Möchte den Fred noch mal hochjubeln,heute bekam ich eine Antwort von der
Produktionsfirma,recht lang aber naja!!!!!
ZitatSehr geehrter Herr Hensel, ich danke Ihnen für Ihre Zuschrift zu unserer ARD Sendung "Schießen ist meine Leidenschaft" vom 9. August 2009, auf die ich Ihnen gerne eine Rückmeldung geben möchte. Da es sehr viele Zuschriften auf unseren Film gab, bitte ich um Verständnis, dass ich Ihnen erst jetzt antworten kann. Der von Ihnen kritisierte Film ist eine aktuelle Auseinandersetzung mit den Folgen der Amok-Tat von Winnenden. Wie bei allen bisherigen Verbrechen dieser Art wurden auch in Winnenden Menschen mit einer Schützenwaffe getötet. Der Täter kam wieder aus dem Dunstkreis der Schützen, war Sohn eines aktiven Schützen. In Folge der Taten gab es eine breite politische und gesellschaftliche Diskussionen über Konsequenzen, die zum Teil auch in gesetzlichen Änderungen Niederschlag fanden, z.B.: Einrichtung eines zentralen Waffenregisters bis 2012. Ein Sportschütze, der die sogenannte "Grundausstattung an Waffen überschreiten" möchte, muss nachweisen, dass er "regelmäßig (mindestens 18 mal im Jahr) an Schießsportwettkämpfen teilnimmt". Außerdem wurden andere verstärkte Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet, um künftig zu verhindern, dass Unbefugte Zugriff zu den Waffen bekommen können, etwa das Mindestalter für das Schießen mit großkalibrigen Waffen wurde auf 18 Jahre angehoben. Der Film fokussiert die Folgen der Tat. Er folgt der Fragestellung, inwieweit nach den Taten eine Reflexion in den Schützenvereinen, zum Beispiel über Sicherheitsmaßnahmen stattgefunden hat. Recherchiert wurde in unterschiedlichen Vereinen. Das Filmteam recherchierte in insgesamt zehn Schützenvereinen, unter anderem am Niederrhein, in Essen, Ratingen, Stuttgart und im Rems-Murr-Kreis. Die Entscheidung für einen Verein nahe Winnenden fiel, weil wir davon ausgingen, dass Vereine in Tatort-Nähe eine besonders hohe Bereitschaft zur Reflexion zeigen würden. Unsere Vermutung war: wer dicht bei den Opfern wohnt, ihnen möglicherweise sogar im Alltag begegnet, der wird den Schicksalen der zerstörten Familien nicht unbeteiligt gegenüber stehen, der wird Mitgefühl zeigen, Verständnis. Er wird vermutlich auch die Chance nutzen, aus seiner Sicht mögliche Vorurteile, auszuräumen. Ich möchte Ihnen offen sagen, dass wir zutiefst irritiert und bestürzt waren, das Gegenteil zu erleben, leider nicht nur in dem filmisch dokumentierten Verein. Immer wieder stießen wir bei unseren breit angelegten Recherchen in Vereinen auf eklatante Sicherheitslücken. Die im Film dokumentierten zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der von uns erlebten Realität: ungesicherte, geöffnete Tore inmitten von meterhohen Zäunen mit Warnschild "Vorsicht, Schießstand, Lebensgefahr", spielende Kinder auf beiden Seiten des Zaunes. Gewehre, die unmittelbar neben Festzelten unbeaufsichtigt auf dem Boden lagen und erst weggeräumt wurden, als wir unsere Kamera darauf richteten. Während eines Großkaliber-Trainings wurde unser Film-Team gar ermuntert "doch auch mal ein paar Schüsse zu machen". Problembewusstsein ließ sich bei den von uns recherchierten Vereinen nicht erkennen. Überraschend war auch, dass nicht einmal die beobachtende Kamera gesetzeswidriges Verhalten änderte: Kinder durften weiter schießen, Container mit Waffen blieben unverschlossen…um nur einige Beispiele zu nennen. In intensiven Gesprächen wurden alle Film-Protagonisten mit Kritik, Hoffnung, Wünschen von außen und Gesetzeslage konfrontiert. Bei Antworten, die überraschten, wurde nachgefragt. Äußerungen wie "Winnenden ist einfach blöd gelaufen" oder "die Eltern sollten jetzt Ruhe geben, irgendwann muss gut sein", wurden aber von den Schützen als völlig angemessen angesehen. Die Möglichkeit, missverständliche Äußerungen zu korrigieren, wurde nicht wahrgenommen, trotz wiederholter Nachfragen und obwohl einige Protagonisten Personen in verantwortlichen Vereinspositionen waren. Wir mussten also davon ausgehen, dass sie im Namen des Vereins sprechen konnten. Da wir zahlreiche kritische Zuschriften - fast ausschließlich von Schützen - erhalten haben, möchte ich Ihnen nachfolgend Informationen zu einigen Detailfragen geben, die immer wieder gestellt wurden: Eine lautet, im Film werde behauptet, mit einem Bogen könne nicht getötet werden. Der Filmtext sagt ausschließlich: "Ein Amoklauf - damit schwer vorstellbar". Eine weitere, Hans Schimko habe plötzlich - geläutert nach dem Amoklauf- mit der Bogenschießen begonnen. Im Film jedoch fragt die Reporterin beim Bogenschießen: "Und, ist das für Sie eine echte Alternative?" Und Herr Schimko antwortet: "Ja, wunderbar, ist ein Ausgleich. So familiär, an der frischen Luft. Wunderbar." Er setzt sein Verhalten verbal selbst gar nicht in einen Zusammenhang mit seiner vorherigen Sportvorliebe. Abschließend möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, dass wir in vielen Gesprächen mit Schützen erfuhren, dass jegliches Nachdenken über die Thematik innerhalb vieler Vereine Irritationen auslöste. Wer als Schütze nach Winnenden und den anderen Amok-Taten ins Grübeln kam, der musste zumindest damit rechnen, dass seine Vereinskollegen ihn als "Nestbeschmutzer" erlebten, einige wurden nach Aussagen von Insidern gar bedroht. Keiner dieser Schützen traute sich, seine Nachdenklichkeit öffentlich zu machen. Wenn Sie also in diesem Film die nachdenklichen Stimmen von Schützen zu Winnenden und den anderen Amokläufen mit Schützenwaffen vermissen, dann mag das auch daran liegen, dass der vermutete und erlebte Gruppenzwang in so manchen Schützenvereinen öffentliches Nachdenken anscheinend nicht zulässt. Sollten Sie Mitglied in einem Verein sein, der sich auch für das Schicksal der Opferfamilien interessiert, würde sich die von uns vorgestellte Initiative sicherlich über einen Kontakt und ein konstruktives Gespräch sehr freuen. Freundliche Grüße Maria Dickmeis Maria Dickmeis Programmgruppenleiterin Religion und Bildung TV Tel.: 0049221-220-3985/6 Fax: 0049221-220-4846