hier nun mein Schreiben an den DJV:
ZitatAlles anzeigenDeutscher Jagdschutzverband e.V.
Vereinigung der deutschen Landesjagdverbände
Friedrichstraße 185/ 18610117 Berlin
Waffenverbotsantrag der GRÜNEN/
Ihre Stellungnahme zu „kriegsähnlichen Waffen“
Sehr geehrter Herr Fischer,
sehr geehrter Herr Dr. Hallermann,über Waffen-Online.de bin ich auf das Protokoll eines Online-Chats aufmerksam geworden, in dessen Verlauf Sie sich gegen "kriegsähnliche Waffen" aussprechen und damit (in Teilen) dem Vorschlag von Bündnis90/Die Grünen zustimmen, solche Waffen zu verbieten.
In den letzten zehn Jahren habe ich die Gesetzes-Entwicklungen sehr genau verfolgt und versucht, meinen Einfluss - und sei es nur als Otto Normalverbraucher - mit Appellen, Aktionen und Anschreiben diverser Organisationen, Entscheidungsträgern und Verantwortlichen - geltend zu machen.
Als Sportschütze und Mitglied im DSB trafen die Aussagen und Zugeständnisse meines Verbands nicht immer meine volle Zustimmung. Anhebungen der Altersgrenzen beim Sportschießen bei gleichzeitiger Belassung aller Grenzen in der Jägerei fand ich unter anderem sehr schwach. Aber ich hatte umso mehr Respekt und Vertrauen in den DJV, sich in Sachen Gesetzesverschärfungen nicht über den Tisch ziehen zu lassen.Leider haben die Amokläufe mit WBK-Waffen in den letzten Jahren zu eben jenen weiteren Gesetzesverschärfungen geführt, wie wir sie heute haben. Dass es Defizite bei den Behörden gab (z.B. Erfurt) oder die Legalwaffenbesitzer gegen bestehende Gesetze verstießen (z.B. Winnenden), was auch durch neuere Gesetze nicht verhindert oder ausgeschlossen werden kann, wurde und wird dabei gerne unter den Teppich gekehrt. Auch das Grundproblem des Mobbings, des Unverstandenseins von Mitschülern und Eltern wurde bisher nicht näher erörtert. Stattdessen wurde auf die Legalwaffenbesitzer als Sündenböcke eingehauen.
In den Fällen der versuchten und teils durchgeführten Amokläufe mit haushaltsüblichen Mitteln (z.B. St. Augustin, Ansbach, Ballenstedt, Zwickau) schafften es diese Taten weder auf die Titelseiten, geschweige denn zu neuen Gesetzen oder einer noch kritischeren Auseinandersetzung mit dem Thema jugendlicher Depressionen. Dabei ist die Ursache auch da nicht das Vorhandensein von Waffe/ Küchenmesser, sondern von psychischen Problemen.Nun war es die letzten Monate zum Glück recht ruhig; auch das Familiendrama von Lörrach führte nicht wieder zu befürchteten neuen Gesetzesänderungen. Dass nun die Grünen versuchen, aus dem Norwegischen Drama von Oslo/Utoya Kapital zu schlagen, ist ebenso dreist wie geschmacklos.
Vielleicht versuchen sie damit verlorene Sympathiepunkte zurück zu gewinnen; aber dies sollte nicht auf Kosten der Legalwaffenbesitzer geschehen!Wenn es nach den Grünen geht, wohl aber auch nach den Wünschen der Gewerkschaft der Polizei (und man darf annehmen, die Kriminellen hätten ebenso wenig dagegen), so wäre ein totales Waffenverbot für (anständige) Bürger das erstrebenswerte Ziel.
Das Schlimme ist eigentlich, dass Sie (der DJV) den Blödsinn von Grünen und GdP einfach nachplappern; unter anderem, dass von "kriegsähnliche Waffen" ein erhöhtes Drohpotential ausginge.
Von jeder Waffe geht ein gewisses Drohpotential aus. Ob man die Bankfiliale mit dem Bockdrilling oder der (vermeintlichen) Maschinenpistole betritt - die Drohwirkung dürfte sehr ähnlich sein.
Als Sportschütze transportiere ich meine Waffen grundsätzlich im verschlossenen, undurchsichtigen Behältnis zwischen Tresor und Schießstand. Ob es sich dabei um ein Kleinkaliber-Matchgewehr in zartrosa handelt oder einen Sturmgewehr-Nachbau - sieht keiner. Folglich geht davon auch kein Drohpotential aus. Es könnte ebenso gut eine E-Gitarre oder ein Keyboard sein.
In welchen Situationen würden Ihrer Meinung nach Jäger mit "Kriegswaffen" für einen Großeinsatz der Polizei sorgen? Trotz des Rechts, die Waffe bei der Jagdausübung zu führen, gehe ich doch wohl davon aus, dass jeder Jäger vernünftig genug ist, die Waffe weder auf dem Hin- oder Rückweg, noch im Revier nicht in Vorhalte zu führen oder gar auf Personen zu richten. Die Gefahr verängstigter Bürger dürfte damit minimiert sein.Ich fand es ehrlich gesagt überraschend und progressiv, dass man 2003 den alten Anscheinsparagraphen (§37) hat fallen lassen. Dass einige Menschen Gedanken verloren und uneinsichtig mit ihren Softair-Modellen für Polizeieinsätze und brenzlige Situationen gesorgt haben, wurde mit der Revision und dem Führverbot von Anscheinswaffen im Jahr 2008 nun auch wieder eingedämmt. Seitdem findet man kaum noch Artikel in der Presse, die von Begegnungen der Anscheinswaffenträger und der Polizei künden; ein Handlungsbedarf lässt sich daraus also nicht ableiten.
Und so dramatisch und traurig auch die Geschichte von Oslo ist, sollten wir nicht versucht sein, jedem Amoklauf (mit Legalwaffen) eine Gesetzesverschärfung folgen zu lassen.Sie scheinen das Verbot von "kriegsähnlichen Waffen" damit zu untermauern, als dass es zum einen bei den Jägern verpönt sei und dass solcherlei Waffen bei der Bevölkerung nicht akzeptiert werden würden.
Ganz ehrlich glaube ich, dass das Image-Problem der Jägerschaft ganz andere Gründe und äußere Anzeichen hat, als ein moderner Halbautomat. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Für viele Bürger ist der Jäger immer noch symbolisiert vom 80-jährigen Tattergreis, der halb blind und taub nach Gutsherrenart im Wald regiert und sich lustig sein Wild (waidwund) schießt, wie es ihm gefällt.
Die Jägerschaft täte vielleicht ganz gut daran, sich – auch optisch – zu verjüngen und weniger an Gamsbart und Repetierer (98er sind übrigens auch „Kriegswaffen“ die weit mehr Unheil in der Welt angerichtet haben, als es die bösen, modernen G36 der Bundeswehr bisher zu tun vermocht haben) festhalten.Ich gehe nicht jagen, ich sammle keine Softairwaffen, ja ich bin nicht mal im BDMP oder einer Reservistenkameradschaft, wo ich mit echten oder nachgebauten/ halbautomatischen „Kriegswaffen“ schießen könnte. Ich führe auch keine Schlachten mit Farb- und Plastikkügelchen. Insofern beträfe mich ein solches Verbot nicht wirklich.
Und dennoch verbindet mich das gemeinsam Interesse an den Waffen, am Schießen und Sammeln; der Kontakt untereinander, der rege Austausch und der Spaß an der Freude. Ja, und ich möchte mir einfach die Option offen halten, mir eines Tages doch mal eine „Kriegswaffe“ auf der Grünen WBK eintragen zu lassen.
Ich finde es schlimm, wenn sich eine Gruppierung (öffentlich) gegen die andere stellt und sich sogar noch nach dem Floriansprinzip für die Gängelung/ den Schaden bei der anderen Gruppe stark macht.Die Gesetzesverschärfungen der letzten Jahre sollte eigentlich jeden Legalwaffenbesitzer wach gerüttelt haben; ihm die Augen geöffnet und gezeigt haben, dass es nicht besser, sondern schlimmer wird; dass Zugeständnisse an die Gegner nicht zu einem Prestigegewinn oder gar einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung führen.
Letztes Jahr träumte Stuttgart von der Waffensteuer, aktuell die SPD in Bremen. Vielleicht sind die Jäger beim ersten Schritt davon ausgenommen, doch was macht Sie sicher, dass es so bleibt?Ich bitte Sie inständig, Ihre Thesen zu überdenken, insbesondere was die Außenwirkung für ALLE Legalwaffenbesitzer angeht. Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern uns gemeinsam für den Erhalt eines halbwegs liberalen Waffenrechts einsetzen.
Vielen Dank.
Gut Schuss und Waidmannsheil!
Mit besten Grüßen aus Mainz,
Helge ...
zunächst per Email, morgen dann noch mal als "Snale Mail".