Vorstellung und Frage

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 2.021 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Juni 2015 um 20:47) ist von pistenmops.

  • Guten Abend zusammen,

    In Anlehnung an die Abenteuer von Mikesch und Bobesch der Augsburger Puppenkiste habe ich mir den Nick Bobesch zugelegt ;).
    Da ich beide noch persönlich kenne sollte wohl klar sein, dass ich schon älteren Baujahres bin. Beruflich bin ich Elektroniker mit zusätzlichem Maschinenbaustudium.
    Aus einem Nachlass bin ich in den Besitz eines alten Luftgewehres gekommen. Hersteller und Typ EM-GE mod.2. Es schiesst noch und ist in einem nicht allzu schlechten Zustand. Allerdings beträgt die Schussenergie nur ca. 2,5J. Ich habe das LG zerlegt und gereinigt. Vom Aufbau ähnelt es einem alten Diana 25, ich gehe daher davon aus, dass auch die Daten ähnlich sind.
    Die Kolbenfeder scheint nicht mehr original zu sein, sie hat einen Innendurchmesser von 13,1mm während die Federführung einen Durchmesser von 13,3mm hatte. Hierdurch klemmte die Feder auf der Führung und die anfängliche Schußenergie betrug weniger als 1J.
    Ein normaler Pappkarton von 1,5mm Dicke wurde auf 10m nicht mehr durchschlagen. Nachdem ich die Federführung überarbeitet habe und die Feder nicht mehr klemmt komme ich auf besagte 2,5J. Die Dichtungen sind ok, wenn ich den Lauf vorne verschließe und Druck aufs System gebe bleibt der Druck erhalten.

    Jetzt zu meiner eigentlichen Frage zu der ich im Netz nichts finden kann und auch keine Auskunft von diversen Büchsenmachern bekomme.

    Wie groß ist die Federkonstante ( N/m) einer Feder für LG mit 7,5J ? Sprich welche Kraft ist notwendig um die Feder ganz zusammen zu drücken.

    Ich bin zwar kein Schwächling aber auch kein Schwarzenegger. Trotzdem kann ich meine Feder ohne Hilfsmittel von Hand bis auf Block zusammen drücken.

    Gruss Bobesch

  • Ach Gott, ja das haben wir im Gymnasium mal gelernt. Hast du von deinem Studium nicht noch ein Formelbuch rumliegen? Ich würds dir ja ausrechnen, aber habe im Moment keine Ahnung, wo mein altes Formelbuch liegt...

    Und willkommen im Forum! :)

    P.S: Ich habe zwar nichts unter 16 Joule, aber was man so hört, sind 7,5 Joule für niemanden hier ein Problem zum Spannen, und hier gibt es doch einige betagte Mitglieder ;) Da würde ich mir keine Sorgen machen! :)

  • Hallo Swiss_Gunner,

    Die Formel ist einfach:

    D = F / delta_L (N/m)

    Also die erforderliche Kraft dividiert durch die Längenänderung. Da kommen noch andere Faktoren hinzu, die kann man in erster Näherung aber vernachlässigen.
    Meine Frage lautet nach dieser Kenngröße, die ich nirgend wo finden kann. Meine Feder kann ich im ausgebauten Zustand mit beiden Händen vor der Brust komplett zusammen drücken. Ich bin kein Bodybuilder und schätze die erforderliche Kraft mal so auf 350-400N hierzu. Das ergibt eine Federkonstante von ca 3300N/m.
    Wenn ich ein reibungsfreies Gewehr annehme, dann sind bei einem 400mm langen Lauf konstant 15N erforderlich um ein 0,5g schweres Diabolo auf 175m/s zu beschleunigen. Das macht rund 11bar konst. Druck bzw. bei einem 25mm Kolben eine konst. Kraft von über 500N. Es gibt kein reibungsfreies Gewehr, die Federkonstante muß also wesentlich höher sein. Und genau diesen Wert suche ich.

    Gruß Bobesch

  • Genau das habe ich gesucht, danke :)Frag mal beim Weihrauch Support an, mit denen hatte ich auch schon Kontakt. Die sind extrem hilfsbereit. Wenn dir einer helfen kann, dann sicher ein Hersteller solcher Federn.

  • Hallo zusammen,

    Nachdem die Resonanz hier relativ gering war und die befragten BüMa in der Umgebung m.E, durch Unwissenheit glänzten habe ich meine Fragen dann durch Try and Error selber lösen können. Das LG hat nun eine neue Feder und mit dieser eine E0 von ca. 8,8J
    Rechtlich stellt das kein Problem dar, da die Waffe zwischen 1920 und 1930 in den Handel gekommen ist, also nicht unter die 7,5J Grenze fällt.
    Die einzigen hilfreichen Infos die ich bekommen habe kamen vom Waffencenter-Gotha wo ich dann auch die verwendete Titanium XS Feder bestellt hatte. Diese musste aber noch entsprechend gekürzt und das gekürzte Ende neu angelegt werden.

    LG Bobesch

  • Und, wie lautet denn nun die Antwort auf Deine Frage, deren Lösung Du selbst gefunden hast?

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Und, wie lautet denn nun die Antwort auf Deine Frage, deren Lösung Du selbst gefunden hast?


    Nun, aufgrund der gemessenen Längenänderungen der ursprünglich verbauten Feder im Vergleich zur neuen Titanium XS Feder bei gleicher Kraft auf die Feder ergab sich eine rechnerische Länge von 193mm bei 23 Windungen für 7,5J für die neue Feder.
    Da ich nicht wusste in wie weit sich das erhitzen der abgeschnittenen Windung zwecks des neuen Anlegens auf die Federspannung am Ende auswirkte habe ich die Feder auf 198mm gekürzt. Nach Anlegen hat sie nun eine Länge von 195mm.
    Das Messergebnis von 8,8J zeigt, dass ich das Ziel trotz der vernebelten Sicht ziemlich gut getroffen habe.  :rolleyes:


    LB Bobesch 


    PS: Im Kolben liegt noch eine Distanzscheibe von 2mm Dicke, die ich zur Erhöhung der Federvorspannung der alten Feder eingebaut hatte. Wenn ich diese noch entferne, werde ich wohl noch etwas näher an die gewünschten 7,5J rankommen. 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Bobesch (2. Juni 2015 um 18:35)

  • Hi, :^)

    Das LG hat nun eine neue Feder und mit dieser eine E0 von ca. 8,8J
    Rechtlich stellt das kein Problem dar, da die Waffe zwischen 1920 und 1930 in den Handel gekommen ist, also nicht unter die 7,5J Grenze fällt.

    da muss ich jetzt mal fragen: Auch wenn die Waffe zu diesem frühen Zeitpunkt in den Handel gekommen ist… bezieht sich dann nicht die mögliche Joule-Erhöhung auf eine Waffe im Originalzustand mit Originalfeder? Wenn da jetzt eine stärkere Feder, als im Originalzustand verbaut wird… sonst heißt es doch immer man solle auf eine vergleichbare Feder achten, oder wie ist das jetzt? ?( ?( ?( Bin ich da falsch?

    LG Andreas :^) 

    Die Zukunft ist jetzt und jetzt ist schon Vergangenheit.

  • andreas, gute und spannende frage !!!!!

    die waffe ist m.e. nicht mehr original. also wurde sie "manipuliert" und ihrer ursprünglichen eigenschaft 2,5 joule (was nachzuweisen wäre) entledigt.

    es kann sein, dass alleine dieser eingriff dann schon ausreicht , um sie aus der "befreiten altbestandszone " in die abteilung "illegal" zu befördern.


    bin kein jurist...wer weiß mehr?

  • Originalzustand ist nicht entscheidend, da damals schon eine Spezial-Feder eingebaut werden durfte, um völlig legal eine starke Leistung zu erreichen.

    Das Problem heute ist, dass nur ein BüMa eine stärkere oder auch schwächere Feder verbauen darf, da dadurch die Leistung des Gewehres verändert wird. So steht es jedenfalls in den Regeln der Bundesregierung, die oben verlinkt sind.

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Aber muss man da nicht vom Serienzustand der Waffe ausgehen? Einfach sagen, ich hätte damals schon eine stärkere Feder… das eröffnet meines Erachtens sehr unsichere Parameter der Beurteilung, oder? Wird man in der Realität nicht vergleichen: Leistung Serie damals /Leistung heute? Aber ich lasse mich gerne belehren. Würde mich nur interessieren. ?(

    LG Andreas :^) 

    Die Zukunft ist jetzt und jetzt ist schon Vergangenheit.

  • ...sonst heißt es doch immer man solle auf eine vergleichbare Feder achten, oder wie ist das jetzt? Bin ich da falsch?

    Nein, Du bist schon richtig. ;^)
    Aber wenn alle Bemühungen scheitern die Daten eines Original-Ersatzteils zu bekommen (Einschließlich Anfrage beim rechtlichen Nachfolger des Herstellers) und es keine Originalersatzteile mehr gibt, dann bleibt nur noch die Möglichkeit etwas selber zu konstruieren.
    Niemand konnte mir Auskunft über die ursprünglichen Leistungsdaten zu diesem LG geben, daher habe ich versucht die 7,5J Grenze zu treffen. Vielleicht hatte das LG im Original wesentlich mehr, ich weiß es nicht. Vor dem Krieg haben die Jungs ihr Taschengeld durch Schädlingsbekämpfung aufgebessert, heute gibts dafür gleich eine Anzeige.

    Wenn da jetzt eine stärkere Feder, als im Originalzustand verbaut wird…

    Die Feder, die hier verbaut war, war nicht original, sie klemmte auf der Federführung. Die Schußenergie lag bei 2J, da haben heutige Softairwaffen teilweise mehr.


    LG Bobesch

  • spannende diskussion!

    wenn das so wäre, dass die originalenergie NICHT eindeutig belegbar ist, dann wäre die schleuse offen: ich baue dann mal eine feder mit 20 joule in mein BURGO oder FALKE von 1965....
    anfragen im anklagefall an BURGO/FALKE fände ich spannend :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von zielvier (2. Juni 2015 um 20:47)

  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch...

    Mir ging es nicht darum das LG auf max. zu pimpen, Ich möchte dieses Erbstück in Rahmen des Zulässigen restaurieren. Würde ich die genauen Daten haben, würde ich auf diese Leistung zielen aber ohne dieses Wissen kann ich als Ziel nur 7,5J nehmen. Die Feder, die ich eingebaut habe ist nicht annähernd voll ausgenutzt, da wäre noch viel Luft nach oben. Als Vergleich, die zuvor verbaute hat 7 Windungen mehr bei ungefähr gleicher Drahtstärke. Auch die etwas ungewöhnliche Konstruktion des Abzuges mit einer Bedienung ähnlich einem Rückstecher deutet auf eine ursprünglich höhere Leistung hin.
    Da nun die Schußleistung für 10m ok. ist werde ich als nächstes mal den Streukreis versuchen zu ermitteln (hängt auch vom Schützen ab  :rolleyes: ). Sollte der auch zufriedenstellend sein, wird das ganze Teil abgeschliffen und neu brüniert. Wenn nicht, wirds eingestampft.


    LG Bobesch

  • Nene, das ist schon recht so. Hat mich nur die Frage als solches interessiert. Habe es mir aber schon so gedacht. Wenn wir uns dauernd fragen: Dürfen wir das… dürfen wir das nicht… Dann beschränken wir uns doch nur unnötig selbst. Wir werden schon so genug reglementiert. Manchmal muss man einfach das machen, was man auch vertreten kann. Da muss man gar nicht anfangen päpstlicher zu sein, als der Papst persönlich. ;^)

    LG Andreas :^) 

    Die Zukunft ist jetzt und jetzt ist schon Vergangenheit.

  • Hallo,

    Heute hatte ich mal wieder Lust und Zeit mich etwas mit diesem Projekt zu beschäftigen.

    PS: Im Kolben liegt noch eine Distanzscheibe von 2mm Dicke, die ich zur Erhöhung der Federvorspannung der alten Feder eingebaut hatte.

    Ich habe diese Distanz nun wieder entfernt und heute mal eine größere Serie auf den Schweinekasten geschossen.
    Mit der APP Chrono Connect habe ich dabei die E0 und V0 ermittelt. Als Dias benutze ich z.Zt. RWS Basic.
    Anfangs hat das LG noch stark gedieselt, aber das lies dann nach den ersten 50 SChuß langsam nach. Die Spitzenwerte die ich gemessen Habe lagen bei ca. 8J. Aber nach so ca. 70 Schuß als kein dieseln mehr auftrat hat sich die gemessene E0 auf 6,7J bei 171m/s eingependelt.Die Software zeigt mir eine Std Dev von 0,3J und 3m/s an.

    Das sind nun Werte, die wohl zu diesem LG passen und mit denen man auch rechtlich auf der sicheren Seite sein sollte, denke ich. Sollte noch jemand mal in die Lage kommen bei einem baugleichen LG die Feder erneuern zu müssen kann ich folgende Daten empfehlen:


    Feder: Titanium XS-13; Innendurchmesser: 13,3mm; Drahtdicke 2,9mm; 23 Windungen.
    Kolbendichtung: Lederdichtung vom Diana 25 (alte Version) paßt.
    Laufdichtung: original Leder kann ersetzt werden durch O-Ring 8 x 2,5

    Es macht Spaß in die Fußstapfen des Ur-Großvaters zu treten und mal mit Technik vom Anfang des letzten Jahrhunderts auf Schweine(box)-Jagd zu gehen. Das LG ist für sein Alter erstaunlich genau.


    LG Bobesch

  • Wenn wir uns dauernd fragen: Dürfen wir das… dürfen wir das nicht… Dann beschränken wir uns doch nur unnötig selbst. Wir werden schon so genug reglementiert. Manchmal muss man einfach das machen, was man auch vertreten kann. Da muss man gar nicht anfangen päpstlicher zu sein, als der Papst persönlich.

    Vereinfacht ausgedrückt ' wo kein Kläger ist auch kein Richter ' wenn es nicht übertrieben wird.
    Ob das Gewehr nun 6,3 oder 7,85 J hat nach dem Federwechsel interessiert doch keine S...

    freischütz