Burgo Luftgewehr Modell 410/D

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.537 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Dezember 2020 um 16:50) ist von Bert417.

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,
    seit langer Zeit schlummert ein LG Burgo 410/D, weit vor 1970, im Waffenschrank. Mit meinen Nachforschungen über dessen Produktgeschichte komme ich nicht so recht weiter. Ich bin kein Druckluft-Spezi und möchte hier um Hilfe bitten. Kennt jemand den tatsächlichen Hersteller?

    Techn. Daten:
    470mm Lauflänge .177 bzw. 4,5mm Gewicht 3,4kg, Knicker mit geteiltem Spannhebel aber keine Prisma-Schiene. Druckpunktabzug, Micrometervisier und Abzug-Dreh-Sicherung (Schlitzschraube) ohne Beschriftung bündig im Systemende. Buchenschaft mit Fischhaut und Bayrischer Backe. Systemhülse 30mm aussen. Eine Press-Fuge für die Verbindung von Systemhülse und Hülsenkopf/Laufgabel.

    1965 steht sie im Burgo Katalog auch so abgebildet ohne die techn. Daten zu nennen. Nur der Hinweis: " sonst wie Modell 410/A, in Luxusausführung". Modell 410/A wurde aber gar nicht mehr angeboten. Offensichtlich ist das bei der Neuauflage des Kataloges übersehen worden. Die Leistung liegt wohl sehr nahe an der HW35, irgendwo hatte ich mal etwas von "genauer Kugelschuß bis 35m" gelesen.

    Burgo hatte das Modell 410/D bereits seit 1952 im Vertrieb, möglicherweise auch mit einem Wechsel der Vorlieferanten. Denn die wurden sicher nicht von Burgsmüller selbst hergestellt, sondern kamen von BSF oder Weihrauch. Die Sicherung und die bayr. Backe weisen eigentlich auf BSF hin, aber die hatten damals kein Modell mit vergleichbaren Daten im Angebot. Zumindest konnte ich keines finden.

    Schon jetzt vielen Dank für eine Antwort.

  • Hallo Michael,

    zunächst vielen Dank für das Bild vom Modell Burgo 410/D und den Link zur Burgo Galerie.

    Der Katalog 1952 zeigt das Gewehr 410/D ohne geteilten Spannhebel aber scheinbar mit einer
    Laufverriegelung wie die des Burgo Meisterschütze 1952/A (HW35). Ich dachte bisher, diesen Riegel gibt
    es nur an der HW35. Die Systemhülse hat keine Press-Fuge und der Schaft eine deutsche Backe.
    Das Gewicht ist mit 3,1kg angegebenen und damit 300gr leichter als mein Real-Stück.

    Die Abweichungen sind doch erheblich und m.E. nicht mit der Weiterentwicklung bis 1965
    zu erklären. Sieht für mich eher nach einem Wechsel des LG-Modells unter dem bekannten Label 410/D aus.
    Sicher wird das hier jemand besitzen und etwas zur Verriegelung und Spannhebel sagen können.

    Die Variable "genauer Kugelschuß bis 35m" kann ich nicht einschätzen. Welche Energie in Joule braucht ein LG
    erfahrungsgemäß um das sicher zu stellen (z.B. beim Field Target)?

    Interessant auch das unten auf der Katalogseite gedruckte Dankschreiben eines Käufers von 1952: "mit der gelieferten Luftbüchse bin ich höchst befriedigt." Schön, wenn man sich so freuen kann :rolleyes: . "Vor 3 Tagen fiel ihr ein mächtiger Kater zum Opfer". :( Oh Mein Gott! Also da bin ich froh, daß sich in den vergangenen Jahrzehnten eine positivere Einstellung zur Umwelt entwickelt hat.

    Viele Grüße Udo

  • Burgo hat diverse Gewehre verschiedener Hersteller in Lizenz gebaut. Das HW35 gehört dabei zu den bekannteren Modellen. Weitere Infos dazu findest du auch hier im Forum.

    Schönen Gruß
    Michael

    Sommer ist solange die Pfütze nicht zufriert!

  • Hallo,
    bei deinem Burgo 410 müsste es sich um die 2. Bauserie des Weihrauch HW 50 handeln.

    Ich habe nochmal in einen alten Weihrauch Katalog geschaut und die Daten stimmen weitestgehend überein. Der Schaft wurde so auch als Sonderausführung gegen Aufpreis verkauft.

    Gruß
    UCh

  • Hallo Uch,
    Vielen Dank für Deine Mühe. Dann ist sie also doch eine HW und nicht von BSF. Paßt ja auch besser in die damalige Produktreihe von Burgo.
    Zwischenzeitlich habe ich in den Foren-Beiträgen gesucht, kann aber bei der HW50 eine Lücke nicht schließen. Das Urgestein HW50V mit der Möwe und die späten Modelle 50S und 50M/II sind sehr gut vertreten aber was war in der Zwischenzeit? Es hätte ja logischerweise eine HW50M und HW50M/I geben müssen.
    Auch die Leistung der LGs hat wohl in der Modellentwicklung stark variiert. Eine im Netz gefundene Tabelle, leider ohne Datum, weist die HW50 4,5mm mit 250m/s sowie 395mm Lauflänge und einem Hülsendurchmesser von 29,7mm aus.
    Im Alljagd-Katalog 1995/96 wird sie als HW50M/II mit 210m/s und 470mm Lauf aufgeführt.
    Vielleicht kannst du mir freundlicherweise einen Hinweis zu einem Beitrag geben und etwas mehr zu der erwähnten zweiten Bauserie sagen. Steht in dem Katalog auch etwas über die Leistung?

    Gruß Udo

  • Hallo Udo,
    so einfach ist das mit der HW 50 nicht und manches Definitionssache.

    Die HW 50 ist das erste Luftgewehr, das von Weihrauch in der Nachkriegszeit produziert wurde. Die allerersten Modelle, aus Anfang der 50er Jahre, besaßen im Zuge der Demilitarisierungsauflagen nach dem Krieg noch glatte Läufe; gezogene Läufe durften nicht produziert werden. Mit Ende dieser Auflagen wurden kurze Zeit später dann wieder gezogene Läufe hergestellt und die HW 50 V war die erste Bauserie dieser Art. Das "V" steht dabei für den Abzug "Modell V".
    Die frühen Modelle dieser Art hatten auf dem Verschlussblock noch eine Möve eingestempelt, genau wie die ersten HW 50 Modelle. Modelle dieser Serie wurden wohl auch schon unter Burgo vertrieben!
    Danach wirds etwas komplizierter, da immer wieder kleinere Änderungen an z.B. der Visierung oder dem Verschluss vorgenommen wurden. Äußerlich erkennt man diese erste Serie gut an den beiden Einstichen im vorderen Bereich der Systemhülse. Bei der "zweiten Bauserie", gegen Ende der 50er, kam dann die Abzugsvariante M hinzu, "Matchabzug mit Feineinstellung". In der dritten Bauserie dann M/II und S, wobei das "S" ab der dritten Bauserie dann dem "eigentlichen" Matchabzug "Rekord" entspricht, wie er anfangs nur der HW 35 und den Matchmodellen HW 55 vorbehalten war. Die dritte Bauserie besitzt dann auch wieder Änderungen an der Systemhülse und dem Abschlussstück.
    Eine HW 50 S gab es interessanterweise schon vorher, allerdings Bezog sich das bei diesen Modellen noch auf die "Sportvariante" mit Prismenschiene und Diopter sowie dazugehörigem Korn mit Korntunnel.

    Zu den Angaben der V0 wird es schwierig, da das in den 50er Jahren "mal nicht eben" gemessen werden konnte.
    200-210 m/s kommen aber hin, zumindest anhand meiner eigenen Messungen und dem, was man sonst noch so im Netz findet.
    Dabei handelt es sich bei all diesen frühen Modellen um ein 25mm System mit Lederdichtung. Später Umstellung auf Synthetik und letztlich auf die heute noch aktuellen 26mm Varianten der HW 50. Die 26mm Variante besitzt dann auch die ca. 240 m/s. Natürlich wie immer, alle Angaben abhängig vom Geschossgewicht!

    Was die Katalogangaben (1959) betrifft, so wird die Lauflänge mit 470 mm angegeben, Gesamtlänge ca. 1100 mm und Gewicht ca. 3,1 kg. Eine V0-Angabe wird aus bereits erwähnten Gründen nicht mit angegeben.

    Ob und inwiefern Weihrauch mit Burgsmüller Änderungsabsprachen an den Systemen hatte kann ich nicht sagen, da ich kein BURGO-Experte bin.

    Vielleicht hilft dir das ja weiter.

    Gruß
    UCh

  • Hallo Uch,

    ja das hilft mir schon weiter. Wenn ich noch einmal kurz zusammenfassen und mit meinen dazu gefundenen Informationen ergänzen darf:

    Man hat also, ungeachtet der Handelsbeziehung mit Burgsmüller, das Modell HW50 bzw. Burgo 410/D, zunächst mit 25mm Kolben und 470mm Lauf gebaut. Den Lauf zwischenzeitlich einmal auf 395mm gekürzt um dann wieder zur „bewährten“ Länge von 470mm zurückzukehren.

    Alle sich aus Abzug/Visierung/Schaft ergebenden Varianten haben mit einer Kolbendichtung aus Leder eine max. Leistung von ca. 200-210m/s bis dann 1970 in D die Variante „F“ mit 175m/s dazu kam.

    Das hatte bis ca. 1996 Gültigkeit. Ab 1997 wurde die Leistung der HW50 in der WBK Version mit 245m/s angegeben. Was dann ja ja deiner Aussage nach mit dem Wechsel zum 26mm Kolben einherging. Ob es auch der Zeitpunkt für den Wechsel zur neuen Kolbendichtung aus Kunststoff war, konnte ich nicht ermitteln. Ebenso keinen Hinweis auf den Zeitraum für den 395mm Lauf. Der müßte zwischen deinem Katalog 1959 = 470mm und dem Burgo Katalog 1965 = 470mm liegen.

    Die Tabelle hatte ich übrigens hier gefunden:
    https://www.co2air.de/thema/49290-bu…5998#post735998
    Vielleicht weiß ja Mitglied HW35 noch aus welchem Jahr sie stammt.

    Nebenbei bemerkt, die gelegentlich angebotenen HW50 vor 1970 mit 250m/s kann es demnach nicht geben. Gehen wir mal davon aus, daß hier einfach von der neuen Version mit Kolbendurchmesser 26mm abgeschrieben wird.

    Nochmals vielen Dank.
    Gruß Udo