Holzgriffschalen für den Schofield Co2 Revolver

Es gibt 172 Antworten in diesem Thema, welches 22.140 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Oktober 2021 um 13:50) ist von Leydson.

  • Ich zeige hier mal meine Arbeitsschritte wie ich die Schalen hergestellt habe.

    Die Bilder sind alle nachgestellt, weil ich während des Bauens nicht Fotografiert habe (es ist eine sehr staubige Angelegenheit )

    Grundplan ist die Herstellung, wie sie @Shotgun Willie im Kapitel 1 in diesem Tröt beschrieben hat. Der Unterschied ist einfach nur der, das ich keine Fräse habe und alles aus der Hand heraus bearbeite. Hier bitte zwischen den Kapiteln ein wenig hin und her springen.

    .Meine Werkzeuge sind der Dremel mit biegsamer Welle, zwei Fräsern und drei Schleifköpfen. (nervig hierbei die ständigen Wechsel der Spannzangen aufgrund der unterschiedlichen Schaftdurchmesser von Fräser und Schleifkopf )


    Wie SW beschrieben hat, der Anfang ist die obere Rundung weil von dort die weiteren Anzeichnungen ausgehen.
    Dann das Innenleben anzeichnen ( SW Kapitel 1 )
    Ich habe die Aussenseiten der Schale 5 - 6 mm überstehen lassen und erst das gesamte Innenleben fertig gestellt.

    Linke Schale - die Positionen der Klammerhalterungen anzeichnen, das ist Fummelig und geht am besten mit einem dünnen Filzstift, versuchen so genau wie möglich zu bleiben. Immer darauf achten, das die Rundung oben GENAU anliegt

    Mit dem dünnen Fräser die Halterungen ausfräsen, langsam, bleibt auf dem Teppich - das muss passen, auf der linken Seite bleibt nur 1 mm Wandstärke über. Rechts ist es ein wenig einfacher, aber versucht es auch hier genau. Diese Fräsungen entscheiden über den festen Sitz der linken Schale

    Nächster Schritt ( Kartusche in den Revolver einsetzen) - Der Graben für die Co2 Kartusche, hier auf das obere Ende achten, nicht ganz durchziehen und ganz wichtig: die untere Wölbung für die Spannschraube, Schritt für Schritt, immer wieder anhalten und zart Nachschleifen.
    ...und keine Angst, ich hab auch versagt, ( nicht nur bei diesen Schalen ) das lässt sich mit 2K Kleber wieder auffüllen und ausschleifen.
    Jetzt kann der Magnet unten rechts eingesetzt werden. Einfach einen Magneten jeweils auf den Rahmen links und rechts setzen, hinschieben das beide Positionen passen und schon habt ihr das Maß, wo der Magnet in die Schale eingesetzt werden muss, ich habe einen 6 x 3 mm Magneten genommen mit 2K eingeklebt, hält.
    Holzgriffschalen für den Schofield Co2 Revolver

    Die Haltenase oben kommt ganz zum Schluss, da fehlt an diesem Punkt noch das Maß.
    Damit ist das Innenleben der linken Schale fertig.

    Wir gehen nach rechts - Hauptwerkzeug sind diese beiden Fräser

    Erster Schritt ist das Viereck, die Rundung am Rahmen andrücken und das Viereck anzeichnen. Auf die Tiefe achten, konzentriert bleiben - das muss passen. Endgültige Tiefe kommt erst nach Anpassung des Rahmens.

    SW hat hier das Gewinde am Rahmen runtergefeilt, ich habe das nicht gemacht und konnte am Ende die Schraube nicht vernünftig in der Schale versenken.
    Holzgriffschalen für den Schofield Co2 Revolver Bild 3
    Wenn das Viereck passt, mit dem Schleifkopf den Graben für die Kartusche ausarbeiten.
    Dieser Graben muss mit dem Fräser erweitert werden, so das der Rahmen ( ihr werdet sehen was ich meine ) in die Schale versenkt werden kann.
    Problemecke hier ist der untere Bereich, an dem auch wieder nur 1,5 mm Wandstärke stehenbleiben.
    Langsam vorarbeiten immer in Verbindung mit der Tiefe des Vierecks in der Mitte.
    Auch die Rundung oben muss ausgefräst werden, auch hier langsam vorgehen. Es ist aber genug " Fleisch " vorhanden, so das hier nicht auf zehntel mm geachtet werden muss.
    Hier ist keine weitere Arbeit nötig, wenn der Rahmen halbwegs vernünftig ausgearbeitet ist hält die Schale mit der original Schraube bombenfest.

    So sieht das Endergebnis dann aus. Es kann noch mit Schleifpapier geglättet werden - aber wozu, sieht doch außer euch niemand .

    Jetzt folgt die Außenbearbeitung - Band + Tellerschleifer
    Das sind Beispielbilder mit Holzresten, nur um darzustellen wie ich es gemacht habe.

    Ich habe als erstes den Rohling auf das Schalenmaß geschliffen, Vorsicht, als erstes nur an den angezeichneten Außenriss heran. Die Schalenlänge ( unten ) kommt zum Schluß. Ich habe den Filzstiftstrich erstmal komplett stehenlassen.
    Das ist eine Zusammenarbeit von Band und Tellerschleifer

    Jetzt erfolgt die Bildhauerei.

    Handsome Joe

    6 Mal editiert, zuletzt von JürgenBS (12. März 2021 um 12:43)

  • Bildhauerei

    Hier muss Mut gezeigt werden, man steht davor und sagt sich " wo fange ich jetzt eigentlich an "

    Wunderschöner Satz von SW : " Die Schalen sind doch drin im Holz, es muss nur das weg, was nicht dazu gehört ..."

    Es ist langwierig, es existiert kein Maß - mit der Schieblehre die Stärke oben und unten nachmessen, die Rundungen unterliegen einzig und allein eurem Gefühl, wenn ihr zufrieden seid ist es richtig

    Ganz zum Schluss an die Außenmaße der Schalen herantasten, ich habe dann ganz vorsichtig den Filzstiftstrich weggeschliffen.
    ACHTUNG der Bandschleifer beißt zu, auch mit abgenutztem 120er Band !


    Jetzt geht es nur von Hand weiter.
    Das endgültige Styling der Schalen kann nur von Hand hergestellt werden, das dauert und betrifft die Rundung der Schale wie die Rahmenauflage.
    Es ist Modellierung oder Bildhauerei.

    Die Daumenauflagen habe ich auch mit dem großem Dremel Schleifkopf ausgeschliffen. Das war überraschend problemlos, wichtig ist hierbei, das die Höhe des Revolverrahmens im Auge behalten wird, dann ergibt sich der Übergang zur Rahmenkante von selbst.

    Hier zu sehen, die Daumenauflage ist zum Revolverrahmen geringfügig höher, diesen halben mm noch runterschleifen und die Kanten laufen genau ineinander über.

    kommen wir zum Schluß

    Nachdem die Daumenauflagen ausgeschliffen sind muss oben in die linke Schale noch die Nase eingesetzt werden.
    Das ist völlig problemlos. Die Rundung innen großzügig auffräsen und eine hergestellte Nase einkleben. Die Nase muss 2mm tief angesetzt werden.
    Ich habe einen 10er Blechschraubenschlüssel genommen ( wahrscheinlich aus Ikea Möbelbau ) die sind zu nichts zu gebrauchen, hab den zurechtgefeilt, abgesägt und mit 2k eingeklebt.
    Irgend sowas hat jeder in der Grabbelkiste rumliegen.

    Ganz zum Schluss die Schalen unten auf Länge schleifen Farbe geben und Fertig

    und ja, ihr seht richtig
    die obere Kante hab ich versaut, betrifft den Satz: der Bandschleifer beißt zu


    Der ganze Beitrag ist ja relativ lang, die Bauzeit der Schalen beläuft sich auf ca 10 Stunden verteilt auf drei bis vier Tage,
    und dann im fast letzten Arbeitsschritt.....

    das ist dann der Moment, wo du dich einfach nur hinsetzen und ein Stündchen heulen willst.

    Aber wir sind ja harte Westmänner und was sollen denn unsere Wüstenblumen von uns denken

    Ich baue sie einfach nochmal.

    Handsome Joe

    4 Mal editiert, zuletzt von JürgenBS (11. März 2021 um 20:45)

  • das ist das niveau , was ich auch hi nbekommen wüede. eben ohne fräse......... das sieht halt nie industriegefertigt aus .
    und viele wollen das aber wie geleckt .....
    gruß edwin....

    INVICTUS

  • :respect: gute Arbeit, ich komme aus dem staunen nicht raus wenn ich immer die Holzarbeiten sehe!
    Zu der Kante: 1.wem du nicht darauf hinweisen tust ,der erkennt es nicht gleich, und 2. Mir wurde sehr oft gesagt
    "Wenn du aus gemachten Fehlern lernst hast du sie nicht umsonst gemacht! "
    Du hast dir Respekt in meinen Augen für die Arbeit und die Ehrlichkeit deiner Fehleranalyse verdient! :respect:

    :cowboy: Amberg Teilnehmer 2021- Platz 23 , 2022- Platz 20,und stolz darauf!Ich werde besser! :cowboy:

    Wenn ich Loch an Loch sehen will benutze ich ein Locher!

    :ptb:Fördermitglied des VDB :ptb:

  • ich mag auch handarbeit . und das innenleben genai dieser griffschalwen ist schon was echt scheres , besonders bei handarbeit. hab ja auch schon etliche griffschalen für andre waffen gebaut . aber hui . mit handwerkzeugen echt ne herrausforderung das innen alles rauszuholen. das hat meinen vollen respepkt .

    man sieht den griffschalen von aussen gar nicht das komplizierte innenleben an....

    gruß edwin

    INVICTUS

  • Du hast ja so recht mit dem Reinfressen bzw. Zubeissen der Werkzeuge!!! Deswegen ziehe ich den Hut davor, daß Innenleben per "Hand" mit dem Dremel auszuarbeiten, auch wenn man mit dem biegsamen Wellenteil schon ein gewisses Gefühl aufbringen kann.
    Ich kann die Werkstücke auf dem Kreuztisch frestspannen, daß erleichtert einiges. Die Oberfräse kann dann nicht "Ausversehen" zu tief arbeiten.

    Das Bild zeigt ein Beispiel, was ein Oberfräser anrichten kann, wenn man die Schale in beiden Händen haltend ranführt um "nur" ein Loch etwas tiefer zuarbeiten... Auf dem Kreuztisch festspannen war ja nicht mehr möglich, da die Aussenseite bereits bearbeitet und rund war.
    Zack war der Fräser durch und die fertige Schale futsch (diente mir dann als Trainingsobjekt für's Checkering).

    Aber das ist Lehrgeld, was man zahlen muss. Weiß heute nicht mehr, was mich geritten hatte das Loch für den Inbus-stift tiefer zu machen, statt diesen einfach etwas kürzer zu schleifen.

    Also noch mal :respect:

    Schöner Bericht... vielleicht trauen sich ja doch mal weitere Interessierte ran. Was soll passieren?

  • Weiß heute nicht mehr, was mich geritten hatte das Loch für den Inbus-stift tiefer zu machen

    Vermutlich die Ecke unten am Griffrahmen, soll ja beim Zuschrauben nicht schleifen ;)

    Kann man da nicht einfach ein Stück Holz hinterfüttern und einkleben um sowas zu retten? Ich hab hier eine Griffschale aus Vollholz, das ist so blöd geschnitten zwischen Splint und Kern, sieht aus wie geleimt, obwohl aus einem Stück.
    Ich kann mir vorstellen, die reparierte hätte noch gern jemand mit Kußhand genommen, der sowas nicht zusammenbringt.

  • Der eine so der andere so.

    Ich zum Beispiel finde den Remingtonschlüssel schöner. Er liegt in den Munitionsschachteln, ohne die brauchst du auch den Schlüssel nicht.

    Handsome Joe

  • Ich finde den Inbus im Griff auch klasse, dennoch habe ich darauf verzichtet in die von Tom gefertigten Griffschalen einen einzukleben, weil:

    Diese Haltenase oben an der Schale ist schon filigran genug, schraube ich nun auch noch mit dem Ding und es purzelt runter,
    UND bei mir purzelt so was zwangsläufig IMMER runter 8o ,
    dann is die gleich ab...also, lege ich sie vorsichtig beiseite und schraube "extern" ^^

    Aber grundsätzlich finde ich eine "Alles dabei zu haben Option" auch immer viel besser!

  • Ich hab mal irgendwo gesehn das sich jemand an die Schraube einen Ring zur Befestigung einer Fangschnur gemoddet hat, sehr praktisch, der Inbus fällt somit weg, Optisch ist aber kakaaaa...so was passt nur an den Revolver von "Lawrence von Arabien", Ihr wisst welches Modell ich meine... :S^^

  • Die Ösen für Fangschnüre (lanyard ring/loop) waren im militärischen Bereich sehr beliebt. Besonders bei Offizieren. Dumm, wenn einem die Kurzwaffe herunter fällt oder im Nahkampf aus der Hand geschlagen wird.
    Originale dazu finden sich beim Colt 1851, 1860, SAA oder den S&W für die russische Armee.