Aus Nussbaum wird Mahagoni: Schäfte umarbeiten

Es gibt 40 Antworten in diesem Thema, welches 8.866 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Februar 2007 um 10:47) ist von Mormel.

  • Vor etwa 2 Wochen hatte ich mal ein Bild von einem hochglänzenden Schaft eines Remington KK-Vorderschaftrepetiereres gesehen und dachte mir das muss ich mal probieren!

    Der Schaft vom HW 30S bat sich dafür prädestiniert an! Einfach geformt, keine punzierung, nicht sonderlich groß und falls es doch in die Hose geht wäre es nicht so schlimm gewesen wie wenn ich den Schaft vom HW 97k versemmelt hätte!

    Daraufhin musste ich erstmal alles zusammenkaufen was für die Bearbeitung nötig war. Obi ist um die ecke, also losgegangen und:

    2x Aqua Clou Holzbeize in Mahagoni und Teak
    Je 4x DIN Bögen Holzschleifpapier (braunes) in Körnung P100, P180, P240 und P320
    1x Nen Pack Stahlwolle 000 (mann das ist ja wie Watte :D )
    1x Bio-Pin Grundieröl (so ne milchige soße aus Leinöl, Tungöl, Methylcellulose, Wasser, Emulgator und trockenstoff)
    1x Bio-pin Bienenwachs
    und nen Pinsel eingekauft.

    50€ hab ich für alles etwa eingeplant, und die sind auch fast alle geworden :confused:

    Nun ja, vor dem bearbeiten hab ich erstmal den Schaft vom HW 30 abgenommen und sämtliche kleinteile bei seite gelegt. Die Schaftkappe muss natürlich auch ab sonst wirds nix. Der schlimmste Augenblick bei der ganzen Arbeit war eigentlich der anfang, es treibt einem fast die Tränen in die Augen so einen schönen Schaft mit grobem Schleifpapier (100er) erstmal ordentlich abzuwetzen *lol* angesetzt..........nun gab es kein zurück mehr. Da die Lackschicht?? ?? auf dem HW 30 doch schon wirklich gut gemacht ist solltte man etwa 3h einplanen bis der Schaft GROB!! abgeschliffen ist.

    Ne Hundsarbeit zumal der schöne (und harte!) Buchenstaub sich prima in der Lunge absetzt :n13: Wie auch immer, in etwa 4h war der vorschliff entgültig getan und ich war fertig (musste auch zwangsweise aufhören da meine Nase anfing zu bluten!). Vorgeschliffen sieht der Schaft so aus:

  • Nach dem Vorschliff hab ich unter der Dusche einmal kräftig den Holzstaub runter gewaschen und somit das Holz noch mal gewässert!

    Alle Fasern stellen sich gut auf und können noch mal mit P100 Holzschleifpapier weggenommen werden. Danach ging es innerhalb von weiteren 3h schlag auf schlag. Mit P180, P240 und P320 wurde anschließend immer feiner geschliffen bis der Schaft so aussah:

    (Hinweiß, die grünen Flecken stammen von verkipptem Klorix Bleichmitteln, nicht das ihr dachtet *lol* ....)

  • Nach dem Feinschliff hab ich den Schaft mit Aceton einmal gründlich entharzt und er war somit bereit für das Beizen.

    Gebeizt wurde zwei mal kräftig und satt mit reiner Mahagoni-beize, der Farbton gefiel mir wirklich sagenhaft gut, rötliche Tropenhölzer sind mein absoluter favourit! Aufgetragen wurde in Faserrichtung mit einem Chinaborsten-pinsel. Ich habe 2x gebeizt und dabei rund 80ml Flüssigkeit auf den Schaft gebracht.

    Achtung: Deckt um himmels willen die umgebung mit plane oder so ab...Beize färbt euch sonst alles unwiderbringlich ein!!

    Dann noch gut durchtrocknen lassen und so siehts dann aus:

  • Tjaa, letzten endes wollte ich ja einen Hochglanz schaft haben und DACHTE!!! das erreiche ich durch gründliches ölen zum anfeuern der Maserung und entsprechendes wachsen und auspolieren für den glanzeffekt. Nix da, die rechnung ging bei mir nicht auf selbst nach dem wachsen war der glanz ziemlich mager.....

    Die Maserung wird durch Öl dagegen sehr gut angefeuert! Hier das ergebniss der ersten ölung!

  • Nach dem Ölen konnte ich endlich wachsen, es ist schon eineganze Woche vergangen ehe ich zu dem Tag gekommen bin :(

    Der Bienenwachs wird ausreichend dick auf dem Holz verteilt und gut ne halbe stunde trocknen gelassen, danach habe ich ihn mit einem Geschirrtuch auspoliert und die oberfläche war schon fast richtig schön glänzend.

    Es fühlte sich auch wunderbar an, halt wie ein Ölschaft auf dem man nicht schwitzt aber trotzdem war es war es noch nicht wie eine "polierte Glatze" :nuts: Nach der dritten wachsschicht hab ich aufgegeben und ihn so durchtrocknen lassen:

  • Dann kam mir die Idee wie ich sie schon mal im Forum gelesen habe wo bereits jemand einen Schaft erst geölt und gewachst hat und dann mit Klarlack überzog. Genau so wollte ich es haben, wobei ich im vornherein Klarlack eigentlich um jeden preis vermeiden wollte.....nun ja....half alles nix.

    Mit ziemlich hohem risiko den schaft vnoch mal glattpoliert und kackfrech auf den wachs klarlack gesprüht (Acryl). Eigentlich eine todsünde des lackierers auf eine hydrophobe oberfläche Lack zu sprühen. Aber es hat gegen jedes erwarten wunderbar funktioniert. Viel schlimmer war es das sich ohne jegliche erklärung wieder Holzfasern aufgestellt haben. Toll, der Schaft war nach der ersten schicht rau wie ne Drahtbürste. Ich hatte die Nase ziemlich voll und hab den Schaft mit Lack vollgedonnert bis die Fasern drunter eingebettet waren :n13: hehee, das hat auch prima geklappt.

    Aber ich würds keinem empfehlen, denn bis alles glatt war hat der Schaft 800ml Klarlack aus der Spraydose aufgefressen :wow:

    Ich stand ganze 5 Tage auf dem Dachboden und war damit beschäftigt eine schicht nach der anderen draufzuknallen. Als dann schon meine zweite Dose alle war hats gereicht, er war schön glatt und eeeendlich fertig. :D Ich bin mit dem ergebniss ziemlich zufrieden. Auch wenn es wirklich lange gedauert hat (2 Wochen). Hier nun Bilder vom fertigen schaft:

  • Das geniale an dem Beizton ist vor allen dingen die eigenschaft das er in hellweißem Halogenlicht intensiv feurig-orangerot leuchtet und lichtreflexe wie ein geschliffenes Tigerauge (Edelstein) zeigt! Bei intensivem Sonnenlicht wirkt die Farbe kräftig Mahagoni weinrot und wenn man etwas dimmt und eine eher gelbe Lichtquelle nimmt (40W Glühlampe) könnte man meinen er wäre bräunlich Teak-farben gebeizt.

    Also drei Farben in einer :D Ach ja das hatte ich vergessen: Nach dem beizen richten sich mediumsbedingt die Holzfasern auf. Beize ist auf Wasserbasis und die Holzcellulose quillt beim kontakt mit ihr auf. Nach dem trocknen ist der Schaft etwas rau, den muss man dann vorsichtig mit der Stahlwolle 000 wieder glätten ohne dabei zu viel Beize abzuschleifen!

    Während des trocknens beim ölen sieht der Schaft in etwa so aus:

    Edit: Sehe grad das man auf den Bildern den richtigen Beizton leider gar nicht so sehr sieht. Bei gelegenheit mache ich mal ein Blitzlichtfoto! Eigentlich wollte ich erst alle Fotos in eine Antwort packen, wäre kürzer gewesen, habe es allerdings auch im testforum nicht hinbekommen.....entschuldigung dafür noch mal an die Moderatoren!

  • Bis zum Lackieren finde ich den Schaft wunderschön.
    Der Lack wertet ihn m.M.n. etwas ab, aber das ist wohl Geschmackssache.

    Dennoch saubere Arbeit :n1:

    wagst du dich jetzt an den HW 97k - Schaft ?

    JA, mein Nick ist *BÖSES WORT*
    censored by myself ;)

    Einmal editiert, zuletzt von eatengod (2. November 2006 um 18:09)

  • Hoffentlich hab ich das im ersten Beitrag zitierte bald damit wir vergleichen können .. ;)

    Aber schön gemacht Silvio, es hat sich ausgezahlt dass du so oft lackiert hast. Jetzt heißts nurmehr aufpassen dass hoffentlich keine Kratzer reinkommen, sieht man nämlich dann sofort.

    Schöne Grüße,
    Georg

    PS: wie dick ist denn der Lack jetzt auf der Oberfläche?

    PPS: ans Cocobolo reichts trotzdem noch nicht ran .. ;D

    "Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in die Zukunft folgen!"
    (Adolf Hitler, Reichsparteitag am 15.09.1935)

  • Ja, ist auch schön geworden!! Respekt!!!

    mfg Sniper

    Das hier im Forum soviele kreative Köpfe unterwegs sind, da muss ich doch glatt auchmal wieer was machen! :confused2:

    :n5: Die Welt ist nicht nett, deswegen bin ich es auch nicht. :n5:

  • ich möchte keine Spaßbremse sein, aber es wird allgemein immer öfter drauf hingewiesen
    daß der Staub von Buchenholz sogar krebserregend sein soll.
    Dein Schaft sieht übrigens gut aus was man auf den Fotos erkennt, auch die Lackierung aus der Spraydose macht was her.

  • Nabend..

    nun Nussbaum muß es nicht nötig haben, Buche find ich eher schon, so habe ich es auch mit meiner FWB300S Uni gemacht.. Der Bucheschaft war einfach nicht schön genug und ohne einen Klarlack macht dann eine andere Beizfarbe einfach mehr her..

    Gruß
    Steinschleuder

  • Zitat

    Original von Cuddles
    Obi ist um die ecke, ........
    50€ hab ich für alles etwa eingeplant, und die sind auch fast alle geworden :confused:

    Hi Cuddles!

    JaJa - meine Apotheke ist auch in der Nähe!
    Die Farbe ist zwar meiner Meinung nach keine erhebl.Verbesserung, aber trotzdem Respekt (Schweinearbeit)!

    Steinschleuder:
    Deine neue Farbe gefällt mir schon besser als das typische "Oma-Wohnzimmer-Braun, hochglänzend", welches die allermeisten Schäfte leider "schmückt"!
    Bin auch gerade dabei, einen Schaft abzuschleifen u. neu zu lackieren/ölen (mal sehen). Schlimmer als original kann´s gar nicht werden!

    mfg
    Sascha

    Wer nicht merkt, daß er von Idioten umgeben ist, merkt das aus einem gewissen Grund nicht..... :D

  • hallo Sascha..

    tja der 70er Jahre Schützenbraunlack ist für die alte 300S echt ne Schande aber wozu gibt es Schleifpapier ;)

    Anbei ein Bild meiner Standard mit Nussbaumschaft kurz nach dem ich sie auf Öl umgearbeitet hatte..

    Gibt der Maserung schon was aber das Holz muss halt stimmen, sonst lieber beizen..

    Gruss
    Markus

  • Hallo Silvio,

    respekt, das war viel Arbeit.

    Ich finde, was ich Anhand der Bilder beurteilen kann, den Schaft nicht schlecht.

    Ist immer am Anfang, wenn man etwas Neues probiert, immer müsam, aber wenn Du das irgendwann nochmal wiederholts wird es bestimmt lockerer von der Hand gehen.

    Gruß,
    Markus