300er Schaft aufarbeiten...

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 4.190 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Januar 2014 um 16:26) ist von DieselCoupe.

  • soderle..

    da ich eh nicht schlafen kann, hab ich halt ein bissl was gebastelt heut abend...
    den Schaft feingeschliffen, zart gewässert war er ja schon, also heut abend mal gemütlich mit nem 320er Papier drauf losgegangen...

    davor wie angekündigt die Abklebung invertiert und dabei die ausgefranzte Farbe beigeschliffen... das mit der Stempelfarbe war nicht wirklich ne superugte Idee, hab aber Glück gehabt, keine großen Ausreißer dabei.. das Glück ist halt mit den Doofen...

    nach 2h Feinschliff gabs dann die erste Runde Clou seidenmatt.. den hatte ich ja noch vom Wohnzimmertisch stehen, kennt man aus meinen ZF-Beiträgen...
    50:50 mit Verdünnung angerührt und mit Pinsel Größe 3 drauf damit... Innenseiten bei der Gelegenheit gleich mitgemacht, hatte ich auch angeschliffen vorhin...

    der Vorderschaft.
    sind ca 3 Lackschichten in dünnster Variante, bis ich auf der einen Seite fertig war, wars auf der anderen schon wieder f***trocken.. also nochmal drüber. beim 3ten Lacken hab ich dann aber gemerkt, wie die unteren Schichten sich anlösen.. reicht erstmal..

    Kontrast zum rohen Hinterschaft und dem lackierten Vorderschaft...

    ganz rechts sieht man noch das Honigglas mit dem Lack und obendrauf der Pinsel dazu... den Hintergrund kommentier ich besser mal nicht... ;)


    Gruß, Wolfi
    (lüftet jetzt nochmal durch...)

  • Namt beisammen,

    heute ging es endlich mit dem Schaft weiter, nach einigen Wochen Pause und ein paar anderen Projekten zwischendrin, haab ich heute den Wagen getankt und bin zu meinem Bestatter des geringsten Mißtrauens gefahren. Da er hauptberuflich Schreiner ist, hat er natürlich auch nen feinen Maschinenpark...
    aber auch den haben wir an die Grenzen gebracht...

    zuerst den Schaft begutachtet, dann durfte ich mit dem Bleistift die Backe bemalen, was ausgeschnitten werden soll.
    nach Planung der Arbeiten und Ausführung gings dann 2 Minuten später ans Werk..

    zunächst den Schaft auf eine Langlochbohrmaschine gespannt... interessantes Maschinchen, auch schon über 40 jahre alt, aber fein gebaut. in meinen Gedanken, wie ich das ggfls in der Firma lösen würde, kam ich auf ne ähnliche Konstruktion...
    aber für 3 Löcher für den Verstellmechanismus zu bohren hätten wir da 2 Mann und 2 Tage gebraucht... mit der Langlochmaschine ging das in knappen 45 minuten ab.

    den Schaft aufgespannt, mit Unterlegklötzchen ins Wasser und lotrecht ausgerichtet, dann verspannt.. dann die angezeichneten Löcher mit dem Bohrer trocken angefahren, ah, der Tisch muß noch 1mm runter.. dann 6er Löcher mit dem normalen Bohrer gemacht..
    dann geärgert, weil wir mit den 10ern für den Schraubenkopf hätten anfangen müssen.. Holzbohrer sind ja anders wie Maschinen/Stahl-Bohrer.. egal... mitm 10er Stahlbohrer im 6er loch nachgesetzt und 15mm rein, dann mit dem Holzbohrer (prinzip Flachsenker) rein und auf 20mm Tiefe rein.
    dann wieder nen 6er Bohrer eingespannt, diesmal aber den gaaaanz langen und rein bis auf Sollmaß, also bist fast oben aus der Schaftbacke wieder raus.. lieber 5mm zu tief wie einen zu wenig..

    paßt..

    dann mit der Stichsäge angesetzt.. Schaft andersrum aufm Arbeitstisch aufgespannt, 1mal nachgesetzt und nach meiner Bleistiftmaler ausgeschnitten, zwischendrin von dem "japanischen Schliff" auf ein "Kurvenblatt" umgesetzt, dadurch mußten wir am Wendepunkt der hinteren Kurve keine Bohrung setzen... die von mir angezeichnete harte Kante wurde dadurch natürlich runder, aber sieht auch gut aus..
    dann wieder das andere Blatt rein und den langen Schnitt...
    dann den vorderen Schnitt... oben paßts... unten nicht... ich hatte hatte ja fast mit gerechnet, aber mein Bekannter hat geflucht.. "das is ja wie bei Anfängern.." (er hat so nen Schaft noch nicht bearbeitet, Neuland, das hat ihn dann schon ein bissl an der Ehre gepackt..)

    mit ner Spezialsäge haben wir die 2 Teile dann doch getrennt, dann gings ans schleifen.. Schnittkante wird mit so nem "japanschliff" ist echt fein, da mußte quasi garnicht schleifen.. kannte ich in der Form auch noch nicht... cool.
    den falsch gelaufenen Schnitt hat er dann mit Wachs verspachtelt, dann nochmal alle Schnittkanten nachgeschliffen.
    dann haben wir die Rampa-Muttern eingesetzt.. also Frei Hand 2 der 6er Löcher auf 11 aufgebohrt, die Muttern rein.
    dann an der abgesägten Backe das gleiche, mit dem 3ten Loch...

    suppi..
    dann noch nen Sarg fertig gemacht und ins Lager geschoben, umgezogen und dann amerikanisch essen gegangen...

    zuhause bin ich dann kribbelig wie ich bin, gleich ins Arbeitszmmer und hab den Lack ausgepackt... (er verwendet den gleichen..)
    zack, die Backe bekam die ersten Lackschichten, über die eingesetzte Mutter konnte ich das Teil mit ner Schraube in den Schraubstock zum Trocknen klemmen..
    beim Schaft hab ich dann auch die Schrauben in die Muttern gedreht und dabei gemerkt, wie schief das ganze ist...
    ARGL!
    also raus damit..

    wie bekommt man die aber lotrecht zur langen Bohrung wieder rein?
    ganz einfach:
    lange 6er Schraube aus der Schraubenkiste suchen, die gibt die Richtung vor.. dann ne 6er Mutter drauf, dann die Rampa hinterher..
    dann sieht das so aus:

    kann man dann ganz bequem mit der 10er Nuß reinschrauben. da das Bohrloch 11 hat, paßt das..
    dumm nur, wenn die "konterung" dann zwischen allen 3 Beteiligten klemmt, dann bekommt man die Mutter nicht von der anderen Mutter gelöst und man muß den ganzen Kram nochmal rausfummeln, bis man mit dem flachen Schraubenschlüssel hinkommt.
    trotzdem: alles in der Flucht zur Bohrung...
    werd ich wohl an dem abgesägten Stück auch noch machen müssen.. das sieht mir nämlich auch bissl schief aus...

    nochmal ne Seitenansicht, hatte schon angefangen den Pinsel zu schwingen, da fiel mir ein: mensch, ich muß Fotos machen!

    im Moment trocknet der ganze Spaß...

    ich denke vom Holz/Lack her bin ich am kommenden Sonntag fertig, nur hab ich keine langen Imbus-Schrauben parat... da muß ich wohl warten bis in der Firma im Januar wieder Schrauben bestellt werden... dann kostense aber auch wenigstens nurn paar cent, Musterschrauben.. ;)

    soweit... Fortsetzung dieser Tage..

    Gruß, Wolfi

  • so, weiter gehts.....

    nach einem überraschend anstrengendem Sylvester hab ich nun heute endlich weiter machen können..
    gestern noch die Schrauben vorbereitet und mit dem Schneideisen malträtiert, gekürzt usw...

    gut ausgeschlafen gings dann heut morgen ans Werk...
    Schaftbacke mal montiert.


    die 2 Schrauben hinten dienten als "Griffe" und "Abstellmöglichkeiten" um den frisch lackierten Hinterschaft nicht wieder zu versauen...

    Ansicht von unten, man sieht die 3 Löcher (die ich gestern nochmal Freihand mit nem 10.5er Bohrer vertiefen mußte, weil das mit den Schrauben nicht so hingehauen hat). der Lack hat natürlich gelitten, grummel...

    wie man erkennen kann, hat der Schaft unten keine Kappe am Griffstück, scheint also ein altes Modell zu sein, leider nicht mehr nachvollziehbar, eventuell weiß einer der FWB-Spezis bis wann da keine Plastikkappen montiert waren??


    nochmal eine Detailaufnahme der Schnittkante und der Schrauben... hab vorhin beschlossen, daß nach passender Einstellung der Backe da noch Hülsen drüber kommen. ob PVC schwarz oder Alu poliert oder gerändelt weiß ich noch nicht..


    gleich gehts weiter..

    Gruß, Wolfi

  • heute morgen dann mal das 2te Gewehr ausgeschäftet und in den "neuen" Schaft eingesetzt... ging relativ gut mit der Lanebox die ich mir gebastelt habe. die UIT-Schiene wollte zunächst nicht raus, aber auch das ging mit einem umgefrästen Nutenstein dann im 2ten Anlauf...

    so sieht das Ding nun aus:

    sorry für die Unordnung, das sollte mal ein Kinderzimmer geben, aber mangels Kinder wirds nun langsam meine kleine Bastelbude für Holzarbeiten und andere Projekte...

    die Schaftbacke in Großaufnahme:

    von oben betrachtet, bin mit dem Versatz recht zu frieden, der bewegt sich im Bereich von ein paar Zehnteln, also hat mein Schreiner da sauber gebohrt und gearbeitet.... *zufrieden gugg*


    die Rückseite...

    dadurch, daß ich die Schaftbacke nun einstellen konnte und mir das Gewehr wesentlich besser liegt, konnte ich auch die Kappe wieder auf Nullstellung zurückbringen, vorher war die bis auf Anschlag nach unten ausgefahren....

    Feineinstellungen fehlen noch, aber bei den bisherigen Trockenübungen paßt die Schaftbacke richtig gut zu meinem Grinsegesicht... Welten besser wie vorher...

    den letzten Schwung Bilder schieb ich gleich noch nach...

    Gruß, Wolfi

  • hier noch ein paar Bilder von "Unstimmigkeiten"...
    die meisten dürften daher kommen, daß ich den alten Lack mit der Maschine abgenommen habe, die Rundung vorne am Vorderschaft ist da reicht eindeutig, die UIT-Schiene steht da nun ein Hauch über.
    die Schiene sitzt ansonsten sauber und tief im Vorderschaft.

    das Plastikstück um den Abzugsbügel rum sitzt ein Stück zu weit draußen... stört in der Funktion nicht, stört auch den Finger nicht, aber ist mir aufgefallen...
    (oder gabs da ne Änderung? die Plastikschiene um den Bügel rum stammt ja von einem jüngeren Schaft...)



    insgesamt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden... wurde mehr Arbeit wie gedacht, aber ich hab was dazu gelernt, mich handwerklich austoben können und bin der Meinung, daß mit diesem Schaft nun die Ergebnisse besser werden müßten...
    am Sonntag führ ich die 300S in der Konstellation das erste mal aus, bin gespannt...

    eventuell werd ich das Projekt an dem anderen Gewehr (gleiche Schaftform) nochmal durchführen, schleifen und lacken fällt dann aber weg, also nur Säge, Bohr und Einstellarbeiten...
    und der "ausgediente" Schaft, der mir eh nicht so recht gepaßt hat, kommt wohl in die Bucht....

    ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen rüber bringen und dem ein oder anderen vielleicht die Angst vor solchen Arbeiten nehmen. Spaß hats allemal gemacht, auch wenn es 3mal so lange gedauert hat, wie angedacht und geplant...

    Gruß, Wolfi

  • Tolles Projekt!

    Zur Frage der Oberflächenbehandlung (auch wenn es jetzt zu spät ist) von mir folgende Erfahrungswerte:

    Ich habe mal eine E-Gitarre abgebeizt und anschließend geölt und gewachst. Ich persönlich finde, dass geöltes und gewachstes Holz den wertigsten Eindruck macht, sich am besten anfühlt etc. Auch die Langzeiterfahrungen hinsichtlich der Beständigkeit gegen Handschweiß sind sehr gut.

    ABER: Das Holz ist dann nicht UV-geschützt. Wenn der Schaft später bspw. beim FT viele Stunden in der prallen Sonne verbringt, ist eine Lasur vielleicht doch günstiger? Allerdings muss die Lasur Pigmente enthalten für den UV-Schutz. Da Du klaren Lack verwendet hast, vermute ich, dass das Holz nicht gegen UV geschützt ist. Das wäre ein wenig schade, weil Du dann gleich beide Nachteile hast: Das Plastikgefühl des Lackes (Lack ist ja nichts anderes als Kunststoff) und den fehlenden UV-Schutz. Aber Geschmäcker sind verschieden.

    Ich habe bei anderer Gelegenheit eine Handleiste fürs Boot aus Holz nach dem Abschleifen mit Lasur behandelt. Das Handgefühl ist immer noch "offener" und damit wertiger als bei Lack.

    Meine persönliche Wahl für einen Gewehrschaft wäre Wachs und Öl.

    Statt der teuren Spezialöle genügt es übrigens, Leinöl und Universalverdünnung zu mischen. Die Universalverdünnung sorgt dafür, dass das Öl tief ins Holz eindringt. Meist ensteht alleine schon durch das Ölen ein sehr "leckerer" Farbton im Holz.

    Einmal editiert, zuletzt von stereonoise (3. Januar 2014 um 14:31)

  • Mahlzeit!

    ja die Überlegung mit dem Ölschaft hatte ich anfangs auch, aber ich hab mich schnell für den Lack entschieden, da der 2te Schaft ein Ölschaft ist.. gegen Lack habe ich nichts, da macht mir die Haptik nichts aus.

    der Lack schützt recht gut gegen UV-Licht, da habe ich keine Bedenken, da mein Dad den Lack seit Jahren verwendet und die Erfahrungen gut sind. Mein Bekannter nimmt den gleichen Lack auch für den Außenbereich, ebenfalls gute Erfahrungen..
    und wenn ich in 5 oder 10 Jahren nochmal dran muß, dann muß ich das halt, die Macken und Dellen kommen beim FT eh rein, denn was gebraucht wird, bekommt auch Macken..

    und der Schaft war schon arg ramponiert, wie ich ihn bekommen habe, verschlechtert habe ich ihn sicherlich nicht... ;)

    Gruß, Wolfi

    Warum wegwerfen wenn man es reparieren kann?

  • Hi Wolfi, :^)

    das mit dem Handgriff und dem Plastikaufsatz, dass die Hand nicht rutschen konnte, ist so eine Sache. Du gehst davon aus, dass die frühen Modelle keine Plastikkappe hatten, meines Wissens ist es eher umgekehrt.

    Irgendwann in den späten achtziger Jahren hat man die Sportordnung geändert, dass keine Plastikkappen mit "Schwung" mehr erlaubt waren. Bei meiner 300 S Universal war es einfach, da gab es gerade Ersatzstücke zum Austausch. Bei der 300 SU gab es zwei Schrauben die das Teil hielten. Wie es jetzt beim 300 S gelöst war, kann ich nicht genau sagen, aber die Modelle, die ich kannte, hatten dieses schwarze, handkantengerechte geschwungene Plastikteil serienmäßig.

    Durch die Änderung der Sportordnung musste dieses Teil ja entfernt werden; was mich wundert, dass man an Deinem Griff keine Schraubenlöcher von unten sieht, also ich glaube, dass man zum Zeitpunkt der Änderung der Sportordnung irgendwie dieses Teil entfernt hat. Vielleicht gab es noch eine andere Variante, dann kenne ich sie leider nicht. Bei allen 601er fehlt dann schon ein geschwungener Griffabschluß. Vielleicht hat ja jemand anders noch eine andere Erklärung. :thumbup:

    LG Andreas :^)

    Die Zukunft ist jetzt und jetzt ist schon Vergangenheit.

  • Hallo Andreas,

    wäre eine Theorie, aber ich seh es andersrum....
    zuerst keine Kappe, dann die geschwungene, ausladende, dann Änderung der Sportordnung und damit wegfall vom Schwung, sondern nur eine gerade Kappe, die nur noch als Auflageschutz dient...

    mein 2ter Schaft, gleiche Bauform wie der gezeigte, hat die Plastikkappe unten, müßte von 77 sein.. der Schaft den ich heut ersetzt habe, hat die Kappe ebenfalls, der müßte von 79 sein... (zumindest laut den Seriennummern der Systeme)

    Gruß, Wolfi

    Warum wegwerfen wenn man es reparieren kann?