Flugbahn Theorie vs. Praxis

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. April 2003 um 14:11) ist von Gy.Sgt.Tanga.

  • Klingt zwar doof, aber ich hab mal ´ne eigentliche Anfaengerfrage:

    Laut Theorie (und was man in den Buechern "Die Luftpistole" und Co. so liest), faengt ja das Geschoss nach dem Verlassen des Laufes sofort an zu fallen. Nun habe ich bei mir einen irgendwie paradoxen Effekt. Ich schiesse meine Waffen im Verein auf 10m und zu Hause auf ca. 7,5m. Komischerweise erzeugt eine im Verein auf 10m eingeschossene Waffe bei mir zu Hause auf 7,5m IMMER Tiefschuesse. Umgekehrt bekomme ich im Verein mit (ungeduldigerweise zu Hause) auf 7,5m eingeschossenen Waffen dann auf 10m Hochschuesse. Ohne entsprechende Nachkorrekturen geht da nix, ist mir klar. Nur haette ich es eigentlich laut Theorie andersherum erwartet :confused2: .

    Wo liegt mein Denkfehler ???

  • hallo wolf

    wenn du die waffe auf 10meter einschiesst kreuzen sich dort flugbahn und visierlinie. wenn du nun auf 7,5meter schiesst befindet sich das geschoss noch auf seiner flugbahn quasi im "steigflug" zur visierlinie. bevor es die visierlinie bei 10 meter überqueren kann schlägt es in die scheibe (unterhalb des anvisierten treffpunkts). natürlich wirkt auch die erdbeschleunigung deshalb ist die flugbahn keine gerade, nur annähernd bei kurzen distanzen. auf mehr als 10meter steigt das geschoss kurzzeitig wieder über die visierlinie bevor es auf grössere entfernung wieder unter die linie fällt, weil es langsamer wird und die erdbeschl. ja immer noch wirkt.
    hoffe geholfen zu haben,
    gruss,
    florian

  • Jupp!
    Der Lauf ist in der Praxis ( LuPi ) leicht nach oben geneigt. und nicht wie in der Theorie parallel zum Boden.
    Nicht zu vergessen ist da schließlich ein Höhenunterschied vom Lauf zum Visier.

    Daher erst eine leichte Steigung und dann der "tiefe fall"

    Wenn man nun etwas abstrakter denkt, wird die ballistische Flugbahn noch deutlicher:

    Man halte sie noch schräger nach oben und schieße sie auf 50 Meter ein ( Na ja, nicht auf die 10 der Scheibe )
    Hier wird dann der freie Fall urch den Abschuß nach oben ausgeglichen

    gruß Willy

    FWR-Mitglied 26256 ...und Du? :deal: -+- Field Target -Mitglied im DFTC2000 -+- Co2-Mehrdistanz.de

    Alles, was ist, dauert 3 Sekunden: Eine für vorher, eine für nachher und eine für mittendrin ...

    2 Mal editiert, zuletzt von full.house (3. April 2003 um 01:00)

  • Zitat

    Original von flo
    ...und wenn erst ein zielfernrohr montiert ist :evil:

    gruss,
    flo

    Klaro: Je größer der Abstand der Visierlinie zur Lauflinie, desto "krümmer" die Flugbahn bzw. die Visiereinstellung...

    Denn dieser Distanzabstand will schließlich kompensiert werden

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    Einmal editiert, zuletzt von full.house (3. April 2003 um 01:03)

  • Danke erstmal fuer die vielen Antworten. Das oben gesagte setzt meiner Meinung nach voraus, das ich beim Anvisieren die Waffe quasi nicht waagerecht halten wuerde, sondern leicht nach oben, da ich mir ein "Steigen" des Geschosses nach Verlassen aus einem waagerechten Lauf nicht vorstellen kann. Mir ist aber nach ueberschlafen der Geschichte grad nochwas anderes eingefallen: Ich schiesse ja immer auf die gleiche Scheibe mit demselben Spiegeldurchmesser. Bei angenommener stets perfekt aufsitzender Anvisierung ziele ich natuerlich auf 7,5m quasi im Vergleich zu 10m wesentlich tiefer, da er mir dann "groesser" erscheint. Wenn ich nun weiterhin annehme, das bei dem kurzen Entfernungsunterschied von 2,5m zwischen den beiden Distanzen der Fall des Diabolos vernachlaessigbar klein ist, denke ich, das dies die eigentliche Ursache ist, die das Problem in der Theorie erklaert. Die Loesung waere dann ein auf 7,5m Distanz masstabsgerecht verkleinerter Spiegel. Da ich aber kein Physiker bin, bin ich mir nicht sicher, ob das der Weisheit letzer Sch(l)uss ist. :new16:

  • moin wolf,

    wie gesagt stehen laufachse und visierlinie in einem winkel zueinander. wenn die visierlinie nun horizontal zum ziel führt ist der lauf dazu leicht nach oben geneigt.
    setzten wir mal voraus dass du dich in der selben höhe wie das ziel befindest, so bleibt die visierlinie konstant. bei 7,5 wie bei 10meter. in dem fall kein drüber und drunterhalten.

    gruss,
    florian

  • Das mit dem Winkel ist mir klar. Aber bei einem Schuss auf 7,5m wandert das "komplette Gebilde" im Vergleich zum Schuss auf die gleiche Scheibe auf 10m doch nach unten. Natuerlich unter der Voraussetzung, das man "aufsítzend" anvisiert. Bei einer auf Fleck eingeschossenen Pistole duerfte der unterschied bei gleicher Zielhoehe kaum zu bemerken sein. Wenn mir mal nur die Viesierlinie betrachten, stell ich mir das mal so vor:

    Die Visierlinie zeigt auf das untere Ende des Spiegel auf 7,5m. Verschiebe ich nun die Scheibe um 2,5m genau auf einer ebenfalls waagerecht gedachten, durch die 10 gehenden Stange nach hinten, wirkt der Spiegel immer kleiner. Ich halte meine Visierung ohne anzupassen und sie sitzt nun deutlich tiefer unter dem Spiegel. Also muss ich nach oben korrigieren, um wieder meine Visierlinie "aufsitzend" unter den Spiegel zu bringen. Da Die Waffe aber so eingeschossen ist, das sie genau bei 7,5m aufsitzend eine 10 produziert, waere das korrigierte Ergebniss dann (wie auch bei mir) ein Hochschuss.

    Oder habe ich noch was uebersehen ? Wie gesagt, auf die Entfernung 7,5 - 10m vernachlaessige ich mal den Fall des Diabolos (sollte bei den Geschwindigkeiten aus ueblichen Matchwaffen kein Problem sein).

  • Wenn Du mich in Zukunft richtig anredest ... :crazy2:

    Also:
    Aufsitzend meint, das das Schwarze von der Scheibe (der Spiegel) mit seiner untersten Kante auf der von Korn und Kimme gebildeten waagerechten Linie quasi "aufsitzt". "Fleck" meint dagegen, das man mit der Viesierung dahin zeigt, wo man hinschiessen wiel. In diesem Fall zeigt also die aus Korn und Kimme gebildete waagerechte Linie in die Mitte des Spiegels.

    Bodo@erklärbär

  • flo: Bei Sportschützen werden offene Visierungen so eingeschossen, daß man nicht direkt auf den Mittelpunkt der Scheibe zielt, sondern den Spiegel der Scheibe, also das Schwarze in der Mitte, "aufs Korn nimmt". Das Visierbild muß dann so aussehen, daß der Spiegel auf dem Korn "aufsitzt".

    LtWorf: Du hast recht: der Effekt, den Du beschreibst, kommt auch noch dazu. Bei einer offenen Visierung ist er wahrscheinlich sogar wirklich wichtiger als der andere Effekt, weil da der Winkel zwischen Laufachse und Visierlinie ja sehr klein ist.

    Bei einem Zielfernrohr ist der größer, und man kriegt das gleiche Problem aus anderen Gründen, wie full.house und flo ja schon sagten.

    Marcus

  • Ich empfehle da das US Army Field Manual 23-10:Sniper Training,müsste man relativ einfach im Netz finden.War bisher meine einzige professionelle Anleitung zum Zielen und Schiessen und war sehr aufschlussreich.Ist zwar auf englisch aber das müsste man auch mit normalem Schulenglisch verstehen können(is ja für US-Soldaten geschrieben!LOL)
    Kapitel 3 beinhaltet Marksmanship und Ballistics,die beiden Themen die für LG-Schützen(besonders für FT)interessant sind und wo man vielleicht sogar einiges "neues" findet......ich sag nur:Angucken!!!

    :schiess1: