Hey Alteisen,
Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Ich besitze leider noch kein Buch über die Britischen Stempel auf Bajonetten. Ich schaue mir deinen Vorschlag mal an!
Auch noch einen Großen Glückwunsch zu deinem No4 Mk1 Bajonett für 9 DM. Ein so seltenes Stück für so wenig Geld *Neidischer Blick*
Ich bin eigentlich auch deiner Meinung, es handelt sich bei dem Bajonett um eine Fälschung. Die Klinge sieht eigentlich auch zu neu aus.
Ich möchte hier nicht als einer dastehen, der nicht wahrhaben will, dass er nur ein Fake gekauft hat!
Ich hoffe daher, ich kann meine Zweifel an dem Bajonett etwas erklären:
Der Grund, wieso ich mich nicht mit der erklärung zufriedengebe, dass es einfach ein fake ist, ist der Glaube an die menschliche Vernunft/Gier.
Das Bajonett macht so, wie es ist keinen Sinn :-S
Ich habe mir eben nochmal genau mein Singer No4 Mk2 angeschaut. Ich gehe einfach mal davon aus, dass dieses Original ist... die Teile kosten ja nicht mal 20 Euro...
Dieses Singer Bajonett besitzt ebenfalls die Stempel auf dem Drücker. Ich hab mal ein Bild gemacht, ist zwar schlecht zu erkennen, aber die 7 sollte doch wahrnehmbar sein. Auch befindet sich auf der Rückseite des Singer Mk2 ein Stempel mit "115Z". Also liegt die Annahme nahe, das sich jemand einfach ein Singer Mk2 genommen hat und dann die Kreuzform hinein geschliffen hat. Leider gibt es da ein kleines Problem. Das "Klingenprofil" des Singer Mk2 hat 20 mm hinter dem Übergangsende einen Knick nach unten. Die Klinge weist dann eine durchschnittliche Höhe von ca 10mm auf. Begonnen hat sie vor dem Knick mit 13mm. Wieso Singer das als einziger Hersteller gemacht hat... keine Ahnung.
Bei meinem Mk1 ist die Klinge nach 21mm immer noch ca 12,5 mm hoch. Die Kreuzklinge kann also nicht aus einem Original Singer Mk2 geschliffen worden sein!
Auf jeden Fall stimmen aber viele Stempel des beiden Bajonette überein... Beide haben einen Stempel auf der gleichen Seite mit einem Z und ein paar Zahlen davor. Beide haben auch den N67 Stempel der "Singer Manufactoring Company" auf dem Drücker.
Mit der Annahme, dass mein Bajonett ein Fake ist, würde das bedeuten:
Der Fälscher hat sich zumindest soweit mit den Enfield Bajonetten ausgekannt, dass er wusste wie wertvoll ein originales Mk1 ist. Er hat auch die Möglichkeiten eine saubere Originale Fräsung an der Klinge und dem Rahmen vorzunehmen...
1. Möglichkeit
- er hat dann ein beliebiges Mk2 gekauft.
- er hat dieses Mk2 in ein Singer Mk2 umgearbeitet. Original Stempel entfernt, das "N67" auf dem Sockel und auf dem Drücker eingestanzt und den "57 Z" Stempel angebracht.
- er fräst aber nicht die Klinge um 3mm herab, was sein Fake zu einem "echten" Singer Mk2 gemacht hätte.
- er hat jetzt also ein Bajonett mit Klinge und Stempel, die nicht überhaupt nicht zusammen passen und vollkommen wertlos sind.
Bis hierhin ist alles was er gemacht hat, ineffektiv es hat ihn nur Geld und Arbeitszeit gekostet
Danach hat er:
- das halb gefälschte Singer Mk2 hat er dann in ein "falsch gefälschtes" Mk1 umgebaut.
- er schleift die Klinge und den Rahmen seiner Fälschung in die Form des Singer Mk1
- er stanzt das No4 Mk1 an die falsche Stelle und verwendet dann auch noch den falschen Schrifttyp für die zweite Zahl.
- er lackiert alles neu und besorgt sich eine passende Mk1 Scheide (nicht wirklich selten)
Jetzt hat er ein Bajonett, das die äußere Form wie ein Singer Mk1 hat. Die meisten Stempel auf seinem "Werk" sehen aber aus, wie die eines 1.141.782 mal produziertem Singer Mk2...
2. Möglichkeit
- der Fälscher kauft sich ein belibiges Mk2 Bajonett
- er bearbeitet es so lange bis es die äußere Form eines Singer Mk1 hat, dies hat er sehr gründlich gemacht. Bis auf dem Platz, wo bei einem original die Stempel sind, findet man keine groben Bearbeitungsspuren mehr. Ganz anders als bei vielen anderen Fake Mk1 aus dem Internet!
Bis hierhin hat er ziehmlich gut gearbeitet und könnte mit dem richtigen Stempel aus seinem ehemaligen 19,95 Euro Mk2 ein Singer Mk1 machen, das sich für ein Vielfaches verkaufen lässt!
- er stanzt das No4 Mk1 an der falschen Stelle ein
- jetzt nimmt er die Stempel, die auf den späteren Singer Mk2 Bajonetten zu finden sind und bringt sie auf seinem Fake an.
- Beim Stempeln macht er auch noch den interessanten Fehler, die Zahl nach dem Mk als Arabische Eins zu stanzen. Die Zahlen auf den britischen Bajonetten des 2 WK waren (soweit ich weiß) aber eigentlich alle Römische Zahlen...
- er lackiert alles neu und sucht eine passende Scheide.
Jetzt hat er ein Bajonett, das die äußere Form wie ein Singer Mk1 hat. Die meisten Stempel auf seinem "Werk" sehen aber aus, wie die eines 1.141.782 mal produziertem Singer Mk2...
Die beiden Möglichkeiten fallen mir spontan ein. Sie sind aber beide vollkommen unwirtschaftlich und schlichtweg dumm. Dass der potentielle Fälscher eine gewisse Grundintelligenz besitzen muss um den Fälschungsvorgang so genau auszuführen, steht aber auch fest... In meinem Augen ein großer Widerspruch, wie das Bajonett in sich.
Liebe Grüße,
Vincent