GSG WF600P auf 10m, 25m, 50m und Chrony Test

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.195 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. März 2024 um 15:20) ist von ottokar.

  • Grüß Gott liebe Gemeinde.

    Ich liebäugele schon seit Jahren mit einer HW77. Leider bleibt das noch eine Weile ein Traum. :) Vor einigen Wochen nutzte ich jedoch die Gelegenheit, um bei Frankonia für nur 54€ eine GSG WF600p zu erstehen, die immerhin mit einem ähnlichen System arbeitet.

    Natürlich war mir klar, dass die Verarbeitung und der Schießkomfort vermutlich nicht mit einer 10x so teuren Weihrauch mithalten können, aber aller Anfang ist klein. Was bekommt man für 54€? Ein 3kg schweres und 1,02m langes Gewehr mit mattem Synthetikschaft, der recht stabil ist und gut in der Hand liegt. Die Konservierung besteht, wie auch von anderen berichtet, aus reichlich zähem Fett auf allen Metallteilen, vor allem im Lauf. Nach einer Packung QTips und reichlich WD40 habe ich die Laufreinigung dann beendet, als die Stäbchen nicht mehr schwarzbraun sondern nur noch hellbraun aus dem Lauf kamen. Entfetten ist also Pflicht, falls man Präzision erwartet oder sich keine klebrigen Finger holen will.

    Die Verarbeitung ist rustikal, stabil, okay. In etwa so wie bei Baikal. Es knarzt nichts und man braucht keine Angst zu haben, das sich irgendetwas verbiegt oder abbricht. Im Detail müsste man ggf. noch etwas nacharbeiten, so schleift etwa die Sicherung kurz am Abzug, obwohl entsichert. Die Sicherung ist übrigens manuell, nicht nervig automatisch. Sehr gut. Das Rohr des Systems ist wohl kein nahtloses, wenn dass Gewehr gespannt ist, dann scheint das Licht durch einen durchgehenden Spalt an der Unterseite der Ladeöffnung. Das kann so manchen sensiblen Zeitgenossen irritieren, aber bei 54€ ist das wohl Standard. Der Spannhebel, die Spannschine und der Abzug sind ebenfalls Biegeteile, nicht massiv. Insgesamt ist die Verarbeitung robust und dem Preis mehr als angemessen.

    Die offene Visierung besteht aus Kunststoff mit Leuchtstäben. Die Kimme ist in Höhe und Seite verstellbar. Mit jeweils ungefähr mittiger Einstellung kann ich auf 10m den LG-Spiegel der DSB Scheibe aufgesetzt anvisieren. In diesem Preissegment okay, da kann man kein Metall oder gar Wechseleinsätze erwarten. Die nutzbare Länge der Prismenschine beträgt 13cm.

    Das ganze Gewehr liegt gut in der Hand und der Schaft passt auch Erwachsenen gut. Der Spannhebel ist übrigens nur unter dem Lauf geklemmt. Es gibt keinen Entriegelungsmechanismus.

    Wie schießt und trifft denn die WF600 nun? Leider kann ich sie nicht direkt mit einer Weihrauch 77 vergleichen. Die Lauflänge beträgt ca. 44cm. Die Klemmung des Spannhebels ist stramm, aber man bricht sich nicht die Finger. Es gibt keine Rastschiene beim Spannen, der Kolben rastet am Ende einfach ein. Die Sicherung legt sich nicht automatisch ein. Das Geschosslager könnte etwas enger sein, die 4,5mm Diabolos halten gerade so, 4,49mm fallen wieder heraus, wenn das Gewehr senkrecht stehend geladen wird. Evtl. wären leicht übermaßige oder solche mit größerem Kelch besser geeignet. Das Abzugsgewicht liegt gefühlt irgendwo bei 2kg. Der Druckpunkt ist weich, aber irgendwie vorhanden. Eher ist es ein deutlicher Anstieg des Abzugsgewichtes unmittelbar vor dem Schuss. Der Abzug ist aber gut nutzbar. Für ein Freizeitgewehr absolut in Ordnung. Einstellbar ist nichts.

    Zuerst mal eine Chronymessung mit den silbernen TopShot (0,51g nachgewogen):

    170, 174, 167, 167, 173m/s, macht bei 5 Schuss 170m/s im Durchschnitt. Das sind umgerechnet ungefähr 7,4J. Recht starke Schwankungen, aber die E0 passt :) . Vielleicht muss sich das alles erst noch einlaufen. Das Gewehr fühlt sich kräftig an, der Prellschlag ist spürbar, moderat und das ganze Gerät läuft schön gerade. Es bockt nicht beim Schuss. Sehr schön und angenehm.

    Als nächstes habe ich dann vier verschiedene Diabolosorten (billig bis teuer) mit je 10 Schuss sitzend aufgelegt auf 10m mit der offenen Viesierung geschossen.

    Wenn ihr gedanklich meine Abzugsfehler streicht, dann ist das ungefähr die Präzision, die ihr erwarten könnt. Die WF600 ist ziemlich unempfindlich auf die verwendeten Geschosse, wenn ihr alles richtig macht, dann lässt sich die Gruppe mit einem 1€ Stück abdecken. Das Schwarze der 12er Scheibe kann auf jeden Fall gehalten werden. Für die Jagd auf Blechtiere reicht die Präzision auf jeden Fall. Mit Zielfernrohr wäre sogar noch mehr drin.

    Angespornt durch die Trefferbilder und die Energiemessung, habe ich zwei Scheiben auf unseren 25m Stand gehangen. Da ich nicht genau wusste, wo ich anhalten muss, habe ich einmal Fleck und einmal den Spiegel aufsitzend

    gezielt.

    Es ist womöglich etwas schwer zu erkennen, aber der Streukreis entspricht ungefähr dem Durchmesser der Diabolodose. Auf der rechten Scheibe wurde Spiegel aufsitzend gezielt, da gibt es eine kleine Höhenstreuung. Der Lichtspalt war möglicherweise mal etwas größer und mal etwas kleiner 8) Die horizontale Ausdehnung der Treffer ist aber gut. 25m auf Blechtiere sind machbar, solange die Hitzone groß genug ist. Wieder gilt: mit Zielfernrohr geht das im Allgemeinen besser als mit der offenen Visierung.

    Bleibt noch die Königsdisziplin 50m.

    Offene Visierung, obere Kante der Scheibe anvisiert. Alle 10 Schuss auf der Scheibe! Zwei Treffer im Schwarzen, der Rest sammelt sich am unteren Scheibenrand, das allerdings schön eng zusammen. Das Gewehr drückt immerhin nur 7,4J. Die Diabolodose ist auch hier wieder das Maß der Dinge. Allerdings wird das Papier kaum noch richtig ausgestanzt, eher ausgerissen. Wir befinden uns hier definitiv am Ende der sinnvollen Einsatzreichweite. Silhouetten und Dosen würden bei einem Treffer vermutlich gerade eben so noch umgeworfen werden.

    Die Visierung habe ich übrigens nur 1x auf 10m eingestellt und danach nicht mehr korrigiert. Ich kann daher nicht sagen, ob der Verstellbereich der Kimme auch für 50m reicht. Unters Zielfernrohr kommt zur Not eine geneigte Montage.

    Mein Fazit: Das Gewehr ist für 54€ ein echter Schnapper. Das Schießen macht Spaß und die Präizsion ist in Ordnung. Das Geschosslager könnte etwas enger sein, so dass die Diabolos fester sitzen und nicht beim Schließen der Ladeluke herausfallen. Der Abzugsweg hakelt etwas, vermutlich schabt er an der Sicherung. Das alles trübt aber nicht den Spaß an dem Gewehr. Mit einem kleinen Zielfernrohr ließe sich die Präzision noch steigern, die Truglo Visierungen sind immer etwas grob.

    Alles in allem: Wer noch keins hat: Kaufen!

    Es grüßt der Ottokar :^)

    Einmal editiert, zuletzt von ottokar (27. Juli 2023 um 22:25)

  • Esti 27. Juli 2023 um 14:01

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich habe dem Gewehr heute ein kleines Upgrade verpasst. Ein 4x20 Zielfernrohr für unter 10€ inkl. Versand aus Fernost. Erfahrungsgemäß sind die kleinen Optiken einigermaßen prellschlagfest.

    Das Absehen ist einfach, passt zum Gewehr.

    Nach dem Einschießen ging es auf die 10m Bahn. Ich habe 3 Sorten Diabolos verschossen, billig (Mosquito), mittelpreisig (TopShot silber) und teuer (Finale Match heavy). Jeweils 10 Schuss sitzend aufgelegt auf 10m.

    Die H&N FinaleMatch lassen sich mit einem 1 Cent Stück abdecken. Die TopShot silber auch noch gerade so, werden aber nicht mehr vollständig bedeckt. 2 oder 5 Cent wären passender. Die UX Mosquito sind dann schon eher im Bereich 2€. Ich habe die Münzen jeweils mittig in der Gruppe platziert. Der Schattenwurf unten verdeckt auf den letzten 2 Bildern die Ränder der Löcher.:whistling:

    Erwartungsgemäß verbessert das kleine Zielfernrohr die Präzision, die Investition hat sich gelohnt. Ob ein besseres ZF die Schüsse noch enger zusammenbringen könnte ist fraglich. Auch ein Zeiss kann aus einem einfachen Knicker kein Wettkampfgewehr zaubern. Gemessen am Einstandspreis ist die Schusspräzision absolut in Ordnung und mehr als ausreichend für Klappziele und Silhouetten aller Art.

    Mit den 3 Sorten und Zielfernrohr plane ich auch einen Besuch auf den 25m und 50m Ständen, sobald die Temperaturen etwas angenehmer sind :)

    Es grüßt der Ottokar :^)

  • Wie angekündigt war ich heute mit dem Gewehr und dem Zielfernrohr auf dem 25m Stand. Der 50m Stand war leider nicht möglich, aber wir haben ja schon gesehen, dass Treffen mit 7,4J auf 50m eher Glückssache ist.

    Auf 25m ist der point of aim derselbe wie auf 10m, einfach mitten rein. Zum besseren Anvisieren der LP Scheiben mit dem Zielfernrohr habe ich ein weißes Schusspflaster in die Mitte geklebt.

    Geschossen wurde sitzend aufgelegt. Abgesehen von möglichen Fehlern meinerseits - ich habe das Gewehr springen lassen - ist das die zu erwartende Präzision. Sehr ähnlich dem Trefferbild mit offener Visierung. Die teuersten Diabolos haben den engsten Streukreis, die billigsten den größten.

    Test Ende. Danke für's Lesen :)

    Es grüßt der Ottokar :^)