Vom .45er zum 4.5er - Blaser CO2-Wechselsystem für Colt 1911

  • Ich bin durch Zufall beim Herumstöbern in Waffen-Kleinanzeigen auf ein Wechselsystem für 1911er Pistolen gestoßen. Das wirklich interessante daran - es wechselt von .45 ACP auf 4.5mm Diabolo, und das mit CO2-Antrieb.

    Die Recherche im Forum (Blaser CO2-Wechselsystem und Co² Wechselsystem für Grosskaliberpistolen) führten zu einem vermehrten Interesse meinerseits, woraufhin ich zuschlug.

    Laut Ulrich Eichstädt ist der Erfinder dieses Systems Viktor Idl, ein in Liezen in der Steiermark (Österreich) beheimateter Büchsenmacher, welcher seit Jahren guten Kontakt mit Blaser pflegt. Laut rugerclub wurde dieses System bis 1986 gebaut und vor allem in den USA als "Crosman Blaser Model 455" vertrieben. Die Originalanleitung kann man sich von der Crosman Website herunterladen.


    Nun genug des geschichtlichen Rückblickes, kommen wir zu technischen Fakten und vor allem Bildern:


    Das Wechselsystem wird in einer Velours-Plastikschatulle mit transparenter Hülle ausgeliefert. Um sie funktionstüchtig zu bekommen, benötigt man noch eine 1911er Pistole, 12g CO-Kartuschen und 4.5mm Diabolos:

    Die hier verwendete 1911er ist eine Colt 1991 A1 Series 80.

    Der Lieferumfang ist relativ gering, lediglich 3 Teile sind enthalten:

    Der Schlitten als Wechselsystem an sich, der durch den Magazinschacht führende Gewindestab welcher den Wechsellauf auf der Waffe fixiert und ein kleines Blechteil, welches als Schraubenschlüssel für den Schrauben dient, hinter dem sich die CO2-Kartusche verbirgt. Dieser greift unterhalb der Mündung in den Schrauben ein, wo die CO2-Kartusche eingeschoben wird, und drückt ebendiese damit auf ein Stechventil:

    Das System ist ein Einzellader, man muss dazu die Lademulde von rechts nach links aus der Waffe drücken, welches mit dem Zeigefinger ganz gut erreichbar ist.


    Auf diesem Bild erkennt man auch die Aussparung die gemacht wurde um ein leichteres Laden zu ermöglichen.
    Ich habe Geco Flachkopf-Diabolos verwendet, und befürchtete schon eine Herumfummelei, da sich die Lademulde auch nicht weiter herausschieben lässt als auf dem Bild ersichtlich ist. Jedoch flutschten die Diabolos wie von selbst in die Lademulde. Von der Länge her ist auch leicht Platz für sehr viel länger Diabolos.

    Dadurch dass der Hammer auf den hier erkennbaren Stift schlägt, wird das Ventil betätigt, und CO2 kann hinter den Diabolo strömen.

    Zur Montage:

    Nachdem man den Schlitten des 1911ers entfernt hat, kann man den Schlittenfanghebel wieder ins Griffstück einsetzen. Das Oberteil wird nicht wie der originale Schlitten in einer Schiene aufgeschoben, sondern einfach
    obendrauf gesetzt:

    Dann wird die Plastikkappe mit dem Gewindestab durch den Magazinschacht gesteckt, und dieser in das Innengewinde im Oberteil verschraubt (als frei mit der Hand zu drehender Schrauben dient der runde Noppen am unteren Ende). Somit hält das CO2-Wechselsystem auf dem Griffstück:


    Zur Visierung:

    Das in meinen Augen einzige Manko ist die unbrauchbare Visierung. Man hat ein extrem breites Korn:


    Und eine noch breitere Kimme, welche aber zumindest verstellbar ist:


    Ich werde ggf. noch versuchen einen schmalen weißen Strich aufzutragen, um somit besser zielen zu können.

    Zum Schießen:

    Geschossen habe ich auf normale Luftgewehr-Scheiben, Distanzen waren 5 und 10 Meter. Abgegeben wurden jeweils 10 Schuss Geco Flachkopf, um ein besser sprechendes Zielbild zu haben.
    Gezielt wurde liegend, auf einem dünnen Bambusstöckchen abgestützt (da es mit meinen Schießkünsten aufgrund mangelnden Trainings zurzeit nicht so gut aussieht). Dennoch ließen sich der eine oder andere Ausreißer nicht vermeiden. Dies war jedoch in den meisten Fällen auf den schwergängigen Abzug des 1991ers zurückzuführen, welcher mich manchmal zum Zittern brachte.

    Das Ergebnis für 5 Meter war für mich einigermaßen überraschend, ich hätte der Waffe eine derartige Präzision nicht zugetraut. Alles außerhalb des Schwarzen sind Schützenfehler und eindeutig mir zuzuordnen:


    Auf 10m sah es dann schon anders aus, dennoch wurde ich gleich zu Beginn überrascht, da die Diabolos nichts an Höhe zu verlieren schienen. Die ersten beiden Schüsse waren praktisch Loch-in-Loch, jedoch konnte ich aufgrund der schlechten Visierung nicht besser zielen weshalb sich ein derartiges Schussbild nicht vermeiden ließ:


    An der rechten Seite prangt relativ groß der Herstellername und diverse Hinweise, inklusive dem F-Zeichen:


    Mein Fazit:

    Ich bin erstaunt, was ein Landsmann vor langer Zeit hier entwickelt hat - ein ausgereiftes, unheimlich präzises Wechselsystem, welches ordentlich Spaß aufkommen lässt. Und das bei mir, jemanden der bis vor kurzem nicht mal im Traum daran dachte, sich nochmal eine Luftdruckwaffe (geschweige denn ein CO2) zuzulegen, und vom Kaliber 4.5mm rein gar nichts hält. Die Visierung bedarf einer Überarbeitung, ansonsten ist die Verarbeitung für ein Spritzgussprodukt (welches übrigens ordentlich Gewicht auf die Waage bringt) ausgezeichnet.
    Die Geräuschkulisse ist angenehm, man hört den Schuss zwar, aber es schien die um mich herum in den Bäumen sitzende Vögel in keinster Weise davon abzuhalten, zu bleiben und weiter ihre Stimme zum Besten zu geben.

    Der .45er Schlitten kann in Zukunft öfter in der Schachtel bleiben, speziell wenn man mal eben im Garten bei Kaiserwetter am Wochenende ohne die nahen Spaziergänger zu stören ein bisschen ballern möchte.

    Wenn sich die Visierung noch ändern lässt, dann bin ich zufrieden.

    Hinweise:

    Diverse auf Bildern erkennbare rote Härchen stammen von der Velours-Schachtel. Lassen sich durch Abwischen leicht entfernen.
    Ich habe leider keine Schreckschuss oder CO2-Colt 1911, aber wenn die Schlittenabmessungen und Magazinschachtabmessungen mit dem Original übereinstimmen, dann müsste dieses Wechselsystem auch passen. Es geht im Prinzip nur darum dass es sich auf ein Griffstück klemmen lässt, und der Hammer auf das Ventil schlägt.

    [Anmerkung Mod.: Bei Schreckschusswaffen ist der Lauf fest mit dem Griffstück verbunden, also nicht abnehmbar. Der Magazinschacht wird auch anders sein. Deshalb dürfte das nicht klappen. Old_Surehand]

    Die Schusskapazität pro Kapsel kann ich leider noch nicht sagen, da ich erst heute dieses Set ausprobiert habe. Leider habe ich auch kein V0-Messgerät um diese Daten angeben zu können. Meinem Empfinden nach hat die Waffe sehr viel Energie, da sich von 5 auf 10 Meter Distanz kein Schussabfall eingestellt hat, und bei Baumbeschuss die Diabolos auch vollständig im Baum gesteckt sind.

    "Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in die Zukunft folgen!"
    (Adolf Hitler, Reichsparteitag am 15.09.1935)

    2 Mal editiert, zuletzt von Old_Surehand (25. Mai 2008 um 16:10)