Radioaktivität messen

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 3.889 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Juni 2016 um 19:50) ist von VoFi.

  • Wie sieht es denn mit Holz aus? Ich habe mir vor einigen Jahren schönes abgelagertes Nussbaumholz aus den Karpaten ersteigert. Daraus hatte ich eigentlich vor einige Schäfte zu machen. Doch bei Stichwort Tschernobyl stellt sich die Frage: Kann man mit einem Handgerät die Belastung messen? Bei der Bearbeitung würde jede Menge Staub anfallen. Eine Maske nur einen Teil auffangen.

  • Pass bloss auf bei der Bearbeitung ! Hartholzstäube sind lungengängig - werden zum teil nicht mehr ausgehustet. Genauso wie zB. steinstaub - was die bekannte Staublunge verursacht !

    Auf einen guten Staubschutz besonders achten !

    Gruß, Albert

    Wer nicht liebt das blanke Schwert,
    den Falkenflug , das stolze Pferd ,
    den edlen Hirsch , das schöne Weib ,
    der hat kein rechtes Herz im Leib !

  • Nochmal: Man kann mit herkömmlichen Geigerzählern keine sinnvolle Messung an Lebensmitteln oder Gegenständen machen, die allenfalls nur durch aufgenommene Isotope belastet sind.
    Und ebenso wird man kein Lebewesen finden, welches keine radioaktiven Isotope hat.

    Aber wie schon gesagt empfiehlt sich der Staubschutz grundsätzlich schon aus anderen Gründen.

  • Geigerzähler können die grundsätzlich Anwesenheit von Strahlung nachweisen und das auch sofort. Es ist der Kompromiss zwischen Messaufwand und Tragfähigkeit.

  • Geigerzähler mit Zählrohren sind wie bereits erklärt nicht für diese kleinen Werte zu gebrauchen. Wenn die Sau sich nicht zufälligerweise an einer Halde der Wismut gesuhlt hat, misst man keinen Unterschied. Auch was da Strahlt bekommt man so nicht raus. Alpha lässt sich sozusagen mit einem feuchten Toilettenpapier abschirmen (schon Versucht..) Beta+/- geht schon weiter und geht wie Gamma (Dass sind übrigens die 3 Schwarzen Balken in Floppyk's Avatar) auch durch die Blende von einem Gammascout/oder deiner Russenröhre. Man könnte also sagen es sind Schätzeisen die dir nur Anzeigen wenn die Sau auch im dunkeln Leuchtet :D

    Aber es müssen ja keine 100k€ Messequipment sein. Was man braucht ist ein sogenannter Scintillator Detektor, einen Messwandler/Treiber und was zur Anzeige. Das nennt sich dann Gammaspektroskopie. Dein Geigerzähler misst einfach nur die Strahlungsmenge und mach jedes mal nur "Klick" und zählt eins hoch wenn er getroffen wird. Ein Gammaspektrometer ist nicht nur empfindlicher, er kann auch die Energie der Klicks messen. Trägt man nun die Anzahl der Klicks für jeden Energiebereich in eine Grafik ein, ergibt sich quasi ein Fingerabdruck von dem was da Strahlt. Die Jungs auf http://www.gammaspectacular.com/ bieten für 1-2k$ ganz nette Sachen an. Der Messwandler geht einfach an die Soundkarte und liefert dir dann einen hübschen Graphen was und wie stark da was strahlt. Sowas ist öfters bei Nerd's und im Physiklabor an der Uni zu finden. Und altes Blei für eine Abschirmung müssten wir ja Kilogrammweise haben... Problem ist nur, dass man die ganzen Sachen quasi selber eichen, einstellen und deuten muss. Also Wildschwein rein und grünes Licht heißt Braten geht leider nicht. Aber wenn dich das Thema Interessiert gibt es wahnsinnig viel zu erforschen ;=) Genug Begriffe zur Recherche hasst du ja nun. Und Vorsicht: Radioaktivität ist mindestens genauso böse wie Mordgeräte. Also nicht alles glauben was man so spektakuläres im Netz findet.

  • Und altes Blei für eine Abschirmung müssten wir ja Kilogrammweise haben


    Man müsste es nur in sinnvolle Barren oder Gefäße mit Deckel gießen können.
    Ich habe mal ein so um die 30 Kg Geschosse aus dem Schießstand in einer Barrenkokille von Lee gegossen. Das klappt mit einem Brenner auch problemlos, aber die Seiten sind konisch und weil man die Füllstände auch nicht immer gleich bekommt, kann man sie nicht so schön stapeln. Händisch nacharbeiten scheidet wegen der Staubgefahr aus.

  • Warum gießen? Großer Blumentopf, kleiner Blumentopf und dazwischen Schüttgut. Oder mit HT-Röhren wärs auch ganz nett. Es muss nur halt mehr Volumen haben als wenn es ein massiver Tiegel wäre.
    Interessant wären diese Becher Detektoren für Lebensmittel. Da wäre die pürierte Probe von allen Seiten bis auf oben vom Detektorkristall umgeben. Ich denke damit könnte man schon mal schauen ob die Wildsau was abbekommen hatt. Aber der Aufwand und der benötigte Sachverstand sind schon enorm für den Zweck.

    Einmal editiert, zuletzt von VoFi (25. Juni 2016 um 02:03)

  • Für eine sinnvolle Nuklid-Analyse reicht leider kein normaler NaJ-Scintillationsdetektor, sondern man benötigt einen hochreinen Germanium-Detektor.
    Dieser muss aufgrund des thermischen Rauschens mit flüssigem Stickstoff runtergekühlt werden. Der Stickstoff ist "Verbrauchsmaterial" und
    muss nach einigen Tagen nachgefüllt werden.
    Der Detektor muss in einer Bleiabschirmung aus speziell abgereichertem Blei mit Kupferauskleidung ("Bleiburg") montiert werden
    um die Untergrundstrahlung zu minimieren.
    Die Wanddicke dieser Bleiburg beträgt min. 10 cm und hat die Abmessung einer kleinen Regentonne.
    Dazu benötigt man noch die notwendige Elektronik, hauptsächlich bestehend aus Hochspannungsgenerator, Impulsdiskriminator / Impulsformer,
    Vielkanalanalysator mit Auswertesoftware.
    In regelmäßigen Abständen muss diese Anlage auch kalibriert werden, dazu benötigt man mehrere geeichte radioaktive Präparate unterschiedlicher Energien,
    zB Cobalt, Cäsium, Americium. Für die Handhabung dieser Präparaten benötigt man eine "Präparateumgangsberechtigung" und einen Tresor
    in dem diese gelagert werden. Außerdem muss ein Präparateentnahmebuch geführt werden, was auch in regelmäßigen Abständen von einem Gutachter
    und Behörde geprüft wird (radioaktive Präparate sind noch böser als Waffen!!).
    Für die Fehlersuche bzw. Überprüfung der Anlage benötigt man außerdem noch ein hochauflösendes Digital-Oszilloskop, Frequenzgenerator, Nadelimpulsformer,
    hochwertiges Digitalmultimeter, etc.
    Außerdem natürlich eine spezielle Ausbildung damit man mit diesem Equipment auch umgehen bzw. die Messwerte auch beurteilen kann.

    Leider herrscht in userer Firma absolutes Fotografierverbot, sonst hätte ich mal ein paar Fotos von Gammaspektroskopiemessplätzen machen können.
    Wir verwenden in unserem radiochemischen Labor Messplätze von "Canberra"
    http://www.canberra.com/products

    und "Berkeley Nucleonics" (BNC)
    http://www.berkeleynucleonics.com

    Aber ein ziemlicher Afwand um seine Wildsau auszumessen. ;)

    Cheers,
    Arno

    Einmal editiert, zuletzt von NOWONDER (26. Juni 2016 um 13:33)

  • Ja, der Aufwand wäre in der Tat ein wenig übertrieben. Meine Frage wäre aber schon, ob nicht die etwas preisgünstigere Variante zu diesem Zweck hinreichend wäre. Zumal ich bei einigen Tube-Filmen von offiziellen Wildschweinmesstationen bestimmt nur einen stinknormalen Scint gesehen habe. Mann müsste echt mal ausrechnen was man den für einen Detektor braucht. Damit man nicht mit Bomben auf Wildsaujagt geht. Weidgerechte Messung sozusagen