jagdbogenschießen echt von Vorteil, genau wie die, durch die höhere Kraft bedingte, flachere Flugbahn des Pfeils. Ich habe auch deutlich schwerere Bogen aber zwischen 50-55lbs fühl ich mich am wohlsten. Manch glückliche haben mit solchen Zuggewichten keine Probleme, ich mußte dafür allerdings erstmal 1 Jahr lang, fast jeden Tag, trainieren. So nach 2-3 Jahren gings dann ziemlich gut. Das Bogenschießen gibts nun mal nicht geschenkt, da muß man was tun. Deshalb greifen viele zur Armbrust oder zum Compound. Das dies der dunkle Weg der Macht ist, erkennen sie dann nicht ;-).

    "Ihr seid doch alle wahnsinnig" - "Nein, wir sind Enthusiasten"

  • So, letztes Wochenende haben wir es getan. Einer der größten und schönsten Jagdbogenpacours Europas (so Beschreibung) lockte uns. Nix wie hin. Nach frühem Aufstehen und längerer Fahrt kamen wir dann voller Erwartung an. Das erste was wir sahen, war eine putzige Palisadenbefestigung und wir dachten nur, jau, hier sind wir richtig. Der Empfang war sehr freundlich, obwohl wir fremd waren. Das ist unter Bogenschützen eigentlich meistens so. Allerdings nicht immer. Aber nette Meschen die einem gleich Vertrauen schenken, die werden auch nicht enttäuscht. So weit, so gut. Nachdem uns erklärt wurde wie da alles läuft und was zun tun oder zu unterlasen ist, gings los. Anfänger sei an dieser Stelle gesagt, das ohne erfahrenen Scout (kann man mieten) nix zu reißen ist. Bergfest sollte man auch sein, wer also gern im Urlaub durch die Dolomiten turnt, bringt gute Vorraussetzungen mit. Die komplette Tour dauert locker 7 Stunden und es geht die ganze Zeit bergauf und bergab. Wir haben am ersten Tag etwa 10 Ziele nicht geschafft (gefunden) und waren danach platt wie die Plätzchen. Bevor ich noch ein Nachwort einfüge, einige Impressionen des wahrscheinlich schönsten Pacours Deutschlands.

    PS: Das ist kein Spielplatz für durchgeknallte Spinner, das ist eine Bogensportanlage.