Mich erreicht gestern zu Nachtschlafender Zeit ein Anruf eines Bekannten im zu mir nahen Österreich, der mir berichtete das er eins der neuen ICS M4A1 CAR-97 frisch aus dem fernen Asien erhalten hatte und mich fragte ob ich nicht Interesse an einer Begutachtung habe. Mein Interesse war natürlich sofort geweckt und so fuhr ich heute Morgen die knapp 45 km bis zu seinem Wohnort um mir das gute Stück endlich einmal genau ansehen zu können.
Ich fasse meine Eindrücke darüber einmal kurz und knapp zusammen, beschränkt auf das wesentliche. Bitte beachten: Dies ist nur ein Bericht über erste Eindrücke und kein ausgegorener Testbericht. Außerdem lässt sich nichts bzw. sehr wenig über die Beständigkeit der Waffe sagen, dass wird noch einige Zeit dauern.
Die Verpackung ist ein ICS typischer brauner Karton, diesmal sogar mit einem richtigen Aufdruck mit Beschriftung und Olympic Arms Logo. Das Innenleben der Verpackung gestaltet sich ebenfalls ICS typisch, sehr viel Luftposterfolie um das Gewehr beim weiten Transportweg zu schützen, festgezurrt mit Kabelbinderähnlichen Plastikstreifen.
Als ich das neue Gewehr zum ersten Mal in die Hand nehme erinnert mich das Gefühl mehr an eine TM M4A1 als ein CA M15A4, trotz Metallbody ist das Gewicht eher moderat ausgefallen und die Kunststoffteile sind auch eher bescheiden-unrealistisch. Insbesondere der Foregrip erinnert sehr deutlich an den ähnlich glänzenden des TM .
Wie immer versuche ich zunächst ein Gefühl für die Waffe zu bekommen, die Balance ist mit einem 9,6 V 1100mAh Akku vergleichsweise gut ausgefallen. Ich ziehe den ICS Law Enforcement 6 Position-Stock aus und erlebe schon die erste böse Überraschung, der ganze Stock ist zwar sehr hochwertig gemacht (wesentlich besser als der Classic Army) und hinterlässt somit einen guten Eindruck was die Verarbeitung angeht, aber “er wackelt wie ein Kuhschwanz”, wie man im Allgäu gerne sagt. Damit meine ich nicht nur das übliche Spiel des Plastikteils auf dem metallenen Kern des Stocks sondern wirklich den ganzen Stock samt des Kerns. Dies resultiert wie es scheint daraus das der Stock nur sehr bescheiden mit dem Gehäuse verschraubt ist, während in TM und CA Modellen die Schraube bis in die Gearbox reicht. Ein Nachziehen der Schraube hatte keinerlei Auswirkung auf die Stabilität (oder eher die Instabilität) des Ganzen. Im Anschlag hat man ein sehr schwammiges Gefühl mit dem ICS-Stock und sogar wenn man meint man hätte sich daran gewöhnt stört es beim zielen ungemein.
Die Visierung des ICS unterscheidet sich nur minimalst von den bereits bekannten Ausgaben von TM und CA, ein Einstellen geht schnell und einfach von der Hand. Auffällig ist, dass die Justierräder für Elevation und Windage keinerlei Distanz-Markierungen besitzen wie dies normalerweise der Fall ist. Der Carry Handle als solcher wirkt auch eher plump und unpräzise nachgebildet, auch wenn er nicht derart krasse Fertigungsspuren von der Gussform hat wie es beim CA der Fall ist. TM und CA haben hier eindeutig besser und filigraner gearbeitet.
Das Metallgehäuse macht einen recht guten Eindruck, dennoch fällt auf das es nicht derartig massiv ist wie CAs Ausgabe. Definitiv negativ am ICS Gehäuse ist das der Upper Reciever wie beim TM aus drei miteinander verschraubten Teilen (linke Seite, rechte Seite, Oberseite mit Weaver-Schiene) besteht und nicht wie bei CA aus einem einzigen gegossenen Teil. Dies führt nicht nur zu der unschönen und unrealistischen Verschraubung auf der Weaver-Schiene sondern kann so weit gehen, dass die Schiene bei zu starker Belastung samt der Schraube aus dem Gehäuse reißt, wie es bei TM schon häufiger vorgekommen ist. Auch die sogenannten “Seam-Lines” also optisch sichtbare Linien an denen erkennbar ist das hier Teile zusammengefügt wurden und nicht das ganze aus einem einzelnen Teil besteht fallen unschön auf. Im Außenbereich hat CA somit sehr viel besser gearbeitet als ICS, da es derartiges hier nicht gibt. Die Markierungen sind allesamt sehr sauber aufgebracht, befremdlich wirkt für mich nur das man die Markings Safe, Semi und Auto in die Struktur geprägt (besser gesagt gegossen) hat, die anderen Markierungen jedoch per Lasergravur (ebenfalls mit individueller Seriennummer) zustande kamen. Das optische Gesamtbild leidet hier runter meiner Meinung nach etwas, entweder hü oder hot aber nicht beides. Der Fire-Selector läßt sich dennoch wunderbar bedienen, hier gibt es keinerlei Unterschiede zu den Konkurrenz-Marken. Ein Unterschied liegt aber noch im Auswurf. Während bei TM das Bolt-Cover voll funktionsfähig ist und die Staubschutzklappe wie beim echten Modell durch ziehen des Charging Handels auffliegt ist dies, wie bekannt ist, beim CA nicht der Fall. Hier wird die Staubschutzklappe durch einen Magneten gehalten und kann nur durch Einsatz der Fingernägel geöffnet werden. Dahinter verbirgt sich dann ein starres Bolt Cover das nur etwa ¾ des Auswurfes abdeckt, den Rest nimmt das deutlich sichtbare Hop-Up ein. Bei ICS ist das Bolt-Cover überhaupt nicht zu schließen, es bleibt immer offen. Ob dies ein Fehler unserer Testversion ist oder wirklich immer so ist, ist noch unklar. Das Bolt-Cover, dass den kompletten Auswurf verdeckt, ist wie beim TM durch zurückziehen des Charging-Handles zu bewegen, dahinter verbirgt sich das ICS Hop-Up das auch eine einmalige Konstruktion ist. Ob dies positiv oder negativ ist kann nur die Zeit zeigen, es ist auf alle Fälle sehr schwer einzustellen, was sich mit geröteten und schmerzenden Fingerkuppen bemerktbar macht.
Der Foregrip ist wie schon erwähnt recht unangenehm plastisch-glänzend, es fällt sofort auf das man kein echtes Gewehr in der Hand hat. Maruis M4 ist hier ähnlich, das CA M15 dagegen kommt mit seinem angenehm matten und strukturierten Foregrip sehr nah an das Original. Die Ähnlichkeiten zwischen ICS und TM gehen so weit, dass es uns möglich war, die Handguard-Schalen auszutauschen, heißt das sämtliche After-Market Lösungen (z.B. RIS Systeme) die in diesem Bereich für das TM existieren auch an das ICS passen sollten. Das CA unterscheidet sich hier weiter, ein Austausch der Griffschalen ist nicht möglich.
Zum Front-Sight ist nicht viel mehr zu sagen als auch zum Rearsight, es ist Standart wie an allen anderen Ausgaben auch und ordentlich fest montiert. Der Tactical Side-Sling-Mount hingegen hat sehr viel Spiel sowohl entlang der Längsachse als auch nach oben und nach unten. Nach ein paar Bewegungen hinterließ er bereits deutliche Kratzspuren auf dem sichtbaren Teil des Außenlaufes. Bei CA ist zwar auch ein leichtes Spiel vorhanden, aber nicht so gravierend, der TM sitzt bombenfest.
Zum sichtbaren Teil des Außenlaufes selber ist zu sagen das auch dieser näher an TM ist als an Classic Army. Der Lauf glänzt ebenfalls etwas, zwar nicht ganz so stark wie an einem TM aber immerhin. Die Konturen des Laufes sind sehr seltsam geworden, das einzige Wort das mir einfällt um es zu beschreiben ist wohl “unscharf”, die Konturen sind einfach nicht so ausgeprägt und klar wie sie sein sollten. Bei einem direkten Vergleich zu dem hervorragenden Lauf des CA fällt dies deutlichst auf.
Auch die gesamte Laufkonstruktion des ICS als solche ist sehr stark TM nachempfunden. Während CA auf einen massiven und hochgradig stabilen One-Piece Lauf setzt der vom vorderen Ende des Systemgehäuses bis zum Flashhider reicht, wie er auch am Echten Gewehr zu finden wäre, verwendet ICS ein von TM abgekupfertes dreiteiliges System. Dabei bilden der sichtbare Teil des Außenlaufes, ein Zwischenstück das durch den Handguard verdeckt wird und ein kurzes Stück das im Gehäuse verankert ist die drei Teile. Zwar sind alle Teile aus Metall gefertigt, was die Konstruktion stabiler macht als die des TM bei der das Zwischenstück aus einem dünnen Kunststoffrohr besteht, dennoch habe ich meine Zweifel was die Beständigkeit des ganzen angeht, zumal wir bislang noch nicht herausfinden konnten wie man das Zwischenstück vom Endstück das im Gehäuse verankert ist lösen soll ohne das ganze völlig zu zerstören. Auch was den Barrel-Wobble angeht bin ich mir nicht sicher obn er durch die ICS Lösung wirksam vermieden werden kann. Das CA hinterlässt auch hier wieder einmal den besseren Eindruck mit seinem “Totschläger”-Lauf der so massiv und schwer ist das man ihn fast als Schlagstock verwenden könnte.
Ein Wort noch zur Verkabelung: Die Qualität und Starke der Drähte die zum Akku führen Variieren leicht bei allen drei Kandidaten, dennoch sind sie alle der Anforderung vollkommen gewachsen. Nichts desto trotz sind die des TM scheinbar die hochwertigsten.
Zur Schussleistung: Nach dem äußeren Überblick wollen wir natürlich auch wissen wie sich das ICS schießt. Das überlange High-Cap (Das wirklich ziemlich seltsam aussieht) wird geladen, aufgezogen und in die Waffe gesteckt. Auch bei ICS muss das Magazin regelrecht die Waffe geprügelt werden, man kennt es vom CA nicht anders (auch das ICS verursacht unschöne Kratzer auf TM Low-Cap Magazinen). An der TM Waffe geht dies wesentlich einfacher und eleganter. Der Selector wandert auf Semi und ich feuere 10 Schuss durch den Chronographen. Im Durchschnitt ergaben sich 287 fps mit einer maximalen Geschwindigkeit von 294 und einer minimalen Geschwindigkeit von 270 fps. Relativ konstant also und etwa gleichauf mit der TM die im Schnitt auf 288 fps kam. Das CA übertrumpfte das ganze mit einem Schnitt von 314 fps wobei das Maximum bei 331, das Minimum bei 303 fps lag. In Sachen Präzision liegen alle Waffen etwa gleich auf, es konnten keinerlei gravierende Unterschiede festgestellt werden. Was die Lautstärke angeht ist das ICS etwas lauter als das CA, was vermutlich am dünneren Metallbody liegt.
Zu guter letzt musste die Waffe natürlich noch geöffnet und das Two-Piece Gearbox-Design begutachtet werden. Da das Innenleben für uns Deutsche nur beschränkt von Interesse ist in aller kürze: Die Bauteile sehen recht hochwertig aus und hinterlassen einen guten und stabilen Eindruck. Das Innenleben von CA und TM sieht weniger vielversprechend aus, allerdings haben sich diese Waffen bereits lange bewährt, was das ICS erst noch tun muss. Da dies aber nur über die Langzeiterfahrung geschehen kann, erlaube ich mir hier kein abschließendes Urteil was beständiger sein wird, innovativer ist definitiv die ICS Gearbox. Allerdings habe ich hierzu schon in diversen englischsprachigen Foren von Problemen mit zahllosen Bauteilen gehört die unvermittelt kaputt gingen. Wie gesagt die Zeit wird es zeigen.
Was bleibt mir also abschließend zu sagen?
Das ICS M4A1 ist sicher keine schlechte Airsoft geworden, dennoch möchte ich soweit gehen zu sagen das es dem Classic Army M15A4 doch deutlich unterlegen ist. Dies kommt vor allem durch optische, aber auch technische Mängel zustanden die daher rühren das ICS wieder einmal die TM Konstruktion sehr dicht kopiert hat. Zwar lässt es auch einige innovative Ideen erkennen, wie die Lösung der Spring-Tension über den Forward Assist oder auch die Two-Piece Gearbox die eine wesentlich leichtere Wartung ermöglicht als die Konstruktionen von TM und CA, insgesamt reicht dies aber nicht aus um die zahllosen Negativpunkte auszugleichen. Bedenkt man zudem noch das ein CA M15A4 Carbine in Deutschland für knapp über 350 Euro zu bekommen ist, das ICS M4A1 hingegen jenseits von 420 Euro liegen wird, spricht auch noch das Preis-Leistungsverhältnis klar für ein Classic Army M15A4. Ich persönlich werde davon absehen ein ICS zu kaufen, so lange bis ICS vom Reisbrett zurückgekehrt ist und mit einer zweiten Version des M4A1 CAR-97 die Fehler der ersten Version ausgebügelt hat. Für alle die (wie ich auch) vorhaben noch in diesem Jahr ein Armalite Gewehr zu kaufen empfehle ich das Classic Army M15A4, hier bekommt man eindeutig am meisten für sein Geld.