Crazy America

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 4.615 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Oktober 2013 um 10:30) ist von Tiju.

  • Ich verstehe nicht ganz, wo die Vorstellung herkommt, in Kanada gäbe es drei mal so viele Waffen wie in den USA? Die Pro-Kopf-Quote des Waffenbesitzes in Kanada entspricht ungefähr der in Deutschland, in den USA ist sie im Schnitt drei mal so hoch. Wobei es dort zwischen den Bundesstaaten erhebliche Unterschiede gibt, in manchen östlichen Staaten liegt die Waffenbesitzquote weit unter der in Deutschland. Der meiste Waffenbesitz in den USA befindet sich in ländlichen Gegenden und geballt im Bereich Mittelwesten/Rocky Mountains Staaten, gefolgt vom Südwesten, in den größeren Städten gibt es relativ gesehen weniger Waffenbesitzer.

    Kriminalität kann mit (legalem) Waffenbesitz kaum bis gar nicht kausal verknüpft werden, weder im nationalen noch internationalen Vergleich. Die Kriminalitätsquote ergibt sich im wesentlichen aus den sozialen Verhältnissen gekoppelt mit gewissen mentalen Einstellungen in Bezug auf interpersonale Aggressivität. Schaut man sich Tötungsdelikte an, so ist deren Quote in Kanada ca. doppelt so hoch wie in Deutschland, in den USA fast sechs mal so hoch wie in Deutschland und drei mal so hoch wie in Kanada. Die Mordquote (wobei Mord hier nicht dem deutschen Mordbegriff entspricht, sondern alle vorsätzlichen Tötungen meint) in Mexiko ist fünf mal höher als in den USA, obwohl die Quote beim Waffenbesitz in Mexiko sechs mal niedriger ist als in den USA; die Waffenbesitzquote in Mexiko ist halb so hoch wie in Deutschland, die Mordquote ist dagegen 29 mal so hoch. In Europa ist z.B. die Waffenbesitzquote in Deutschland fast 8 mal so hoch wie in den Niederlanden, die Mordquote liegt in den Niederlanden aber über 30% über der in Deutschland.

    (die Zahlen stammen aus internationalen Vergleichslisten aus Wikipedia und sind mit Vorsicht zu genießen, geben allerdings einen groben Anhalt)

    Was die sozialen Verhältnisse angeht, gilt in den USA nun mal eine zu unserer staatsfreundlich-wohlfahrtsorientierten Sicht unterschiedliche Tradition, die auf individuelle Freiheit und Verantwortung setzt. Das hat Vor- und Nachteile. Da die materiellen Verhältnisse und Chancen auch und gerade in den USA in der Regel nicht gleich verteilt sind und staatliche Umverteilung nicht so stark ausgeprägt ist wie bei uns, gibt es ein stärkeres Auseinanderklaffen von Arm und Reich und bei gewissen Kreisen ein Gefühl der "Abgeschriebenheit", was kriminelle Tendenzen fördert. Außerdem gibt es in den USA meiner Ansicht nach eine gewisse Bereitschaft zur Gewalt (was nicht nur negativ zu sehen ist), die ich auf Pionierideologie zurückführe. Zusätzlich ist die Gesellschaft recht heterogen, also kurz gesagt "multi-kulti". In Kombination kann eine Gruppe von sehr gewaltbereiten Intensiv- und Wiederholungstätern entstehen, die für den größten Teil der schweren Gewalttaten verantwortlich sind und dafür sorgen, daß die USA, was Gewaltkriminalität angeht, an der Spitze der entwickelten westlichen Industrienationen stehen.

    Würde mich allerdings in keinster Weise davon abhalten, dort hinziehen zu wollen, wenn ich mir das familiär und beruflich leisten könnte. ;^)