Blei diabolos gesundheitsproblem??

Es gibt 49 Antworten in diesem Thema, welches 8.861 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Mai 2015 um 18:53) ist von thardy.

  • Jedes Ding ist ein Gift, nur die Menge macht, dass es kein Gift ist.

    Blöderweise reicht bei Blei bereits einer relativ geringe Menge, unter anderem eben weil es so lange im Organismus bleibt.
    Dazu kommt, das Blei sich relativ schlecht in Wasser löst. Das ist gut (weil dadurch das Wasser garnicht so schlimm belastet sein kann, wie es sonst der Fall wäre) und gleichzeitig schlecht, weil man sich gründlicher die Hände waschen muss, damit der Staub auch wirklich weg ist.

    Ich denke, wir haben vor allem Glück, weil der Bleistaub der nunmal zwangsweise im Lauf entsteht gleichzeitig ja auch von uns weggepustet wird. solange wir also nicht in relativ beengten Räumen schießen, ist ein Gewehrlauf mindestens so gut wie die oben erwähnte Dunstabzugshaube ;) Insbesondere, weil bei einem Luftgewehr ja nun wirklich alles nur nach vorne geht, und keine Gase zum laden zurückgeleitet werden oder irgendwie sowas, Mündungsbremsen und ähnliches sind ja auch eher selten auf Luftgewehren...

    Ist wie bei allem anderen vor allem langfristig gesundheitsschädlichem auch, wie Rauchen, Feuerspucken, und was manche Menschen sonst noch so für Hobbys haben:
    muss jeder handhaben, wie er meint, plötzlich tot umfallen wird keiner. Aber es schadet keinesfalls die Belastung dort, wo es ohne großen Aufwand geht möglichst gering zu halten.

    R.I.P. Sir Terry Pratchett

  • hallo,


    vielen dank für die vielen Antworten.

    also ich schließe aus allem im großen und ganzen, wenn man sich nach dem Schießen die Hände gut wäscht und nicht gerade sein Brot in der Diabolobox lagert und danach ißt sollte eigendlich nichts passieren.

    Danke an alle für die Ratschläge.


    Grüsse

    Thomas

  • Hier meine Meinung zum Thema. Auch wenn erst mal kein Grund zur Panik besteht ist ein Umkehrschluss genauso falsch.

    Menschen tendieren oft zwischen kurzzeitiger Panik (Thema Pandemie, Finanzcrash usw :) ) und dann wieder totaler Sorglosigkeit. Aber wie viele Dinge ist Bleibelastung eine analoge Grösse. Man kann also niemals total sicher fühlen wenn man mit einem Gift (und das ist Blei) hantiert.

    Wenn ich als Schütze mit Bleimunition hantiere nehme ich soundsoviel mikrogramm durch direkten Kontakt auf. Wenn ich in meiner Wohnung schiesse nehme ich noch soundsoviel Bleistaub auf. Usw das summiert sich zu einer Belastung die schadet, auch wenn ich höchstwahrscheinlich an etwas anderem sterbe.

    Die Schlussfolgerung ist imo dass man in jedem Fall die Belastung so weit wie möglich mit einfachen Mitteln minimieren sollte. Vor allem wenn man in den eigenen vier Wänden schiesst. Wenn jemand sich aber erst riesengrosse Sorgen macht, und dann nach Recherche im Internet wieder jahrelang völlig sorglos Bleistaub freisetzt (weil ja nix passiert) hätte irgendwie 2 mal zu extrem reagiert.

    Die Wahrheit dürfte dazwischen liegen.

    Das gebe ich zu bedenken.

  • Mit dem Blei im Schießsport ist es ein bißchen wie mit den Tempo 30-Zonen - überwiegend ein Politikum ohne wirkliche Basis.
    Bei Aussagen im Sinne von "Sie können es nicht sehen, hören, schmecken, aber es bringt Sie um. Wir beschützen Sie davor."
    durch Politiker und Behörden sollte man generell hellhörig werden.

    Jahrzehntelanges Tempo 50 war doch ein Hauptfaktor der Verkehrsgefährdung. Daß unsere Behörden dem solange tatenlos zugesehen haben!
    Mit dem flächendeckenden Tempo 30 auch auf Durchgangsstraßen wird es erst so richtig sicher.
    Dabei würde eine Regelüberprüfung der Fahrtauglichkeit ab 75 Jahren dagegen wirklich und dauerhaft Menschenleben retten.
    Aber die Partei, die das vorschlägt, würde bei der nächsten Wahl an der 5%-Hürde scheitern ("From my cold, dead hands" einmal in anderem Kontext).

    Aber zurück zum Blei. Metallisches Blei ist GAR NICHT giftig. Und auch NICHT in Wasser löslich !
    Organische Bleiverbindungen sind allerdings ziemlich giftig (anorganische nur leicht).
    Die Giftigkeit liegt in der Aufnahme in den Körper - rein metallisches Blei wird gar nicht aufgenommen,
    anorganisches bei oraler Aufnahme zu etwa 10% und organisches zu etwa 90%.

    Metallisches Blei, wie es im Schießsport vorkommt, ist also komplett ungefährlich.
    Wenn da nicht ein 'Aber' wäre - wehe, das Blei geht eine Verbindung ein.
    Eigentlich ist es eher reaktionsträge, aber durch längere Einwirkung von bestimmten Substanzen
    (z.B. Sauerstoff oder Säuren) passiert es dann doch.

    Das erklärt auch, warum Wasserleitungen aus Blei auf Dauer nicht gesund sind, obwohl Blei selber doch komplett unlöslich in Wasser ist.
    Nach einer gewissen Zeit wandelt sich hier und da etwas um, so daß eine chronische Bleibelastung entsteht.
    Genauso ist es mit eingeatmetem Blei. Das bleibt solange in der Lunge liegen, bis es irgendwann umgewandelt wird, und wirkt so dann später doch noch.

    Im Schießsport besteht die Gefahr also m.E. hauptsächlich durch mangelnde Sauberkeit, z.B. Essen / Trinken nach Bleikontakt ohne Händewaschen,
    besonders wenn das Blei klare Zeichen einer Veränderung aufweist (Diabolos), oder durch zuviel Sauberkeit, dem Einatmen bleihaltiger Stäube beim Reinigen.
    Gegen beides kann man sich relativ einfach schützen.
    In der Industrie/im Handwerk werden daher entsprechend moderate Schutzmaßnahmen ergriffen (Beispiel: Sicherheitsdatenblatt Bleigranulat).

    Also, kein Grund zur Panik.


  • Im Schießsport besteht die Gefahr also m.E. hauptsächlich durch mangelnde Sauberkeit, z.B. Essen / Trinken nach Bleikontakt ohne Händewaschen,
    besonders wenn das Blei klare Zeichen einer Veränderung aufweist (Diabolos), oder durch zuviel Sauberkeit, dem Einatmen bleihaltiger Stäube beim Reinigen.
    Gegen beides kann man sich relativ einfach schützen.

    Mit Schießsport meinst du in dem Zusammenhang ausschließlich das Schießen mit Luftdruckwaffen? Oder beziehst du das auch auf scharfes Schießen mit KK/GK?

    "Das Problem mit Zitaten aus dem Internet ist, dass man nie weiß, ob sie echt sind."
    - Abraham Lincoln -

  • Beim Schießen mit Patronenmunition ist die Belastung mehr von den jeweiligen Gegebenheiten (Waffen-, Munitions- und Geschossart) abhängig, und ob es sich um eine geschlossene oder offene Anlage handelt bzw. wie die Lüftung dimensioniert ist. Eine Bleibelastung der Raumluft kann dabei prinzipiell durch den Anzündsatz, die Treibladungsgase und durch das Geschossmaterial (z. B. in Form von Metall- bzw. Bleistaub und Bleidämpfen) entstehen (siehe z.B. VBG-Richlinie).

    Bei den üblichen gemantelten Geschossen im GK-Bereich ist eine direkte Kontamination eher auszuschließen, bei KK sind 'offene' Bleigeschosse dagegen häufig anzutreffen. Dementsprechend ist die Belastung am Schützenstand als eine Mischung aus metallischem Bleistaub aus Abrieb und organischem Blei aus dem Zündmaterial/Treibladung anzusehen. Diese Mengen sollten aber sehr gering sein und durch die Lüftung weitestgehend reduziert werden, dementsprechend fallen auch die empfohlenen Schutzmaßnahmen eher moderat aus (siehe z.B. Technische Richtlinie für Gefahrstoffe).

    Deutlich mehr Material ist typischerweise im Bereich des Geschossfanges anzutreffen. Hier sollte man bei längerem Aufenthalt, insbesondere bei Umbau- oder Reinigungsarbeiten, unbedingt einen Atemschutz tragen, da häufig massiv bleihaltige Stäube freigesetzt werden. Ggf. trifft das auch für das Zusammenfegen von Pulverresten zu (weniger Blei, aber mehr in organischer Form). Auch daran denken, daß anschließend die Kleidung kontaminiert ist, also möglichst nicht im Wollpullover zum Arbeitseinsatz antreten.

    Durch die Vielzahl an Munitions- und Waffenarten, Schußfrequenz und -Distanz (auch ggf. Mehrdistanzschießen) im Zusammenhang mit sehr unterschiedlicher Architektur und Lüftungsbedingungen auf den Ständen gibt es m.W. aber kaum wirklich belastbare Daten und man muß sich auf den gesunden Menschenverstand verlassen.
    Als überwiegender GK KW-Schütze benutze ich einem Atemschutz bei Arbeiten im Bereich des Geschoßfanges und beachte die allgemeinen Hygieneregeln ('Nach dem Schießen und vor dem Essen - Hände waschen nicht vergessen').

    Immer noch kein Grund zur Panik ...

  • Ein paar Daten gibt es schon, z.B. hier.

    "Das Problem mit Zitaten aus dem Internet ist, dass man nie weiß, ob sie echt sind."
    - Abraham Lincoln -

  • Das ist ein sehr interessanter Beitrag und ernthält vor allem auch mal konkrete Daten.

    Für die, die sich eher weniger mit Wissenschaft beschäftigen, hier noch etwas allgemeine Hintergrundinformation:
    Man muß bei der Bewertung beachten, daß es sich um eine medizinische Doktorarbeit handelt, also nicht das Werk eines Experten.
    Medizinische Doktorarbeiten können mit einem Zeitaufwand von unter einem Jahr abgeschlossen und noch während des Studiums
    durchgeführt werden, während solche in Natur- oder Ingenieurwissenschaften erst nach Abschluß des Studiums begonnen werden
    können und bis zu sechs Jahren dauern. Diese Sonderbehandlung liegt darin begründet, daß die Patienten von einem Arzt häufig
    auch einen Doktortitel erwarten, obwohl das mit der medizinischen Ausbildung gar nichts zu tun hat. Daher hat man es für diese
    Gruppe sehr einfach gemacht, einen zu erwerben, was sich aber natürlich auf Hintergrundwissen und Qualität der Arbeit auswirkt.

    Wissenschaftliche Erkenntnis ist schwerer zu gewinnen als man gemeinhin glaubt. Zunächst muß man Institutionen finden, die
    KEIN eigenes Interesse am Ergebnis haben. Hört sich einfach an, ist in der Praxis aber ein Hauptproblem. Man denke nur an
    die 'Experten' in den Medien und die vielen Gutachten und Gegengutachten. Neben Geld spielt auch Macht/Bedeutung eine wichtige
    Rolle (z.B. wenn Leute vom 'Institut für Klimawandel' befragt werden, ist das Ergebnis von vorherein klar, denn die leben ja davon).
    Bei Doktorarbeiten ist es so, daß die Note vom Ergebnis abhängt, je spektakulärer, desto besser die Endnote. Wird bei einer
    Arbeit 'nichts' gefunden, ist die Note sehr schlecht.

    Dann ist es wichtig, die Ergebnisse vor einer Veröffentlichung durch (hoffentlich ebenfalls unabhängige) Experten prüfen zu lassen,
    dem sogenannten 'Peer Review'. Dabei werden Fehler und Schwächen interaktiv in mehreren Revisionen auszumerzen versucht. Bei
    Doktorarbeiten findet diese Kontrolle der Ergebnisse praktisch nicht statt (ähnlich wie bei einem Buch, wo man alles schreiben kann).

    Generell geht man in der Wissenschaft davon aus, daß ein bestimmter Effekt tatsächlich in einer gewissen Größenordnung vorliegt,
    wenn in etwa zehn unabhängige, möglichst weltweit verteilte Peer-Review-Arbeiten mit einem vergleichbaren Ergebnis vorliegen.

    Trotzdem ist es natürlich gut, solche Arbeiten zu haben, im Gegenteil, es würden mehrere, unabhängige Studien benötigt, um wirklich
    der Wahrheit nahe zu kommen. Also falls man jemanden kennt, der noch ein Thema sucht ...

  • valsana

    Da dein Herz ja ganz offensichtlich am Blei hängt (deine Lunge hoffentlich noch nicht), erübrigt sich wohl die weitere Diskussion.
    Aber danke für deine Ausführungen.

    "Das Problem mit Zitaten aus dem Internet ist, dass man nie weiß, ob sie echt sind."
    - Abraham Lincoln -