Hallo zusammen,
zu Beginn wünsche ich euch allen noch ein frohes neues Jahr 2019 und hoffe ihr seid gut reingerutscht!!!
Nun zum Thema:
Vor fast genau einem Monat hatte ich in diesem Thread hier: Vorstellung: Weihrauch HW 30 "Match" TbT - Demontageanleitung HW 30S - Einbauanleitung Tinbum Tuning Kit meinen HW 30 "Match" Umbau vorgestellt.
In diesem Beitrag hatte ich das Thema "Rekord"-Abzug nur oberflächlich angerissen. Da ich zusätzlich auch noch vor hatte das Rowan-Züngel zu verbauen, hatte ich mich entschlossen zum "Rekord"-Abzug und dessen Tuning nochmals einen eigenen Beitrag zu schreiben und nun auch die Zeit dafür gefunden. Einen wirklich umfassenden Beitrag zum Thema "Rekord"-Abzug habe ich (leider) im Forum auch noch nicht gefunden. Dementsprechend möchte ich hier einen ersten Versuch starten!
In diesem Beitrag - der wieder aufgrund der max. Bilderanzahl von 10, aus mehreren Einzelbeiträgen bestehen wird - möchte ich:
- kurz etwas Allgemeines zum Abzug, dessen Aufbau und der Funktion beschreiben
- eine kurze Übersicht über verschiedene "Rekord"-Modelle, die von Weihrauch in den letzten Jahrzehnten auf den Markt gebracht wurden vorstellen
- eine detaillierte, bebilderte Zerlege- und Montageanleitung darstellen
- etwas zum Verbessern, "Tuning" (wie z.B. Polieren der Klinken etc.) und einer guten Abzugeinstellung schreiben
und zu guter Letzt noch ganz kurz etwas zum V-Mach Abzug erwähnen und eine tolle Eigenbau-Tuningmöglichkeit des Users 'L0ngbow' zeigen.
Da es wieder einmal spät geworden ist, bitte ich für evtl. Schreib- und Tippfehler um Entschuldigung, ich werde die Beiträge im Anschluss korrigieren/editieren.
Für Anmerkungen, Kommentare, Berichtigungen und Kritik bin ich dankbar und bitte darum, nach den Beiträgen zu kommentieren.
Gruß
UCh
Der Weihrauch "Rekord"-Abzug - Übersicht, Aufbau und Funktion
(Von mir überarbeitete Version mit Rowan-Matchzüngel)
Wenn hier im Forum über die Vorzüge von Weihrauch-Luftgewehren diskutiert wird, erwähne ich es immer wieder: "Für mich gehört der "Rekord" zum Besten, was man auf dem sog. "Freizeitsektor" bekommen kann. Warum?
Der Rekord-Abzug wurde ca. 1955 als " Matchabzug "Rekord" " auf den Markt gebracht und in einer HW 35, als erstes Modell mit diesem Abzug, verbaut. Der Abzug hat sich in nun über 60 Jahren (ebenso wie die HW 35 ) in seiner Bauweise so gut wie kaum geändert und kann auch heute noch für manchen Schützen "Matchqualität" bieten.
Dass die Konstruktion damals schon gut war, zeigt sich an einem "kleinen historischen Sieg" bei der Europameisterschaft 1969 im tschechischen Pilsen. Bereits Anfang der 60er Jahre hatte Feinwerkbau das überragende Mod. 150 mit dem prellschlaggedämpften Masseausgleichsystem auf den Markt gebracht; Diana ging im selben Zug mit der Diana 60 und dem "Giss'schen Doppelkolbensystem" in den Ring und 3 Jahre vor der Europameisterschaft '69 wurde Gerhard Kümmet bereits mit der prellschlaggedämpften Anschütz 220 Weltmeister.
Trotzdem gelang es dem Rumänen Petre Sandor 1969 in Pilsen noch auf den 10 Metern mit einer HW 55 die Goldmedaille zu holen!
Das dürfte dann auch der letzte große Erfolg für ein nicht-gedämpftes Prellschlaggewehr auf internationaler Ebene gewesen sein. Dennoch war der Rekord-Abzug hier als Schnittstelle zwischen Schütze und Gewehr am Erfolg beteiligt!
Wenn man sich den Abzug im Aufbau anschaut, wird deutlich, dass das Konzept simpel aber gut durchdacht ist.
Der Aufbau:
(Mit freundlicher Genehmigung: Copyright by Jagd- und Sportwaffencenter Gotha)
Der Rekord-Abzug besteht in der aktuellen Version (Bauteil 50o fällt weg), neben dem Abzuggehäuse, gerade einmal aus 16 Bauteilen (Haltemutter für die hintere Abzugbügelschraube nicht mitgezählt).
Die für die hauptsächliche Funktion verantwortlichen Bauteile sind:
Abzug (50c)
Fangklinke (50d)
Rasthebel (50a)
Steg (52) und Zunge (52a)
Einstellschraube Rastensprung (52b)
Einstellschraube Abzugsgewicht + Abzugfeder (51a+51c)
+ den zusätzlichen 2 Formfedern, 4 Haltestiften und den beiden Haltehülsen (50f und 50e), durch die gleichzeitig der Abzug über 2 Stifte in der Systemhülse/Abschlussstück des Gewehres gehalten wird. Bis auf den Abzug an sich (Züngel), der aus Zink gefertigt ist und der Einstellschraube (52b), die aus Aluminium gefertigt ist, sind alle Teile aus Stahl gefertigt und präzise aufeinander abgestimmt.
Der "Rekord" wurde in mehreren verschiedenen Versionen hergestellt, von denen heute allerdings nur noch die "Standard-Version" verbaut wird. Hierauf werde ich jedoch später noch einmal genauer eingehen.
Die Funktion:
Um den Abzug zu spannen, wird gegen den Hauptfederdruck der Lauf geknickt bzw. der Unterhebel des Luftgewehres gespannt. Diese Bauteile sind über ein Gelenksystem mit dem Kolben/Kompressionshülse verbunden und führen so den Kolben mit dessen Raststange Richtung Fangklinke des Abzuges.
Um die Funktion zu verdeutlichen habe ich eine schematische Darstellung der Abzugmechanik vorbereitet:
(die Formfedern, die für die Klinkenspannung verantwortlich sind, habe ich aus Übersichtsgründen weggelassen)
Ist die Kolbenraststange am Anschlag der Fangklinke angelangt, verhakt sich der vordere Teil in der Raststange und der hintere Teil der Fangklinke wird dadurch Richtung Rasthebel nach unten bewegt. Dies hat zur Folge, dass sich der Rasthebel mit der Fangklinke "verhakt" und gegen seinen Federdruck durch die unter ihm befindliche Zunge gehalten wird.
DIESE Schnittstelle ist nun der Punkt, an dem der Abzug die komplette Federspannung hält:
Vorgang beim Betätigen des Abzuges:
Wird nun das Züngel gegen den Widerstand, der Abzugfeder (im obigen Bild hinter dem Züngel mit der Schraube gehalten) durchgedrückt (1), kommt es über Hebelwirkung zuerst am Steg und somit auch an der Zunge (2) zum Freigeben des Rasthebels (3), welcher wiederum die Fangklinke freigibt (4) und so zuletzt der unter dem Druck der Hauptfeder gehaltene Kolben beschleunigt werden kann:
Ende des Abzugvorgangs: Die entsprechenden Formfedern halten Fangklinke und Rasthebel wieder in Ausgangsposition (Abzug entspannt); die Abzugfeder drückt die Zunge wieder nach oben bzw. das andere Ende am Steg nach unten und den Abzug (Züngel) wieder in seine federdruckbelastete Ausgangsposition am vorderen Haltewinkel ("Trigger-Stop").
(Auf die Einstellungsmöglichkeiten des Abzuges werde ich in einem der nächsten Beiträge genauer eingehen)
Noch etwas zu einem kleinen Zwischenschritt, den ich im Schema weggelassen habe:
Meines Wissens nach verbaut die Firma Weihrauch seit 1977 die automatische Abzugsicherung bei ihren Luftgewehren. Diese manuelle Schiebesicherung, rastet nach dem Spannen von selbst ein und muss vor jedem Schuss betätigt werden. Die Sicherung besteht aus einem federbelasteten Stift, der am hinteren Ende des Abschlussstückes/Systemhülse durch eine Bohrung ins innere des Systems eingelassen ist. Nach dem Spannen schiebt sich eine "Walze" an diesem Sicherungsstift vor das hintere obere Ende des Rasthebels, womit ein Auslösen der Abzugmechanik verhindert wird. Drückt man den Sicherungsstift hinein, gibt die "Walze" den Rasthebel seitlich frei.
Zum besseren Verständnis 2 Bilder:
Abzug gesichert:
Abzug entsichert:
Nicht alle HW's nach 1977 wurden mit der Sicherung ausgestattet. Bei der HW 55 und den späteren HWB-Modellen beispielsweise wurden Modelle mit und ohne Sicherung ausgeliefert.
Aber hierzu und generell zu den Verschiedenheiten, v.a. der alten und neuen "Rekord"-Modelle, im nächsten Beitrag (Modellübersicht) mehr.
Auch hier bitte etwas Geduld in der Zeit, in der ich tippe!
Gruß
UCh