Ihr Lieben.
Lange hatte ich darauf gewartet oder mich davor gefürchtet. Eben weckte mich meine Frau (Nachtschicht): "Du hast einen dicken Brief von der Polizei bekommen."
- Aufbewahrungsnachweis von Waffen, Bedürfnisprüfung, Blockierpflicht -
Es war einmal...:
Ein kleiner Udo, der mächtig stolz war: "Mein Papa hat ein richtiges Gewehr!" Irgendwann erworben 1965 in einem Set mit einem Fernglas als freie Waffe. Selbst das Geschäft gibt es nicht mehr, abgerissen, da steht jetzt das Rathaus drauf. Immer wenn das Ding raus geholt wurde, klebte ich an seinen Fersen wie ein Sputnik. Von der ersten Sekunde an war ich fasziniert. Warum? Keine Ahnung!
Und die Waffe selber, was erlebte sie. Frisch gekauft sackte sie der Uropa ein, Veteran zweier Weltkriege. Der richtete sie irgendwie mit zwei Spiegeln ein. Wie genau? Keine Ahnung! Dieses Wissen nahm er mit ins Grab. Die Schützenseite des Korns malte er weiß. Ein toller Kniff, den ich heute noch anwende. Hilft beim Anvisieren dunkler Ziele.
"Kannst du nicht vorbei kommen? Du hast doch einen Kleinkaliber und ich Ratten..." Solche Zeiten gab es hier in Deutschland. Als das Pflicht wurde, beantragte er selbstverständlich die WBK, auf der sogar noch ein Munitionserwerbsberechtigung vermerkt war und nach einer kurzen Belehrung des SB, hing das Ding dann einfach nur noch im Schuppen und wurde nicht mehr geschossen. Die Munition gab er einem Jäger.
Erschrocken stellte er fest, dass es Rost ansetzte. Unglaublich, aber er nahm es mit zur Arbeit, wo es lackiert wurde. Eine kleine Hinterhoflackiererei? Nein! Es fuhr, gemeinsam mit Neukarossen, durch die Lackstrasse eines Automobilherstellers!!! Korrekt! In einer einfachen Segeltuchtasche ohne Schloss, vorbei am Werkschutz. Schöne alte Zeit!!!
Richtig, ein Anschütz. 2006, mit nur 65 Jahren, verstarb mein Vater an Krebs. Mutter und Schwester verzichteten auf das Erbe, ich brachte den Nachweis eines Waffenschranks und für 28 € war es dann offiziell auf mich registriert. Bemerkung in der grünen WBK: "Aus dem Nachlass des Vaters".
Eigentlich ist das Ding für mich total nutzlos, steht im Waffenschrank rum und nimmt Platz weg. Hin und wieder habe ich es genommen, geputzt und an die alten Zeiten im Garten gedacht. Beim Gedanken daran, was jetzt kommt, muss ich schon schwer schlucken, auch wenn das viele vermutlich nicht verstehen können.
Wenn ich es behalten möchte, muss die Erbblockierung her und der Nachweis davon erbracht werden. Hierfür wird mir eine Frist gesetzt bis zum 16.05.2018. Danach kann diese auch angeordnet werden. Einen Besitzstand für Erbwaffen vor der letzten Gesetzesänderung vom 26.03.2008 gibt es nicht, Zitat: "...gemäß dem Urteil des Bundesverwaltungsgericht (BVerwG, Urt. v. 16.03.2015 - 6 C 31.14).
Und jetzt?
- Blockiert hat es für mich seine Charaktereigenschaft als Gewehr verloren, was jedoch nicht ausschlaggebend für mein Handeln ist.
- Laut Schreiben liegen die Kosten zwischen 80 € und 250 €. Da gehe ich lieber mit der Familie essen.
Nächste Woche habe ich einen Termin bei der Polizei und dann geht der gute, alte KK seinen letzten Weg.
Ach ja, in diesem Zusammenhang, er ist nicht zu haben, der Termin steht!
Er soll dann später, im Rahmen der Entsorgung, eingeschmolzen werden. Übrigens, mein Vater wurde auch in einem Krematorium... Glaubt Ihr, im Himmel gibt es Ratten und er braucht seinen Kleinkaliber?
Ich dachte mir, er soll nicht so ganz still gehen, einen Thread hier im Forum hat er schon verdient. Ob ich sauer bin. Nöö! Eher traurig. Es ist gültiges Gesetzt und das die so in dieser Form erlassen werden, hat man meist anderen Vollpfosten zu verdanken. Viele hier im Forum sind mir schon persönlich begegnet und wissen, dass ich sehr gewissenhaft im Umgang mit Waffen bin. Von dem Ding ging nie eine Gefahr aus, die Erblockierungspflicht somit, speziell in meinem Fall, weit übers Ziel hinaus geschossen.
Ich hoffe Ihr hattet eine schöneren Tag wie ich...
Liebe Grüße
Udo
P.S.: Moment, jetzt bekomme ich ja wieder Platz im Waffenschrank...