Zimmerpistole mit Diabolos geschossen - Erfahrungsbericht

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.254 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Februar 2024 um 21:48) ist von Mueder_Krieger.

  • Seit längerem wollte ich schon meine Pedersoli Zimmerpistole im Kaliber 4,3 mm mit kalibrierten Diabolos testen, heute war es endlich soweit. Mit einer 1:50er Kegelreibahle hatte ich zwei Matrizen gebastelt, auf ein Maß von ca. 4,10 mm (also etwa Feldmaß) und 4,25 mm.

    Ich habe 4-flügelige Zündhütchen verwendet die seit ewigen Zeiten rumliegen, die 6-flügeligen wären vermutlich etwas stärker.

    Vorweg: 4,25 mm ist zu groß, die Diabolos bleiben im Lauf stecken.

    Das Ergebnis bei einem Maß von 4,10 mm seht ihr unten (die zwei Scheiben), auf 6 Meter aufgelegt geschossen. Die Einschläge sind zwar nicht quer, aber reichlich ausgefranst. Offenbar dehnt sich der Kelch zumindest soweit in die Züge aus, dass kein wildes Taumeln stattfindet. Aber ein Diabolo ist eben kein Minie-Geschoss. Wie sieht das im Vergleich mit Rundkugeln aus, hat da jemand Erfahrung mit der Streuung?

    Dann hatte ich noch die Idee, die Diabolos mit dem Kelch voran in die Matrize zu schieben bis sie gerade unten bündig stehen, und dann wieder nach oben heraus zu drücken. Der Kelch besitzt also Feldmaß, der Kopf ist ca. 0,12 mm größer (bei einer Länge des Diabolos von 6 mm). Seltsamerweise bekomme ich eine wilde Höhenstreuung (das dritte Foto), ein Geschoss ist gar nicht richtig durchgeschlagen sondern von der Scheibe abgeprallt. Das kann ich mir nicht wirklich erklären, die Führung hätte besser sein müssen als bei den rein feldmaßgroßen Diabolos. Die Löcher sind auch scheinbar noch unregelmäßiger.

    P.S. Das sind normale LP-Scheiben. Der Neunerring hat also einen Durchmesser von 27,5 mm, gefühlt entspräche das auf 10 Meter dem extrapolierten Streukreis, eher etwas besser.

  • Sehr interessanter Versuch.

    Bei Druckluftwaffen ist der Kopfdurchmesser der Diabolos entscheidend für die Präzision.

    Der (sich aufblähende) Kelch dient fast nur dem Druckaufbau in der Aufnahme und im Lauf, wenn er gut gemacht ist.

    Das zweite Schussbild sieht doch sehr gut aus.

    Vielleicht kaufst du dir zum Einschmelzen Qualitätsdiabolos von zum Beispiel JSB, da stimmt dann die Legierung.

    Gruß

    Musashi

  • Das waren meine teueren RWS Meisterkugeln die ich da verheizt habe ; )

    Aber im Nachhinein gesehen - sind die 4-flügeligen Zündhütchen vielleicht einfach zu schwach? Wie groß ist der Unterschied zu den 6-flügeligen? Ich versuche mal ein paar zu bekommen.

    Ja die Kaliberangabe bei Matchdiabolos (4,51mm. etc.) bezieht sich immer auf den Kopf, der Kelch ist sowieso ca. 0,2mm größer.

  • Ich habe hier eine alte Zimmerpistole die ich mit kleinen Pistolenzündhütchen schieße.

    Meine schießt mit Rundkugeln deutlich besser. Diabolos in 4,49mm kann ich einfach so laden ohne vorher zu Kalibrieren.
    Aber bestimmt reichen die kleinen Zündhütchen nicht für Diabolos.

    Übrigens besteht der Vorteil eines dreieckigen Rades gegenüber einem viereckigen, exakt berechnet,

    im Fehlen eines Klapperns pro Umdrehung.

  • Das Teil was ich hier habe und ab und zu schieße ist uralt und wurde von Georg Leute in München hergestellt.

    Ich habe keine Ahnung von wann bis wann der Georg gearbeitet hat aber ich schätze das Stück so auf 1860/70.

    Es handelt sich wohl um eine "Platinen Pistole" bei der alle beweglichen Teile zwischen zwei Metallplatinen verbaut sind.

    Das Schaftholz sind nur zwei dünne Platten je Seite.

    Ich werde die Tage auf dem Schießstand mal versuchen ganz kleine Streukreise zu produzieren.

    Gelingen wird mir das aber nicht :)

    Kimme und Korn sind so filigran und meine Augen soooo schlecht.
    Weiß jemand auf welche Distanz so etwas früher geschossen wurde?

    Gruß Arno

    Übrigens besteht der Vorteil eines dreieckigen Rades gegenüber einem viereckigen, exakt berechnet,

    im Fehlen eines Klapperns pro Umdrehung.

  • Sehr schön! Ich nehme an, dass die diversen Salonpistolen (auch die Flobertausführungen) nur auf sehr kurze Distanz geschossen wurden. Aus einer Kurzgeschichte erinnere ich mich an einen jungen Rechtsanwalt, der in seiner Kanzlei auf Kunden wartend immer wieder mal einen Schuss abgibt; ich bilde mir ein, das wäre eine Zimmerpistole gewesen.

  • Die 6-flügeligen Zündhütchen machen schon einen Unterschied, wobei die Ränder immer noch ausgerissen sind. Sauber gestanzte Löcher wie mit der Luftpistole bekomme ich nicht.

    Auf 10 Meter braucht man eher nicht zu schießen; da ist die Visierung nicht mehr geeignet und die Höhenstreuung zu stark. Das Bild unten ist auf 6 Meter aufgelegt geschossen, und ich habe den Eindruck, dass das für eine solche Waffe etwa die Grenze des erreichbaren ist.

  • Ich habe jetzt eine neue Methode ausprobiert, gefühlt ist das Ergebnis besser. Ich habe die Diabolos in 2 stufen kalibriert: Zuerst Kopf voran auf 4,25mm, dann Kelch voran sodass der Kelch 4,10mm misst und der Kopf ca. 4,22.

    Man kann den Kelch ohne Spiel in den Lauf führen, für den Kopf muss man dann leicht klopfen.

    Auf 10 Meter hatte ich in der 5er-Gruppe einen extremen Hochschuss (vermutlich Visierfehler oder schlecht abgezogen), die restliche 4er Gruppe misst 24mm und bleibt auf der normalen Pistolenscheibe im 9er Ring. Viel besser kann man mit der Visierung auch nicht zielen, leider haben wir keine Vorrichtung zum Einspannen.

  • P.S. Wenn ich mir den Hochschuss ansehe, ist das Geschoß offenbar nicht voll durchgeschlagen sondern hat nur mit dem Kopf quer touchiert. Keine Ahnung was da passiert ist. Leider hatte ich keine Dias mehr für eine zweite Gruppe, ich hatte zuerst eine Gruppe auf 5 Meter geschossen. Nach 10 Schuss merkt man übrigens beim Laden schon den verschmauchten Lauf.