Ich beobachte den Armbrust-Markt nun schon ziemlich lange und meine Sammlung ist mittlerweile recht ansehlich. Es ist ganz schön Dynamik reingekommen in den Markt, in allen Richtungen.
Wie geht es weiter? Ich wage mal eine Prognose. Ihr dürft gern widersprechen oder weitere Punkte beisteuern.
1. Jagdarmbrüste
Hier haben wir mit den neuen Ravins gesehen: Ja, Jagdarmbrüste werden immer noch schneller und kompakter. Aber wir sehen auch: Es wird dünn am "Gipfel". Die Entwicklungszeiten werden länger, die Testphasen schwieriger. Werden wir die 600 fps Grenze knacken? Wahrscheinlich. 700 fps? Schwierig. Sehe ich nicht, im Moment.
Als Spannsystem scheint sich die Winde immer mehr zu etablieren. Elektrische und druckluftbetriebene Systeme sind zu teuer und haben nicht den "Autarkie"-Charme einer muskelkraftbetriebenen Waffe. Alle bisherigen Versuche waren wirtschaftlich erfolglos.
Die Bedeutung in Deutschland wird aber sinken. DIe "Joule-Riesen" lassen sich nirgendwo mehr problemlos schießen. Die meisten Bogenplätze erlauben KEINE Armbrüste, und die wenigen Armbrust-Plätze bzw. Hallen wollen diese Zielscheiben-Zerstörer auch nicht wirklich. Zudem werden die Top-Armbrüste immer teurer, die 3000-€-Grenze ist längst gefallen. Es sind einige wenige Sammler, die sich die neuesten Modelle kaufen werden, hier in Deutschland.
Recurve-Armbrüste (Excalibur etc.) werden weiter erhältlich sein, wegen der einfacheren Wartbarkeit und wegen des "Prepper"-Aspekts. Hier sehe ich Weiterentwicklungen insbesondere im Bereich der "Faltbarkeit", aber auch bei den Spannsystem (integrierte Winde etc.).
2. Repetier-Armbrüste
Keine Sparte hat in den letzten Jahren so einen Aufwind bekommen wie die Repetierarmbrüste. Adder und Stinger sind ganz sicher absolute Rekordhalter, was den Umsatz betrifft. Eine ganz neue Kategorie, die "taktische" Armbrust, die neben dem hohen Spaßpotential auch den Aspekt "Heimverteidigung" bedient. Ob eine Armbrust tatsächlich für die HV geeignet ist und ob man in Deutschland eine Waffe zur HV überhaupt braucht, das sei dahingestellt. Aber die Nachfrage ist ganz klar vorhanden, wie Umfragen in den einschlägigen Facebook-Gruppen zeigen.
Hier prognostiziere ich eine deutliche Zunahme an Herstellern und gleichzeitig neue Modelle der "alten" Hersteller. Der Markt steht vor einem Generationssprung. Wir werden schnelleres Repetieren, größere Magazine, höhere Schussenergie, wesentlich bessere Präzision, noch martialischeres Design und andere Munitionskonzepte (Kugelarmbrüste, Wuchtbolzen etc.) sehen. Treiber dieser Entwicklung sind auch die vielen 3D-Designer, die Konzepte wie die MiniAdder, Slinghammer und Bolthammer eingeführt haben und laufend weiter verbessern. Wechselmagazine, doppelreihige Magazine, alles Dinge, die schon bald Stand der Technik sein werden.
Automatische Spannsysteme für diese Kategorie sind ebenfalls "lose" angekündigt, durch Steambow zum Beispiel. Technisch ist das machbar, mit Druckluft, mit Co2 oder mit e-Motor. Aber es wird nicht billig und es wird auch nicht kompakt, vor allem dann nicht, wenn das Spannen schnell gehen soll. Bei Druckluft und Co2 muss man das System vor dem erneuten Spannen entlüften, was viel Zeit kostet. Zudem wird die "Luft" nicht weit reichen, nicht bei einer High-Cap-Repetierarmbrust. E-Motoren müssen ganz schön Power haben wenn der Spannvorgang mit der Geschwindigkeit eines manuellen Spannvorgangs mithalten soll. Die "MiniAdder" kann in weniger als einer Sekunde wieder schussbereit sein. Da bleibt kein Raum für lange Übersetzungen im Getriebe. Drehmomentstarke Motoren sind aber teuer, klobig und schwer.
Die "alten" Modelle werden nicht vom Markt verschwinden, sondern viel preiswerter weiter im Angebot bleiben. Sie werden den Einsteiger- und Freizeitmarkt bedienen. Magazin-PABs wird man demnächst ab 100 € bekommen, von etlichen Herstellern. Aber eben mit "Sehnenschubser" Schloss und Low-Cap-Magazin.
3. Pfeilgewehre
Hier werden wir vor allem in den USA den Erfolg der neuen mehrschüssigen Varianten sehen. Die ersten Prototypen wurden schon vorgestellt und die Leistung ist beeindruckend. Über 500 fps und schnelle Schussfolgen, das wird für einige Nachfrage sorgen. Umarex, AEA, FX Airguns werden schon bald die ersten Ankündigungen herausbringen.
In Deutschland werden wir VIELLEICHT 7,5 Joule Versionen sehen, obwohl selbst bei sehr leichten Pfeilen da der Spaß doch sehr eingeschränkt sein dürfte.
4. Waffengesetz
Die immer besser werdenden Produkte werden einerseits natürlich Bestrebungen zur Verschärfung der Gesetze weiteren Vorschub geben. In dieser Legislaturperiode sehe ich aber keine solche Verschärfung. Die FDP stellt sich klar gegen eine Waffenrechtsnovelle und fordert zunächst "Evaluierungen" der alten Gesetze. Das wird dauern. Zudem gibt es noch viel größere Streitpunkte in der "Ampel", was hinreichend bekannt sein dürfte. Ich will diese Themen hier gar nicht ansprechen, aber man streitet sich im Moment um wichtigeres als um Armbrüste in der Koalition.
Meine Prognose: Wenn nicht etwas Schlimmes passiert mit Armbrüsten (HOFFENTLICH NICHT), dann werden wir in den nächsten paar Jahren keine relevanten Verschärfungen sehen.