Frage an die Flintenkenner: Sabot-Slugs

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 7.305 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Februar 2007 um 15:24) ist von tomba.

  • Ein Treibspiegel ist eine Umantelung eines unterkalibriegen Geschosses, welche in Schußrichtung im allgemeinen einen Trichter hat, wo die Geschoßspitze hervorschaut. Nach Verlassen des Laufes drückt der Luftdruck / -widerstand den vorperforierten Treibspiegel in drei oder mehr Teile auseinander und das Geschoß fliegt alleine weiter.
    Eine solche Munition ist zivilen Personen verboten, staatliche Organisationen nutzen eine solche Munition in bestimmten Fällen ( z.B. das panzerbrechende Wuchtgeschoß ( Wolframkarbidkern ) des Kampfpanzers und Schützenpanzers der Bundeswehr ).

    Wenn bisher die Sabot-Slugs nicht verboten sind, so liegt das wahrscheinlich daran, das gezogene Flinten noch nicht lange genug auf dem Markt sind, damit die zuständigen Behörden sich damit befassen.
    Ähnliches hatten wir schon mit diversen Vorderladern wie Tingle-Pistole oder Neumann-Derringer. Die wurden jahrelang frei ab 18 verkauft, bevor sich die Behörden damit beschäftigten und diese Waffen WBK-pflichtig wurden.

  • @ sunni
    tut mir Leid wenn man dir da widersprechen muß, aber um nochmals kurz auf die Schrotmunition zurück zu kommen: :confused2:
    Treibspiegel wird es ja nicht unbedingt genannt, aber im Prinzip könnte man es irgendwie so ansehen. Die meisten Sorten die wir verschießen weisen einen Beutel (eben einen sog. Schrotbeutel) auf, in dem sich die Kügelchen befinden. Beim sportlichen Schießen wirst du sicher kaum noch jemanden antreffen, der die Kugeln "blank", also nur mit einem Filzpfropfen, durch den Lauf schickt. Bei einigen Sorten (auch Brennecke) sieht man das jedoch noch. Der Schrotbeutel ist übrigens aus Kunststoff und zerfellt nicht in mehrere Teile. Zumeist ist eine Sollbruchstelle vorgesehen, sodaß er in 2 oder 3 Teile aufklappt.und die Garbe ungestört wegfliegt. Bei "Flinen" mit gezogenem Lauf verändert sich aber die Deckung und man kann sie evtl noch beim Skeet einsetzen - streuen nach meiner Erfahrung immer wie wild, was auch zu erwarten war.

    Eins noch als Nachtrag:
    Nicht das nun jemand auf die Idee kommt nun Munition zu delaborieren um sich das mal an zu schaunen - nicht gerade ungefärhlich und im übrigen ja auch verboten! Im Übrigen kann man das Innenleben bei einigen Sorten auch so ganz gut erkennen, da die Hülse recht durchsichtlig ist.

  • Das muss Dir überhaupt nicht leid tun, grey! Ganz im Gegenteil, ich bin als Flintenanfänger für solche Infos dankbar. Wobei ich bisher ja auch nur mit slugs geschossen habe (in meinem Schützenumfeld formiert sich allerdings gerade eine Trap-Gruppe). Bei meinem Kommentar zur Schrotmunition hatte ich die altbekannten Schnittmodelle/-zeichnungen im Hinterkopf, wie man sie in jedem Waffensachkundebuch findet, wobei ich aber glaube, die von Dir erwähnten Bechereinsätze auch schon mal gesehen zu haben. Wie Du selbst schreibst, wird man das aber kaum als wirklichen Treibspiegel bezeichnen können.

    Die Angelegenheit mit den Sabots ist eine verwirrende Sache – dazu habe ich bis jetzt auch keine neuen Informationen. Wahrscheinlich verhält es sich genau so, wie von Vogelspinne oben beschrieben (Anwendungsbereich zu neu, um schon vom Verwaltungsapparat behandelt zu sein).

  • Zitat

    Original von grey..Im Übrigen kann man das Innenleben bei einigen Sorten auch so ganz gut erkennen, da die Hülse recht durchsichtlig ist.

    Ich habe in meiner Sammlung einige Variationen von Flinten-Munition. Ist das unter/hinter dem Slug sitzende Plastikteil bereits ein Treibspiegel?

    Ich habe bisher einen Unterschied zwischen "Treibspiegel" (IMHO wie abgebildet) und "Sabot" gesehen. Der Treibspiegel sitzt hinter dem Slug, die Sabot-Variante sitzt zusätzlich zwischen Slug und Laufinnenwandung, Becherartig trifft es ganz gut?

    Da im Bild die zerlegten Komponenten durch den leicht schrägen Winkel beim photograhieren nicht ganz masstabsgerecht abgebildet wurden, folgender Hinweis:
    Munition Sellier & Bellot, Slug Sport "Special".

    Das Geschoss ist leicht unterkalibrig und wird in der Patrone seitlich durch das weisse Plastikteil zentriert. An diesem Teil sitzt hinten ein breiter Ring am "Treibspiegel" und am vorderen Ende ein schmaler Ring, die zusammen die Führung des Slug übernehmen.

    Also kein Becher, aber doch ein "unterkalibriges" Geschoss. Ab welcher Differenz zwischen Lauf und Geschossdurchmesser kann man von unterkalibrig sprechen?

    Alfred

    P.S. Um Missverständnissen vorzubeugen, die Munition wurde mit entsprechender behördlicher Erlaubnis delaboriert.

  • Hallo Alfred,

    danke für das Einstellen des Fotos!

    Nach meinem Wissen handelt es sich bei einem Stopfen (egal ob aus Filz oder Kunststoff), der hinter dem Geschoss für eine Abdichtung und damit gleichmäßigen Gasvortrieb sorgen soll, nicht um einen Treibspiegel (zumindest nicht um den gesetzlich problematischen Treibspiegelbegriff).

    Ein Treibspiegel stellt eine Umhüllung des eigentlichen Projektils dar und unterbindet den direkten Kontakt zwischen Geschoss und Lauf. Nach dem Verlassen des Laufs platzt der Treibspiegel vom Geschoss ab, wobei dieser Vorgang durch Sollbruchstellen unterstützt wird/werden kann (damit die Trennung vom Geschoss gleichmäßig & zuverlässig erfolgt). Voglespinne hat das IMO sehr gut weiter oben beschrieben.

    Das WaffG spricht hier auch von einer Umhüllung:

    Zitat

    mit einer Treib- und Führungshülse umgeben sind, die sich nach Verlassen des Laufes vom Geschoss trennt;


    Verboten sind diese Treibspiegel bei gezogenen Läufen in Verbindung mit Patronenmunition (d.h. Vorderlader sind natürlich ausgenommen) aus forensischen Gründen, weil eben dadurch, dass der direkte Kontakt von Projektil und Lauf unterbleibt keine Zuordnung zwischen Geschoss und Lauf mehr vorgenommen werden kann. Außerdem könnte man damit Nadelgeschosse herstellen.

    Die Flintenläufer (Slugs) müssen aber ganz allgemein etwas unterkalibrig sein, da sie ja einen etwaigen Choke passieren müssen. Um das Vorbeikommen an der Choke-Bohrung sicherzustellen, haben die normalen Slugs auch die Rillen, die man auch auf Deinem Foto sieht. Die erkennbaren Stege oder „Züge“ dienen nicht dazu, das Geschoss in eine Eigenrotation zu versetzen, sondern werden beim Passieren der Verengung zusammengedrückt (ähnlich einer Knautschzone). Ein Schaden am Lauf wird so verhindert.

    Bei den Sabots hat man wie schon erwähnt ein echtes Treibspiegelgeschoss in Form einer Geschosshülle (das kann der erwähnte Becher sein, es kann sich aber auch um Ringe handeln, die sich seitlich direkt am Geschoss befinden). Aus gezogenen Flintenläufen dürfte man daher die Sabots eigentlich nicht verschießen, was aber derzeit nicht wirklich eindeutig scheint, denn entsprechende Munition für gezogene Flintenläufe wird ja verkauft.

    3 Mal editiert, zuletzt von sunix (13. Februar 2007 um 18:28)

  • Zitat

    Original von sunix....müssen aber ganz allgemein etwas unterkalibrig sein, da sie ja einen etwaigen Choke passieren müssen .....

    @Sunix,

    danke für die super-Erklärung mit viel Hintergrundwissen :huldige:

    Die Sache mit dem Choke hätte ich mir eigentlich selbst denken können :rotwerd:

    Alfred

  • Super Photo Michael,

    jetzt sieht man den "Mantel" beim Sabot deutlich! Das Gummi-Distanzgeschoss kannte ich auch noch nicht. Interessant wäre in welchem Bereich diese Art von "non-lethal" eingesetzt wird.

    Aber dadurch kommen wir zu weit vom Topic weg ;)

    Alfred

  • Mal ne ganz andere Frage zu diesen Slugs: wie ist denn da der Rückschlag?
    Ich habe kürzlich einige Slugs von Federal in 12/76 (die zu 5,50 € für 5 Stück) aus einer Bockdoppelflinte verschossen und die haben einen Rückschlag bis an die Schmerzgrenze.

    u.a. div. Crosman, Podium, Anschütz 275, div. Haenel, CP88, SSP 250, S&W 79G usw.

  • Die S&B Special Slug Sport (12/67,5) sind vom Rückschlag harmlos.
    Zum Vergleich (mit Büchsenmunition) sind 8x57 IS (K98 - ok, mit Stahlkappe am Schaft) um einiges heftiger.

    Ich konnte aber schon einen Schützen beobachten, der 12/76'er Slugs (sogar Sabots ;)) verschossen hat (ebenfalls aus einer Bockflinte). Die betreffende Person ist alles andere als ein Hänfling, aber dass die Munition ordentlich Tritt hat, hatte man ihm angesehen :D.

    €: @ Dicke_Bertha: Prima Foto; wie Alfred schon geschrieben hat, erkennt man den Treibspiegel beim Sabot Slug oben im Bild sehr schön. Der Vollgummi-Slug links im Bild scheint aber auch einen Treibspiegel zu haben – oder täuscht da der optische Eindruck?

    Einmal editiert, zuletzt von sunix (14. Februar 2007 um 10:59)

  • Dankeschön Michael! Ja, jetzt sieht man es gut – ich würde auch sagen, dass das ein komplettes Gummigeschoss ohne Treibspiegel ist.

  • Sportpatronen haben einen Schrotbecher gibt es auch für Jagdpatronen. Sauposten sind nicht verboten. Was verboten ist, ist die Jagd mit diesen. Wie der Name sagt auf Sauen oder auch auf Rehwild. Diese JAgdmethode hat man vor etlichen Jahren noch ausgeführt. Der Schrotbecher trennt sich auch nach Verlassen des Laufes innerhalb ein paar Metern.
    Das gleiche macht der Sabot auch.
    Es ist kein Treibspiegel wie er von den Büchsenpatronen bekannt ist.
    Wenn man mal in einen gezogenen Büchsenlauf gesehen habt und ihn mit einem gezogenen Flintenlauf vergleicht werden da Unterschiede sichtbar!!