Moin.
Crossbow und ich haben beschlossen, daß dem Blasrohr in diesem Kreis viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und darauf habe ich beschlossen doch mal ein kurze Abhandlung zum Thema Blasrohrmuni zu schreiben. Damit das Ganze nicht allzu trocken und unverständlich wird, habe ich auch gleich ein paar Beispiele als angehängtes Bild mitgebracht.
A: Die "Urnadel", die erste Blasrohrnadel, die mir begegnet ist. Das hintere Ende besteht aus einer Papierkugel aus dem Bastelladen, Entwurfszeichenpapier und Klebefilm. Der Schaft ist aus Schweißdraht gefertigt. Der schwere Schaft verleiht diesen Pfeilen eine hohe Flugstabilität und die Konstruktion des hinteren "Kegels" schließt bei geringer Reibung sehr gut mit der Rohrwand ab, was diese Geschosse beträchtliche Geschwindigkeiten erreichen läßt. Der Schaft ist übrigens bei einem gescheiterten Versuch, die Nadel ohne Werkzeug aus einer verputzten Ziegelmauer zu ziehen, verbogen. Der Hauptnachteil dieser Bauform war die Tatsache, daß das Papier des Kegels an der Rohrwand förmlich festklebt, sobald sich Flüssigkeit im Rohr befindet (was nach spätestens drei Schuß der Fall ist, wobie nicht nur Speichel das Problem ist, sondern vor allem Kondeswasser aus der Atemluft, welches sich an der Wandung niederschlägt).
B: Einer meiner ersten Pfeile, entstanden beim Versuch das Wasserproblem zu lösen. Der Schaft ist 0,75 mm Federstahldraht, das rote Ding am Ende ein Plüschpuschel, wieder aus dem Bastelladen, der einfach aufgesteckt ist. Einige Wicklungen Klebefilm am Schaft verhindern, daß der Puschel verrutscht, wenn der Pfeil auf einen harten Gegenstand trifft. Optisch sehr ansprechend, allerdings hält die Leistung sich in Grenzen, da die Abdichtung zwischen Geschoss und Rohr alles andere als optimal ist. Auch die Aerodynamischen Eigenschaften dieses Typs können als verbesserungsfähig angesehen werden.
C: Ein Federstahlpfeil mit Folienkegel. Bei diesem Exemplar dient eine der oben erwähnten Papierkugeln als Kern des Kegels. Später wurde diese weggelassen, weil sie die Flugstabilität negativ beeinflußt indem ihr Gewicht den Schwerpunkt des Pfeils nach hinten verlagert. der Kegel ist aus einer Packung für Drehtabak geschnitten und hat das Wasserproblem gelöst. Ich habe sogar den Eindruck, daß Wasser im Lauf die Flugeigenschaften dieser Nadeln verbessert. Ich mache dafür eine Art "Aquaplaning- Effekt" verantwortlich. Durch die große Oberfläche der Kegelinnenseite und der flexiblen Bauweise des Kegels wird die Folie sehr gut an die Wandung des Rohres gedrückt und dadurch der Lauf optimal abgedichtet. Gleichzeitig ist die eigentliche Fläche, die Kontakt mit dem Rohr hat, minimal, was die Reibung reduziert. Folgende Vertreter dieses Typs werden wieder schwerere Schäfte bekommen, weil die jetzigen Exemplare nach 6-7 m anfangen zu taumeln.
D: Ein anderer Versuch, das Wasserproblem zu lösen. Der Schaft ist wieder aus Federstahl, der Kegel diesmal aus gefärbter Schafwolle und LeukosilkR. Die Wolle ist zwar wasserabweisend, aber das war es dann auch schon. Die enorme Oberfläche des Kegels bremst den Pfeil im Rohr aus, besonders wenn dieses feucht ist. Aussserdem ist die Aerodynamik dieses Typs äußerst bescheiden.
Meine "Folklore- Pfeile"
E: Ein ganz einfaches Teil. Ein Schaschlikspieß wurde am stumpfen Ende gespalten um dort ein Büschel Schafwolle festzuklemmen, das zuvor einfach auf den Spieß gesteckt wurde. Fliegt sogar einigermaßen geradeaus und durchbohrt Tetrapacks. Trotzden ist der ästhetische Wert weit höher als der ballistische
F: Noch ein Schaschlikspieß, diesmal mit einigen Daunen (ich liebe meinen Bastelladen um die Ecke!), welche mit Nähgarn und UHU- Hart befestigt wurden. Diese Nadel fliegt wirklich schlecht, sogar wenn das Rohr trocken und staubfrei ist.
Spezialgeschosse
G: Das ist die woanders erwähnte Spaxschraubenfolienkegelmunition. Besteht aus ner Spax und Drehtabakpackung, verbunden mittels Klebefilm. Fliegt mittelmäßig, weil die Pfeile einfach zu kurz sind und durch den Schraubenkopf der Schwerpunkt viel zu weit nach hinten gerückt wird. Das Kozept wird trotzdem weiterverfolgt, weil diese kompakte und schnell zu fertigende Munition ideal für's plinken ist. Ich werde wohl in Kürze mal ein paar Nägel köpfen und sehen, was man damit machen kann.
H: Ein Plüschpuschel wie am Heck von Nadel "B". Alleine völlig harmlos, als Dichtung hinter Geschossen, welche das Rohr nicht ausfüllen, eine Wucht.
I: Ein Rundkopfprojektil bestehen aus einer Holzkugel, Schaschlikspieß und einem Kegel aus Windowcolor- Folie und dem üblichen Klebefilm. Insgesamt nicht zufriedenstellend, die Folie ist zu steif, um sie vernünftig rollen zu können und wirklich gut fliegt es auch nicht. Eine Optimierte Version ist in Arbeit.
J: Ein Spezialpfeil für elektronische Dartscheiben. Der Schaft ist aus einem Trinkhalm mit eingesetzter Softdart- Spitze, hinten wurde ein Stück Nylonschnur (6 mm) eingeschmolzen und aufgefasert. Die Reichweite ist wegen des hohen Luftwiderstands gering, was der Verwendung beim darten zugute kommt. Das Rohr sollte zwisch den Schüssen ausgewischt werden, da das Büschel am Ende sonst im Rohr "festklebt" und ausserdem nasse Pfeile die Dartscheibe in Mitleidenschaft ziehen können.
Weiterhin wurden erfolgreich verschossen:
-Kleine Schraubenzieher
-Knetmasse
-Wachskugeln
-Bullrich- Salz in Tablettenform (reißt enorme Löcher in Kartons muß aber genau inst Rohr passen)
-Junge Möhren
So. ich hoffe, das macht neugierig, weitere Informationen zum Thema hat Crossbow hier ausgegraben: http://www.polar-electric.com/Blowgun/Index.html
Die dort vorgestellten Pfeile erreichen ein wesentlich höheres Niveau als meine Basteleien, allerdings sind sie auch ungleich aufwendiger zu fertigen.
Als nächstes werde ich euch wohl mal ein paar Beschußtests präsentieren, allerdings fehlen mir dazu noch die Dosen und Tetrapacks.
Schöne Grüße von der Insel, Krischan
...mir kommt gerade die Idee, doch mal mit Schrot zu experimentieren...