Schussentwicklungszeit - Einfluß auf die Streuung ?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.981 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Februar 2013 um 15:55) ist von maestro.

  • Der Schussentwicklungszeit (Zeit vom Lösen der ersten Klinke bis zum Mündungsaustritt, gleich: Auslösegesamtzeit) wird erheblicher Einfluß auf die Streuung nachgesagt. Sie beträgt etwa 5 bis 15 ms.

    Auf SCATT-Bildern (Trainingsanalysesystem, Demo-Download) läßt sich die Geschwindigkeit des Haltepunktes beobachten.


    grün: bis 1 s vor, gelb: ab 1 s vor, lila: ab 0,1 s vor, rot: nach dem Schuss, hier: 9,7 Ringe, Weg in der letzten Sekunde: 93,1 mm

    Die Geschwindigkeit beträgt in den nicht repräsentativen Beispielen von Spitzenschützen bei der Luftpistole (10 m) 100 bis 150 mm/s, beim Luftgewehr (10 m) 10 bis 15 mm/s und beim KK-Gewehr (50m) ca. 50 bis 75 mm/s.

    Der Haltepunkt wandert bei 1/100 s Schussentwicklungszeit "nur" 0,1 bis 1,5 mm.

    Gedanken dazu:

    1. Ringe gehen verloren, werden aber auch gewonnen. Der Bewegung vom Scheibenzentrum weg folgt eine Umkehr.

    2. Die Schussentwicklungzeit läßt sich nur innerhalb technischer Grenzen reduzieren.

    3. Kurze Störung = geringere Störung ? Die von der Waffe nach außen geleiteten Kräfte nehmen nicht ab. Der Rückstossimpuls wird spitzer, wenn bei kürzerer Lauflänge mehr Energie eingebracht wird, um die v0 konstant zu halten. Ob das die Halteempfindlichkeit senkt ?

    Was denkt ihr ?

    Andreas

  • Moin!
    Nicht umsonst versuchen die Matchwaffenhersteller die Schussentwicklungszeit immer weiter zu verkürzen und sie werben ja auch ganz gezielt mit ihren Erfolgen auf diesem Gebiet. Je geringer die zeit nach dem Abziehen, desto geringer die Chance noch zu verreissen.

  • Interessant wäre noch,ob sich die Ausreisser beim jeweiligen Schützen ähnlich wiederholen,also immer in die gleiche Richtung gehen.
    Bei meiner LP65 bin ich mir auch nie sicher,wie ich am besten das Visier einstelle.aufgelegt oder freihand.
    Meist sind die Ergebnisse bei beiden Einstellungen immer nur seitlich abweichend.
    Wie machen das eigentlich die Profis?

  • Waffen werden zB. auf das LG oder Sportgewehr (liegend, stehend und knieend) bezogen immer im jeweiligen Anschlag eingeschossen da Visierkorrekturen bei jedem Schiessen nötig sind. Das ist bei der LP oder Sportpistole zB. nicht viel anders.
    Also einmal einschiessen und denken das passt jetzt für immer ist nicht.

  • Nicht umsonst versuchen die Matchwaffenhersteller die Schussentwicklungszeit immer weiter zu verkürzen und sie werben ja auch ganz gezielt mit ihren Erfolgen auf diesem Gebiet. Je geringer die zeit nach dem Abziehen, desto geringer die Chance noch zu verreissen.

    Ich meine dass dies alles ist nur Marketingkampf, wie die Megapixels bei den digitalen Fotoapparats. Deine Reaktionszeit ist etwa 20 mal länger als die Zeit in der Waffe so einige millisekunden Verbesserung bedeutet gar nichts. Bitte lese die Konklusion in meinem Artikel über dieses Thema (sorry but in English only):
    http://www.szottesfold.co.uk/2012/02/lock-t…st-results.html

    Hier sind die wichtigste Gedanken auf deutsch:

    Was bedeutet dies alles für uns? Ich weiss, dass alle diese Teste nur meine Reaktionszeit zeigen, aber es gibt jüngere und ältere Schützen in der Szene, so nehmen wir meine Ergebnisse als einen guten Durchschnitt und ziehen die allgemeine Schlussfolgerungen:
    - Gewehre schiessen viel schneller als wir glauben,
    - Wir schiessen viel langsamer als wir glauben.

    Das Wichtigste ist, dass zwischen dem, was wir denken, wenn wir den Schuss loslassen und wenn es wirklich loslassen wird, ist 120 ms, was etwa 20 mal mehr ist als die Lock-Zeit von einem durchschnittlichen Gewehr. Dies deutet darauf hin zwei Dinge:
    - Grosse Anstrengungen zu machen, um die Lock-Zeit mit 1-2 ms reduzieren, ist nicht zu wirksam.
    - Nachhalten beim Schiessen ist verdammt über mega wirksam.