Feinwerkbau C60 als FT-Umbau

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 18.171 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Oktober 2004 um 10:09) ist von Z-MAN.

  • Hallo,

    hier mal ein paar Bilder und eine „kurze“ Beschreibung über den Umbau eines ehem. CO2-Matchluftgewehrs Feinwerkbau C60 zu einer Field-Target Version.

    Einiges lässt sich auch auf andere Gewehre, insbesondere die 600-er Serie der Feinwerkbau-Luftgewehre, übertragen.

    Das Kleingedruckte: Keinerlei Haftung oder sonst etwas bei Nachahmung :)

    1. Der Schaft:

    Der naturfarbene Schichtholzschaft ist (war) nicht so mein Geschmack. Er sollte dunkler werden. Also habe ich zunächst den ganzen Lack abgeschliffen. Hierbei habe ich mich mit Schmiergelpapier Körnung 80 bis zu einer 400-er Körnung „hochgearbeitet“. Dann wässern, mit 600-er Körnung die nach der Trocknung aufgestellten Fasern weggeschliffen und das Ganze nochmals wiederholt.

    Nach dem Auftragen einer Wasserbeizenmischung aus Nussbaum mittel und Mahagoni und dem anschließenden Trocknen kam der Schock: Der gesamte Schaft war mit hellen Stellen/Punkten übersät. Ich führe das darauf zurück, dass zwischen den verleimten Lagen des Schichtholzes die Beize an den Stellen nicht eingedrungen ist, wo außen kleine Leimstellen waren. Durch zusätzliches Auftragen/Einreiben einer Mahagonilasur mit einem Tuch war das aber zu kaschieren und die Flecken nicht mehr zu sehen. Die Endbehandlung erfolgte dann mit einem Überzug von Zaponlack (seidenmatt) aus der Spraydose.

    Nun musste noch eine kurze Schaftverlängerung her. Von einem Eisenrohr mit Außendurchmesser von ca. 16 mm wurden zwei ca. 1 cm lange Stücke abgeschnitten. Die ursprünglichen Befestigungsschrauben (M 6) für die Schaftkappe habe ich bei dieser Gelegenheit in längere Exemplare ausgetauscht.

    Und so sieht es im Detail aus, wenn die Schaftkappe mit den Distanzstücken montiert ist.


    2. Die Lade-/Verschlussklappe

    Wie mittlerweile wohl allgemein bekannt, lässt sich ein Zielfernrohr auf diesem Gewehr (wie auch bei der 600-er Serie) wegen der Länge der Lade-/Verschlussklappe nicht in angemessener Höhe montieren, weil die Lade-/Verschlussklappe beim Öffnen gegen die Unterseite des ZF stößt.

    Folglich habe ich das getan, was alle tun, die sich nicht eine extra hierfür vorgesehene neue Lade-/Verschlussklappe bei Feinwerkbau bestellen wollen; ich habe die Klappe demontiert und mittels feiner Eisensäge gekürzt. Zum Demontieren wurden auf einer Seite einfach die zwei Federringe (oder wie das fachmännisch auch immer heißen mag) von den Stiften gelöst und die Stifte herausgezogen.

    Nun wollte ich auf einer Seite noch eine Art Knebel an der Klappe haben, um diese mit dem Daumen leichter schließen zu können. Der vordere Stift ist hierzu zu kurz. Den musste ich gegen einen etwa 1 cm längeren austauschen. Der erste Versuch mit dem Stück einer M 3-Gewindestange hat sich nach etwa 10 Schuss als Fehlkonstruktion erwiesen. Bei jedem Schuss ist der Verschluss bzw. die Klappe aufgesprungen. Die Fehlersuche hat ergeben, dass die Gewindestange vom Material her zu weich war und sich leicht verbogen hatte. Dadurch hatte die Verriegelung nicht mehr gehalten. Es musste also härteres Material im Durchmesser von ca. 3,1 mm her, damit das Ganze Aussicht auf dauerhaften Erfolg hat.

    Wie viele „Nichtmetaller“ habe auch ich keine Stahlstifte in diversen Durchmessern auf Lager. Und eine Drehbank usw. besitze ich auch nicht. Also hieß es improvisieren. In meiner Werkzeugkiste war noch ein ganzer Satz Metallbohrer. HSS stand drauf. Also schön hart, prima. Aber, der 3,0-Bohrer war zu dünn für das Loch in der Klappe und der 3,2-Bohrer zu dick. Nun ja, die Fachleute werden jetzt bestenfalls ein mitleidvolles Lächeln aufbringen können, aber Not macht erfinderich. Den Bohrer habe ich falsch herum in die Bohrmaschine gespannt und dann durch Dranhalten einer Feile und später immer feinerem Schmiergelpapier auf 3,1 mm Durchmesser „abgedreht“. Der passte nun wunderbar und ohne Spiel in die Löcher der Klappe. Als Knebel fand der „Drücker“ eines Druckkugelschreibers dann eine sinnvolle Verwendung.


    3. Die Zielfernrohr-Montage

    Das Übel bei diesem Gewehr (und bei der 600-er Serie) ist die kurze 11 mm Prismenschiene, auf die ja eigentlich nur ein Diopter passen soll. Montiert man das Glas mit einer Montage vor und einer Montage hinter dem Turm und soll dann noch die Lade-/Verschlussklappe aufgehen, sitzt das ZF sehr weit hinten. Die Alternative, beide Montagen hinter den Turm zu setzen, kam für mich aus optischen Gründen nicht in Frage. Also musste wieder eine improvisierte „Erfindung“ her.

    Ich habe mich für einen zusätzlichen (zweiteiligen) Laufmantel über dem serienmäßigen Laufmantel entschieden, auf dem ich dann die vordere Montage befestigen wollte. Aus dem Baumarkt habe ich mir handelsübliches Eisenrohr mit einem Innendurchmesser von 20 mm und einem Außendurchmesser von 22 mm besorgt. Innen habe ich das Rohr mittels dünnerem Rohr und daran befestigtem Schmiergelpapier noch ein wenig aufweiten bzw. polieren müssen, sonst hätte es nicht über den eigentlichen Laufmantel (Durchmesser 19,7 mm) gepasst.

    Da die serienmäßige Befestigung des Laufes/Laufmantels am Schaft einen zusätzlichen einteiligen Laufmantel nicht zuläßt, musste ich diesen zweiteilig gestalten.

    Auf dem vorderen Teil wurde als Abschuss (Mündung) eine Unterlegscheibe mit 8 mm Loch gelötet und die überstehenden Teile abgefeilt.

    Auf dem folgenden Bild sind die Übergänge des vorderen und hinteren Laufmantelteiles auf die Halterung sowie die M 4-Gewinde zur Aufnahme kurzer Madenschrauben zu sehen.

    Auf der Unterseite des ursprünglichen Laufmantels wurden in Höhe dieser M 4-Gewinde ca. 1 mm tiefe „Einbuchtungen“ gebohrt, in die beim Festschrauben der zusätzlichen Laufmantelteile die Madenschrauben greifen und diese fixieren. Im vorderen Laufmantelteil reicht eine Schraube. Im hinteren sind zwei, da auf diesem die vordere Montage für das Glas befestigt werden soll.

    Am hinteren Ende des hinteren zusätzlichen Laufmantels habe ich dann eine aus einem Reststück Rohr herausgeschnittene „Prismenschiene“ von ca. 4 cm Länge aufgelötet. Vorher wurde das Teil natürlich noch mit der Feile behandelt.

    Nun gab es ein neues Problem (das mir aber vorher schon bekannt war). Die vordere Montage ist im Verhältnis zu hoch. Ca. 2–3 mm Differenz zur hinteren Montage sind unakzeptabel und durch Turmdrehen nicht zu kompensieren. Also nochmals die Feile in die Hand und die vordere Montage entsprechend bearbeitet, bis sie tiefer war. Das hört sich einfacher an als es tatsächlich war. Auf dem folgenden Bild kann man, so hoffe ich jedenfalls, den Höhenunterschied erkennen.

    Dann kam der erste spannende Moment, das Anbringen der Montage auf der neuen Prismenschiene. Und siehe da, es hält! So, nun den hinteren Teil des neuen Laufmantels über den serienmäßigen Laufmantel schieben und mit den zwei (gekürzten) Madenschrauben fixieren. Den neuen Laufmantel habe ich so gestaltet, dass er sich um etwa 0,5 mm nach rechts und links verdrehen lässt. Dadurch lässt sich ohne übermäßiges Turmdrehen die seitliche Treffpunktlage beeinflussen.

    Nun folgen noch einige Bilder des hinteren Gewehrteils, auf denen das montierte Glas zu sehen ist. Das ZF lässt sich jetzt im gewünschten Abstand montieren, ohne dass man auf überlage Schaftverlängerungen angewiesen ist.

    Abschließend noch je eine Gesamtansicht von rechts und links. Hier ist nun auch der montierte vordere Teil des neuen (zusätzlichen) Laufmantels zu sehen.

    Ich hoffe, ich konnte das Ganze einigermaßen verständlich rüberbringen. Vielleicht kann der ein oder andere Teil ja jemandem als Anreiz oder zur Insperierung bzw. als Hilfe bei der Lösung eines individuellen Problems dienen. Wer Maschinen und entsprechendes Fachwissen hat, wird über diese laienhaften Ausführungen eher lächeln, aber Maschinen habe ich nun mal nicht.

    Kurt

    50% + 1

  • Hallo Kurt,

    ich möchte nicht wissen, was du alles fertigbringen würdest, wenn man dir Maschinen geben würde... *lol*

    Ich kann nur sagen, dass mir dein Umbau sehr gut gefällt. Respekt. :huldige:

    Viel Spass damit. Vielleicht habe ich ja auch mal Gelegenheit, das Gewehr life in Koblenz zu sehen...

    42! de Chris.

  • chris42:

    Mit Maschinen (und dem Können diese zu bedienen) würde ich so ein Teil komplett aus rostfreiem Stahl herstellen wollen *lol*.

    Komm einfach vorbei und schau es Dir an ..... Die nächste Gelegenheit ist am Samstag in Mayen. Aber dazu gibt es schon einen eigenen Thread.

    Kurt

    50% + 1

    Einmal editiert, zuletzt von Kurt (23. Mai 2004 um 21:51)

  • Hallo,

    habe ganz vergessen zu erwähnen, dass der Abschluss auf dem Schaftholz zu den Distanzstücken und der Schaftkappe (mangels anderem Material) aus einer Schuhsohle (neu) hergestellt ist *lol*.

    Kurt

    50% + 1

  • point338:

    Habe schon häufiger von der "Temperaturempfindlichkeit" der CO2-Waffen gehört. In unserem Verein, in dem ich üblicherweise Luftpistole schieße, schießen die besten Schützen mit CO2. Ich benutze dort meine Pressluftpistole *lol*.

    Das Gewehr habe ich neu (gebraucht) und heute erstmals eingeschossen. Heute war auch der erste Outdoor-Einsatz. Eine Zeit lang lag die Trefferquote bei ca. 90%. Dann kam ein appupter Bruch. Habe die Kartusche getauscht, aber das hat nicht geholfen. Die Schüsse lagen alle zu tief. Nach dem Nachjustieren des ZF ging es dann wieder. Aber halt mit einer ganz anderen Einstellung wie beim Einschießen. Aber das ganze Verhalten kann eigentlich nicht auf die Temperatur zurück zu führen sein.

    Da das Gewehr - so der Vorbesitzer - die letzten 10 Jahre nicht mehr benutzt worden ist, hatte ich mir bei FWB vorsorglich einen ganzen Satz Dichtungen bestellt. Die werde ich nun mal alle einbauen und nochmals testen. Vielleicht komme ich ja auch in den Genuss, mal einen Combro dran zu montieren und das Ganze ausgiebig zu testen. Wenn ich's weiß, werde ich berichten. Interessiert wahrscheinlich auch noch andere.

    Kurt

    50% + 1

  • Hallo Ralph,

    ich kenne bislang nur einen Umrüstsatz für FWB-Luftpistolen (C 20). Ob das auch beim C 60 geht, weiß ich nicht. Ist auch eine Frage des Preises. Alleine die langen Kartuschen dürften schon einiges koste. Und dann noch den Druckminderer dazugerechnet, dann wird's vielleicht schon unaktrativ.

    Aber ich arbeite dran. Notfalls kommt eine akku-/solarbetriebene Temperaturregelung (mit Außenfühler) an die Kartuschen :ngrins:.
    Dann brauche ich wie beim Golfen einen Caddy, der das Wägelchen mit den Akkus hinter mir her zieht *lol*.

    Kurt

    50% + 1

  • Geht alles über die Akkus. Wenn schon, denn schon. Und eine Kühlung für die Sommergetränke muss auch noch drin sein *lol*.

    Kurt

    50% + 1

  • hallo kurt ,
    konnte heut ja Dein schmuckstück in augenschein nehmen , also
    Hut ab ( Smilie gibt es leider noch nicht ) vor soviel handwerklichem geschick , mit haushaltsüblichen mitteln .
    wie sähe dann Dein ergebnis erst aus , wenn Du so was mit hilfe von profi werkzeug machen würdest :lol: .

    aber bitte ergänze dein posting besonders auf die lösung der vorderen Prisenschiene , weil ich es sehr sinnvoll halte , das rohr mit dem aufgelötetem prisma .

    erwin

    Wir machen unsere FT Ziele jetzt selber Selber oder bauen diese um Umbau

  • Zitat

    Original von bart
    aber bitte ergänze dein posting besonders auf die lösung der vorderen Prisenschiene , weil ich es sehr sinnvoll halte , das rohr mit dem aufgelötetem prisma .

    erwin

    ....aber das ist doch beschrieben.

  • Hallo Erwin,

    so ganz genau weiß ich jetzt nicht was Du meinst. Ist es vielleicht mein ursprünglicher Gedanke, den serienmäßigen Laufmantel einfach zu drehen und die eingefräste Prismenschiene für den Kornhalter dann als Basis für die vordere Montage zu nehmen?

    Das ist ja, wie mir ein Feinwerkbaumonteur sagte, nicht so einfach, weil der Laufmantel "bombenfest" verklebt ist.

    Bliebe also noch die Möglichkeit, auf den serienmäßigen Laufmantel eine Prismenschiene aufzulöten (gefährlich, da nahe am Alu) oder diese am Laufmantel mit zwei kurzen (1mm Gewinde) Schrauben zu befestigen.

    Kurt

    50% + 1

  • @ pellet ,
    @ kurt ,
    ich meine , ein paar bilder von der lösung mit dem aufgelötetem prisma auf dem rohr zur befestigung der montage , weil dieses problem beim 600 er typisch ist und einige FT schützen solch eine lösung bestimmt übernehmen würden .

    erwin

    Wir machen unsere FT Ziele jetzt selber Selber oder bauen diese um Umbau

  • Zitat

    Original von bart
    ...
    Hut ab ( Smilie gibt es leider noch nicht )...

    Hi,
    passt zwar nicht so ganz, aber immerhin:

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    Nee, is klar.

  • Auch ich als Metaller kann nur sagen :
    Hut ab !

    Grüße
    Lars

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    Wir leben alle unter dem selben Himmel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont.
    (Konrad Adenauer, dt. Bundeskanzler 1876-1967)
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