Geschwindigkeitsmessung für Jedermann

Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 18.532 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Januar 2004 um 11:29) ist von Sledge Hammer.

  • N'abend zusammen!
    Ich denke es gibt hier Keinen, der nicht auch schon mal gerne die Geschossgeschwindigkeit seiner Waffen und Dias messen wollte. Ich habe jetzt eine Methode probiert, die sehr vielversprechende Ergebnisse liefert.
    Was Ihr zuerst einmal braucht, ist ein gutes Tonverarbeitungsprogramm, Wave ist hier am Besten. Ich benutze das Programm Audacity 1.2. Kann man überall kostenlos runterladen.
    So, jetzt zum eigentlichen messen: Ihr nehmt ein Laptop, einen PC oder einen Kassettenrecorder und stellt ihn rechts versetzt in die Mitte der Schusslinie. Ich habe auf 6m den Versuch gemacht, habe also den Recorder auf 3m platziert. Geschossen habe ich auf ein Edelstahlrohr, damit der Auftreffklang deutlich vom Abschuss unterschieden werden kann. Jetzt auf Aufnahme drücken, zur Ausgangsposition zurück und schiessen. Das habe ich mehrmals hintereinander wiederholt, um mehrere vergleichbare Ergebnisse zu haben. Danach habe ich den Ton in das Waveprogramm übertragen, das sieht dann so aus:

    Für die bessere Übersicht vergrößert Ihr den Klang mehrmals, indem man die +Lupe drückt, bis die Auflösung reicht:

    Dann markiert Ihr die lauteste Stelle des Abschussknalls bis zum Auftreffgeräusch und habt die Zeitspanne des Geschossfluges als Zeit fixiert. Das geht mit meinem Programm alles sehr einfach.

    In der Klammer könnt Ihr die genaue Zeit ablesen, hier 0,030436 Sekunden.
    Der Einfachkeit halber macht Ihr Euch jetzt eine Exceltabelle, mit Entfernung, Zeit usw. Ihr müsst einfach die Entfernung durch die Zeit teilen, um die Geschwindigkeit in m/s zu bekommen, so wie hier:

    Das hört sich jetzt alles ziemlich schwer an, ist aber sehr einfach und ich habe inklusive Aufbau nur 10min gebraucht. Habt Ihr mal eine Auswertung gemacht, ist das Minutensache. Wer Fragen hat, kann sich sehr gerne an mich wenden. Wie immer, viel Spaß beim ausprobieren.

  • cool, das werde ich auch irgendwann mal testen. Was für ein Mikro hast Du verwendet?

    Kleiner Tipp: Wenn Du das ganze im Freien aufbaust, hast du einen "Halbraum", einen nach oben hin schalltoten Raum. So könnte man die beiden Schallereignisse noch exakter voneinander unterscheiden.

  • Sorry, hatte ich vergessen. Es war draußen aufgebaut. Ich habe ein ganz einfaches Mikro verwendet, das man an eine Soundkarte anschließt. Ein billiges für 5Euro, oder so. Das schöne ist, es ist wirklich sehr genau reproduzierbar, wel jeder Schuss und Treffer ein gleiches Muster hinterläßt. Macht richtig Spaß. Ich werde mal andere Dias testen. mal schauen.

  • Wow! Habe gerade die DN Supermag getestet. Machen im Schnitt nur 145m/s. Hätte ich nie gedacht, das da 50m/s Unterschied sind. Das macht richtig Spaß. Am WE werde ich mal alle vorhandenen Dias durchprobieren.
    *Ups, vertan, vertan, sagte der Hahn und stieg von der Ente. 185m/s und nicht 145. Sorry.*

    Gruss Ralph
    ***16 Joule für alle. Europa, nicht nur auf der Autobahn.***
    Mitglied im 1.DFTC2000 e.V. FWR #30598

    Einmal editiert, zuletzt von carfanatic (20. August 2003 um 21:48)

  • Wirklich ne tolle einfach geniale Idee. :huldige:
    Aber bedenke, daß Du nicht die V0 erhältst, sondern einen Mittelwert zwischen V0 und V6.
    Aber vielleicht kann man daraus ja die V0 errechnen.
    Mit Excel ja kein Problem - wenn man die Formel hat.

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)

  • Super Idee!

    Für die Berechnung der v0 aus der Durchschnittsgeschwindigkeit gibt es leider keine einfache Formel, da hilft wirklich nur, auf möglichst kurze Entfernung zu schießen, die noch gut auflösbar ist.

    Eventuell könnte es helfen, auf zwei Entfernungen zu messen, um aus den beiden Durchschnittsgeschwindigkeiten die v0 zu berechnen, aber auch das kann nur eine Näherung sein.

    Marcus

  • Genau, man müßte einen Wert zwischen V0 + V6 bekommen. Ich habe mich aus Angst vor einem Querschläger aber nicht getraut näher ran zu gehen. Vielleicht geht eine dünne Blechdose, da diese ja durschschlagen wird. 1m wäre wohl als Annäherung an die V0 nicht schlecht. Freue mich schon auf's WE. Dann wird fleißig getestet. Von der Auflösung her dürfte das kein Prob. sein. Mit dem von mir empfohlenen Proggi kann man fast unendlich vergrößern.

  • je besser das Mikro, und je besser das Aufnahmegerät, desto kürzer kann die Distanz ausfallen. Letztendlich kommt es vorallem auf die Soundkarte und das Programm an, mit dem man die ganze Sache dann darstellt. Am besten, man überprüft das ganze an irgendeinem geeichten Gerät mal (Sekundenticken einer Quartzuhr...)
    Vielleicht werde ich mal die gute alte Revox B77 anstöpseln... hoffentlich beobachtet mich keiner, wenn ich im Garten die Schüsse einer Luftpistole auf Tonband banne :crazy3:

  • Ich denke, man kommt hier auch mit den einfachsten Gerätschaften zu guten und vor allem reproduzierbaren Ergebnissen, solange man den Abschussknall vom Auftreffen unterscheiden kann. Das sollte aber Materialabhängig kein Thema sein. Solange man das Gesamtgeräusch weit genug auseinanderziehen kann, wird der Unterschied immer auszumachen sein. Aber mit einer V1 sollte man doch auch schon ganz zufrieden sein. Oder man geht einmal hin und schießt durch ein Messgerät und benutzt dann zu den eigenen Messungen einen errechneten Korrekturfaktor. Dann bekommt man auch akurate Ergebnisse.

  • ich denke, ein Korrekturfaktor hilft da nicht viel, denn bei verschiedenen Geschwindigkeiten gibt es einen verschiedenen Luftwiderstand. Das heisst, es wirken von der Geschwindigkeit abhängige, unterschiedlich hohe Bremskräfte. Oder? :>

  • Hallo carfanatic,

    Respekt, Respekt... :huldige:
    Die genialen Ideen erkennt man daran, daß sie einfach sind.

    Ich habe gerade mal im Wohnzimmer :nuts:
    auf 1m Distanz Soundaufzeichnungen gemacht.
    Beliefen sich bei meinem FWB 150 auf 169 m/s, der offiziell beim Wettbewerb gemessene Wert betrug mit etwas leichteren Dias 175 m/s.
    Zumindest als Anhaltswert also äußerst brauchbar.
    Allerdings laufen bei der geringen Distanz die Geräusche ziemlich ineinander über. Muß das mal mit nem Klangkörper (Rohr) probieren...

    Wer von den Combrobesitzern kann die Genauigkeit denn mal verifizieren? Wäre wirklich interessant.
    (Ich werd wegen Lieferengpaß wohl noch ne Zeitlang auf meines warten müssen.. :(

    Es heißt ja immer, daß ein Windows-PC kein echtzeitfähiges Meßsystem ist (wg Betriebssystem). Wer hat denn da mehr Ahnung als ich und kann mal was zur Größenordnung der Ungenauigkeit sagen?

    Und was den Unterschied zwischen und den Mittelwert von V0 und V6 betrifft: Anhaltspunkte dafür kann man in jedem Ballistikprogramm finden...

    Nochmals: Superidee!

    Gruß,
    Stefan

    “The Dominator has no ‘soul’.
    It just sits there, completely dead and with pure, mechanistic precision puts every pellet where it’s supposed to go.”
    (Simon Moore at ukairguns.co.uk)

  • Zitat

    Original von acciaio

    Allerdings laufen bei der geringen Distanz die Geräusche ziemlich ineinander über. Muß das mal mit nem Klangkörper (Rohr) probieren...


    es sollte irgendetwas mit einer grossen Fläche, aber geringem Gewicht sein. Ein einigermaßen grosses Stück Aluminiumplatte, an 2 Schnüren aufgehängt, sollte ganz gut funktionieren. Aber eben nur im Freien :]

  • Moin Stefan!
    Das ließt sich doch schon mal recht gut. 6m/s Abweichung ist doch schon echt akzeptabel. Die Idee von OS finde ich gut. 2 versch. Weiten und dann daraus eine V0 errechnen. Das dürfte gute Ergebnisse bringen. Sollte man auf jeden Fall mal probieren. Nimmt man z.B. 6m + 3m könnte man mit dieser Differenz von 3m auf 0m zurückrechnen. Den Luftwiederstand kann man auf diese Entfernungen wohl vernachlässigen.

  • Hallo,

    hier mal ne kleine Abschätzung der Verringerung der Geschwindigkeit bis 10m
    mit einer :F:-Waffe.

    Gruß,
    Stefan

    Bilder

    “The Dominator has no ‘soul’.
    It just sits there, completely dead and with pure, mechanistic precision puts every pellet where it’s supposed to go.”
    (Simon Moore at ukairguns.co.uk)

  • Ich finde die Idee echt klasse ! :respect:

    Aber wie ist das mit der Schallgeschwindigkeit ?
    Und entsteht der Knall auch wirklich zeitglich wenn das Geschoß den Lauf verläst ?
    Und wie genau ist das Verfahren gegenüber der üblichen Lichtschrankenmessung ?

    CU
    TPO

  • Wenn wir die Messung genau in der Mitte der Strecke machen, können wir die Schallgeschw. ausser acht lassen. Sie hebt sich gegeneinander auf.
    Zum Knall. Die größte Lautstärke ist dann, wenn der Kolben aufschlägt. Das ist auch der Moment, wo die Kugel austritt. Wie es sich bei Pressluftwaffen verhält, weiss ich leider nicht.

  • mann sollte aber in jedem fall darauf achten, dass das mikro in der mitte der flugbahn steht - also vom abschusspunkt und vom einschlagspunkt gleich weit entfernt ist.

    steht das mikro vor euch auf dem boden wird durch die schallvezögerung aus v0=175 m/s schnell mal 120 oder weniger

    edit: ups da war jemand schneller

    :F: oxtrot

    Einmal editiert, zuletzt von foxtrot (21. August 2003 um 12:20)