Silikonöl zum Rostschutz/Pflege von Kohlenstoffstahlklingen?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 5.827 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. Oktober 2009 um 11:31) ist von Arcubalista.

  • Hallo Leute, mal eine Frage, die mich schon länger beschäftigt: Kann man außer z.B. Kamelienöl auch Silikonöl zum Konservieren von Kohlenstoffstahlklingen (z.B. Katana, hochwertige Küchenmesser etc.) verwenden?

    Gruß

    hellzoner

    Einmal editiert, zuletzt von hellzoner (9. Oktober 2009 um 16:13)

  • Aufgrund persönlicher Ungeduld :lol: und Experimentierfreudigkeit (:) habe ich zur Beantwortung oben genannter Frage einen kleinen Öl-Test laufen:

    3 verbreitete "Korrosionsschutz"öle im direkten Vergleich: Silikonöl, WD40 und japanisches Kamelienöl (Schwertpflegeöl, Firma Dick).

    Testaufbau: 4 mal je 2 Nägel und ein Stück Flacheisen (St 37), die 3 Stahlproben jeder Gruppe wurden per Schleifbock blank "poliert" und von jeglichen nicht-stählernen Rückständen und Rost befreit. Anschließend wurden in Gruppe 2 alle geschliffenen Flächen mit Silikonöl behandelt (ohne die Flächen zu berühren einfach kräftig Öl draufgesprüht), Gruppe 3 wurde gleichermaßen mit WD40 Öl behandelt und Gruppe 4 mit japanischem Kamelienöl (so genanntes "japanisches Nelkenöl" als Schwertpflegeöl, das man in fast jedem Internetshop überhaupt findet, ist im Übrigen zu mehr als 95% reines Kamelienöl mit einem kleinen Schuss ätherischem Nelkenöl des Duftes wegen, alle diese Öle werden also durch Gruppe 4 ebenfalls abgedeckt).
    Gruppe 1 blieb unbehandelt und dient als Referenzgruppe.

    Anschließend wurden alle 4 Gruppen im Freien auf einem Steintisch ausgesetzt und der vernichtenden Witterung der letzten Tage ausgesetzt.

    Verlauf

    Bereits nach 12 Stunden stellten sich die ersten Verrostungserscheinungen ein, die sich die folgenden 48 Stunden nicht mehr signifikant veränderten:

    Referenzgruppe: starke, typisch bräunlich-rötliche Rostansätze, die größere zusammenhängende Flächen zwischen noch blanken Stellen bilden.

    Gruppe 2 (Silikonöl): etwas weniger starke, eher punktförmige Rostflecken gleicher Farbe (Leopardenmuster), von der Gesamtfläche ist zwar mehr Stahl rostfrei geblieben als bei der Referenzgruppe, da dennoch nach bereits 12 Stunden eine ehemals spiegelblanke Metalloberfläche mit Rosttüpfeln völlig übersäht und versaut ist, zeigt sich das erste eindeutige Ergebnis:
    :direx:SILIKONÖL IST ALS KOSSOSIONSSCHUTZ ANSCHEINEND NICHT ZU GEBRAUCHEN!!!

    Gruppe 3 und 4 zeigten auch nach 48 Stunden im Freien und nach einer verregneten Nacht keinerlei Ansätze von Rost. Die beiden Gruppen bleiben weiter unter Beobachtung. Bei einem Anteil beider Gruppen, nämlich den beiden behandelten Flächen der kleinen Stahlnägel, wurden die Bedingungen experimentell erschwert durch Aufbringen konzentrierter NaCl-Lösung.

    Weiteres Ziel: Welcher Korrosionsschutz bewahrt die Versuchsstähle länger und sicherer vor Rost: WD40 oder japansiches Schwertpflegeöl (Kamelienöl)?

    Experiment wird stetig fortgesetzt und im Forum aktualisiert, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.

    Bis dahin: Finder weg vom Silikönöl zur Vermeidung von Rost, zum Gleitfähigmachen dagegen ist es weiterhin bestens geeignet :dafuer:.

    4 Mal editiert, zuletzt von hellzoner (9. Oktober 2009 um 17:35)

  • Nach weiteren 48 Stunden sind auf Gruppe 3 und 4 (jeweils ohne NaCl) weiterhin keinerlei Rostansätze sichtbar.
    Gruppe 2 ist von Rost übersäht und kaum noch von der unbehandelten Referenzgruppe zu unterscheiden.

    Die gesalzenen Exemplare aus Gruppe 3 und 4 sind beide dem Rost erlegen, jedoch hat es Gruppe 3 mit WD40 wesentlich weniger schlimm erwischt als die mit Kamelienöl behandelte Gruppe 4.

    weiteres Zwischenergebnis: Vor Salzwasser schützt keines der getesteten Öle länger als ein paar Stunden, jedoch scheint unter diesen Extrembedingungen WD40 dem Kamelienöl weit überlegen zu sein.

    Die ungesalzenen Exemplare aus 3 und 4 bleiben unter weiterer Beobachtung mit der Zielsetzung, die maximale Rostverhinderungsdauer der beiden bewährten Korrosionsschutz-Öle zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von hellzoner (16. Oktober 2009 um 12:28)

  • Ja das sind mal schöne Aussagen!

    Du warst jetzt natürlich schneller mit der Beantwortung als andere was dazu beitragen konnten.

    Grundlegend wollte ich auch nur sagen: Silikonöl taugt als Rostschutz irgendwie rein gar nix. Es ist so stark apolar das es die Oberfläche kein bisschen versiegelt. Nur für Kunststoff und Gummi geht es einigermaßen als Pflegemittel. Es trocknet die Stoffe teils aber noch stärker aus als sie es vorher schon waren.

    Für richtigen Stahl nehme ich als Pflegemittel nur noch hochwertiges Motorenöl 5W-40 oder 10W-40 je nachdem.

    Für Zinkdruckguss und Säureempfindliche Stoffe, Teflonfett oder gutes Lithiumseifenfett.

    Hochwertige Vaseline ist auch nicht zu unterschätzen als kurzzeitiger Schmierstoff und Rostschutz. Es hält halt nicht so lange wie andere Korrosionsschutzfette aber sie ist dafür auch nicht so Giftig.

  • Habe noch nie gehört, dass solche Öle sich negativ auf Kunststoffe und Gummi auswirken, kann ich mir nicht vorstellen, ist mir auch noch nie untergekommen. Wohl aber irgendwelche "natürlichen Bio-Produkte" wie Butter oder Pflanzenfette aus der Küche, die einige Irre in dem Glauben "man kann sie essen, also können sie nicht schaden" auf alles und jeden draufschmieren, schützt in etwa so sicher vor Rost wie Salzwasser. :new16:

    Eine Woche nach Beginn des Testes nun die Endergebnisse, die sich nach Abtauen der Schneedecke zeigten:

    1. Bezogen auf den NaCl-Versuch:
    das gesalzene Exemplar aus Gruppe 4 (Kamelienöl) ist in den vergangenen 5 Tagen munter weiter verrostet und nicht mehr von der Referenz und Silikonöl zu unterscheiden, wobei sich beim gesalzenen WD-40 Probestück der Rostbefall nicht weiter verschlimmert hat und das Endergebnis bei zwar deutlichen, aber verglichen mit dem Rest der Testreihe "entschärften" Rostflecken liegt.

    2. Die ungesalzene Testreihe entwickelte sich folgendermaßen weiter:
    Unbehandelte Referenzgruppe und Silikon-Behandelte Gruppe 2 sind nicht mehr unterscheidbar, da bis zur Unkenntlichkeit verrostet.
    Gruppe Kamelienöl zeigt mittlerweile auch (breitflächig bis punktförmig, jedoch insgesamt wesentlich!!! weniger intensiv als bei 1 und 2) Rostansätze, hat jedoch 5 Tage in schlimmster Witterung tapfer durchgehalten und in dieser Zeit auch zuverlässig vor jeglichem Rost geschützt. Innerhalb von Häusern bei normaler Zimmertemperatur und -Luftfeuchtigkeit ist Kamelienöl allerdings ein perfekter Korrosionsschutz für alle wirklich wertvollen Schätze, ich persönlich erziele bereits seit mehreren Jahren beste Ergebnisse: auf einer Dutzende umfassenden weltumgreifenden Schwertersammlung ließ sich bei regelmäßigem monatlichem Ölwechsel (mit Taschentuch Öl sachte entfernen, mit weiterem Taschentuch trocken nachwischen und mit drittem frisch kräftig einölen und danach überflüssiges Öl mit selbigem Taschentuch entfernen) niemals auch nur ein mikroskopisch kleines Rostfleckchen finden, was ich auch mikroskopisch nachgeprüft habe. Dieses Öl werde ich auch weiterhin zur Konservierung hochwertiger Schwerter verwenden, da ich neben der guten Erfahrung der Meinung bin, dass man vor allem die unermesslich wertvollen Japanischen Katana, für die man teilweise ein Vermögen jenseits eines Mittelklasewagens hinlegen kann :huldige:, auch bitte mit den überlieferten und jahrhundertelang bewährten Original-Pflegemitteln behandeln sollte, und nicht mit westlichen Discounter-Abklatschen davon oder der chemischen Keule, die im Falle des Silikonöls auch nochz iemlich wirkungslos wäre :new16:.

    Gruppe 3 mit WD-40 Öl zeigt weiterhin keinerlei Spuren irgendwelcher Rostansätze, jeglicher Witterung trotzend hat die Behandlung mit diesem Wunderwerk einer Woche Wolkenbrüchen, Hagel, Schnee und Minusgraden 100% zuverlässig standgehalten und die geschliffene Stahlfläche so spiegelnd blank hinterlassen wie zuvor. Wie lange der Ölfilm die Oberfläche noch so zuverlässig vor Rost schützt wird die Zeit zeigen, jedenfalls ist das Ergebnis der Testreihe eindeutig:

    :direx: WD-40 Öl hat sich als der zuverlässigste und langzeitlichste Korrosionsschutz herausgestellt und ist insbesondere sogar dazu geeignet, im Freien stehende Metalloberflächen trotz übelster Witterung zuverlässig vor Rost zu schützen.

    Bei allen bewährten Korrosionsschutzmitteln, seien es die hier vorgestellten oder die erwähnten wie Motorenöl, Vaseline und Co., sollte man dennoch niemlas die regelmäßige Nachkontrolle vergessen, da kein Rostschutz, so gut er auch sein mag, in Ignoranz für die Ewigkeit hält, und der Zahn der Zeit jedem irgendwann den Gar ausmacht :ruger:.

    :new11:Vielen Dank fürs Lesen und euch allen einen schönen Tag noch! :new11:

  • Hallo zusammen,

    während der Lehre haben wir mal einen ähnlichen Versuch mit Stahlblech unternommen.

    Wenn ich mich recht entsinne waren unbehandeltes Blech, geöltes, mit Autowachs behandeltes und diverse galvanisierte Varianten dabei.

    Von den ungalvanisierten Blechen schlug sich das mit Autowachs behandelte bei weitem am besten. Es sah nach mehreren Monaten im Freien noch recht blank aus, während die geölte Variante sehr deutlich stärker korrodiert war.

    Gruß

    der Kurbler

    *** The goods things in life are free ***


  • besonders bei den Küchenmessern
    stellt sich die Frage
    wie sich die Öle
    auf den Genuss
    der Speisen
    auswirken
    Gruß Takuan :broiler:

    ernsthafter Freizeitschütze

  • Besonders Küchenmesser waschelt man nicht einfach mit WD40 oder Ballistol ein, dafür gibts das von hellzoner genannte und getestete Kamelienöl. Gutes Kamelienöl ist geschmacksneutral und geruchlos und hat keinen Einfluss auf das Essen. Zumal die Messerklinge ja nicht mit einer dicken Schicht eingeschmiert sondern nur mit einem hauchdünnen Ölfilm überzogen sein soll.


    @hellzoner: Vielen Dank für den Test und den Bericht, mehr gibts dazu glaube ich nicht zu sagen. :new11: Weiter so.

    - inaktiv -