Alternative Luftgewehr-Geschosse selber bauen und Diabolos bearbeiten. Erlaubt?

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 13.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. November 2012 um 22:45) ist von T-gnom.


  • Haben Pfeile eigentlich mehr durchschlagskraft? Sind ja größer und schwerer oder macht das die Trägheit wett?


    kommt ein wenig drauf an, was du mit dem gern benutzten ausdruck "durchschlagskraft" genau meinst ;)

    außerdem, womit sie abgeschossen werden.

    festgelegt ist ja, wie viel energie das geschoss höchstens haben darf, rein theoretisch würde das, bei einem LG dessen Feder optimal darauf ausgelegt ist bedeuten, das ganz egal welches geschoss jedes gleich viel energie hat, schlicht da die feder 7,5J speichert, und dann an das geschoss überträgt.
    die reibung im lauf etc. vernachlässige ich jetzt mal kurz, sonst wirds zu kompliziert mit verschiedener reibung von verschiedenen materialien etc...

    also prinzipiell unterscheiden sich die geschosse nach dem gewicht, die energieübertragung erfolgt über zwei beschleunigungen:
    eine positive im lauf, eine negative (durch den luftwiderstand) danach.

    diablos haben nun deswegen ihr typisches gewicht, weil das ein guter kompromiss aus "leicht genug, um bei praktischer lauflänge auf höchstgeschwindigkeit beschleunigt zu werden" und "schwer genug, um nicht vom kleinsten lufthauch weggeweht zu werden/wie ein wattebausch nach ein paar metern runterzufallen".

    wird das geschoss schwerer, bräuchte man einen längeren lauf, um die höchstgeschwindigkeit zu erreichen (bei gleicher kraft ist die beschleunigung einer hohen masse geringer als die einer kleinen), sodass in den meisten luftgewehren, und garantiert allen luftpistolen ein schwereres geschoss an der Laufmündung eine geringere energie hätte. diese würde es tendentiell länger beibehalten, da es langsamer fliegt (hohe masse ist bei gleicher energie langsamer als eine niedrige), und der luftwiderstand quadratisch mit reingeht... heißt in worten: ist das geschoss schneller, ist der luftwiderstand (und damit der energieverlust) nicht nur höher, sondern sehr viel höher.

    das heißt also, auf kurze distanzen haben diablos mehr energie beim aufschlag, wenn es weit genug weg ist (und man in entsprechenden winkeln schießt um noch zu treffen) haben schwerere geschosse mehr aufschlagenergie.


    wobei das ganze halt nur gilt, wenn die feder wirklich darauf ausgelegt ist genau so viel beschleunigung für einen diabloschweren gegenstand zur verfügung zu stellen, das dieser 7,5J bekommt, und die lauflänge wurde anschließend daran angepasst, das dieser genau an dem punkt aufhört, wo die energie vollständig von potentieller, in der feder gespeicherter zu kinetischer energie im diablo umgewandelt wurde.
    sollte dagegen die feder eigentlich stärker sein, und der lauf einfach an der stelle "abgeschnitten" worden sein, wo die 7,5J mit nem diablo erreicht wurden, könnte man mit einem leichteren geschoss, das zur beschleunigung kürzere läufe benötigt wohl noch etwas mehr energie rausholen. (wobei es dadurch nicht erlaubt wäre mit wattebäuschen zu schießen, da diese mehr als 7,5J hätten! wenn auch nur für sekundenbruchteile.)


    kann man sich bei blasrohren sehr leicht veranschaulichen, wenn man genug puste hat, sind bei langen rohren schwere pfeile sinnvoller, um die volle energie auszuschöpfen, für leichtere pfeile reichen kurze rohre.

    ich könnte das ganze jetzt noch hübsch mit formeln aufschreiben und so basteln, das man das ganze berechnen kann... aber ich glaube das ist nicht wirklich sinnvoll, und auch nicht sehr schwer, kann man sich per wiki zur not selbst zusammenreimen.


    Mit Luftgewehren, die zB. mit Druckluftflaschen oder CO2 arbeiten sieht es etwas anders aus, weil halt keine feder als antrieb benutzt wird, und (glaube ich) deutlich komplizierter, weil das ventil für einen bestimmten zeitraum geöffnet wird.
    in diesem zeitraum kann nun gas aus dem behälter in den lauf gelangen, das gas strebt danach den druck auszugleichen, ist der druck im lauf höher als in der umgebung, wird das geschoss rausgedrückt, wobei sich das volumen im lauf wieder erhöht, und der druck somit verringert.

    Nun lassen mich zwar noch nicht meine physikkenntnisse, wohl aber das wissen um die details eines solchen luftgewehres im stich...

    wird die energie dort reguliert durch
    a) die lauflänge? (wäre unsinnig, da "überflüssiges" gas ungenutzt austreten würde, die tanks müssten weit größer sein als eigentlich nötig)
    b) den durchmesser der ventilöffnung? (es käme nur genug gas durch, um in dem zeitraum, den das geschoss bei dem dadurch entstehenden druck braucht um den lauf zu verlassen das geschoss mit genau 7,5J zu "versorgen")
    c) die Ventilöffnungszeit? (das gas hat eine gewisse zeit, um auszuströmen, währenddessen wird der ventildurchmesser als so groß angesehen, das der druck hinterm geschoss quasi gleichgesetzt werden kann mit dem in der flasche, die energie wird darüber reguliert, wie lange dieser maximale druck aufrechterhalten wird.)

    wie gesagt, a) halte ich für unwahrscheinlich, zumindest als primäres regulierungsmittel. auch wenn die bei den anderen beiden natürlich mit reinspielt, aber ich geh da mal davon aus man sagt sich "das gewehr soll so lang werden, wie muss das ventil aussehen um am ende 7,5J bei so schweren geschossen zu haben?"

    ob jedoch der öffnungsdurchmässer oder die öffnungsdauer der entscheidende faktor sind, oder ob beides zusammen genutzt wird, oder ob das von modell zu modell unterschiedlich ist, hab ich keine ahnung. wäre aber wichtig um zu sagen, ob tendentiell höhere oder niedrigere geschossgewichte mehr oder weniger energie an der mündung hätten, oder ob das ganz egal ist.

    Dafür wären die Formeln jetzt ernsthaft kompliziert, und da hab ich grade wenig lust die so aus lust und laune aufzuschreiben (wenn ichs hinbekommen würde...). bei interesse aber mal nachfragen, vllt. hab ich dann mal ne langweilige bahnfahrt und knobel etwas^^


    ach ja, und bei dem ganzen haben wir nur die energie angeguckt^^
    wichtig ist natürlich auch das material (je härter, desto weniger energie geht für die verformung des geschosses verloren, destomehr bleibt für die verformung des ziels, was man als "durchschlagskraft" bezeichnen könnte), und natürlich die form.
    je spitzer, desto mehr kraft pro fläche, desto mehr druck, desto eher kann man damit was durchschlagen, aber ich denke das ist logisch^^


    soviel dazu, ob pfeile die höhere durchschlagskraft haben:
    richtiges gewehr vorrausgesetzt, und/oder ausreichend entfernung, haben sie mehr energie. und da sie allgemein härter und spitzer sind, haben sie recht sicher auch die höhere durchschlagskraft.

    wobei ich ausdrücklich davon abraten möchte in deutschland irgendwelche geschosse zu benutzen, die theoretisch eine höhere mündungsgeschwindigkeit haben könnten... so rein rechtlich wär das wahrscheinlich unklug. aber solange du dadrunter bleibst, und gegen kein anderes Gesetz (speziell das sprengG) verstößt, sollte nichts dagegensprechen.

    ob du genauere schüsse bei rausbekommst wage ich zwar zu bezweifeln, aber interessante allemal.

    so, genug physik, physikvorlesung! yay^^

    R.I.P. Sir Terry Pratchett

  • @ T-gnom
    Das war mal ausführlich. Sowas hätte mich in meiner Schulzeit mehr an den Physikunterricht gefesselt. Danke schonmal. Eigentlich hängt es also vom Lg Typ Pfeilbeschaffenheit (Gewicht, Laufabdichtung , Aerodynamik) und Distanz ab ob mehr Energy im Ziel ankommt oder nicht.
    Mich würde mal interessieren wie das Rechtlich mit nem Pfeil aussieht der gute Flugeigenschaften hat die 7,5 J Grenze nicht überschreitet, aber trotzdem aufgrund seiner Beschaffenheit (Metallspitze oder Jagdspitze) viel mehr Schaden anrichten kann. Hab ich nicht vor zu machen würde mich nur interessieren.

    Außerdem ist mir aufgefallen, das die V0 und auch die Energie von Diabolos nach Fabrikat schwankt. Da gibt es F_LG`s die bestimmte Diabolos mit 190m/s verschießen und obwohl geringeres Gewicht etwas mehr als 7,5 J entwickeln.

    Gibt es da bestimmte Toleranzen/Ermessensspielräume oder ist das illegal? Wenn man kein Chrono hat kann man das ja nicht Wissen.

    Gruß

  • Nun, als die Gewehre bauartgeprüft wurden, da gab es einfach noch nicht die Auswahl an Diabolos.
    Und selbst heute wäre es unmöglich, ein LG mit allen verfügbaren Sorten zu testen.
    Also wird die Energie mit einem standartisierten Dia getestet.
    Daraus resultieren auch die 175m/s, dabei erreicht ein 0,49g-Dia die 7,5J.

    Zitat

    Außerdem ist mir aufgefallen, das die V0 und auch die Energie von Diabolos nach Fabrikat schwankt.


    Das liegt interessanterweise eigentlich nicht am Diabolo, sondern am jeweiligen Gewehr.
    Ein Federdruck-LG reagiert recht empfindlich auf Faktoren wie Gewicht, Abdichtung, Reibfläche, Härte, Losbrechmoment usw.
    Manche LGs bevorzugen die einen Faktoren, manche die anderen.
    So kann ein Dia, welches in dem einen Federdrücker mehr bringt als ein Standard-Dia in einem anderen deutliche weniger bringen.


    Stefan

  • @ T-gnom
    Das war mal ausführlich. Sowas hätte mich in meiner Schulzeit mehr an den Physikunterricht gefesselt. Danke schonmal. Eigentlich hängt es also vom Lg Typ Pfeilbeschaffenheit (Gewicht, Laufabdichtung , Aerodynamik) und Distanz ab ob mehr Energy im Ziel ankommt oder nicht.
    Mich würde mal interessieren wie das Rechtlich mit nem Pfeil aussieht der gute Flugeigenschaften hat die 7,5 J Grenze nicht überschreitet, aber trotzdem aufgrund seiner Beschaffenheit (Metallspitze oder Jagdspitze) viel mehr Schaden anrichten kann. Hab ich nicht vor zu machen würde mich nur interessieren.

    Außerdem ist mir aufgefallen, das die V0 und auch die Energie von Diabolos nach Fabrikat schwankt. Da gibt es F_LG`s die bestimmte Diabolos mit 190m/s verschießen und obwohl geringeres Gewicht etwas mehr als 7,5 J entwickeln.

    Gibt es da bestimmte Toleranzen/Ermessensspielräume oder ist das illegal? Wenn man kein Chrono hat kann man das ja nicht Wissen.

    Gruß

    Hoff ich doch, das sowas fesselt... immerhin studier ich grade chemie/physik auf lehramt^^

    aber wegen dem geringeren gewicht: auch die leichten können halt drunterkommen, wenn die lauflänge als "joulbegrenzung" genommen wurde, da sie geringere strecken zum beschleunigen brauchen.

    find ich ne seltsame methode die leistung zu begrenzen, aber naja... könnt schon sein^^


    wegen legalität wird man dir aber kaum was vorwerfen können, wenn du für luftgewehre bestimmte geschosse aus einem legalen luftgewehr abfeuerst.... selbst wenn du dabei über die grenze kommst, das ding ist so zugelassen, und du hast es weder verändert, noch benutzt du es auf nicht vorgeschriebene weise. von daher... möglicherweise nicht legal, aber zumindest wenn du nicht geschrieben hättest, das du es weißt (und damit vorsätzlich machst) könnte da auch niemand nen strick draus drehen^^

    R.I.P. Sir Terry Pratchett