Liebe FT-Freunde,
seit 2 Jahren denke ich über die Probleme nach, die fast alle 16J HW 97k FT-Schützen irgendwann haben: Unerklärliche Fehlschussserien, die im Wettbewerb, nachdem alles erst ganz prima lief, plötzlich auftreten und nach 3 bis 5 weiteren Schüssen wieder verschwinden. Etliche ZFs wurden als vermeintlicher Verursacher eingeschickt, kein Fehler wurde festgestellt.
Bevor ich weiter erzähle: Alle Überlegungen beziehen sich auf die 16,3J Variante der 97k und richten sich auch nur an FT-Schützen in der Klasse 2 oder an sehr ambitionierte Freizeitschützen mit WBK oder in deutschsprachigen Nachbarländern ohne 7,5J Grenze gerichtet.
Was war der Grundgedanke? (Die ersten Entwürfe zu diesem Thread waren ziemlich theoretisch, ich habe alles eingedampft auf die wirklich wichtigen Fakten.)
Wie in meinem Tuning-Thread zur 97k beschrieben, darf sich bei der Schussabgabe in und an einem Federdruckgewehr nichts bewegen, was sich nicht unbedingt bewegen muss.
Hier soll es um bewegliche Massen gehen, die nicht wirklich erforderlich sind und im Schuss einen kleinen Impuls auf das Gewehr übertragen können, der nicht immer gleich sein wird!
Beispielsweise dieser Arretierungsbolzen vorne im Spannlauf. Er bringt etwa 15g auf die Waage. Bei Schussabgabe bewegt sich das starre System samt Schaft und ZF zunächst nach hinten, außerdem dreht es sich um den Schwerpunkt des kompletten Gewehrs. Dieser Schwerpunkt ist bei jeder 97k unterschiedlich, allen wegen des ZF, seiner Montage und seiner Montageposition. Der Bolzen hat radiales Spiel in seiner Spannlaufführung. Der Spannlauf (260g) hat Spiel in seinem Hauptgelenk und auch vorne in der Arretierung. Der Spannhebel, der die Spannkraft auf die Systemhülse überträgt, hat Spiel in seinem Gelenk und auch bei seiner "Nase" in der Kompressionshülse.
All diese Teile sind prinzipiell beweglich und "rappeln" bei der Schussabgabe in den eher starren Teilen. Damit geben sie kleine Impulse an das "starre" System weiter, immer unterschiedlich, je nachdem wo sich zuvor im Zehntelmillimeterbereich befanden.
Besonders übel ist, dass diese Impulse zum Teil recht weit vorne - in Mündungsnähe - auf das System übertragen werden. Großer Hebelarm, der auch bei kleinen Impulsen die Lage der Laufmündung schnell beeinflussen kann.
Die meisten hier kennen den Effekt, wenn der O-Ring vorne am Spannlauf verloren geht. Das ist der Effekt, über den ich rede.
Nach diesen Überlegungen waren mir erstmals die echten Vorteile eines Knickers bewußt: Viel weniger bewegliche Teile!
Bei Unterhebelspannern sollten alle nicht unbedingt erforderlichen bewegliche Massen vermieden oder in ihrer Masse minimiert werden, damit sie nur minimale geschossablenkende Impulse auslösen können.
Die Konsequenz waren folgende Modifikationen:
- Extrem leichter Spannlauf (wenig Masse = wenig Impuls = wenig Geschossablenkung)
- Spannlaufarretierung ohne bewegliche Teile (keine Bewegung + keine Masse = kein Impuls = keine Geschossablenkung)
- Maximale Spielfreiheit des Spannlaufs in vorderer Arretierung und im Gelenk, und von Spannhebel (im Gelenk und am System)
Naja, wirklich schön ist das Resultat nicht. Und zudem steht es noch im Gegensatz zu den " schönenTuningteilen", die vorne am Spannlauf angebracht, seine Masse aber noch weiter vergrößern!
Aber es funktioniert scheinbar sehr gut. Vor etwa drei Wochen konnte ich die so modifizierte 97k in Dorsten testen. Ich bin nicht mehr so im Training, aber auf meine Einschussentfernung von 40m saßen bis auf einen Ausreißer alle Treffer mindestens im Durchmesser einer 50 Cent Münze, eher noch deutlich geringer.
Aber zu einer zuverlässigen Aussage hätten weitere Serien geschossen werden müssen, was aber nicht möglich war, weil mir durch ein "Ungeschick" mein POM-Abschlußstück abhanden kam, was den Spannlauf arretiert.
Nach den Worten nun die Fotos ;^)
Weihrauch war so freundlich, mir ein Spannlaufgelenk einzeln mit den erforderlichen Stiften / Nietstiften zu senden. So als Einzelteil hat das wahrscheinlich noch niemand von euch gesehen, aber eine Überraschung ist es auch nicht.
Da ich ultraleichte Carbon-Rohre für den Spannlauf einsetzen wollte, musste ein Übergangsstück her, um die Spannungsspitze, die sonst beim Übergang des massiven Stahlzapfens zum Carbon auftreten würden, abzufangen. Sonst wäre das eine "Sollbruchstelle" für die Carbonrohre. Das Übergangsstück wurde sehr passgenau aus Aluminium gedreht und innen stufig ausgebohrt. Die kleinen Nuten über den Außenumfang sollen die abschließende Verklebung mit 2K-Kleber unterstützen.
Hier die 2 Carbonrohre. Das untere Rohr ist ein CFK Optik Rohr 14x12x1000mm (geflochtene Faseranordnung), das obere ein CFK-Rohr mit längsgerichtetem Faserverlauf 12,0x10,0x 900mm. Die Rohre sind recht eng toleriert und lassen sich teleskopartig ineinander schieben. Hier gekauft und mit 60€ inkl. Versandkosten nicht gerade preiswert, aber ausreichend für 3 Spannläufe.
Hier das Ganze schon einmal ohne Kleber zusammengesteckt