Nayin - Afrikanische Armbrust - ein etwas anderer Aufbau / Konstruktion

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.045 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. Januar 2021 um 22:34) ist von Delphin.

  • Kürzlich bin ich zufällig hierüber „gestolpert“:

    Was ich bei dieser AB recht interessant finde, ist der etwas andere Aufbau !


    Die westafrikanische Armbrust hat einen charakteristischen gespaltenen Schaft wie sie auch skandinavische Armbrüste haben.

    Es wird angenommen, dass europäische Händler im Spätmittelalter diesen Armbrusttyp in die Bucht von Benin brachten wo dieser kopiert wurde.


    Die Nayin ist eine Armbrust des westafrikanischen Volkes der Pangwe, die zur Sprachfamilie der Fang gehören und auf den heutigen Gebieten von Äquatorialguinea, Gabun und Kamerun leben. Die Eigenbezeichnung der Pangwe für die Armbrust ist mban.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nayin

    http://web.prm.ox.ac.uk/weapons/index.…-224/index.html


    Beschreibung

    Die Nayin besteht aus Holz. Der Schaftist vorn breiter, etwa in der Form eines Entenkopfes. Ein quer durchgehender quadratischer Ausschnitt dient als Halterung für den Bogen, der mit einem Zapfen fixiert ist. Am Ende ist der Schaft dünner und gespalten. Der untere Teil des gespaltenen Schaftes ist sehr dünn gearbeitet, und nur noch an einem kleinen Stück mit dem Schaft verbunden. Es gibt zwei Arten: bei der einen ist das untere Blatt aus dem oberen Holz nur gespalten, bei der anderen wird das untere Teil lediglich am oberen befestigt. Im oberen Teil ist eine Aussparung gearbeitet, die die Sehne aufnehmen kann und diese festhält.

    Zum Spannen werden beide Füße auf den Bogen gesetzt und die Bogensehnemit beiden Händen zum Schloss gezogen, bis diese einrastet. Alternativ wird der Schaft unter die Achsel geklemmt, das Knie gegen den Bogen gestemmt und die Sehne mit den Händen in die Kerbe gezogen, wobei der Zapfen und das untere Blatt etwas nach unten gedrückt werden.

    Zum Abschuss wird der dünnere Teil des Schaftes nach oben gepresst, man drückt die beiden Schaftblätter hinten zusammen. Auf dem dünneren Teil ist ein Zapfen angebracht, der die Sehne aus der Nocke drückt und somit den Schuss auslöst.

    Es gibt zwei verschiedene Pfeilarten für die Nayin. Die erste Version ist etwa 60 cm lang, hat eiserne Spitzen und wird für größeres Wild benutzt. Die zweite Version, ebe genannt, besteht aus dünn geschnitzter Raphiablattstielrinde und ist etwa 30 cm lang. Da sie keine eisernen Spitzen besitzen, sind sie so leicht, dass sie vom Schaft der Armbrust durch den Wind heruntergeweht werden könnten. Um dies zu vermeiden, ist der Schaft im Bereich der Pfeilauflage mit Bienenwachs oder Gummiartigem bestrichen. Im unteren Schaftbereich ist eine Höhlung angebracht, in der ein Vorrat an diesem Gummi aufbewahrt wird. Beim Gebrauch wird eine gewisse Menge auf eine kleine Stelle auf der Pfeilauflage aufgebracht und der Pfeil darauf aufgelegt. Die ebe-Pfeilspitzen werden in der Regel mit Gift bestrichen.

    Für den Schaft wird Holz aus der Familie der Annonengewächse (Annonaceae) wie Meiocarpidium, Xylopia und Hexalobus verwendet. Für den Bogen wird das stärkere Holz aus den Familien der Icacinaceae, Seifenbaumgewächse(Sapindaceae), der Rinorea, Rubiaceae, Randia und Trichoscypha genommen. Die kurzen Pfeile (Fang: ebe) werden aus der Blattstielrinde der Raphia gefertigt. Sie sind am unteren Ende gespalten, so dass ein dreieckiges Blattstück als Flugsicherung eingeklemmt werden kann.

    Das Pfeilgift wird aus zu einer Paste zermahlenen Samen von Strophanthusgewonnen, Tessmann vermutet aus der Strophanthus kombé, wobei zirka 250 µg je kg Körpergewicht anzusetzen sind. Mit der Armbrust werden Meerkatzen, Eichhörnchen und kleinere Vögel gejagt. Trotz ihrer Wirksamkeit wurden Armbrüste nicht als Kriegswaffe eingesetzt. Die Armbrüste weisen oft eine geschnitzte geometrische Verzierung auf.

  • Large crossbow of african warrior wood Fang Gabon Africa 114cm nineteenth

    HIER ist sehr schön der „gespaltene“ Schaft zu sehen, bei dem man durch „zusammen drücken“ desselben dann den Schuss auslöst.

    Great old warrior crossbow, hardwood, origin Fang Gabon, XIXth century.

    This crossbow is in good condition, in its own juice.

    A note: trace of restoration on the upper part of wood that can be removed (traces of glue, and a screw), small accidents on the wood, wear of the patina, look at the photos (see red arrows) .

    Data sheet

    • Width 50,5 cm
    • Longueur 114 cm

    https://www.antiques-delaval.com/en/various-col…4cm-xixeme.html

    3 Mal editiert, zuletzt von Delphin (7. Januar 2021 um 22:06)

  • Eine seltene Armbrust der Pygmäen in Süd-Kamerun.

    26.05.2015 - 15:00

    Erzielter Preis:
    **EUR 750,— / USD 920 ,-

    Schätzwert:
    EUR 1.200,- bis EUR 1.600,-
    USD 1.500 ,- bis USD 2.000 ,-

    Die Armbrust als Waffe ist von europäischen Händlern im 15. oder 16. Jahrhundert nach Westafrika gebracht worden. Auch heute noch kennen die Yoruba und Mandingo in Nigeria die Armbrust als Jagdwaffe. Aber auch die Fang und die kleinwüchsigen Pygmäen in Kamerun benutzen die Armbrust zur Jagd auf kleine Tiere und Vögel.

    Konstruktion und Gebrauch der westafrikanischen Armbrust, auch 'Nayin' oder 'Mban' genannt: Der lange Schaft ist der Länge nach in einen oberen und einen unteren Teil gespalten. Drückt man den unteren Teil des Schaftes nach unten, so gibt ein kurzer Stempel eine Quer-Nut im oberen Schaft frei. In diese Nut legt man jetzt die Sehne der Armbrust ein. Und vor ihr einen Pfeil. Lässt der Jäger nun den unteren Schaftteil los, so drückt der Stempel die Sehne aus der Nut und die Armbrust 'schießt' den Pfeil nach vorne. Dieses technische Prinzip der Armbrust mit gespaltenem Schaft hat es auch in Skandinavien gegeben.

    Vorliegende Armbrust der Pygmäen in Süd-Kamerun ist ein komplettes, funktionsfähiges Objekt, mit guter, alter Gebrauchs-Patina. Dazu ein Pfeilköcher mit Pfeilen, sowie mit drei angehängten, schwarz gefärbten Jagd-Amuletten, aus Holz und Bein geschnitzt (Köcher und Pfeile scheinen relativ neu zu sein).

    1. Hälfte 20. Jh. (Armbrust);
    L: 105 cm, B: 46 cm (Armbrust). (ME)

    Provenienz: Direkt von Pygmäen im Gebiet der heutigen Stadt Lolodorf, in Süd-Kamerun, erworben. Österreichische Privatsammlung.

    Zusatzabbildung:
    Ein Pygmäe auf der Jagd im Urwald in Süd-Kamerun, mit einer Armbrust vom Typ, wie die oben angebotene Jagdwaffe.
    Foto: Privat
    Experte: Prof. Erwin Melchardt


    https://www.dorotheum.com/de/l/2782795/

    2 Mal editiert, zuletzt von Delphin (7. Januar 2021 um 22:04)