Aubey Messer, Teil 2: Die Idee der Deutschen von einem japanischen Messer

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 2.743 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. August 2022 um 18:20) ist von PR90.

  • Da schaut man nun also weiter, was Aubey noch so für tolle Messer anbietet. Und ich stieß auf ein Messer, dessen Design ich schon vorher interessant fand. Es kam mir nicht nur so vor, ich hatte das Messer quasi schon vorher gesehen. Und zwar bei Böker. In der Böker Plus Serie gibt es ein schlankes Messer dessen Design japanisch anmuten soll, Kwaiken genannt. Dem neo-japanischen Design, welches ursprünglich von Lucas Burnley (Burnley Knives) erdacht wurde, entsprang durch Böker eine breite Serie verschiedener Folder. Darunter das Kwaiken Flipper (je nach Version 80 bis 300€), welches zweifellos die Vorlage für das Messer von Aubey war das ich euch heute vorstelle.

    Es ist genau genommen also die amerikanische Idee eines japanischen Messers, umgesetzt von Deutschen und kopiert von Chinesen. Ein multinationales Projekt möchte man meinen. :D

    Geliefert wird dieses Messer ebenfalls im Karton ohne Einlage, mit Anleitung.

    (Bitte entschuldigt die Fotoqualität, die Kamera war offensichtlich mit dem Hintergrund überfordert.)



    Auch eine Gürteltasche ist wieder mit dabei, diesmal ist diese aber zumindest aus Cordura gefertigt. Die Verarbeitung ist ok. Allerdings ist die Tasche viel zu breit für das schmale Messer, es poltert darin ohne Halt hin und her.



    Hier sieht man auch direkt den einzigen, gewollten Designunterschied zum Kwaiken, die Struktur der Griffschalen. Die Form ist aber identisch. Sie bestehen aus Aluminium und sind schwarz beschichtet. Die Beschichtung, welche einen seidenmatten Glanz hat, ist recht empfindlich. Ohne es viel benutzt zu haben, hat die Oberfläche der Griffschalen innerhalb von zwei Tagen schon diverse kleine Kratzer gesammelt. Die Struktur wirkt optisch griffig, ist tatsächlich aber sehr glatt und ist nicht besonders rutschsicher.



    Die Daten:

    Gesamtlänge: 212mm

    Klingenlänge: 90mm (ab vorderster Griffkante gemessen)

    Grifflänge: 124mm

    Griffhöhe: 21-23mm

    Griffstärke: 13mm ohne Clip, mit Clip 17mm

    Klingenstärke: 2,8mm

    Klingenstahl: 5Cr13MoV mit 57HRC (laut "Hersteller")

    Gewicht: 125g

    Preis: 20€ (Stand Mai 2022, Amazon.de)



    Auch bei diesem Messer verwendet Aubey wieder Kugellager. Das sorgt auch hier wieder für ein schnelles und spielend leichtes Öffnen der Klinge. Wenn auch nicht ganz so effektvoll wie bei der TS20 Kopie, was der dünneren und leichteren Klinge geschuldet ist. Und auch der schwach ausgeführte Linerlock trägt dazu bei. Dieser ist sehr dünn und hat nur minimalsten Kontakt zur Klingenwurzel. Dennoch hält er die Klinge sicher. Auch mehrfache harte Schläge auf den Klingenrücken ließen den Liner nicht abrutschen.


    Die Verarbeitung ist gesamt betrachtet ok für ein 20€-Messer. Alle Kanten sind sauber, gleichmäßig und gratfrei. Die Klinge hat leichtes seitliches Spiel, was aber nur unter größerer Krafteinwirkung auffällt. Die Schneide ist sauber und gleichmäßig geschliffen. Out of the Box ist die Schärfe gut.



    Klappt man das Messer zusammen, versenkt sich die Klinge gut im Griff. Die Arretierung greift ordentlich zu und hält die Klinge sicher in Position. Sie steht mittig zwischen den Griffschalen und die Schneide hat keinen Kontakt zu den Griffteilen. Allerdings gibt es hier ein kleines Problem. Die Klinge wird so tief versenkt, dass auf der anderen Seite die Schneide mit den Fingerspitzen berührbar ist. Es müsste zwar mit dem Teufel zugehen, aber es ist theoretisch tatsächlich möglich sich leicht zu schneiden, obwohl das Messer geschlossen ist. Eigentlich ein No-go für jedes Taschenmesser, unabhängig vom Preis...



    Am hinteren Ende des Griffes finden wir neben einem 4mm Lanyardhole und einem eher stumpfen Glasbrecher, auch einen Clip. Dieser ist nicht umsetzbar und hält nicht an dünnem Stoff. Da braucht es schon wenigstens den Saum einer Jeans, besser noch einen Gürtel. Das liegt nicht etwa daran dass er zu weich wäre. Es ist nur die Form die nicht passt. Man müsste den Clip etwas biegen, damit er vernünftig anliegt. Er lässt noch gut 25mm des Messers aus der Tasche ragen.




    Fazit:

    Leider fällt diese Kopie nicht ganz so überzeugend aus. Was Aubey hier abliefert ist zwar immer noch brauchbar, kann mit vielen Messern gleichen Preises aber nicht mithalten. Zumindest hat man hier die Möglichkeit den Nutzwert der Klingenform für wenig Geld zu testen, bevor man sich das teure Original von Böker kauft. Und man muss leider sagen, es gibt durchaus schlechtere Messer für 20€.


    Im nächsten und letzten Teil dieser Reihe setzen wir dem Kopierwahn die Krone auf. Es wird um einen massiven Folder gehen der im Original mehr kostet als manche für ein Gewehr ausgeben würden und was Aubey daraus gemacht hat. ;)

  • Nachtrag zur Haltbarkeit des Messers insgesamt.

    Benutzt habe ich das Messer zuhause zum öffnen von Briefen und Paketen. Bereits jetzt, nach nicht mal drei Monaten und bei schonender Behandlung, zeigt das Messer Gebrauchsspuren welche man eher nach einem Jahr erwarten würde. Die schwarze Beschichtung der Griffschalen ist sehr empfindlich. Ohne es grob behandelt zu haben, schimmert schon an vielen Stellen das Aluminium durch. Auch die Beschichtung der Klinge hat deutliche Abschürfungen obwohl sie bisher nur mit Klebeband, Papier und Pappe in Berührung kam.

    Aber es wird noch besser. Das seitliche Klingenspiel ist deutlich schlimmer geworden. Das ist eigentlich ein No-Go für die kurze Nutzungsdauer und den einfachen Einsatzzweck.

    Immerhin öffnet es immer noch super und die Schneide hat noch nicht an Schärfe verloren.

    Somit bleibt es weiterhin als Brief- und Paketöffner im Einsatz. Für mehr taugt es wohl leider nicht.