Hallo,
beim Gartenflintenschießen in Dossenheim ist mir zum ersten Mal so ein Bügelspanner über den
Weg gelaufen.
Sieht schon gewöhnungsbedürftig aus, der Prügel. Irgendwie antik, mit seiner flachen Schaftform,
den Schnörkeln am Spannbügel und dem Achteck-Lauf.
So richtig gefallen hat mir das Teil nicht und als sich ein Kollege damit noch böse die Pfoten klemmte,
war diese Antiquität für mich durch.
Bis, ja bis mich der liebe Mike im folgenden Jahr mit einem schießen lies, bei die Indianers.
Das Teil machte richtig Spass.
So begab es sich, dass ich mir so einen Eisenhaufen zulegte. Mike hatte ihn von einem Bekannten
in zerlegtem Zustand bekommen und unter Zuhilfenahme zweier lieber Kollegen zusammengebaut.
Er tat so weit. Der Spannbügel blieb jedoch im geschlossenen Zustand nicht am Platz und klappte
nach unten. Der Abzug war Marke Eigenbau und der Schaft mit mehreren Schichten Farbe fett
zugekleistert. Diese Lackschichten waren schadhaft und unansehnlich.
Das verlangte nach Aufarbeitung.
Daher sah ich mich im Internet nach Zerlegeanleitungen, Explosionszeichnungen und Teileleiferanten
um und fand... nichts.
Selbst in dem recht bekannten CO2air.de-Forum (kann ich nur empfehlen) war nicht all zu viel über
Bügelspanner herauszufinden. Also startete ich in eben diesem Forum ein Thema und bat um Hilfe.
Nach und nach sammelte ich, was mir Net und User zugetragen haben und mit dem Wissen, wagte
ich mich schlußendlich an die Zerlegung.
Viele dieser Bügelspanner basieren auf dem Entwurf, der als 'Original' oder 'Original Will' bekannt
ist. Die Gewehre aus dem Hause Will, sind entsprechend gestempelt. Viele andere sehen dem zwar
gleich, wurden aber aus zugekauften Teilen in kleinen Manufakturen oder in Heimarbeit hergestellt.
Hier und da weichen Teile ab, aber vom Grundkonzept sind die Bügelspanner sehr ähnlich.
Allen gemeinsam ist, dass die sehr alt sind. Um 1910. Paar Jahre hoch oder runter, spielt keine
Rolle. Sie sind es wert, erhalten zu werden. Um Interessierten ein wenig zur Seite zu stehen,
stelle ich nun eine kleien Anleitung hier online. auf dass viele Bügelspanner erhalten werden.
Der Bügelspanner Typ 'Will'
Beim Zerlegen ist die korrekte Reihenfolge zu beachten, um möglichst schonend und ohne Teile zu beschädigen
ans Ziel zu kommen.
Daher beginnt man am Besten vorne. Beim Lauf und somit beim kurzen 'Vorderschaft'.
Bei meinem Beispielmodell, erkennt man unten am Schaft eine Mutter, die auf einer nach aussen weisenden
Schraube sitzt. Ein Stück weiter hinten ist das Fehlen einer Befestigung festzustellen. Hier ist nur ein Loch
sichtbar. Zwei Schrauben wären hier die richtige Lösung.
Vorne am Schaft, erkennt man einen Stift. Dieser ist konisch und auf dem Foto blickt man auf die schmale Seite.
Von dieser Seite aus kann man den Stift mittels eines Durchtreibers rausklopfen.
Der Stift hält tatsächlich als Einziges den Lauf. Entfernt man die Verriegelung bei ausgetriebenem Stift, hat man
den Lauf in der Hand.
Dieser seit ausgebaut so aus:
Rechts, das Loch wo der Stift durchgesteckt wird, links der Haken, der in die Verriegelung einrastet.
Hier das Ganze mit dem ausgebauten Stift.
Hier sieht man den Sitz des Laufes. Im rechten Langloch, sitzt das Teil, welches durch den Stift gehalten wird.
Links, die Verriegelung.
Löst man nun die Schraube oben im Holz, kann man den kleinen Verriegelungshebel herausziehen.
Damit ist der kleine hölzerne Vorderschaft frei und kann abgenommen werden. Dies kommt zum Vorschein:
Alles sehr sauber gearbeitet, wirkt wesentlich moderner, als es die Holzverkleidung vermuten lässt.
Jetzt ist das Gewehr vorne komplett abgarniert und recht unempfindlich. Die Laufaufnahme ist fest mit
dem metallenen Mittelstück verbunden, hier kann nichts mehr passieren.
Jetzt kann man beginnen, den Hinterschaft abzunehmen.
Der Hinterschaft grenzt direkt an das Mittelstück an und ist oben und unten durch zwei Platten gehalten,
die am Mittelstück (der eigentlichen Systemhülse) einhaken. Miteinander verschraubt halten die zwei
Platten den Schaft an sich und gegen die Systemhülse.
Die untere Platte nimmt auch die Abzugsmechanik auf.
Hier die obere Platte und...
...hier die Untere. Deutlich erkennt man den Abzug und wo die Platten gegen die Systemhülse eingehakt sind.
Nun müssen die beiden hinteren Schrauben entfernt werden. Diese halten alleinig den Hinterschaft am Platz.
Sind dies Schrauben raus, nimmt man noch die vordere Schraube der unteren 'Abzugsplatte' raus und dann
die Platte samt Abzugseinheit ab.
Man sieht dann dieses:
Spätestens hier erkennt man die Handarbeit, vor allem am hölzernen Schaft.
Abnehmen kann man den schaft aber noch nicht. Dazu muss erst der Spannmechanismus gelöst werden.
Dieser ist hier mit der Kolbenstange verbunden, im Hinterschaft mit einem Bolzen verbunden, der auch als
Drehlager für den Spannbügel dient.