Test verschiedener Mündungsaufsätze an der HW100 mit 70 Schuss Streukreisen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.071 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Februar 2013 um 22:26) ist von Floppyk.

  • Vorgeschichte:

    Vor einiger Zeit führte ich eine Parameterstudie >>klick mich<< hinsichtlich der Streukreisgröße mit meiner HW100 durch.

    Kurz zum Gewehr:
    Modell: Hw100
    Leistung: 7,5 Joule
    Lauflänge: 31cm
    Baujahr / Kaufjahr: 2012
    Laufgummi wurde entfernt

    Das einzige Ergebnis der Parameterstudie für mich war die Erkenntnis, dass 14 Schuss Streukreise für meine Waffe keinerlei Aussagekraft haben. Schaut man bei der Parameterstudie auf die Spalte „AO“, stelle man fest: Die Streukreise schwanken zwischen 13 und 22mm. Wie kann das sein?
    Die meisten würden jetzt sagen: „Prüfe doch mal die Mündungsgeschwindigkeiten über eine komplette Kartuschenfüllung.“ Da ich nur die kleine Kartusche (ca. 220 Schuss) besitze, habe ich das 2x mit meinem Combro durchgeführt. Einmal mit aufgeschraubtem Weihrauchschalldämpfer und einmal mit dem Steyr Seperator. Das Ergebnis sieht man in der folgenden Abbildung:

    Einige statistische Größen gehen aus der Tabelle hervor:

    Nach Chairgun machen die maximalen Schwankungen in der V0 etwa 6mm in der Höhe aus. Das könnte schonmal die Schwankungen der Streukreise bei der Parameterstudie erklären. Erwischt man zufällig mal 14 Schuss mit einer relativ gleichmäßigen V0, gibt es kleine Streukreise. Erwischt man gerade einen Bereich mit großen V0-Schwankungen, gibt es eben größere Schreukreise.

    Wozu das ganze?
    Anhand der V0 Messung wollte ich abschätzen, wieviele Schuss ein Streukreis umfassen sollte, damit er zumindest hinsichtlich der V0 aussagekräftig ist. Ich habe mich für 70 Schuss entschieden, weil ich der Meinung bin, dass sich bei dieser Schussanzahl die gröbsten Schwankungen im Intervall befinden.

    Zum Test:

    Geschossen wurde auf 25 Meter in der Halle bei ca. 18-19°C. Meinen Lauf reinige ich regelmäßig mit einem VFG Putzstab + Filze. Vor dem Versuch habe ich frisch gereinigt und dann mit 100 Schuss wieder eingeschossen. Die Waffe befand sich vor dem Test eine Stunde in der Halle und war „auf Temperatur“.
    Für den Test befand sich das Gewehr in einem Eischießbock. Eine Wasserwaage gegen Verkanten ist am Gewehr angebracht und wurde auch benutzt. Geziehlt wurde über ein Nikko Targetmaster 6-24 x56, welches auf der „Erwin-Schiene“ befestigt war. Geschossen mit JSB Express 4,52, gewaschen und geölt mit LT1. Pro Streukreis wurden 5 Magazine mit jeweils 14 Schuss (=70 Schuss) verschossen. Der Ladehebel wurde stets vorsichtig nach vorne geschoben.


    1. Seperator von >>Rowan Engineering<<(Abstand Mündung -> Kegel: ca. 11mm)
    2. Seperator von Rowan Engineering (Abstand Mündung -> Kegel: ca. 3mm)
    3. Ohne Aufsatz
    4. >>Steyr Seperator << (Kompensator)
    5. Weihrauchschalldämpfer


    Der Seperatorkegel von Rowan Engineering ist stufenlos verstellbar. Ich habe leider nur die beiden Extremeinstellungen testen können. Für mehr war keine Zeit. Die ganze Nummer hat so schon fast 5 Stunden gedauert.
    Die Streukreisdurchmesser wurden mit Kreisschablonen ermittelt. Bei dem Streukreis vom Steyr Seperator ist ein Ausreißer dabei. Ich war mir erst unsicher, ob es eine Abzugsfehler war oder nicht und habe mich dann doch dagegen enschieden. Vielleicht ein fauler Diabolo? Ohne Berücksichtigung des Ausreißers sind es nur 16mm Streukreisdurchmesser.

    Die Streukreise und deren Durchmesser sprechen für sich. Hier kann sich jeder nach seinem Anspruch seine eigene Meinung bilden. Folgende Punkte sollte man bei der Auswertung und Meinungsbildung vielleicht noch berücksichtigen:
    1. Bei FT Klasse 1 Waffen kommt vorne natürlich ein Bisschen mehr Luft raus. Dementsprechend ist die Wirbelbildung und –größe an der Mündung ganz anders. Die Ergebnisse sind somit nicht aud diese Waffen übertragbar. Umgekehrt gilt natürlich Gleiches.
    2. Ein Mündungsaufsatz beeinflusst nicht nur die Aerodynamik an der Mündung. Durch die unterschiedlichen Massen an der Mündung kann auch das Schwingungsverhalten des Laufes beeinflusst werden. Das Schwingungsverhalten kann wiederum signifikant zur Vergrößerung und Verkleinerung von Streukreisen beitragen.

    Mein Fazit:
    Ich werde den Steyr Seperator behalten. Für mich ist er der Testsieger. Außerdem gefällt er mir optisch sehr gut. Da meine Knifte recht kurz ist und es mir im Auge weh tut, wenn die Optik über den Lauf hinaus ragt, hat der Steyr Seperator nun seinen festen Platz an meiner HW100. Über meinen Rowan Seperator wird sich vielleicht irgendwann mal ein FT Klasse 1 Schütze freuen.

  • Schöne Arbeit ! Die Erkenntnis, das kein deutlicher Unterschied feststellbar ist, hat doch auch Wert.

    Das einzige Ergebnis der Parameterstudie für mich war die Erkenntnis, dass 14 Schuss Streukreise für meine Waffe keinerlei Aussagekraft haben. Schaut man bei der Parameterstudie auf die Spalte „AO“, stelle man fest: Die Streukreise schwanken zwischen 13 und 22mm. Wie kann das sein?


    Streukreis ist ein grobes Maß. Treffer verteilen sich in der Natur so:


    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stan…ion_diagram.png

    Machst Du 40 Schuß, werden ca. 27 im inneren und 11 im mittleren Drittel der Streuung liegen. Im äußeren Drittel sind jene 2 Treffer, die allein den Streukreisdurchmesser bestimmen.

    Nun kommt die Crux: Wir wissen, das sich bei hinreichender Zahl von Schüssen das genannte Muster einstellt.
    Zugleich ist jeder einzelne Schuss ein unabhängiges Zufallsereignis. Er kann also noch weiter außen oder innen landen.

    Die Ermittlung feinerer Unterschiede erfordert die Messung der einzelnen Trefferkoordinaten zwecks Berechnung von Mittelwert und Standardabweichung. So ab 30 Schuß pro Stichprobe sollten ausreichen.

    Als grobe, subjektive Schätzung ist der Streukreis ok. Sein Durchmesser ist aber keine objektive Zahl.

    Andreas

  • Sehr schöner Beitrag, der das Thema Streukreise inhaltlich, aus meiner Sicht, endlich mal auf den Punkt bringt. Danke!

    Die Ermittlung feinerer Unterschiede erfordert die Messung der einzelnen Trefferkoordinaten zwecks Berechnung von Mittelwert und Standardabweichung.

    Ich hatte das schon in Erwägung gezogen, dann aber doch den Aufwand gescheut.

    Als grobe, subjektive Schätzung ist der Streukreis ok.

    Wenn wir über Mündungsaufsätze reden, die Verbesserungen bzw. Verschlechterungen im mm Bereich bringen, dann reicht die "grobe, subjektive Abschätzung" streng genommen ja nicht aus.

    Im äußeren Drittel sind jene 2 Treffer, die allein den Streukreisdurchmesser bestimmen.

    Nun kommt die Crux: Wir wissen, das sich bei hinreichender Zahl von Schüssen das genannte Muster einstellt.
    Zugleich ist jeder einzelne Schuss ein unabhängiges Zufallsereignis. Er kann also noch weiter außen oder innen landen.

    Wenn man ein Bisschen darüber nachdenkt, ist das natürlich ein kleiner Knaller, der auch eine Erklärung für den Ausreißer beim Steyr Seperator wäre. Ich will es nicht versprechen, aber vielleicht gibt es dann bald noch eine aussagekräftige Fortsetzung.

    Man muss neben den ganzen "Benchrestsitzungen" nur aufpassen, dass man das Training nicht vergisst.

  • Nach diesem Motto bin ich heute noch einmal in die Halle gefahren und habe getestet.

    Die Rahmenbedingungen waren die gleichen, die oben beschrieben waren. Den Seperator von Rowan Engineering habe ich inzwischen verkauft. Somit habe ich nur zwei Mündungsaufsätze testen können. Den Steyr Seperator und den Weihrauch Schalldämpfer. Als Referenz habe ich die freie Mündung ohne Aufsatz untersucht.
    Zum Vergleich der Varianten gingen jeweils 42 Schuss auf diverse Scheiben. Zu Hause habe ich anschließend die x- und y. Koordinate für jeden Treffer ermittelt. Die Trefferbilder der verschiedenen Varianten sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

    Wie man sieht, verlagern die Mündungsaufsätze die Trefferpunklage leicht nach rechts. Vermutlich führen die Tolleranzen des Gewindes auf dem Lauf zu der Abweichung. Die Trefferpunktlage des Schalldämpfers liegt deutlich weiter rechts und auch weiter unten als die Trefferpunktlage des Steyr Seperators. Die Trefferpunktverlagerung nach unten ergibt sich durch die geringere Mündungsgeschwindigkeit, da die Diabolos im Schalldämpfer abgebremst werden.

    Die zu den Trefferbildern gehörenden statistischen Werte können aus der Tabelle entnommen werden.

    Anhand des Mittelwertes in x-Richtung, kann man gleich die Seitenkorrektur nachstellen. Beim Blick auf die Standartabweichungen stellt man fest, dass diese im Vergleich zu den Fehlern, die der Pilot verursacht, absolut zu vernachlässigen sind. Es ist also völlig egal, ob ich mir etwas bzw. was ich mir vorne drauf schraube. Ich hätte mir eine Verbesserung durch einen Aufsatz gewünscht, aber so ist es nunmal.

  • Prima, schöner Test.
    Die leichte Reduzierung der Geschossgeschwindigkeit halte ich für zweitrangig. Aber dieser Test belegt die Aussage, dass jeder Mündungsaufsatz die Präzision beeinflusst und das meistens negativ.