Hallo,
15 Joule ganz legal mit in Deutschland?
Vor ein paar Wochen bekam ich eine Mail von einem HW97k - Schützen aus Italien, mit dem ich schon einige internationale Wettbewerbe bestritten habe. Gestern war er hier und ich möchte euch nicht vorenthalten, was er in seinem Kofferraum mitgebracht hat.
Er brachte eine 97k mit, oder eigentlich zwei, aber in einem Schaft! Er hatte den Vorderschaft (und nur den Vorderschaft!) längs aufgesägt und mit 35mm Distanzstücken wieder verleimt, so dass zwei Systeme in dem Schaft Platz finden.
Naja, der Schaft sah dadurch auf der rechten Seite am Übergang auch etwas „gewöhnungsbedürftig“ aus. Es klaffte am hinteren Ende des Vorderschaftes eine Lücke, die durch eine andere Holzsorte überbrückt war. Durfte ich nicht fotografieren…
Egal, eine wirklich außergewöhnliche - 97k, die gestern Nachmittag bei erstem Frühlingssonnenschein im Garten getestet wurde. Eher eine Doppelt- Waffe.
Hier ein Foto vor dem Testschießen
Donnerschlag, das Teil sieht schon beeindruckend aus und ist vor allem auch beeindruckend schwer, extrem schwer.
Zwei parallel verlaufende, komplette Systeme im Schaft. Auf dem linken System ist ein Zielfernrohr montiert, ein kleines Bushnell.
Das Laden der Diabolos fiel mir schwer. Auf der rechten Seite kein Problem, wie gewohnt. Auf der linken Seite konnte ich aber nicht den rechten Daumen benutzen, jenseits der 1000-fachen Routine kostet es Mühe und auch ab und an einen Fluch. Das Spannen funktioniert wie immer und der Abstand der beiden Spannläufe passte auch perfekt. Entsichert wurde nur links, die linke Sicherung betätigte durch ein kleines Zwischenstück gleichzeitig die rechte.
Das/die Züngel befanden sich minimal weiter rechts, komisches Gefühl mit diesen zwei Züngel direkt nebeneinander. Der Prellschlag bei gleichzeitiger Auslösung beider Systeme ist schon heftig. Nach einigen Probeschüssen Eingewöhnung haben wir dann auf 10m, 20m und 25m eine Scheibe aufgestellt und jeweils aufgelegt 3 Doppelschüsse abgegeben.
Hier das Ergebnis. Keine sensationell kleinen Streukreise, aber trotzdem interessant. Beide Systeme wurden extrem gut gegeneinander ausgerichtet und abgestimmt. Bei etwa 36mm Mündungsabstand schneiden sich die Flugbahnen der Diabolos beider Läufe bei ca. 20m. Man sieht deutlich, dass bei 10m der rechte Lauf, auf dem sich das Zielfernrohr befindet, sauber mittig die Scheibe trifft, während der linke etwa 18mm links daneben liegt. Auf 20m ist kaum noch zu unterscheiden aus welchem Lauf der Diabolo geflogen ist. Dort schneiden sich die Flugbahnen. Auf 25m lässt sich erahnen, dass die Diabolos aus dem rechten Lauf weiter links einschlagen. Was für mich sehr erstaunlich war, ist dass die Vo beider Systeme sehr genau übereinstimmen muss, da kaum eine Höhendifferenz festzustellen ist.
Dann wollte ich doch noch wissen, wie er das mit den beiden Abzügen hingekriegt hat und durfte das Doppelsystem entschäften.
So einfach, ein Messingstift am linken Züngel führt zu einem zweiten „Synchron“-Züngel, welches direkt neben dem Originalzüngel des rechten Systems liegt. Das Direkt-Züngel des linken Abzugs wird einfach nicht benötigt. Man kann also beide Systeme synchron oder nach Belieben zeitlich versetzt auslösen, sie sind also nach wie vor völlig getrennt.
Eigentlich hat man also zwei Gewehre im Anschlag, die man gleichzeitig auslösen kann.
Tja und damit auch 15 Joule in Form von zwei 7,5J Diabolos die fast zeitgleich ihr Ziel treffen.
Eine interessante Konstruktion, aber der Nachbau wird ausdrücklich nicht empfohlen und ist mit großer Wahrscheinlichkeit in Deutschland auch nicht gesetzeskonform.
Hier noch ein abschließendes Foto
Gruß
Musashi
Editiert von Musashi am 2. April 2009 zur Klarstellung