Neue Griffschalen für das Kochmesser

Hallo,

vor einigen Monaten habe ich hier mein Taschenmesser vorgestellt, dem ich Griffschalen aus Wüsteneisenholz gegönnt habe. Die Bestellung umfasste damals zwei Pärchen von Griffschalen-Rohlingen. Ein weiteres Pärchen wartete also auf seine Verwendung.

Veredelt werden sollte dieses Mal ein Kochmesser. Meine Wahl fiel auf ein Solicut-Messer der "First Class" Serie, eisgehärtet und aus X50CrMoV15, also nichts besonderes.

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Das zweite Foto zeigt den Erl, nachdem die Aluminium-Nieten ausgebohrt und die Kunststoffgriffschalen abgenommen sind.
Die Klinge ist mit dünner Pappe und Klebeband gesichert.

Nachdem die Rohlinge etwas heruntergefräst waren (übrigens blieb die rechte Griffschale bewußt 2 mm dicker als die linke) begann der schwierigste Teil der Arbeit, das Anformen an die entsprechenden Winkel und Konturen des Erls.
Hier wurde zunächst der "Dremel" eingesetzt und dann die Feile, Handarbeit im Zehntelmillimeterbereich.

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Das Foto zeigt eine "Schale" auf dem Erl und die zweite daneben mit der schrägen Kontur.

Anschließend wurden zwei Messingstifte gedreht, die im mittleren Teil einen Durchmesser besitzen, der stramm in die Langlöcher des Erls passen und an beiden Enden 3,05mm Durchmesser haben um sicher in die 3,0mm Ausfräsungen der Schalen gesteckt zu werden. Die Messingstifte im unteren Rohling dienten nur der Markierung der zweiten (gegenüberliegenden) Schale.

Ich wollte halt verdeckte Stifte. Durch die Stifte saßen die Schalen schon wirklich fest und ohne jedes Wackeln auf dem Messer.

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Nun kam Uhuplus-Endfest 300 zum Einsatz, und dann das ganze Paket mit zwei Schraubzwingen bei 70°C für etwa 45 Minuten in den Backofen.
Nach dem Auskühlen sitzen die Klötzchen bombenfest auf dem Erl.

Jetzt kam der Teil der Arbeit, der mir am meisten Spaß macht: Freihand formen und alles wegschleifen, feilen, was nicht nach Messergriff aussieht.

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Das Foto oben zeigt schon die grobe Form. Der Erl wurde an seinem Ende (Knauf) auch noch stark abgerundet, um besser in der Hand zu liegen.

Nach einigen Feinarbeiten, 1200er Schleifpapier und 000 Stahlwolle konnte geölt werden.

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Die weiteren Fotos zeigen noch einige Details und die gelungene Passgenauigkeit zwischen Erl und Griffschalen.

Nach etwa 15 Stunden spannender Arbeit war das Messer fertig.

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Die Griffschalen sind ganz bewußt unsymmetrisch gehalten, ein klein bisschen in der Art mancher japanischer Küchenmesser. Es ist jetzt eindeutig ein Messer nur für Rechtshänder und nimmt automatisch die korrekte Postion ein, wenn man es in die Hand nimmt.

Bin mal gespannt, wie es die Geschirrspülmaschine übersteht

Gruß
Musashi

Ähhh..... das war ein Witz mit der Spülmaschine,
aber damit ja niemand sein eigenes Kochmesser in den Geschirrspüler packt hier noch einmal der Hinweis:

NIEMALS gute Küchenmesser in die Geschirrspülmaschine geben! Die Lauge ist so aggressiv, dass sie die Schneide "wegätzt".

Das gilt natürlich auch für Kochmesser mit Kunststoffgriffschalen.

Zunächst einmal vielen Dank für die überaus freundlichen Kommentare.

Vielleicht noch einige Bemerkungen, da ich heute nachmittag etwas ins Eile war.

Es hat etliche Stunden gebraucht, die Griffschalen, die ja an den Enden nicht rechtwinkelig sind und zudem in der Tiefe auch noch einen Winkel mit Radius unten aufweisen "passend" zu machen. Hinzu kam, dass der Erl gebogen war, die Schalen aber Erl-seitig nach der Fräse absolut plan.
Wer jemals mit so verwinkelten Bauteilen zu tun hatte, weiß, dass zwischen "passt gar nicht" und "schei...., unschöner Spalt" wirklich nur Zehntelmillimeter liegen, vielleicht weniger. In der Endphase wurde praktisch nach jedem Feilenstrich eine Anpassprobe durchgeführt. Das zieht sich dann endlos.
Hier war die Reihenfolge der Bearbeitungsschritte ganz wichtig. Die Klötzchen hatten in der Breite Übermaß, was auch wirklich nötig war, weil ich sie letztendlich beide etwas schräg einsetzen musste, um beste Passung vorne und hinten zu erzielen.

Zitat von Ulrich Eichstädt

Na bitte - endlich setzt mal jemand diese ergonomisch wichtige Kleinigkeit (für Rechtshänder) in die Praxis um!

Uli, ich war wirklich überrascht, dass du bereits an dieser Stelle die Bedeutung erkannt hast, ich hatte den Bericht ja noch gar nicht zu Ende geschrieben. Unsere geschlossenen Hände sind eben nicht symmetrisch. Ein spiegelsymmetrischer Messergriff kann daher nur unergonomisch sein. Die Differenz in der Dicke der linken und rechten Griffschale und auch die "physiologische" Formgebung macht wirklich einen riesigen Unterschied. Das WMF-Küchenmesser der "Meisterklasse", mit dem ich seit vielen Jahren sehr zufrieden war, kommt mir jetzt fast vor wie ein Spielzeug, nicht wie ein Werkzeug.

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Das Foto zeigt meine drei Küchenmesser, das KAI Messer in der Mitte habe noch nicht für die Küchenarbeit benutzt, war mir irgendwie zu schade. Aber mit seinem fast dreieckigen unsymmetrischen Griff hat es mich "inspiriert". Ich versteh wirklich nicht, warum es so wenig ergonomische Messer gibt.

Zitat von worlddownfall

Du hast also das Eisenholz aus der Wüste erstmal befestigt, dann erst geformt/bearbeitet...
Hast Du da nicht über den Knauf "geschmirgelt" und ihn zerkratzt?
Da alles schön Kante auf Kante fliessen sollte...nicht ganz einfach....

Worlddownfall, mit meinen Möglichkeiten ging es nicht anders. Zuviele Maße, die 100% stimmen müssen. Schon die Vorder- und Hinterseite stellten eine Herausforderung dar. Ober- und Unterseiten oder gar noch die "Dicke", alles im "Trockendock" ...unmöglich.
Aber du hast recht, man muss schon ein wenig aufpassen. Trotzdem halb so schlimm, ich habe mich mit der Feile herangearbeitet. Eine Feile kann man sehr gut kontrollieren (im Gegensatz zum "Dremel"). Der letze Hauch wurde geschliffen, einfach auch über den Stahl. Hier ist die große Härte von Wüsteneisenholz sehr hilfreich, es schleift sich nicht zuerst massiv das Holz herunter.
Nicht schlau war, dass mir erst nach Anbringen der Klötzchen klar wurde, dass ich auch den Knauf ergonomischer gestalten musste. Im Millimeterbereich Stahl abzuschleifen, wenn schon die Griffschalen angeklebt sind, ist keine gute Sache. Der Kleber ist nur begrenzt temperaturstabil und Schleifen von Stahl erzeugt ziemlich Wärme. Das musste also dann sehr langsam gehen.

Gruß
Musashi