Verständnisfrage "Polymer"

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 6.585 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. April 2007 um 16:28) ist von Bismarck666.

  • Promo: ich glaube dies könnte man doch durch einen Metallstreifen (da gibt es doch so ein Plastik-Messer, glaube ich) lösen, oder?

    Anstatt Keramik oder KuSto könnte man doch sicherlich auch einen synthetisch hergestellten Diamanten nehmen - mal vom Geld abgesehen (sofern dies überhaupt so viel kostet...) :crazy2:

  • Ich muss meine Aussage in Sachen technische Richtlinie und DAO Abzug relativieren. Scheinbar ist nach Richtlinie doch ein SA/DA Abzug möglich. Da will ich nun nichts falsches schreiben.
    Sicher aber, dass der Zoll die Varainte V6 DAO mit 3,9 Kg Abzugsgewicht bekommt. Quelle (DWJ 09/06)

  • Es soll auch Leute geben, die arbeiten bei einer obersten Bundesbehörde und führen dienstlich eine Glock oder ähnliches, was in kein Pflichtenheft von Polizei und Zoll passt. Da ist sogar BYO möglich... Soviel zu "Waffen im Behördendienst".

    Mir geht bei dem Thema immer die Hutschnur, sorry :evil:. Beispielsweise immer dann, wenn z.B. (wieder einmal) behauptet wird, die Bundeswehr führe das PSG1 nicht. Nur dass eine Waffe nicht bei der SKB gelistet ist, sagt nichts aber auch gar nicht über die tatsächliche Verwendung (über alle Einheiten) aus.

  • Da verwechselst Du was. Die techn. Richtlinie Behördenwaffen regelt die Eigenschaften einer Waffe, wonach sich die Hersteller richten müssen, wenn sie an der Auschreibung für die Beschaffung teilnehmen wollen. Das hat nichts mit der möglichen Ausnahme des genehmigten Führens von anderen Waffen zu tun. Meines Wissens dürfen (einige?) Sondereinheiten sogar private Waffen dienstlich führen.
    Das sind also zwei Paar Schuhe, die nichts miteinander zu tun haben.

  • Zitat

    Original von Floppyk
    Das sind also zwei Paar Schuhe, die nichts miteinander zu tun haben.


    Na, welche Waffe wird wohl geführt, wenn man auf das Behördenmodell zurückgreift (oder keine andere Wahl hat). Richtig, eine Waffe, die genau der entsprechenden Richtlinie entspricht.

    Ich würde an der Stelle aber BTT vorschlagen, das ist jetzt zu weit vom Thema entfernt...

  • Du hast es nicht verstanden:
    Die Richtlinie ist für die Ausschreibung der nachher beschafften und geführten Waffen.
    Nebenher gibt es wohl bei einigen Sondereinheiten Regelungen, die private Waffen erlauben. In einem Visier-Sonderhft wurde erwähnt, dass sogar privat beschaffte Revolver zugelassen wurden.
    Das hat aber ein mit dem anderen nichts zu tun.

  • Zitat

    Originally posted by sbulazel
    Aha, danke! Werden denn z.B. auch Federn oder andere "bewegliche Teile" in Waffen aus KuSto hergestellt? Oder ist ein Verbundstoff doch nicht so "abriebfest" wie Stahl etc.?

    Ist denn nicht Keramik besonders druckfest (also z.B. als Lauf)? In der Elektrik wird / wurde z.B. bei Freileitungen oft mit Keramik"puffern" gearbeitet, eben wegen der Druckfestigkeit (soweit ich mich erinnere :)

    Nabend sbulazel!

    Also du musst bei Werkstoffen zwischen Zugfestigkeit und Druckfestigkeit unterscheiden.

    Verschiedene Polymere (z.B. Gummi) sind nicht sehr druckfest - Keramik, Beton, Stahl und andere Polymere (das ist zwar erst 3 Semester her, aber ich erinner mich grad nicht an die 3 Kategorien der Polymere und ihre Eigenschaften) dagegen sehr. Hier kommt es zwar auf die Herstellung an (verschiedene Verfahren und Zusammensetzungen bzw. Legierungen bewirken andere atomare Beschaffenheiten, die halt anders wirken) - aber darauf will ich jetzt hier gar nicht genauer eingehen.

    Dagegen steht die Zugfestigkeit. Hier sind Stahl und die hochwertigen Polymeren ganz vorne. Keramik und Beton (der Vollständigkeit wegen ;) ) schneiden hier aber miserabel ab, da diese zu spröde sind.

    Und eben diese Zugfestigkeit musst du bei einem Lauf beachten. Der Innendruck durch die Zündung der Patrone würde das Material auseinanderziehen. Man muss also je nach Kaliber den entstehenden Innendruck betrachten und einen Werkstoff wählen, der dieser Belastung standhält.

    Natürlich kann man auch Keramiken bis zu bestimmten Werten durch Zugkräfte belasten, doch sind hochwertige Keramiken natürlich auch in der Herstellung entsprechend teurer. Trotzdem halten Keramiken bei weitem nicht soviel Zug aus wie Stahl und die Polymere.

    Also könnte man eher einen Polymerlauf bauen, jedoch kommt noch der Temperaturfaktor hinzu. Ich weiß zwar nicht wie heiß die Waffe im Inneren wird, jedoch scheint es ja schon recht heiß zu sein, da mir keine Waffe mit Polymerlauf einfällt. Offenbar bietet Stahl hier die besten technischen Eigenschaften.

    Soviel von der Seite eines Maschinenbau-Studenten... *lol*


    Edit: Nur zum Verständnis: "Polymer(e)" ist ein Synonym für "Kunstoff(e)" - wobei "Kunststoff(e)" eher umgangssprachlich ist.


    Edit2: Bei den Feder kommt es auf die Kraft an die diese einer Belastung (Stauchen oder Dehnen) entgegensetzt. Und da liegen Metallfedern wiederum vorne. Polymere sind hierbei (in einer Waffe) zu elastisch, sprich zu weich.

    Abrieb wird nur durch Reibung erzeugt, hiergegen helfen polierte Oberfläche und eine Schmierung der Kontaktflächen. Aber ganz unterbinden kann man ihn nicht. Es kommt aber wieder auf die vorherrschenden mechanischen Belastungen an, denen die Bauteile ausgesetzt sind.

    Stahlteile halten natürlich mehr aus und sind zudem günstiger als hochwertige Polymerteile.

    2 Mal editiert, zuletzt von GrimReaper (10. April 2007 um 20:18)

  • Ich möchte hier mal die Reck G5 Light erwähnen.

    Das Griffstück ist inklusive des Laufmantels komplett aus Kunststoff.
    Lediglich der Innenlauf (Einspritzlauf) ist wie bei der normalen G5 aus Stahl.
    Hier wurde also der Zinkdruckguss vollständig durch Kunststoff ersetzt.

    Ihr extrem geringes Gewicht machte sie beinahe ideal zum Führen,
    auch wenn genau diese Leichtigkeit vermutlich kein gutes Gefühl beim
    Träger hinterließ.
    Technisch scheiterte sie aber an ihrem Kaliber (.315K), welches gerne
    Zuführstörungen produzierte und an den technischen Unzulänglichkeiten
    des Schlagbolzenschlosses.

    Einem Einsatz als SV-Waffe steht die geringere Temperaturstabilität
    nicht entgegen, lediglich dem Dauereinsatz (Silvester).

    Stefan

  • Stahlteile sind hoch belastbar, aber die Fertigung komplexer Formen erfordert einen hohen Aufwand.
    Die Plastikteile werde einfachin einem Arbeitsgang gespritzt.
    Erwähnenswert ist auch das der Schltiten auf eingegoßenen Metallblöcken läuft und nicht auf Plastik .

    Bubblegum Gunner

  • Danke für die Info, sehr interessant!

  • Bei der Reck G 5 Light ist noch zu erwähnen, daß der Schlitten der gewöhnliche Zink-Schlitten der älteren 8 mm K Variante ist. Die G 5 Light ist als reine SV-Waffe konzipiert, daher hat sie auch kein Gewinde für einen Zusatzlauf.
    Mit meiner G 5 Light hatte ich bisher keine Zuführstörung, dafür aber einen Zündhütchen-Durchbläser, was aber an der Charge der verwendeten RWS / Wadie Munition gelegen haben kann.

  • Zitat

    Original von Vogelspinne
    Mit meiner G 5 Light hatte ich bisher keine Zuführstörung, dafür aber einen Zündhütchen-Durchbläser, was aber an der Charge der verwendeten RWS / Wadie Munition gelegen haben kann.


    Oder am beschädigtem Zündstift/Schlabo. Ich habe einen Revolver, der durchsticht jedes Mal das ZH. Das gipfelte damit, dass der Stift sich im ZH verhackte und nichts ging mehr. Mittels Cutterklinge konnte ich das wieder trennen und mal genau nachschauen.
    Der Stift war nicht abgebrochen, aber an der rundlichen Spitze stark erodiert und scharfkanitig. Vorne hat sich ein kleiner Krater gebildet. Diese Tage geht die Waffe zum BüMa.
    Wenn Deine Waffe des öfteren mal das ZH durchsticht, schau mal genau nach.

    Einmal editiert, zuletzt von Floppyk (12. April 2007 um 14:44)

  • Ich habe die G 5 Light neu erworben. Der Zündhütchendurchbläser ist beim 14 oder 15 Schuß aus dieser Waffe passiert. Der Schlagbolzen war / ist also noch fast jungfräulich.
    Es kann allerdings daran gelegen haben, daß der Schlagbolzen sehr weit herausschlägt und die Zündhütchen der Wadie-Munition sehr weich und "dünnhäutig" waren. Alle anderen Hülsen, welche ich nach dem Vorfall kontrolliert habe, waren sehr tief eingeschlagen und zum Teil stark nach aussen ausgebeult.

    Auf den Zündhütchendurchbläser hin habe ich Wadie ( RUAG ) angeschrieben und danach die Hülse des Durchbläsers eingeschickt. Dort wurde die Hülse ohne Ergebnis geprüft, ein Vergleich mit Kartuschen gleicher Charge war der RUAG nicht möglich, da diese komplett ausgeliefert war. Die RUAG hat mir sozusagen als Wiedergutmachung 100 Schuß Knallpatronen zugesandt, welche inzwischen alle verschossen sind.
    Natürlich habe ich mir die Hülsen der Wiedergutmachung stichprobenhaft angesehen und konnte keine Ausbeulungen an den Zündhütchen oder zu tiefe Schlagbolzeneindrücke finden. Daher gehe ich davon aus, daß es wahrscheinlich doch an den Zündhütchen der Charge gelegen hatte.

  • Hallo

    Zudem was GrimReaper geschrieben hat braucht man eigentlich nichts mehr hinzufügen.
    Ist zwar schon ne weile her bei mir, aber bei meiner Ausbildung ind der Schule hatten wir mal das Thema "Kunststoffe mit extremen Eigenschaften".
    Man könnte theoretisch viele Werkstoffe durch Kunststoffe ersetzen dabei gibt es aber mehrere Probleme. Die Industrie ist eifrig am Forschen und entwickeln um die Probleme zu beseitigen als da wären zb Kosten, Verfügbarkeit, effiziente Herstellung und Verarbeitung.
    Man kann heute zb aus Kohle- oder Aramidfasern kombiniert mit anderen Verbundstoffen (Alu. Titan usw) Halbzeuge oder gar komplexe Formen herstellen die Stahl in allen Eigenschaften bei weitem übertreffen. Das Porminenteste Beispiel was mir jetzt gerade so einfällt ist das Hitzeschild vom Space Shuttle. Das besteht aus einem Spezial-Kunststoff wo weder Name noch Zusammensetzung bekannt ist und eine bestimmte Sorte Löschpulver wird wohl auch daraus hergestellt. Das ist übrings nichts abnormales das bei einigen Kunststoffen alles geheim gehalten wird weil in den meißten fällen die Entwicklung sehr teuer war und die Firma will natürlich selber auch erstmal damit Geld verdienen. Es gibt allerdings mittlerweile so viele Kunstoffe das man da nicht wirklich einen Überblick darüber haben kann, vorallem weil auch permanent viele neue hinzukommen da halt gerade bei Kunststoffen viel geforscht wird.
    Um zum Thema mal wieder zurück zu kommen.
    Bei den neuen Waffen wird Hauptsächlich Kunststoff eigesetzt weil die Herstellung der Griffstücke dadurch sehr schnell und Kostenünstig ist. Das Werkzeug dafür kann zwar schnell mehrere 100.000 € kosten aber man kann dann dafür in wenigen Sekunden oder Minuten gleich 2,3 oder mehr Griffstücke herstellen. Außerdem ist der Kunstoff (PA mit Glasfaser) wiederstandsfähiger und leichter als Stahl und die Kosten belaufen sich pro Griffstück vielleicht auf so ca. 10-20€.

    Gruß

    Markus