Die geheimnisvolle Kunst des Rändelns

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 9.315 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Februar 2008 um 01:08) ist von Schnurbel.

  • Salü zusammen,


    ich drehe ja nicht erst seit gestern und habe mir auch schon den einen oder anderen Trick abgeschaut / angelesen / erarbeitet, aber da gibt es diese eine Sache die ich trotz umfänglicher Recherche noch nicht ganz begriffen habe. Da ja hier einige Mitmetaller unterwegs sind und mancher mit Drehmaschinen Umgang hat, stelle ich meine Fragen mal hier zum Diskurs.

    Die Rede ist vom Rändeln, insbesondere vom Kreuzrändeln.

    Nicht mit einem Rändelfräsgerät, sondern mit einer stinknormalen umformenden Rändelkluppe.


    Erste Frage:

    Warum geht die Rändelteilung unabhängig vom Werkstückdurchmesser auf? Spaßeshalber habe ich vor einiger Zeit mal einen Konus gedreht und anschließend gerändelt. Ging nicht besonders gut, aber es ging. Wie in drei Teufels Namen funktioniert das? ???

    Zweite Frage:

    Wie geht Ihr vor, um reproduzierbare Rändel herzustellen, die die Feinheit der Rändelräder wiedergeben und nicht bei der zweiten Umdrehung in die Zwischenräume der ersten rutschen? Da gibt es meines Wissens grundsätzlich zwei Schulen, die sich wie einst Stalinisten und Trotzkisten unversöhnlich gegenüberstehen. Nicht sehr hilfreich. Die einen sagen ungefähr "Gleich richtig reindrücken (d.h. bis die Teilung hinhaut) und in einem Durchgang rändeln, wegen der Kaltverfestigung!". Klingt sinnvoll. Die anderen behaupten "Mehrere Durchgänge mit wenig Zustellung, wegen der Spindellager!". Klingt auch logisch. Mit beiden Methoden habe ich gewisse bzw. vielmehr ungewisse Trefferquoten, aber von Prozeßsicherheit kann keine Rede sein.

    Haben vielleicht beide Unrecht?

    Bin sehr gespannt ob mir jemand leuchten kann...

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Ahoi,

    Gelernt habe ichs eigentlich so:

    - Mehrere Durchgänge (Spindellager (Spielt eher bei kleineren/leichteren Drehbänken eine Rolle) / Werkzeug / Werkstück danken es), aber bei der Zustellung nicht ZU zimperlich sein
    - Viel Kühlschmiermittel um den Metallabrieb wegzuspülen (Evtl nach jedem Durchgang mit einer Drahtbürste nachhelfen)
    - Niedrige Drehzahl (unter 100u/min)
    - Nach jedem Durchgang die Rändelung mit einer Lupe kontrollieren

    Wegen der Teilung würde ich mir keine großen Gedanken machen, das Material wird ja eh Verformt, sprich, der Durchmesser ändert sich minimal. Wenn die Spitzen des Kreuzrändels komplett und sauber ausgebildet sind (Lupe :) ), kann man aufhören.
    Das einspuren der Rändelräder nach jedem Durchgang ist eigentlich auch kein Problem...einfach mal Probieren, am Anfang vieleicht bei Aluminium / Automatenstahl (Messing geht z.B. eher mäßig zu rändeln)

  • Ich hab das mit meiner Drehbank versucht, mit mäßigem Erfolg.
    Vielleicht war mein Werkzeug auch nur nicht gut genug.
    Ich hab mich aber auch immer gefragt wie man die Übergänge schafft.
    Ich hab aber immer Angst, das ich das Werkstück seitlich weg drücke.
    Daher hab ich immer nur zaghaften Druck ausgeübt.
    Vielleicht war das auch nicht so richtig.

  • Einen Kreuzrändel habe ich auch schon versucht.

    Leider hat meine Drehbank eine sehr dünne Hauptspindel,
    daher ist eine ordentliche Tiefe nicht machbar.

    Meine grundsätzliche Meinung:
    Der richtige Durchmesser ist garnicht so wichtig.
    Ab einer gewissen Umformtiefe ergibt sich schon das richtige Ergebnis.
    Wenn der Durchmesser nicht stimmt, so trefen die Zähne zwar in
    zwischen die ersten Zähne, aber auch das muss nicht schlimm sein.
    Dann entsteht halt eine Rändelung doppelter oder dreifacher Teilung,
    was bei kleinen Werkstücken sogar ganz passend sein kann.


    Stefan

  • Danke!

    BlackWreck: "langsam nachlassen"? Also erst die "richtige" Zustellung, d.h. die bei der das Einspuren (danke für das Wort, stefang!) hinhaut, zustellen, dann die Zustellung ein wenig verringern (wie viel etwa?) und zuletzt den Vorschub aktivieren?

    Habe ich das richtig verstanden?

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.

  • Dat ist ne Sache des gefühls und des materials...
    Beim dem "Wald und Wiesen Stahl" den wir dort benutzt haben kann man das auch nicht so genau sagen..

    du musst das nach dem eintauchen des meißels in das material "abmessen" je nachdem wie weich oder hart das material ist und die wie tief die rändelung werden soll..

    wenn du den meißel aber so "rüberziehen" willst wie ich das beschrieben habe damm muss der meißel aber komplett aus dem material sein... sonst kriegste da hinterher so ne spiralen rein, ist ja klar,ne?!? :crazy2:

  • hallo...

    puh ist das lange her bei mir mit dem rändeln..
    kann mich aber gut dran erinnern, dass wir Spezis hatten, die das Gefühl dafür hatten..

    Da ja heut zu Tage alles reproduzierbar und nicht an den einzelnen Facharbeiter gebunden sein muss hab ich meine alten Aufzeichnungen im Schrank gelassen und mal nachgesehen, was es so im Net dazu gibt..

    hier kannst du dir einiges zu dem Thema durchlesen:
    http://www.zeus-tooling.de/support/anwendungen.php

    alles schön nach DIN..

    Gruß
    Steinschleuder

  • Nanu, auf der Seite von Hommel&Keller war ich doch schon mal, aber die hilfreiche Schnittdatentabelle hatte ich übersehen. Die ist ja schon mal sehr schön - danke, Steinschleuder!

    Bliebe noch zu klären, wie das mit der Zustellung zu handhaben ist. Also der Teil, bei dem ich mir fast sicher bin daß Magie im Spiel ist... :)

    Ideen werden von Meistern gemacht, Dogmen von Jüngern. Und der Buddha wird immer unterwegs erschlagen.