Beiträge von blauescabrio

    Ob ich das verdient hatte, weiß ich nicht. Auf alle Fälle durfte ich meine Grundausbildung in Rheine als Material- und Gerätewart absolvieren. In Rheine wurden auch Feldköche ausgebildet, weshalb das Essen ganz hervorragend war. In der "Französischen Woche" gab es gar in Cointreau flambierte Pfannkuchen - ich habe gestaunt. Die Grundausbildung war schön. Man war unter seinesgleichen und viel an der frischen Luft.

    Dann heimatnahe Versetzung nach Göttingen in die Zietenranch. PzBtl 44, 1 Kompanie (also Stab und Versorgung). Das war so richtig schei*e! Nicht nur das Essen, sondern auch das Leben als einziger Mannschaftsdienstgrad im MatNachweis. Man war ständig der Laufbursche für die höheren Dienstgrade. Holen Sie mal dies oder das aus dem Mannschaftsheim. Aber heute eine Bananenmilch, keine Schoko! Zur Not geht geht Erdbeere. Wenn keine Laufburschendienste angesagt waren, hat man rumgegammelt. Seinen eigentlichen Auftrag hat da kaum jemand erfüllt. Das ging mir - selbst als W12er - gegen den Strich und die Ehre. Also habe ich mich zu einer der beiden kämpfenden Einheiten in der ersten Kompanie versetzen lassen, nämlich zum Sperr- und Sicherungszug. Konnte keine verstehen, weil Abgammeln im Matnachweis doch so schön wäre. Wenn die wüssten!

    Da war ich wieder unter meinesgleichen - und auch viel an der frischen Luft. Unvergessen sind die Truppenübungsplätze Baumholder und Bergen. Jeweils mit Kompaniefesten, also den grandiosesten Besäufnissen, die Mann sich nur vorstellen kann. Der Spieß war im Zivilberuf Maurer und ein kerniger und herzensguter Typ. Auf dem Kompaniefest hat er sich aus irgendeiner Zeitschrift eine Zitrone ausschneiden lassen. Die hat er sich auf die Brust geklebt und dann auf der Bühne Tutti Frutti getanzt (da war damals eine beliebte Fernsehshow auf Sat1). Am nächsten Tag war Muttertag und der Kompaniechef befahl uns beim Antreten, den Spieß als Mutter der Kompanie mit "Guten Morgen Mutter" zu begrüßen. Er bekam vom Chef sogar einen Blumenstrauß. Keine Ahnung, ob sowas heute noch möglich wäre. Es war auf alle Fälle eine kernige aber herzliche Zeit.

    Was erinnere ich sonst noch? Der Spieß suchte immer irgendwelche Freiwilligen für irgendwelche Dienste. Ordonanz im Offzheim, GvD Stab oder Wachvertretung. Ich habe mich immer gemeldet. Ich war ja sowieso die ganze Woche in der Ranch, weil ich noch kein eigenes Auto hatte, um jeden Tag in den Heimatort zu fahren. Der Spieß wusste das durchaus wertzuschätzen, und Dienstzeitausgleich für den Wachdienst gab es auch. Natürlich habe ich es fast immer irgendwie gedeichselt bekommen, die Standortmunitionsniederlage in Lenglern zu bewachen und nicht die Kaserne, wo man am Tor dauernd irgendwen zu grüßen oder gar Meldung zu machen hätte. Die meisten Wachhabenden legten die Streifengänge so, dass alle im Wachgebäude waren wenn der Pizzadienst lieferte. Einmal rief "Hagebutte" sogar über das SEM70, dass der Streifengang aus dringendem Grund zu unterbrechen sei. Die Streife hätte sich im Laufschritt am Wachgebäude einzufinden. Natürlich war nicht der Krieg ausgebrochen - die Pizza wurde einfach nur kalt.

    Die tollen Erinnerungen an die BW-Zeit enden relativ traurig. Ich war grad mal wieder als GvG Stab unterwegs, als ich zur Fernschreibstube befohlen wurde, ein Fernschreiben zum Stab zu bringen. War der Auflösungsbefehl für die Zietenranch. ;( Damit hatten sich auch die Überlegungen zerschlagen, sich nach den 12 Monaten weiterzuverpflichten. Irgendwie habe ich später nie einen der Kameraden getroffen. Die Namen sind fast alle vergessen und auch die Gesichter verblassen so langsam. Recht gut erinnere ich mich an meinen Kameraden "Locke". Auf dem Truppenübrungsplatz Bergen brauchte der Spieß von jetzt auf gleich eine Streife. Locke und ich standen bereit. Spieß macht auch die Waffenausgabe und drückte mir eine Uzi in die Hand, obwohl eigentlich das G3 meine Stammwaffe war. Ich abe nicht nachgefragt, wieso, weshalb, warum. Locke bekam sein G3. Guckte mich an, drehte um, legte dem Spieß das G3 auf den Tresen und meinte: "Ich nahm auch sone Uzi". Spieß fragte: "Wieso?". Locke ganz trocken: "Wegen der Leichtigkeit!". Spieß macht "Pffft", zuckt mit den Schultern und gibt Locke die Uzi. "Wie ist denn der Streifenweg auf dem Übungsgelände?". Wurde dann so ganz grob erklärt. "Was, wo?" - "Lauft halt rum und seid pünktlich zurück".

    Ich möchte diese Zeit und die verblassenden Erinnerungen um nichts in der Welt missen. Mag zwar pathetisch klingen, aber ich wäre ohne diese zwölf Monate nicht der Mensch, der ich heute bin. In der Zietenranch wurden nach der Auflösung erst Flüchtlinge untergebracht, und heute sind die "Zietenterrassen" wohl ein ganz beliebtes Wohngebiet. Scharnhorst-Kaserne in Northeim und Rommel-Kaserne in Osterode sind ebenso aufgelöst wie der Fliegerhorst Goslar. Mit der heutigen Bundeswehr kann ich mich nicht mehr identifizieren. Unter "Verteidigung am Hindukusch" kann ich mir nichts vorstellen. Unser Auftrag war es damals, im Notfall die Heimat zu verteidigen. Darunter konnte sich jeder was vorstellen, und durch die oftmals heimatnahe Verwendung wurde es auch greifbar. Bundeswehr als sinnlos verheizte Weltpolizei wäre für mich nie in Frage gekommen. Schade ist es um die Kameraden, die in Afghanistan völlig sinnlos gestorben sind. Man hat ihren Einsatz und ihre Leben im Nachhinein de facto für wertlos erklärt. Heute würde ich den Dienst verweigern.

    Wie ist der Zufall will, ist heute Volkstrauertag. Da kann man im Geiste ruhig mal salutieren.



    Genau das meinte ich, immer nur höherschnellerweiter. Solche Verbundbatterien hatte ich natürlich auch schon (ohne basteln mit lunten).

    1,6 kilo schwarzpulver o. ä. passen im übrigen auch in eine einzige stalinorgel....

    https://www.weco.de/WecoDE//produk…kel/5/rheingold

    Okay, dass man 1,6 kg am Stück als Privatmensch kaufen und zünden darf, war mir noch gar nicht bekannt. Eine Monsterbatterie ist mir fast lieber als mehrere kleine. Da hat man nur einmal das Risiko, dass man sich beim Anzünden selber verletzt. Mein Nachbar hat es mal fertiggebracht, die Batterie zu zünden und dann von oben reinzugucken, ob und wo es denn nun rauskommt. ^^

    Aber das was an Nettoexplosivstoffmasse (NEM) heutzutage in einer einzigen Batterie enthalten ist, das reichte vor Jahrzehnten noch für mehrere Silvester.

    Meines Wissens nach (aber das kann schon wieder veraltet sein) ist die NEM pro Batterie auf 500 Gramm limitiert. Weshalb die Hersteller mehrere Einzelbatterien auf eine Pappe kleben, und der Endanwender muss die einzelnen Batterien dann untereinander verbinden (nennt sich dann "Verbundfeuerwerk").

    Und den launigen Onkel auf seinem lustigen Lastenfahrrad möchte ich mal im Herbst und Winter sehen, wenn es den ganzen Tag lang Bindfäden regnet oder schneit.

    Fahrrad fahren in der Stadt sollte auch verboten werden. Radfahrer sind ein Verkehrshindernis und eine passive Gefahr für Autofahrer sowie eine aktive für Fußgänger. Trotzdem muss ich mich leider damit abfinden, dass es sie gibt.


    Dass man heutzutage eher autofreie Innenstädte fordert, in denen sich dann Fußgänger und Lastenräder tummeln, hast du aber mitbekommen?

    Wenn du als Fußgänger Spaß mit Fahrradfahrern haben willst, musst du mal nach Göttingen kommen. Da werden Fußgänger von Fahrradfahrern aus dem Weg geklingelt, angebrüllt, beleidigt, bedroht, genötigt - alles auf dem Fußweg. Und dennoch sehen sich die Radfahrer im moralischen Recht.

    Hundehaltung in der Stadt müsste tatsächlich verboten werden. Aber nicht einmal dafür würde ich persönlich mich stark machen. Ich finde es nicht schön, akzeptiere es aber zähneknirschend. Das ist für mich ein Stück weit Toleranz. Im Gegenzug erwarte ich als Einmal-im-Jahr-Feuerwerker aber auch Toleranz von den Hundehaltern. Toleranz ist nämlich keine Einbahnstraße. "Leben und leben lassen" sagt das Sprichwort.

    Grins....das erkläre mal 80-90 jährigen die ohne ihr Tier nicht mehr leben können. Da ist der Balkon oft der einzige Auslauf.

    Und das soll tier- und artgerecht sein?

    Versteht mich nicht falsch; ich habe nichts gegen Hunde. Allerdings finde ich es irritierend, wenn ausgerechnet Hundehalter anderen Menschen einmal im Jahr das Feuerwerk verbieten wollen. Hunde koten das ganze Jahr über Wege, Parks und sogar Kinderspielplätze voll. Frauchen und Herrchen betonen zwar, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner zu entsorgen - die Realität sieht leider anders aus. Hunde kläffen das ganze Jahr über, so dass es immer wieder bis zum Gerichtsverfahren kommt. Alleine in Berlin werden jährlich 500 Menschen durch Hundebisse verletzt. Im Jahr sterben deutschlandweit durchschnittlich 3,3 Menschen durch Hundebisse. 630 Kilogramm CO2 erzeugt der Durchschnittshund jedes Jahr. Bei 10 Millionen Hunden in Deutschland sind das 630.000.000 kg CO2 alleine durch Hundehaltung. Hunde sind also umwelt- und klimafeindlich und gefährlich. Ist unschön, aber leider eine unbestreitbare Tatsache. Wieso fordern trotz alledem ausgerechnet Hundehalter ein Feuerwerksverbot? Ich finde das unverschämt und anmaßend! Mit Fakten untermauert müsste man eher ein Hundeverbot fordern.

    Aber das Tierwohl steht, neben meiner Familie, an erster Stelle

    Ich wäre dafür, dass Tiere nur in bestimmten Gegenden gehalten werden dürfen. Z. B. in ländlicher Umgebung, in Wohneigentum mit großem Garten, auf Bauernhöfen usw. In reinen Wohngegenden und erst Recht in Städten haben Tiere nichts zu suchen und die Haltung in der Mietskaserne kann auch gar nicht artgerecht sein. Und nun? Generelles Hundeverbot in Mietswohnungen?

    Diese Verbotskultur ist die Seuche unserer Zeit. Die Menschen, die sich heute über ein Feuerwerksverbot freuen, sollten sich fragen, ob es morgen nicht sie selber treffen könnte. Es gibt bereits die ersten Erhebungen und Rechenmodelle, wie umweltschädlich private Haustierhaltung ist. Oder private Flugreisen. Weshalb sollte die Verbotskultur gerade dort Halt machen? Irgendwann trifft es jeden.