Im Forum wird immer wieder danach gefragt, welche Möglichkeiten es gibt, SSW`s mit stark abgenützter Oberflächenbeschichtung ansehnlicher zu gestalten.
Da in der Regel die Oberfläche von SSW's aus Zinkdruckguss-Material in unterschiedlicher Materialanteil bestehen, ist der Begriff "Brünierung" dafür nicht korrekt. SSW's werden in einem relativ aufwändigen Verfahren (wenn das Ergebnis optimal sein soll) nach dem polieren mit einem Verfahren behandelt, das man am verständlichsten mit "Beizen" erklären kann.
Handelsübliche Brünierungsmittel, die zur Ausbesserung/Nachbearbeitung von Brünierungen an Waffen gedacht sind, die aus Stahl (Besser ausgedrückt)" korrosivem" Material, gefertigt wurden, erfolgt bei Zinkdruckguss-SSW`s keine dauerhafte Brünierung. Es wird in den meisten Fällen lediglich die Oberfläche geschwärzt. Diese nur aufliegende, und nicht in die Oberfläche der SSW eindringende "Färbung" wird relativ schnell abgegriffen. Bei einigen SSW-Oberflächen ist nach dem erforderlichen abwaschen des
Brüniermittels, und dem anschliessenden einölen der behandelten Stellen, nicht einmal eine Färbung feststellbar.
Dies ist mit der Wirkungsweise der angebotenen Brüniermittel erklärbar, die einen Rostähnlichen Prozess in Gang setzen, der in der Oberfläche eine dunkle Brünierungsschicht einbringen. Deshalb ist auch das stoppen dieses Prozesses durch "abwaschen und einölen" bei Stahlwaffen erforderlich!
Bei SSW aus Zinkdruckguss kann aus nachvollziehbaren Gründen dieser Prozess nicht wirken!
Alternativen bieten sich Beispielsweise in folgend angesprochenen Verfahren:
- Polieren der Oberfläche:
Bei einem fachmännischen polieren erstrahlt so manche heruntergenudelte SSW in neuem Glanz.
Allerdings ist dieses Verfahren zeitaufwändig und bedarf Fingerspitzengefühl, wenn das Ergebnis wirklich sehenswert sein soll!
Zu bedenken ist, dass zu heftiges polieren, evtl. noch in Verbindung mit einer zu abrasiven Schleifpaste, nicht nur die alte, fleckige Brünierung auf SSW entfernt, sondern auch sehr schnell die darunter liegende glatte Oberfläche der SSW beschädigt.
Und wer schon eine SSW poliert hat, erkennt mit heruntergezogenen Mundwinkeln etliche Kanten, Durchladerillen, Vertiefungen an seiner SSW, die er vorher gar nicht bemerkt hat.
Und gerade an diesen Stellen gilt es sorgfältigst zu arbeiten, um den späteren optischen Eindruck der polierten SSW nicht durch Rückstände der alten Brünierung zu stören!
- Lackieren der Oberfläche:
Dieses Verfahren erfordert unbedingt ein vorheriges ausprobieren/versuchen an alten Metallstücken etc. Ausser man ist ein Profi-Lackierer oder hat als Modellbauer, Auto-Bastler etc. schon ausreichend Erfahrung gesammelt.
Man sollte sich aber auch als Laie nicht sofort abschrecken lassen! Mit etwas Einarbeitung, guter Auswahl geeigneter Materialien, durchdachten Arbeitsschritten, und vor Allem viel Zeit und Ruhe (!) kann man durchaus sehr ansehnliche Ergebnisse erzielen.
Und wenn ich das als Büromensch schaffe ........ :^)
Für Alle die sich für dieses Verfahren interessieren habe ich nachfolgend in Kurzform die Arbeitsschritte im Bild festgehalten.
Ich habe dazu eine ERMA EGP45 verwandt, bei der vom Vorbesitzer unfachmännische Versuche stattgefunden haben die Oberfläche zu polieren. Bei mir hat diese Waffe seit etlichen Jahren als "Ersatzteilträger" in der Schublade gefristet.
Um den Originalzustand zu erkennen, hier die "Vorher"-Bilder:
Hier die Waffe im Original-Zustand, zusammen mit den vor kurzem gegossenen Griffschalen für die EGP45 aus Giessholz und alternativ ein Satz aus Giessharz mit Effekteinlage.
Diese sind für die lackierte EGP45 vorgesehen, nachdem eine Kantenbearbeitung stattgefunden hat, und die entsprechenden Schrauben besorgt sind. Ich habe, entsprechend meiner Handgrösse, bewusst dickere Griffschalen angefertigt. Dadurch sind entsprechend längere Schrauben erforderlich.
Über das Verfahren, Griffschalen speziell für ERMA-SSW anzufertigen, habe ich im "Bastelbereich" schon geschrieben.
1. Schritt vor der Bearbeitung ist die Zerlegung der SSW.
Profis wissen, dass es hilfreich sein kann, eine Zerlegung innerhalb eines grossen Gefrierbeutel durchzuführen. Verhindert, dass wegspringende Teile die unter Spannung stehen (Federn etc.) unauffindbar später ihr Lebensende im Staubsaugerbeutel fristen.
2. Schritt ist das auswählen der zu bearbeitenden Teile. Überlegt Euch sehr genau, welche Teile, nach dem wiederzusammenbau der SSW lackiert sein sollen/dürfen.
Es ist einerseits Geschmacksache, ob man Beispielsweise abnehmbare Griffrücken, Abzug, Sicherungshebel lackiert, oder falls noch mit akzeptabler Brünierung versehen, in Kontrastfarbe schwarz belässt! Eventuel separieren, und in einem separaten Arbeitsschritt mit einer entsprechenden Kontrastfarbe lackieren, wenn auch an diesen Teilen die ursprüngliche Brünierung abgegriffen ist.
Andererseits ist die vorherige Auswahl auch aus technischen Gründen absolut erforderlich!
Wer bei einem Revolver oder einer Pistole mit engen Passungen alle Funktionsteile lackiert, wird eventuel durch die Schicktdicke der Lackierung Funktionsstörungen bekommen. Als Beispiel sei hier die Ausstosserachse mit Ausstosserkranz beim ERMA-Revolver EGR77 genannt. Ich empfehle, vorab sämtliche Teile die auf Passung verbaut sind, und sich funktionell bewegen, daraufhin zu überprüfen!
3. Schritt ist das gründliche reinigen und entfetten.
Die Grundlage jeder gelungenen Lackierung ist die Vorbereitung! Und diese beginnt mit dem waschen und gründlichen entfetten der Einzelteile. Ich gehe dabei in mehreren Schritten vor. Nach der Standard-Prozedur, wie nach den Silvester-Aktionen üblich, kommt ein entfetten mit einem technischen Sprühreiniger! Bitte hier ein gutes Produkt verwenden, um ein angreifen des Materiales zu vermeiden. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ein "Bremsenreiniger-Spray" im Baumarkt für 1,95 € zu erhalten ist. Meine SSW sind mir allerdings einen hochwertigen Reiniger wert. Es gibt hier ökologisch wenger bedenkliche Reinger auf wässriger Basis für ca. 10 €. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Srühreiniger von WEICON gemacht, den es bei EBAY für ca. 6 - 7 € gibt. (Und hält im Privatgebrauch Jahrelang)
4. Schritt (wahlweise) ist das grundieren der SSW mit einem Primer/Haftgrund.
Ich schreibe bewusst "wahlweise", denn vor meinen ersten Versuchen habe ich mit Lackierern aus dem Bekanntenkreis unterhalten. Einige halten auf Zinkdruckguss eine Vorbehandlung mit Primer für absolut überflüssig, falls keine kleinen Riefen etc. ausgeglichen werden sollen (In diesem Falle würde ich das vorsichtige über-/aus-polieren für sinnvoller erachten).
Andere Profis haben dagegen grundsätzlich zur Verwendung von Primern geraten. Ich habe in den letzten Jahren mehrere SSW lackiert, immer mit der Vorbereitung mittels Primer, und gute Erfahrungen gemacht.
Ganz wichtig ist das ausreichende "Ablüften/Trocknen" lassen des Primers. Den auf der Dose angegebenen Zeiten sollte man eher weniger Vertrauen schenken.
Ich habe das bei den ersten Versuche leidvoll erlebt, als sich der Primer durch den am nächsten Tag erfolgenden Lackauftrag scheinbar wieder angelöst hat. Ergebns war ein Chromglanz, der mit schwarzen Primerschatten durchsetzt war.
Ich habe es mir zur Regel gemacht, Primer (und auch später den Oberflächen-Lack) in dünnen Schichten im sogenannten "Kreuzgang" aufzutragen.
Die Ergebnisse sind bei einem Laien besser, wenn man mehrere dünne Schichten aufträgt, anstatt zu versuchen, in 1 dickeren Schicht ein schneller Ergebnis zu erzielen. Tropfnasen und Lackwellen in Rillen etc. sind das unbefriedigende Ergebnis!
Die Technik "Kreuzgang" erklärt sich eigentlich aus dem Namen selbst. Der Sprühstrahl wird aus entsprechender Entfernung, mit einer fliessenden Handbewegung in auf- und Abwärtsbewegung, und dann von Links- nach Rechts, bw. jeweils versetzt in der Gegenrichtung bewegt. Keinesfalls sollte die Bewegung angehalten werden, weil man meint eine Stelle schnell mit Farbe abdecken zu müssen!!
Spätestens die nächste, versetzte Kreuzgang-Ebene, oder der nächste dünne Auftrag nach entsprechender Trockenzeit wird diese Stelle mit abdecken!
Hier 2 Beispielbilder vom Griffstück und dem Schlitten nach dem ersten primern:
Und wer sich jetzt überlegt, wie er die ganzen Teile beim lackieren befestigen soll ...... einfach im nächsten Abschnitt weiterlesen >>>>