Meine ZF-Justierung (klassisches Einschießen meter für meter)

Es gibt 169 Antworten in diesem Thema, welches 26.082 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Mai 2018 um 09:11) ist von Paramags.

  • Das Ladehemmung unglaublich tolerant ist kann ich bestätigen :thumbsup:
    Er schießt seit Jahren ne 97er, die bei mir schon längst als Tomatenpfahl im Garten geendet wäre.

    Bei Prellern hört bei mir die Toleranz auf. :evil:

    Gruß Stefan

  • typischer Verfechter des Meinungsaustauschs: alle tauschen ihre gegen meine Meinung aus

  • Im übrigen bin ich sozusagen der klassische Typ. Holzpflöcke ab 7 m bis 25 m jeden Meter und "Einmetern" bei höchster Vergrößerung. Vorheriges Einschießen des LG auf 10 m auf dem LG-Stand. Beschriften beider Räder mit M.
    Also, zumindest hatte ich das früher mal so gemacht.
    Natürlich gab's da zwei "Nullpositionen" und zwei Reihen auf der Höhenverstellung.
    Da ich aber nun kein FT schiesse, hab ich auch keine FT-tauglichen ZF mehr (das übriggebliebene Walther zählt für mich echt nicht). Und ganz sicher ist das mangels Praxis und Wettkampferfahrung keine vertretbare "Meinung".

  • Genau das ist es, weshalb Chairgun besser ist. So sehen viele selbst ausgeschossenen Kurven aus. Das Diabolo hat aber keine Unregelmäßigkeiten in der Flugbahn. Die ist immer gleich harmonisch und folgt ballistisch physikalischen Regeln.

    Die Flugbahn des Diabolos ist ohne äußere Einwirkungen eine stetige, ballistische Kurve, die sehr gut von z.B. Chairgun berechnet werden kann. Aber nicht perfekt, weil - wie oben bereits sagte - Parameter existieren, die von Chairgun überhaupt nicht berücksichtigt werden (können). Z.B. die Gestaltveränderung des Diabolos durch die Züge, die den BC verändern und laufabhängig sind. Aber das ZF ...siehe unten....

    DAS TREFFEN HAT GAR NICHTS MIT DER ZF EINSTELLUNGSMETHODE ZU TUN !


    Das ist falsch! Eigentlich müsste hier Pellet sein Wissen einbringen, er versteht meiner Meinung nach am meisten von Optik in diesem Forum.
    Ich versuch aber einmal, es ganz verständlich zu erläutern
    Ein ZF besitzt mindestens drei Linsen(gruppen).
    - Objektivlinsen
    - Meist Umkehrlinse(n) und Absehen
    - Okularlinsen

    Damit ein mehrlinsiges optisches System möglichst perfekt ist, müssen eigentlich alle Linsen nicht nur einzeln perfekt geschliffen sein, sonder sie müssen auch alle perfekt auf einer gemeinsamen optischen Achse angeordnet sein, Schwierig, da jede einzelne Linse durch den Schliff ihre optische Achse praktisch eingeprägt hat. Diese optische Achse verläuft also nicht unbedingt durch den geometrischen Mittelpunkt des kreisrunden Glaskörpers, ihre Lage kann durchaus schliffabhängig etwas abweichen.
    Ein gutes (und teures) Zielfernrohr verfügt nicht über die minimal erforderlichen 3 Linsen sondern über deutlich mehr, um optische Fehler, wie z.B. chromatische Aberration, sphärische Aberration, Koma, Distorsion und Astigmatismus zu minimieren.
    Umso mehr Linsen in einem ZF verbaut werden, umso schwieriger ist es die gemeinsame optische Achse bautechnisch zu gewährleisten.
    Erstens müssen also alle Einzellinsen perfekt sein und dann müssen sie alle auch noch perfekt in den Tubus montiert werden.

    Genau das macht ein gutes Glas so teuer Und dabei rede ich jetzt noch nicht einmal von Transmission (Helligkeit), Sehfeld und Randschärfe.

    Was passiert, wenn ich an den Türmchen drehe?
    Ich verkippe (schwenke) oder verschiebe (seltener) das mittlere Linsensystem mit dem Absehen (je nachdem ob das Absehen in der ersten oder zweiten Bildebene) liegt, Dieses Linsensystem befindet sich in einem Innentubus der meist gegen Federkraft durch die Türmchendrehung bewegt wird. Höhenturm nach oben und unten, Seitenturm nach rechts oder links. Hierbei werden die "Klicks" durch eine Feder-/Rasteneinheit realisiert also auch rein mechanisch.

    Damit verlassen die Linsen im Innentubus zwingend die optische Achse, wie sie immer noch durch Objektiv und Okular vorgegeben sind. Vereinfacht gesagt schaut man durch das Okular in ein schiefgestelltes Mittensystem, welches den Blick dann nicht mehr durch die Mitte der Objektivlinse leitet, sondern etwas versetzt zum Rand hin. Unter optimalen Bedingungen macht das kaum etwas aus, weil die Optikkonstrukteure das natürlich eingeplant haben.
    Es steht aber fest, dass ich umso mehr das Optimum der Abbildungsqualität verlasse, je mehr ich den Innentubus durch Verdrehen des Turms aus der Mittenlage bringe.
    Tja, und damit "verbiege" ich auch leider die ballistische Flugbahn des Diabolos, nicht wirklich natürlich sondern in meiner visuellen Wahrnehmung durch das ZF.
    Das ist allein schon nicht ideal. Hinzukommen aber die mechanischen Ungenauigkeiten. Zwingend! Niemals wird der Innentubus bei Betätigung des Höhenturms 100% nur nach oben oder unten verkippt, eine minimale Bewegung nach rechts oder links kann fertigungstechnisch nicht ausgeschlossen werden.
    Und noch etwas: Bei Scharfstellen auf ein Ziel verschiebe ich das Objektiv nach vorne oder hinten, dabei verdrehe ich es aber auch. Die optische Achse des Objektivs wird minimal taumeln. Das ist der Grund dafür, warum es in meiner "Einschießkurve" auf dem ZF ein paar Unregelmäßigkeiten gibt, obwohl die ballistische Flugbahn des Diabolos ganz sicher schön stetig verläuft.

    Zusammengefasst:
    Hat man ein wirklich teures, absolut höchstwertiges Zielfernrohr (wie Udo ;) ) werden all die von mir oben genannten Fehlerquellen mit etwas Glück unterhalb der Schützenfehler liegen. Mit noch ein bisschen Zusatzglück verhält sich der Diabolo mit seinem BC genauso wie Chairgun es voreingestellt hat. Feststeht, dass Chairgun für Idealbedingungen wirklich gute ballistische Voraussagen liefert, das Programm ist physikalisch 1A.

    Leider ist die Realität nicht perfekt. Es gibt weder das laufunabhängige Projektil noch das verstellungsunabhängige Zielfernrohr.

    Ich habe in den letzten vielen Jahren dutzende von ZFs montiert und damit geschossen, von ca. 50€ (für HW40) über ca.500€ (Bushnell Elite 4200 für HW97k) bis hin zu knapp 3000€ (Zeiss Victory V8 für .308). Ich glaube nicht den Beschriftungen auf ZFs (Zoomfaktor, Entfernung etc), ich glaube nur dem, was ich selbst überprüft habe.

    Gruß
    Musashi

  • Erst mal vielen dank Bernard für diese Ausführliche erklärung.
    Was du da geschrieben hast macht natürlich Sinn.
    Ich hab mich mal an einem DIY Beamer versucht, auch hier muss erstmal die Optische ideal Achse gefunden werden.
    Macht man am besten mit ner Festo Schiene und höhenverstellbare Halter für Lichtquelle, Eingangslinse, Fresnellinse 1, Monitor ohne Folie, Fresnelllinse 2 und Objektivlinse.
    Von daher kann ich das gut nachvollziehen.

    Mit noch ein bisschen Zusatzglück verhält sich der Diabolo mit seinem BC genauso wie Chairgun es voreingestellt hat. Feststeht, dass Chairgun für Idealbedingungen wirklich gute ballistische Voraussagen liefert, das Programm ist physikalisch 1A.

    Das ist ja das was ich weiter oen mal geschrieben habe.
    Abweichung zwichen Theorie und Praxis.

  • Der wahrscheinlich sinnvollste Weg ist es, sie bei an den Leuten zu orientieren, die auf den vorderen Plätzen beim Wettkampf stehen, weil die müssen mehr als nur Glück gehabt haben.
    So hab ich es zumindest mit Erfolg gemacht.

    Für mich der größte negativen Punkte, was die Varianten „großer Höhenturm beschriftet mit Metern“ und „jeden Meter einzeln“ einschießen angeht, sind die Tatsache das ich das alles an den Haken hängen kann wenn man was am Gewehr verändert wie V0, Diabolo oder Montage. Dann fängt man ja wider an alles neu zu machen und das dauert sehr lange, da kann ich die Zeit besser nutzen und richtig trainieren.
    Somit sind die oben von mir genannten Varianten unflexibel und unwirtschaftlich.

    Gerade für ein Anfänger ist es schwer erstmal überhaupt auch nur auf eine feste Distanz sauber und richtig zu treffen, da geht schon mal schnell die Konzentration und die Leistung der Augen in den Keller, wenn man das für mehrere Distanzen machen müsste.

    Ich hab:
    mein Parallaxerade mit Metern beschriftet.
    Mein Gewehr mit nem Zollstock vermessen.
    Die v0 gemessen mit nem richtigen chrony ( und keine Smartphone App)
    Die Daten in ChairGun eingehackt und bemerkt das keine RWS superfield hinterlegt waren ( hab dann einfach den bc von den jsb exakt genommen, die sehen fast genauso aus und wiegen auch fast gleich viel :thumbsup: )
    Dann auf 17 Meter in FT Position eingeschossen damit ich ungefähr auf der Hälfte von 9-25 m bin ( dadurch hat man nen Mittelwert, falls das ZF nicht genau auf einer Linie mit dem Lauf liegt)

    Hat unterm Strich bis jetzt immer sehr gut geklappt.

    Letzten Samstag das LGU ausgepackt, ein Ziel auf gestellt, 11m gemessen, die passenden clicks eingestellt, genau die Mitte getroffen, Ziel auf 25m gestellt, gemessen ( 25m), geklickt, wieder genau die Mitte getroffen, Gewehr wider eingepackt.
    Benke Cup kann kommen.

  • Klasse Thread hier von den FT'lern :thumbup:
    Macht Spaß zu lesen und man kann viel lernen. Gut das es mehrere Meinungen gibt, sonst gäbe es solche Diskussionen gar nicht.

    Ich schieße zwar kein FT aber ich mag Long Range mit der F Schubse. Dafür ist all das hier auch sehr hilfreich. Ich nutze auch sehr gerne Chairgun, weil ich auch Spaß an der Technik habe.

    Also, weiter machen ;)

    Life is good

  • Hmm. Das mit dem Chronographen wäre vielleicht auch noch 'n Argument das nicht unbedingt für Chairgun spricht. Ohne die genau v0 des Gewehres zu kennen, wird's halt nich sonderlich genau. Der Mittelwert für meine 97k liegt bei 7,3 Joule bzw. 163m/s. Wenn Ich das mit den theoretischen 7,5 Joule rechne, ist das doch schon eine gewisse Abweichung, gerade im letzten drittel der Flugbahn.

    Andererseits hat der Chrony auch nur was um 50€ gekostet... Das kann man mal ausgeben. Dafür ist die Software kostenlos.

  • Andererseits hat der Chrony auch nur was um 50€ gekostet... Das kann man mal ausgeben. Dafür ist die Software kostenlos.

    Als FT Schütze brauch man nicht zwingend ein Chrony für sich Privat.
    In jedem Verein der FT schießt steht so ein Ding zwingend rum.
    Da bei jedem Wettkampf auch die V0 geprüft wird.

  • Ok, denn ist es eher kein Argument. War mir nich so ganz klar, Ich fang' erst voraussichtlich Sonntag an mit Schnuppertag in einem allseits bekannten Verein :)

  • Auch eine Möglichkeit falls kein Chrony zur Hand ist aber sicher nicht die Ideallösung und nur ratsam wenn man Chairgun Vertrauen will:


    Einschießen auf 10m.
    Dann Ziel auf zB 17m und erstmal schauen wieviel Klicks man in echt gebraucht hat.
    Danach die V0 im Programm so verändert bis dieser Wert von den Klicks erreicht ist.
    Danach des ganze auf verschiedene Distanzen gegenprüfen.

    Hat bei mir Anfangs ( bevor ich die V0 messen konnte) erstaunlich gut geklappt aber ist für viele hier ein absolutes No-Go :whistling:

  • @bilcupra

    Beide Möglichkeiten sind in Deiner Methode zusammen gefasst. Chairgun und einschiessen mit manuellen Meterschritten. So verlässt man sich nicht nur auf Chairgun sondern überprüft es damit auch über die herkömmliche Methode.

    Was aber immer dazu gehört und bisher nicht im Fordergrund gestanden ist:

    + Man braucht Zeit fürs Einschiessen. Lange Anfahrtwege sind leider für Viele ein Problem.
    + Man braucht die Örtlichkeit zum Einschiessen.
    + Man braucht Material zum Einschiessen. Zielscheiben die dafür taugen.
    + Man braucht als Anfänger einen erfahrenen Schützen an der Seite, der sich Zeit nimmt.
    + Man braucht die Kenntnis um die Montage des Zielfernrohres. Das muss passen.
    + Man braucht gutes Wetter ohne Wind und sonstige Einfüsse zum Einschiessen.

    ++ Wenn dieser Vorgang des Einschiessens das Verständis und die Zusammenhänge für Gewehr + Zielfernrohr an diesem Tag ausreichend erklärt, dann hat man die Zeit gut genutzt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Knoedelfan (2. Mai 2018 um 12:47)