schreckschusswaffen - rückschlag??

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 10.300 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. September 2003 um 15:20) ist von illuminatus!.

  • und schonwieder ne fragen *G*

    haben schreckschusspisolten einen rückschlag und wenn ja, ist der heftig??
    nur aus reinem interesse ;)

    ___________________________________________
    Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
    (Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)

  • Hallo!


    Prinzipbedingt haben Schreckschußwaffen keinen Rückstoß. Der Rückstoß entsteht durch das Geschoß, welches die Waffe verläßt. Dabei gilt die Impulserhaltung, d. h. Masse * Geschwindigkeit des Gesamtsystems (Waffe & Projektil) bleiben konstant. Wird nun das Projekil mit mehreren hundert m/s nach vorne beschleunigt, so bewegt sich die Waffe aufgrund ihres viel größeren Gewichtes mit viel geringerer Geschwindigkeit (aber doch mit gleichen kg * m/s) nach hinten -> Rückstoß.

    Bei der Schreckschußwaffe entfällt das Projektil komplett, einzig ein paar Pulverkörnchen verlassen als Feststoff den Lauf. Weiterhin verbrennt das Pulver und verläßt als Gasstrahl ebenfalls den Lauf. Die Masse, die dabei beschleunigt wird, ist mir nicht bekannt, dürfte aber zu vernachlässigen sein.

    Was man bei der Schreckschußpistole verspürt, ist mehr ein Wackeln: Der Schlitten wird nach hinten beschleunigt, gleichzeitig (auch hier Impulserhaltung!) die Restpistole, im Verhältniss ihrer Masse zum Schlitten, nach vorn. Dabei spannt der Schlitten eine Feder, die die beiden Teile dann wieder bis zum Zusammenprall beschleunigt: dabei gibt's natürlich ein paar Dreckeffekte, mit denen die Bewegungsenergie auch auf die Hand übertragen wird. Ich würde das alles aber nur als "Wackeln" bezeichnen, ein echter Rückstoß auf den Schützen zu kann es nicht sein.

    Das beweist auch die Tatsache, daß man beim Schießen mit Schreckschußrevolvern nichts vergleichbares verspürt: Die Munition, der Druck, die Ladung und der Gasausstoß dürften mit der Pistole vergleichbar sein (im Falle Wadie P1 (hat den hier jemand)) sind sie sogar gleich) -> kein Rückstoß.


    cu

    Peter

  • ja. Waffen, bei denen eine nicht zu vernachlässigende Masse nach vorne beschleunigt wird und die Waffe verlässt... Bei meiner CO2-Beretta spürt man manchmal ein gaaaaaaaaaanz sachtes Rückstösschen.

  • Moin Peter Opitz, Moin Zusammen,

    die Aussage, generell hätten Schreckschusswaffen keinen Rückstoss ist falsch. Die richtige Aussage ist :

    Generell haben Schreckschusswaffen einen Rückstoss.

    Die Frage ist nur wie hoch und ob man Ihn merkt.

    Der Rückstoss berechnet sich aus dem Produkt des Massenstromes der am Lauf austretenden Luft / Verbrennungsgase und der Geschwindigkeit dieser Gase. Im Prinzip ist eine Schreckschusswaffe ein sehr kurz brennende Rakete, dort ist auch das Prinzip, Gase mit hoher Geschwindigkeit und Masse / sec aus einer Düse ( hier der Lauf )austreten zu lassen. Die resultierende Kraft nennt man dann Rückstoss.

    Sehr einfach ist die Frage zu beantworten wenn man sich die Schreckschusspistolen anschaut. Nach einemSchuss repetiert der Schlitten, welche Kraft, wenn nicht der Rückstoss sollte denn wohl den Schlitten repetieren ?

    Mit freundlichen Grüssen
    Jens Siebert, FWR 29179
    HW 77, HW 45, FWB 300S

  • prinzipiell hast Du Recht.
    Aber es stimmt auch, daß man bei Signalrevolvern kaum einen Rückstoß spürt.

    Der Rückstoß in scharfen Waffe kommt meiner Meinung auch daher, daß sich durch den enormen Druck im Lauf praktisch Geschoß und Waffe voneinander abstossen.
    Das Geschoß verschliesst ja praktisch für eine gewisse Zeit den Lauf, wodurch viel höhere Drücke auftreten.

    Bei der Signalwaffe fehlt dieser "Verschluß" naturgemäss.
    So wird der nötige Druck durch Verbauung im Lauf geschaffen.
    Dieser Druck dient allerdings nur zum Druckaufbau im Lauf, um den Schlitten zu repetieren. Es ist ein innerer Druck, der die Waffe nicht nach hinten stösst, da die Waffe durch die Verbauung auch nach vorne getrieben wird (anstelle des Geschosses).

    Beim Revolver verpuffen nur die Gase nach vorne.

    Das Prinzip der Rakete stimmt zwar aber dieser Impuls ist sicher zu kurz und gering, um manch enormen Rückstoß von GK zu erklären.

    Unsere Physiker hier können das sicher viel wissenschaftlicher mit Impulssatz usw erklären. Nicht OS :ngrins:

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)

  • Moin,

    der Rückstoss einer scharfen Waffe ist die Summe zweier Rückstosse, einmal resultierend aus dem Projektil und zweitens aus dem "Raketen"-Rückstoss der Gase. Der erste Faktor ist jedoch der signifikante.

    Solange das Projektil sich im Lauf befindet beschleunigt der Druck die Kugel, diese beschleunigte Kugel bewirkt dann einen Rückstoss. Nicht der Druck.

    Bei einer Schreckschusswaffe wird der Druck der Gase in Bewegung derselben umgesetzt. Erst wenn der Lauf komplett zu wäre und bliebe würde der Druck den Verschluss nach hinten bewegen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Jens Siebert, FWR 29179
    HW 77, HW 45, FWB 300S

  • "Bei einer Schreckschusswaffe wird der Druck der Gase in Bewegung derselben umgesetzt. Erst wenn der Lauf komplett zu wäre und bliebe würde der Druck den Verschluss nach hinten bewegen. "

    Nein, das stimmt so nicht. Die Verbauung im Lauf führt zu einer Druckzunahme (es kann weniger Gas nach vorne entweichen), welche ausreicht, den Schlitten kräftiger nach hinten vom Lauf wegzustossen.
    Das sieht man auch, wenn man schwache Ladungen in den Waffen einsetzt: sie repetieren schlecht und öfter mal fehlerhaft. Wenn man nun aber den Lauf noch etwas mehr "verbaut", indem man beispielsweise einen (leeren) Abschussbecher für Pyros aufschraubt, repetieren sie wieder zuverlässiger.

  • @J. S.: Das kann man so widerum auch nicht sagen. Die Frage ist dabei, relativ wozu man den Rückstoß definiert. Es treten da zwei Effekte auf, die man vielleicht am besten getrennt voneinander betrachtet.

    1) Um die Pistole repetieren zu lassen, wäre an und für sich ja überhaupt kein offener Lauf und kein nach vorn ausströmendes Gas notwendig. Soweit ich weiß, ist es zum Beispiel bei italienischen Schreckschußwaffen ja auch so, daß der Lauf vorne zu ist. Dafür gibt es dann an der Oberseite des Laufes einen Schlitz, durch den das Gas entweichen kann.

    Das Zurücktreiben des Schlittens geschieht ja allein durch den Druck, der sich in der Kammer aufbaut. Und genau wie Du es gesagt hast, erfährt der Schlitten dabei einen Impuls nach hinten, während das Griffstück über die Kraft auf die Laufsperre einen gleich großen Impuls nach vorne bekommt (actio = reactio). Das ist am Griffstück also eben kein Rückstoß, sondern das Gegenteil. Und im ganzen bleibt dabei der Impuls der Gesamtwaffe erhalten. Kurz darauf, wenn der Schlitten am Ende angekommen ist und wieder nach vorne gezogen wird, gibt es dann den gegenteiligen Effekt, daß das Griffstück wieder in seine vorherige Lage zurückgezogen wird.

    Das Ganze ist deshalb ein Nullsummenspiel und führt zu dem schon beschriebenen Gewackel, und zu sonst nichts.

    2) Hinzu kommt der tatsächliche Rückstoß, der dadurch entsteht, daß ein stark beschleunigtes Gas vorn aus dem Lauf austritt. Dieser Effekt tritt bei Pistole und Revolver gleichermaßen auf. Nur hierdurch bekommt die Waffe wirklich einen Impuls nach hinten. Und dieser Effekt ist trotz der hohen Beschleunigung der Gase nur sehr klein, das weiß jeder, der schon mal einen Gasrevolver abgefeuert hat.

    Bei einer Waffe mit Geschoß sieht das schon ganz anders aus, weil da wirklich ein recht großes Gewicht auf eine hohe Geschwindigkeit gebracht wird. Dabei geht ein großer Impuls nach vorn weg, was zu einem spürbaren Rückstoß führt.

    Gruß,
    Marcus

  • Moin,

    in erster Linie wird der Druck zum Aufbau der Geschwindigkeit genutzt, eine Verbauung des Laufes wirkt wie eine Düse. Diese Düse erhöht die Geschwindigkeit, der Druck wird durch den geringeren Querschnitt erhöht. Insofern hast Du Recht, dieser Druck mag über den Patronenboden auf den Verschluss wirken und denselben nach hinten repetieren. Dies ist jedoch nur sehr kurzzeitig, die Schreckschusspistolenverschlüsse sind nicht verriegelt, d.h. der Verschluss öffnet sich sofort und gibt den Weg frei die Gase entweichen zu lassen. Ab dann wirkt kein Druck mehr auf dem Verschluss.

    Nichtsdestotrotz, am Lauf entweicht eine bestimmte Masse Gase mit einer bestimmten Geschwindigkeit innerhalb einer bestimmten Zeit. Hierraus errechnet sich ein Rückstoss. Diesen gibt es und dieser mag auch die Summe mehrere Rückstösse sein.

    Dies sollte auch nur die vorherige Kernaussage entkräften, dass Schr.-Sch.-Waffen keinen Rückstoss hätten.

    Mit freundlichen Grüssen
    Jens Siebert, FWR 29179
    HW 77, HW 45, FWB 300S

  • Zitat

    Dies sollte auch nur die vorherige Kernaussage entkräften, dass Schr.-Sch.-Waffen keinen Rückstoss hätten.

    Das ist wieder Definitionssache.
    Wenn ich keinen Rückstoß spüre, ist für mich keiner da.
    Auch wenn er messbar vorhanden ist.

    Aber interessant ist es schon, sich mal etwas mit den Vorgängen in einer Waffe auseinanderzusetzen.

    Zitat

    ... und führt zu dem schon beschriebenen Gewackel, und zu sonst nichts.

    OS, das hast Du schön ausgedrückt. :nuts:

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)

  • Moin,

    ok, gewonnen !

    Ne, im Ernst, mag sein, dass ich theoretisch etwas vorbelastet bin, musste mich ca. 4 Jahre mit Flugdynamik, Raketenantrieben, Strahltriebwerken u.v.m. beschäftigen.

    Einen Rückstoss im GELÄUFIGEM Sinne gibt es wohl wirklich nicht, ist halt zu klein um ihn bewusst zu merken ( auch wenn er rechnerisch, theoretisch und physikalisch nachzuweisen ist )

    Mit freundlichen Grüssen
    Jens Siebert, FWR 29179
    HW 77, HW 45, FWB 300S

  • ach deshalb der Vergleich mit Raketenantrieb. :lol:

    Tja wenn man bedenkt, daß das Spaceshuttle zum Anfang auch fast nur mit heissen Gasen aus Pulververbrennung angetrieben wird.
    Nur ein wenig andere Größenordnungen aber das gleiche Prinzip eines Schreckschußrevolvers.

    Gedankenspielerei: würde eine Feststoffrakete einen höheren Antriebsimpuls bekommen, wenn man ihr an der Düse eine Art Lauf befestigt und ein Gegengewicht (Geschoß) darin beim Start in den Boden schiesst?

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)

  • Moin edbru,

    Zitat

    daß das Spaceshuttle zum Anfang auch fast nur mit heissen Gasen aus Pulververbrennung angetrieben wird.

    nicht nur fast, nur Nur. Nur die heissen Gase treiben das Space Shuttle an.

    Zu Deiner Gedankenspielerei :

    Die Masse der austretenden Gase wird durch die Art Kugel grösser, allerdings würde sich die Geschwindigkeit verringern. Die Energie der Feststofftreibstoffe ist ja die Gleiche, wird nur anders umgewandelt.

    Ist aber interessante Frage !!

    Mit freundlichen Grüssen
    Jens Siebert, FWR 29179
    HW 77, HW 45, FWB 300S

  • Jo beim Spaceshuttle hat man aber das Prob das im All Vakuum is.
    Das SCH treibt sich doch also von der eigenen Gaswolke weg..........(die dann also als Griff dient um sichabzustossen???

    Statt ob Rückstoss da ist solltet ihr euch nen Kopf machen wie viel davon da ist.

    Denis

  • wow .. sone lange discussion war eigentlich nich geplant *G*

    also zusammenfassend kann man sagen, das schreckschusswaffen nur einen geringen "rückstoß" (wie immer man das jetzt definieren will) haben .. richtig? ;)

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    Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
    (Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)

  • warCUBE

    JA.
    Son langer Weg zu ner kurzen Aussage. :ngrins:

    Denis Ulrich

    wie meinst Du das?
    Gehst Du davon aus, daß sich eine Rakete vom vorhandenen Gas abstößt.
    Einem Raketentriebwerk ist es prinzipiell völlig egal, in welchem Medium es sich bewegt. Der Vortrieb geschieht ausschlieslich durch Rückstoß von den austretenden Gasen.
    Sonst könnte ja kein Shuttle jemals wieder aus dem All zurück.
    Und unter Wasser kommen sie auch prima voran, nur nicht so schnell.

    Eddi

    Ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
    Es ist nur schön wenn ich es habe.
    H. Peters (Peters Stahl)