Selbstverteidigung - wann ja, wann nein?

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 2.083 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. Oktober 2004 um 14:29) ist von XXL.

  • Hier im Forum tauchen immer wieder Fragen auf, ob dieses oder jenes Mittel zur Selbstverteidigung (SV) geeignet wäre oder nicht.
    Vom kleinen Tränengas für die Handtasche oder die dicke 9mm im Schulterholster, über Knüppel und Messer, bis hin zum Elektroschocker. Wie sehr oder weniger geeignet die einzelnen Mittel sind, will ich mal dahingestellt lassen. Gehen wir mal davon aus, dass die Mittel ALLE ausreichend funktionieren (den/ die Gegner außer Gefecht setzen), KEINE gesundheitlichen Schäden zurückbleiben und Dass man sich nicht SELBST gefährdet( gefährden kann.Klingt alles utopisch und das ist es wohl auch. Aber wie gesagt: wir gehen mal davon aus, dass es klappt und du entsprechend ausgerüstet bist oder eine Kampfsportart meisterlich beherrschst . . . Situation 1) Es ist spät abends und dunkel und du musst, weil du den Bus verpasst hast, den Weg bis zur S-Bahnstation zu Fuß hinter dich bringen. Es ist nicht dein „Viertel“, denn du hast hier nur einen Kumpel besucht. Du selbst wohnst am anderen Ende der Stadt. Da tauchen zwei junge Menschen aus dem Dunkel vor dir auf und verlangen Geld, Handy und Zigaretten. Einer der beiden unterstützt seine Forderung mit einem aufschnappenden Springmesser. Wie reagierst Du? Situation 2) Es ist spät abends und dunkel und du musst, weil du den Bus verpasst hast, den Weg von der S-Bahnstation bis zu dir, zu Fuß hinter dich bringen. Nur noch ein paar Hundert Meter und du bist zuhause. Da tauchen zwei junge Menschen aus dem Dunkel vor dir auf und verlangen Geld, Handy und Zigaretten. Einer der beiden unterstützt seine Forderung mit einem aufschnappenden Springmesser. Wie reagierst Du?

    Fördermitglied des VDB.

  • hm, jetzt mal ohne scheiß, wenn ich eine ssw dabei hätte, würde ich sagen: ja, okay, ich gebe euch geld, dann in die tasche greifen und die erma rausholen. durchladen und dem ohne messer an die schläfe halten, sofern das ohne eingreifen des messerhelden möglich ist. dann so laut es geht hilfe rufen. greift der messermann an, schieße ich. klingt blöde, ich weiß, aber solche fragen sind nunmal schwer zu beantworten,
    bevor jetzt einer meint, er müsse das kritisieren, es ist im warmen zimmer vor dem pc als idee entstanden, wie man letztlich reagiert, kann man nie sagen ... :new16:

    btw: ist dir das passiert?

    jens


  • Irgendwie ist mir die Formatierung voll in die Wicken gegangen...
    Ich hoffe, so kann man es besser lesen.


    P.S.: Nein, das ist mir beides - Gott lob! - noch nicht passiert!

    Fördermitglied des VDB.

  • okay, umso besser. ich denke, es hängt auch stark vom auftreten der beiden ab. sind sie besoffen? punkt für mich. sind sie jung (14) - punkt für mich. weglaufen wäre vielleicht auch ne sache, kommen sie hinterher, dann hat man ein problem und sollte sich auf einen "kampf" gefasst machen. lassen sie es, ggf. gleich polizei benachrichtigen.

    jens

  • Irgendwie ist mir jetzt der Unterschied zwischen den beiden Situationen nicht so ganz klar. Meinst Du jetzt weil man in Situation 2 (theoretisch, vielleicht, unter Umständen) bei kurzzeitigen Überwinden der Gegner sein Zuhause erreichen könnte? Oder welchen Unterschied mach es sonst wo man Überfallen wird?

    Der Schilderung nach würde ich wohl versuchen zu deeskalieren und Handy, Zigaretten und Geld aushändigen. Raub zahlt bei mir die Außenversicherung der Hausrat.

  • Ich kann nicht ernsthaft auf die beiden Möglichkeiten eingehen, weil ich nicht weiß,
    wie gut ich den Stress in diesem Moment verarbeiten kann.
    In unangenehmen Situationen, d. h. nahe vor einer Schlagerei oder räumlich nah dran an einer solchen,
    haben mich auch schon Leute eingeschüchtert, denen ich körperlich ziemlich sicher überlegen war.
    Andersherum habe ich das aber auch schon manchmal erlebt.

    Fühlt man sich einer Situation gewachsen, und ist zu allem entschlossen, wird das
    einem der Angreifer auch anmerken.
    Ist man aber schon von der Angst überwältigt, ist man es dann auch meist schon so gut wie.

    Da man aber gegen ein Messer eigentlich nur den kürzeren ziehen kann, würde
    ich ausloten, ob ich noch flüchten kann.
    Wenn nicht, würde ich mein Hab und Gut herausgeben.

    Ein abgewerter Angriff hält ja auch nur einen Moment. Wenn man die Leute selbst
    verletzt, begegnet man ihnen vielleicht wieder.
    Es gibt immer noch viel zu viele Wenns und Abers.

    Insgesamt kann ich nur feststellen: wenn mir solche Typen nicht mein Leben
    und meine körperliche Unversehrtheit garantieren könnnen,
    kann ich das bei ihnen auch nicht.

    P.S. Auf das es hier nicht aus dem Ruder laufen möge.

  • Zitat

    Original von Murat
    Irgendwie ist mir jetzt der Unterschied zwischen den beiden Situationen nicht so ganz klar. Meinst Du jetzt weil man in Situation 2 (theoretisch, vielleicht, unter Umständen) bei kurzzeitigen Überwinden der Gegner sein Zuhause erreichen könnte? Oder welchen Unterschied mach es sonst wo man Überfallen wird?

    Naja, wir hatten hier erst vor kurzem den Thread "Pfefeerspray zur SV", wo ein einzelner User sagte, dass er sich einer permanenten Bedrohung auf seinem Heimweg ausgesetzt sähe.

    Ich denke, dass man eher
    A) in fremder Gegend, zum Gegenangriff übergehen könnte, als
    B) vor der eigenen Haustür, wo die Revanche auf dem Fuße (ein paar Tage später) folgen könnte.

    Andererseits kann man in beiden Situationen auch nicht wissen, ob das nur die Vorhut ist und ob da im Falle der Eskalation nicht noch ein Dutzend mehr auftaucht.

    Fördermitglied des VDB.

  • Situation 1: mit dem Telestock auf die messerführende Hand schlagen, in der Hoffnung, daß der 2. Angreifer genug Teamgeist besitzt, sich und den Kumpel mit der schweren Mittelhandfraktur in Sicherheit zu bringen, dann rennen.

    Situation 2: tja, bloß noch rennen?

    Es ist nur verzwickt! :(

    FWR-Mitglied 29365

  • Zitat

    Original von 5-atü
    Ich denke, dass man eher
    A) in fremder Gegend, zum Gegenangriff übergehen könnte, als
    B) vor der eigenen Haustür, wo die Revanche auf dem Fuße (ein paar Tage später) folgen könnte.

    Ach so.. ich dachte jetzt z.B. an das Thema Elektroschocker, der ja einen Angreifer (wie schon oft gehört und neulich bei Jackass bewiesen) kaum 4-5 Sekunden außer Gefecht setzt, womit dieses Mittel wohl nur wirksam ist wenn man gut rennen kann oder aber eine sichere Zuflucht in absoluter nähe weiß.

    Wobei man bei deiner Aufzählung nicht vergessen sollte das die meisten (zumindest ich, ich schleiße einfach mal auf andere) einen gewissen Heimschutztrieb haben. Ob ich 500 Meter von meiner Wohnung entfernt die Schlüssel und vieleicht noch die Brieftasche mit Ausweis (und Adresse) aushändigen würde ist fraglicher als Geld, Handy und Zigaretten. Um so mehr wenn man auch noch Frau und Kinder in der Wohnung weiß.

  • Hallo,

    ich habe Anfang der 80er mal eine Situation in Spanien erlebt.
    Ein Niederländer, mein Freund und ich mir waren in so einem Zug unterwegs der an jedem Bahnhof anhält. Richtung Portugal. Der Niederländer kannte sich aus und hat das Abteil verriegelt, wegen der Getanes. Wir dachten er wäre paranoid. Irgendwann rappelte die Tür und ging schließlich auf. Herein kamen 4 recht junge Burschen und forderten Tabak, Geld und Klamotten. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen ließen 2 ihre Stilette aufspringen. Der Niederländer griff in seinen Beutel und zog ein großes Fleischmesser und schnitt sich damit eine Scheibe Brot ab. Obwohl ich echt ANGST hatte wollte ich da nicht zurückstehen. Die Räuber hatten nur Augen für den mit dem Messer, so konnte ich mein eigens aus dem Rucksack hohlen, mein Freund hat das selbe getan. Als die R. das dann bemerkten zuckte der Älteste von ihnen mit der Schulter und sie verließen das Abteil.

    Daraus hab ich gelernt das Räuber oder andere Kleinkriminelle nicht auf Kampf sondern auf Beute aus sind. Und wenn man die eigene Kampfbereitschaft deutlich zeigt das sie dann das Weite suchen, weil Risiko und Gewinn in keinem guten Verhältnis stehen.

    Ich denke das ist die Regel es wird sicher auch Ausnahmen davon geben aber nur wenige.

    Gruß Acerbus

  • glücklicherweise wurde mir schon in der ersten judo stunde die mächtigste technik zur selbsverteidigung beigebracht die die welt kennt, welche man in fachkreisen als rennsoschnellwiedukannst-technik bezeichnet.

    wenn das aussichtslos erscheint rück ich halt mein geld raus und präge mir die kerle ein.


    p.s.
    grundaätslich transportiere ich geldscheine und münzen nicht in meinm portemonaie sondern in den hosentaschen. denn die ganzen ausweise und papiere die im portemonaie ihren platz haben sind ein paar dimensionen wertvoller für mich als die 5-20€ die ich an normalen tagen mit mir rumtrage.

    im ausland speziell in nicht urbanen gegenden würde ich jedoch ohne anstalten meine habe hergeben. oftmals sind kriminelle dort risikofreundlicher und scheren sich nen dreck von messern gebrauch zu machen auch wenns überflüssig ist

    Einmal editiert, zuletzt von PicNica (26. Oktober 2004 um 16:14)

  • Daraus hab ich gelernt das Räuber oder andere Kleinkriminelle nicht auf Kampf sondern auf Beute aus sind. Und wenn man die eigene Kampfbereitschaft deutlich zeigt das sie dann das Weite suchen, weil Risiko und Gewinn in keinem guten Verhältnis stehen.

    Wie gut das jeder Mensch gleich ist und gleich reagiert.
    Im Ernst:
    Das glaubst Du doch selber nicht,das man das so pauschalisieren kann.
    Könnte auch ziemlich in die Hose gehen.

    Es soll auch Leute geben,die dann zuschlagen.Habe ich mal erlebt.
    Zum Glück waren es auf beiden Seiten nur Prellungen und nichts ernstes.

    Ich denke man sollte jegliche Eskalation vermeiden.
    Denn Geld oder Zigaretten kann man ersetzen,die eigene Gesundheit nicht.

    Und das ist der springende Punkt,ich wüsste kein materielles Gut,das es wert wäre ,das man dafür getötet wird.

    Einmal editiert, zuletzt von snoop (26. Oktober 2004 um 17:33)

  • Zitat

    Original von PicNica

    im ausland speziell in nicht urbanen gegenden würde ich jedoch ohne anstalten meine habe hergeben. oftmals sind kriminelle dort risikofreundlicher und scheren sich nen dreck von messern gebrauch zu machen auch wenns überflüssig ist

    1.Wersich unterwirft :huldige: ist dadurch noch lange nicht vor Gewalt sicher. (Zeugenbeseitigung / Einschüchterung)

    2.Ich halte Städte für gefährlicher. Siehe auch Kriminalstatistiken.

    3.Ein Messer tut weh wenn nicht Schlimmers das wissen gerade solche Leute ziemlich genau.

    4.Risikobereitschaft hängt vom sozialen Umfeld ab, den möglichen Folgen, und dem Beutehunger ab.

    5. Du mußt nach einer solchen Demütigung auch noch weiterleben.

    Also ich sehe in Ängstlichkeit mehr Nach- wie Vorteile.

    Gruss Acerbus

  • Naja, ich meine mit "heimatnah" auch solche SItuationen, die einem öfter begegnen können, weil es auf einer festgelegten Route und immer zur gleichen Zeit passieren kann,
    z.B. auf dem Schulweg oder zur Sportstätte, etc.

    Denn was in einer einmaligen Situation vielleicht glückt, könnte sonst zu einem größeren Problem werden.
    Einen fairen Kampf, womit auch immer ausgetragen, gibt es auf Straße und Schulhof leider nicht mehr.
    Denn ist die erste Schlacht erfolgreich geschlagen, gibt der Gegner nur selten klein bei und sagt sich "na gut, meine Schuld, warum musste ich ihn auch angreifen?!".
    Es wird viel mehr darauf hinauslaufen, dass der Angreifer, aus Rachsucht und verletztem Stolz noch weitere Kumpels um sich schart, um seine Revanche zu bekommen.

    Fraglich ist nur, was soll man tun?

    a) sich jedes Mal abziehen* lassen und hübsch das Geld & Co. herausgeben,
    sich sozusagen jedes Mal aufs Neue "melken" lassen?

    ODER

    b) eine viel größere Eskalation der Gewalt herauf zu beschwören?


    Bliebe aber noch Möglichkeit

    c) der Täter-Opfer-Ausgleich.

    Fördermitglied des VDB.

  • in so Fälle spielen halt immer noch andere Sachen rein, und man kann nie wissen, wie man sich dann letztendlich verhält.
    Weitere Faktoren wären vielleicht:
    -wie viel Geld habe ich dabei
    -wie sind die Typen (hart oder innerliche Ängsthasen)
    -wo habe ich die SSW und welche hab ich dabei
    -wie bin ich grad drauf, hab ich schon Alk getrunken
    -wo passiert mir die ganze Sache

    Also generell würde ich sagen einfach das herzugeben, was von einem verlangt wird. Weglaufen ist auch so ne Sache. Wenn die Typen einen wieder bekommen, sind die sicher nicht netter zu einem. Oder einer zückt ne scharfe Waffe...man darf sich garnicht ausmalen, was alles passieren könnte.

  • Zitat

    Original von 5-atü
    Naja, ich meine mit "heimatnah" auch solche SItuationen, die einem öfter begegnen können, weil es auf einer festgelegten Route und immer zur gleichen Zeit passieren kann,
    z.B. auf dem Schulweg oder zur Sportstätte, etc.

    Fraglich ist nur, was soll man tun?
    .

    Das ist eine schwierige Situation.

    Aber wenn man klein beigibst dann könnte es einem so gehen wie dem Schüler in Hildesheim der monatelang gefoltert wurde.

    Die Familie Ist die beste Möglichkeit, wenn man eine funktionierende hat.

    Polizei gibt sich mit solchen Sachen wahrscheinlich nicht ab. Obwohl es räuberische Erpressung und Bandenkriminalität ist.

    Vielleicht hilft das Buch: Die Strategie des Siegers (Sun Tsu) in der Übersetzung von G. Wing. Ich nutze das sehr oft allerdings mehr in geschäftlicher Hinsicht. Lesen lohnt aber in jedem Fall

    Gruß Acerbus

    Einmal editiert, zuletzt von Acerbus (26. Oktober 2004 um 18:35)

  • Ich würde je nach dem was ich dabei hab :
    Mit Teleskopschlagstock auf die Hand schlagen und je nach dem wie der andere reagiert, dem noch eine gegen das Knie schlagen und dann abhauen.
    Bei csgas : Versuchen zu tun wie wenn ich die Aufforderung befolgen würde, stattdessen gas rausholen und einmal einnebeln, dann abhauen.

  • Zitat

    Original von snoop
    Hast DU speziell Angst davor,abgezogen zu werden?

    Nein, eigentlich nicht. Die letzte reale Begegnung dieser Art liegt schon ca. 15 Jahre zurück. Und ich habe sie damals wohl richtig gelöst - gewaltfrei und ohne Herausgabe meines Bargelds.

    Mittlerweile, als Autofahrer und erwachsener, selbstsicherer Mensch mache ich mir da auch weniger Sorgen, abgezogen zu werden.


    Sorgen bereiten mir hier eher einige Äußerungen (in anderen Beiträgen), dass nun diese oder jene Bewaffnung die richtige sei; gepaart mit dem Irrglauben, man könne mit einem Streich das Problem durch Gewaltanwendung lösen.

    Fördermitglied des VDB.