Abzugsoptimierung Weihrauch Matchabzug

  • Hallo,

    der Büchsenmacher meines Vertrauens hat den Abzug meiner 97k optimiert. Die, die mich kennen, wissen wen ich meine ;)

    Das Ergebnis möchte ich euch hier präsentieren, auch wenn ich mit dem Abzug noch keinen Schuss abgeben konnte, da die 97k noch demontiert bei dem o.g. Büchsenmacher liegt und auf ein paar Teile aus UK wartet.


    Das Ziel war es, die Schußentwicklungszeit zu minimieren, einen absolut definierten Druckpunkt zu gewährleisten und die Sicherheit in keinster Weise zu beeinträchtigen.


    Ich bleibe meist bei den Bezeichnungen der Weihrauch-Stückliste des Abzugs,


    Die Fangklinke (50d) hält die Kolbenstange fest, der Rasthebel (50a) hält die Fangklinke fest und die „Zunge“ (52a) im Steg (52) blockiert den Rasthebel.

    Wird die Zunge über den eigentlichen Abzug bewegt gibt sie den Rasthebel frei, dieser wiederum die Fangklinke und die Kolbenstange „saust“ unter Federdruck los.

    Die Kontaktstelle zwischen Zunge und unterem Ende des Rasthebels definiert die Qualität des Druckpunktes, wie auch die Kontaktstelle zwischen Hahn und Steg. Um einen sauberen, immer gleichen Kontakt zu gewährleisten, wurde der Hahn gegen ein Vollmessingteil mit eingelegten Hartmetallröllchen von Webley&Venom ersetzt. Dieser Hahn wurde allerdings noch in seiner Außengeometrie nachgearbeitet und angepasst . Der Webley&Venom Trigger ist sündhaft teuer, aber in der Qualität Welten besser als der Original-Hahn.


    Die beiden Röllchen sind die erste und zweite Stufe. Das vordere Röllchen hat am Anfang Kontakt mit dem Steg, das hintere erst in der zweiten Phase des Auslösens. Das hintere hat einen kürzeren Hebelarm zum Drehpunkt des Stegs, daher muss etwas mehr Kraft aufgewendet werden. Der Steg selbst ist aus recht weichem Material, so dass sich die Röllchen nach einiger Zeit geringfügig einarbeiten, was zu Hakeln führt. Deshalb wurde in den Steg ein 1mm Nut eingefräst, in die ein Hartmetallstift eingeklebt wurde.

    Der Büchsenmacher hätte ihn lieber eingelötet, sagt aber, dass er beim Hartlöten schon so manches Teil irreversibel versa-t hat. Die Kontaktfläche der Zunge wurde etwas abgeschliffen in der Geometrie verändert und dadurch auch bewusst nach vorne verlegt (kürzere Zunge). Anschließend poliert. Die Gegenfläche des Rasthebels wurde auch poliert, und die Unterseite in einem etwas anderen Winkel angeschliffen, damit ein freies Durchschwingen des Hebels gewährleistet ist. Die Geometrien dieser Kontaktflächen von Zunge und Rasthebel müssen penibelst aufeinander abgestimmt sein, sagt mein Büchsenmacher.

    Das Resultat dieser Prozedur ist erstaunlich! Der Hahn „schlabbert“ nicht mehr, wenn der Abzug entsichert wurde. Es ist ein sauberes Klicken zu hören, wenn die zweite Stufe, das hintere Röllchen in Eingriff kommt. Mehr später.....


    Wie kann die Schussentwicklungszeit verkürzt werden?
    Hier geht es um Millisekunden! Man kann sich den Auslösevorgang in Extremzeitlupe vorstellen. Wenn die Zunge den Rasthebel freigegeben hat, dreht sich dieser, angetrieben durch die Formfeder (50i) im Uhrzeigersinn. Dabei schleift ihre obere Klinke auf der Fangklinke entlang, außerdem schleift der Rasthebel auf seiner Achse, dem Stift 50g und an der Distanzscheibe 50a. Und, nicht zu vergessen, im eingebauten Zustand mit seiner oberen Seitenfläche an einer der „Schultern“ des Sicherungsstiftes. Dieser drückt nämlich über seine Feder im entsicherten Zustand seitlich von rechts gegen den Rasthebel.

    Überall Reibung und Reibung ist genaugenommen eine Bremse und verlangsamt die Bewegung des Rasthebels. Der Rasthebel, gefertigt und gebogen aus weichem Stahl ist wahrscheinlich das entscheidende Bauteil im Abzug.
    Also: Wege verkürzen, Reibung verringern oder eliminieren...aber vor allem auch die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Originalabzugs beibehalten, da kennt mein Büchsenmacher keine Kompromisse.


    Der Abzug ist ein Hebelgetriebe mit von Kontaktpunkt zu Kontaktpunkt steigender Belastung. Die Berührungsfläche zwischen Zunge und Rasthebel ist nur einer sehr geringen Kraft ausgesetzt, deshalb wurde dort auch nur poliert, um die Reibung zu verringern. Die Belastung der Paarung Rasthebel/Fangklinke ist schon wesentlich größer. Die Belastung der Fangklinke durch die eingerastete Kolbenstange, die unter dem Zug der Hauptfeder steht am größten.

    Die Fangklinke besteht daher auch aus qualitativ hochwertigem, sehr viel härterem Stahl als der Rasthebel. Das Material der Fangklinke ist so hart, dass es kaum anzubohren ist. Der Kontaktpunkt des Rasthebels musste also überarbeitet werden. Hierzu wurde in die Berührungsfläche des Rasthebels eine Nut von 1,2mm Breite und ca. 0,9mm Tiefe gefräst und anschließend längs dieser Nut der Rasthebel mit einem 1mm Bohrer (in die Schmalseite) von vorne nach hinten durchbohrt. In diese Bohrung und Nut wurde ein 1mm Hartmetallstift eingeklebt und der 1mm Stift in der 1,2mm Nut anschließend noch mechanisch verpresst. Nur dieser gehärtete, polierte Stift, der ca. 0,1 mm „übersteht“ berührt die Fangklinke. Hart in Weich auf Hart, also sehr geringe Reibung. Bilder Die Kontaktfläche der Fangklinke wurde natürlich auch poliert, ihre Endkante etwas angeschliffen. Dadurch, dass die Zunge etwas gekürzt wurde, kann sich der Fanghebel auch etwas im Uhrzeigersinn drehen, wodurch wiederum seine Kontaktweg mit der Fangklinke etwas kürzer wurde.


    Durch die einseitig wirkende Formfeder (50h) wird die Fangklinke im hinteren Teil grundsätzlich gegen die linke Seite des Abzugsgehäuses gedrückt und schleift an dieser entlang. Um diese Reibung zu verhindern wurde eine 0,2mm dicke Messingscheibe über die Achse der Fangklinke geschoben und die Fangklinke selbst nach hinten so geschliffen, dass sie sich verjüngt. Diese Maßnahme ist auch völlig unproblematisch, da dass Abzugsgehäuse dort ohnehin eine abgewinkelte Nase (für den Sicherungsstift) besitzt., so dass der Rasthebel dort nie einen Kontakt mit der Fangklinke haben kann. Die Fangklinke „schwingt“ also abgesehen von ihrer Reibung im Achsenbereich völlig frei.

    Die Kontaktstelle der Fangklinke mit der Raste der Kolbenstange wurde auch nachgeschliffen und poliert.

    Blieb das Problem mit der Reibung zwischen Sicherungsstift und Rasthebel. Hier wurde eine recht originelle Lösung gefunden, die Reibung nicht nur zu minimieren sondern ganz zu eliminieren.

    Mit einer Blattfeder wurde eine zweite Raste für den Sicherungsstift eingebaut. Beim Entsichern klickt es jetzt zweimal. Erstes Klicken: Waffe entsichert. Sicherungsstift 0,5mm weiter eindrücken: Zweites klicken, Blattfeder rastet ein. Die Blattfeder wurde in den massiven Abzugsaufnahmeblock eingeschraubt. Diese Idee ist bisher noch nicht so umwerfend. Weil: Diese zusätzliche Blattfeder, nachdem sie einmal in die Nut des Sicherungstiftes (von oben) eingerastet ist, würde diesen für immer und ewig blockieren. Ein Schuss ohne die störende Reibung....alle folgenden ohne Sicherung.

    Der Witz dieser Idee, liegt darin, dass NACH der Schussabgabe die Fangklinke hinten nach oben schlägt und normalerweise hinten oben und innen im Aufnahmeblock anschlägt. Die Blattfeder ist in ihrer Form und Befestigung so ausgelegt, dass die nach oben schnellende Fangklinke die Blattfeder trifft, nach oben drückt und so den Sicherungsstift wieder freigibt, der angetrieben durch seine Feder wieder seine normale Position einnimmt.

    Na gut, ob die nicht mehr vorhandene Reibung zwischen Sicherungsstift und Rasthebel soviel bringt ist ungewiß, aber mein Büchsenmacher hat sich wie ein kleines Kind über diese Idee gefreut!

    Zusätzlich wurde noch eine 1mm starke Gummizunge mit und unter der Blattfeder montiert, um den Schlag der Fangklinke nach oben etwas zu dämpfen. Die Gummieinlage hat ansonsten keine besondere Bedeutung .


    Das Bild zeigt einen Blick von unten in den Aufnahmeblock bei entsichertem Abzug...man kann ahnen, dass der Rasthebel keinen Kontakt mehr mit dem Sicherungsstift hat.

    Die die Einzelteile der Modifikation

    Die Bauteile auf dem Gehäuse "montiert"

    Das letzte Foto zeigt den im Abzugsblock montierten Abzug. Es wird deutlich, wie genau der Hahn an das Gehäuse angepasst wurde. Außerdem ist die Messing-Sicherungsmutter zu erkennen, mit der das Abzugsgewicht fixiert wird. Die schwarze Innensechskant-Madenschraube lag dem Webley&Venom Trigger bei, wie ein O-Ring, der aber als Sicherung nicht funktioniert.

    Ich bin gespannt wie sich der modifizierte Abzug in der HW97k machen wird. Im Vergleich mit einem Originalabzug kommt auch ohne den Zug der Kolbenstange große Freude auf. Und wenn ich mal die Gelegenheit habe, werde ich die Schußentwicklungszeit mit beiden Abzügen messen und hier posten.

    Viele Grüße

    Musashi

    P.S. Eigennachbau so gut wie unmöglich! Es bleibt nur ein ruinierter Abzug!

    P.P.S. Wenn ein Mod meint, die Bilder in den Beitrag passend einzubauen macht Sinn, ich würde mich freuen. Mein Büchsenmacher ist übrigens mit der Veröffentlichung der Fotos einverstanden, auch wenn er sich kurz überlegt hat, die Idee mit der Blattfederraste für den Sicherungsstift patentieren zu lassen.

    Edit: Danke Pellet für den Einbau der Bilder...ich habe sie noch etwas verschoben ..und hoffe, es klappt :confused2:

    3 Mal editiert, zuletzt von Musashi (18. August 2005 um 22:34)