Teflonhaltiges Waffenfett zur Lauf Konservierung nutzbar?!

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.752 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. September 2015 um 22:29) ist von GunnerySergeant.

  • Hallo liebe Community,

    ich habe letztens im Netz eine Diskussion verfolgt die leider für meinen Wissenshunger zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen ist - deswegen würde ich die Thematik gerne nochmals hier aufgreifen:

    Es ging um teflonhaltige Waffenfette und deren Nutzen zur Laufkonservierung:

    Während mehrfach angeführt wurde, das solche Fette im inneren des Laufes nichts zu suchen haben, da unter Hitzewirkung (> 700° ?!) Teflon zu Fluorwasserstoff bzw. Flusssäure zerfällt (Stichwort Materialangriff / Gesundheitsgefährdung) wurde hingegen aber auch angemerkt das einige Hersteller es angeblich eben doch auch zwecks Laufkonservierung aufführen, wenn dieser danach trocken durchgezogen wird. Dies würde ja bedeuten, dass immer eine Restmenge im Lauf verbleibt.

    Für mich kommt eine solche Konservierung nicht in Frage - ich reinige gerne (mit Ballistol :ngrins: ) aber dennoch finde ich diese Thematik hoch interessant.

    Leider hab ich Chemie in der Schule damals viel zu früh abgewählt um die chemischen Vorgänge zu beurteilen - wird im Lauf überhaupt die kritische Temperatur erreicht? Rot-glühend hab ich zumindest noch keinen Standard Gewehrlauf gesehen...

    Wenn man diese Überlegung auf die Spitze treibt müsste man ja vorsichtshalber jede Gebrauchtwaffe vor dem ersten Schiessen ausgiebig schrubben bzw sogar mit Bremsenreiniger o.ä. entfetten, da man ja meist nicht weiß, was der Vorbesitzer damit gemacht hat...

    VL kann ja der ein oder andere meinen Wissensdurst stillen :new11:

    Viele Grüße
    King


    " Wir lieben das, was knallt und stinkt und trotzdem keine Leistung bringt " - Schwalbe-Fahrer aus Leidenschaft! :)

  • Die Menge an Fluor ist so gering, dass es keine Rolle spielt. Zuerst zernagen die heißen Pulvergase den Lauf bis zur Unbrauchbarkeit, bevor man vom Fluor auch nur den kleinsten Effekt merkt. Bedenke, beim Verbrennen des Pulvers entsteht neben Kohlensäure und Stickstoff auch noch NO und NO2 sowie Wasser, darum macht sich auch keiner Gedanken. Eher sollte man auf den Ölschuss achten, der schon viel mehr Läufe zerstört hat, oder auf die Quecksilbersalze aus der günstigen Munition.

    Bei Luftgewehren kommt man natürlich nicht in den hohen Temperaturbereich und die Luft würde sowieso fast alles wieder aus dem Lauf blasen. Aber überleg mal, Bleioxide haben eine Mohshärte von bis zu 5,5, das Weicheisen der Läufe aber mitunter nur 4,0 und Blei oxidiert an der Oberfläche schon nach wenigen Sekunden, egal wie es beschichtet ist.

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Vielen Dank für deine Antwort Markus.

    Wenn ich dich richtig verstanden habe würde dies ja de facto bedeuten, dass die Nutzung des "instabilen" Teflonfetts im Lauf unbedenklich für Material und Gesundheit ist, weil der Anteil des Teflons / Fluors viel zu gering ist, korrekt?

    Was ich mich frage: Woher stammt die vorherrschende Meinung dass das Fett zur Verwendung im Innenlauf eben NICHT geeignet ist? ?(

    Viele Grüße! :^)
    King


    " Wir lieben das, was knallt und stinkt und trotzdem keine Leistung bringt " - Schwalbe-Fahrer aus Leidenschaft! :)

  • Wer als Quellenangabe "Wikipedia" angibt, darf nicht ernst genommen werden. Als nächstes kommt wohl jemand auf die Idee als Quelle "Google" anzugeben. :pinch:

    Wie schon geschrieben, die Mengen sind so gering, dass es zur wirklich starken Salpetersäure und den stark lungentoxischen Stickoxyden die in großen Mengen im Pulverdampf entstehen keine Rolle spielen. Problematisch ist aber jeder Fremdstoff, der in den Lauf eingebracht wird, egal ob Öl, Fett, Wachs, Talg, Wasser, Moly, Schweineschmalz, Cosmoline, etc. Dass der erste, der sogenannte "Ölschuss" nicht trifft, ist dabei das kleinste Problem.

    "Je mehr Regeln und Gesetze, desto mehr Diebe und Räuber." Lao Tse (6. Jh. v. Chr.)

  • Vielen Dank für deine Antwort Markus.

    Wenn ich dich richtig verstanden habe würde dies ja de facto bedeuten, dass die Nutzung des "instabilen" Teflonfetts im Lauf unbedenklich für Material und Gesundheit ist, weil der Anteil des Teflons / Fluors viel zu gering ist, korrekt?

    Was ich mich frage: Woher stammt die vorherrschende Meinung dass das Fett zur Verwendung im Innenlauf eben NICHT geeignet ist? ?(

    Viele Grüße! :^)
    King

    Menschen haben eben Meinungen. Irgendwie muss ein Nicht-Putzer sich sein versiffen doch schön reden?!

    zur Langzeitkonservierung meiner Ordonnanzwaffen ziehe ich einen Patch schweizer Automatenfett (früher Lupus) durch. Kein Rost, auch nach Jahren! Machen die Schweizer ja auch nicht anders.

    Ich würde aber gründlichst vor einem Schießen reinigen. Es gibt auch einen Reiniger mit Teflon von CLP Break Free. Den verwende ich noch immer, nach dem schießen kommt auch immer ein öliger Patch durch den Lauf. Die Dosen sind (meiner Meinung nach) so gering, dass es Kotelett egal ist ;^)

    Früher habe ich teure Produkte verwendet, mittlerweile verwende ich nur mehr die militräischen Fette, Fließfette und öle (und wd40 und Forest Laufschaum)

    lg

    100% fehlerfrei

  • Vielen Dank für die Antworten!

    Ich habe Interesse halber mal einen Produzenten von teflonhaltigen Waffenfetten angeschrieben und um kurzes Statement gebeten. Mal schauen was dabei rum kommt.

    @ Incite: Bei meinem Schweizer K11 (anderer Thread) vermute ich, dass Konservierungstechnisch nichts getan wurde - zumindest kam der erste VFG Propfen erst rostrot und danach pechschwarz raus - vermutlich Flugrost gepaart mit ewig nicht geputzt. Wäre da was konserviert worden hätte das garantiert anders ausgesehen.

    Bezüglich deinem gründlichen Reinigen vor dem Schießen (nach Behandlung mit Automatenfett / Lupus):

    Ich vermute die Kombination aus etlichen VFG-Reinigungspropfen (getränkt mit Ballistol / trocken) + Nylonbürste + Messingbürste + Wollwischer reicht aus? :^)

    Ich muss mal nach diesem Automatenfett googlen! :)

    Gruß!
    King


    " Wir lieben das, was knallt und stinkt und trotzdem keine Leistung bringt " - Schwalbe-Fahrer aus Leidenschaft! :)

  • Also ich benütze schon immer den LUPUS mit PTFE......Mein Sig Sauer XFive läuft Top und hat weder Rost noch irgendwas. Ich verwende allerdings im Laufinneren kein Fett, sondern sprüh zwecks der reinigung Balostol oder andere Öle rein und zieh mit Boresnake durch.

    PS: ein einfache Motorenöl soll genau so gut sein wie die teursten und besten Öle.....

    2 Mal editiert, zuletzt von babbi (3. September 2015 um 22:58)

  • ....

    Ich habe Interesse halber mal einen Produzenten von teflonhaltigen Waffenfetten angeschrieben und um kurzes Statement gebeten. Mal schauen was dabei rum kommt.

    ....


    Da passiert gar nichts...

    Teflon zerfällt bei Temperaturen oberhalb von 400°C unter Bildung giftiger Dämpfe, das ist klar. Allerdings schmiert man da auch nicht viel an die Waffe, und der PTFE-Gehalt dürfte auch nicht so hoch sein.

    Da bekommt man eher Probleme mit einer überhitzten beschichteten Pfanne...

    Es gibt übrigens mit PTFE beschichtete Geschosse...

    Und was die Konkurenz schreibt, naja, da sollte man auch vorsichtig sein....

    "Was unterscheidet letztendlich den freien Menschen vom Sklaven? Geld? Macht? Nein! Der freie Mensch hat die Wahl, der Sklave gehorcht!"
    -Wenn du im Sarg liegst, haben sie dich das letzte Mal reingelegt!-

  • Moin,
    Ich denke mal,Fett wird vom Geschoss vor sich hergeschoben. Zumindest bei geringen Mengen. Daher ist die Wirkung von Teflon oder Moly wohl eher gering. Betrachtet man mal die Lauflänge kann sich das nur abarbeiten,ausserdem wie will man einen konstanten Laufstatus erhalten?
    Fragt sich nur was passiert wenn zuviel Fett im Lauf ist...?
    Wenn ich mir allerdings manche fetttriefenden KK Patronen ansehe...
    Glaub wir machen uns manchmal zuviel nen Kopf ;)

    Als Langzeitkonservierung ist wohl jedes Fett geeignet.

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