Barnett Trident (80er Jahre) : Erfahrungen mit Gebrauchtkauf, Frage: Ersatzbogen ?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 5.920 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Juni 2012 um 20:53) ist von jaques gustou.

  • Hallo zusammen.

    Weiß jemand für Euch, welche Ersatzbögen man für die Pistolenarmbrust Barnett-Trident einsetzen kann? (Cobra, Viper, Fast? - oder passen alle?). Welches Matrial wäre denn am empfehlenswertesten: Stahl, Carbon, Fieberglas? (Bei Amazon wird ein Stahlersatzbogen angeboten, allerdings ohne Angabe der lbs., ansonsten gibts noch einen Carbonbogen für die Viper, 80 lbs). Ersatzsehnen sollten wohl egal sein, wenn die lbs. übereinstimmt, oder täusche ich mich?

    Herzlichen Dank an alle Forummitglieder für hilfreiches.

    Gruß
    Robert

    P.S. Bei Kostka gibt es wohl noch einen original Bogen, allerdings nur mit 43 lbs und ca. 50 Euro teuer. 43 lbs versteh ich allerdings bei ner Trident nicht, die ja 75 lbs haben soll. Vielleicht weiß auch hier einer Antwort. Anbei mal ein Foto.

  • Moin!

    Ich hatte mal eine Trident.Ich glaube der Bogen war breiter als bei anderen Modellen.Aber mit einem Ersatzbogen für die Cobra lässt sich bestimmt was basteln.Kannst ja mal den alten Bogen messen(Breite im Bogenfenster und Dicke).Ich hab eine Cobra.Da kann man vergleichen.

    Mfg Steven

  • Ach so, und dass Bogenfenster ist recht großzügig dimensioniert. Höhe 2,3 cm, Breite 0,6 cm (den Einsatz schon Abgezogen, ohne Feststelleinsatz, den man sicher durch etwas anderes ersetzen kann: 1,3 cm.

    Nochmals danke für Deine Hilfe.

    HW77k, HW30MKII, HW45, Zoraki-HP01.

  • Ich würde mich zwar selber weder als Waffennarr noch als Sammler bezeichnen, aber einmal mit dem Thema beschäftigt, ließ es mich nicht mehr los. Ich hatte etwas Geld in der Tasche und vor allem Zeit, mich zunächst mit den Grundlagen zu beschäftigen: Was ist erlaubt und wo, womit und unter welchen Voraussetzungen darf man schießen? Mein Platzangebot ist beschränkt und ein Schießsportverein kommt für mich nicht in Frage. Einige Freunde haben zwar eine Datsche, aber zum einen ist dort die Sicherheit nicht gegeben, nicht doch jemanden aus Versehen zu verletzen, zum anderen habe ich keine Lust, erwähnte Freunde in Konflikt mit den Nutzern der jeweiligen Nebengrundstücke zu bringen, und, last, but not least, Schießsport in einer Berliner Kleingartenkolonie - die Reaktionen kann man sich ausmalen (entweder schießen alle, oder gar keiner). Bleibt nur noch die Wohnung, die über ein potentielles Schussfeld von ca. acht Metern verfügt.
    Aber womit wollte ich eigentlich schießen? Ein Luftgewehr erschien mir bei acht Metern Schussentfernung überdimensioniert, ebenso die reguläre Armbrust, blieben also Luft- und Armbrustpistolen und da wiederum kein High-Tech-Kram, mit dem man auf die angegebene Entfernung einer Fliege das Auge ausschießt - ein wenig sportliche Herausforderung muss schon sein.
    Die zweite Frage, nachdem die Waffengattungen geklärt waren, war die nach den Modellen. Schrott oder Kinderspielzeug schieden für mich aus, allzu teuer durfte es auch nicht sein - ich verdiene mein Brot hart und schramme regelmäßig am Existenzminimum - und schrauben, feilen, entrosten, ölen, Dinge auseinaderlegen und wieder zusammenbauen - das hat mir schon immer Spaß gemacht.
    Zwangsläufig stieß ich mit meinen Fragen auf co2 air, hier wurde freundlich uns sachkundig und ohne Überheblichkeit auch auf die Greenhorns unter den Waffennutzern oder solchen, die es werden wollten, reagiert. Hier fühlte ich mich richtig. Eine Armbrustpistole sollte es also sein und nach einigem Stöbern in den hier geposteten Kommentaren fiel meine Wahl auf die Barnett Trident, sicherlich auch aufgrund des Umstandes, dass die Tridents nicht wie die schönen Mädchen aus Sachsen auf den auf den Bäumen wachsen, man dieses Ding also nicht einfach im Internet bestellen kann, sondern der Erwerb ein gewisses Bemühen voraussetzt. Bei egun wurde ich fündig, sogar gleich zwei mal und bei beiden Auktionen steigerte ich mit (meine erste Online-Auktion übrigens).
    Den Zuschlag für ein etwas ausgefranstes Modell erhielt ich für 26 Euro im klaren Bewusstsein, dass die Trident etwa 30 Jahre auf dem Buckel hatte und womöglich etwas nicht in Ordnung sein könnte. Aber was kann an einer Trident schon kaputtgehen? Richtig. Der Bogen und die Sehne. Offeriert wurde das Schätzchen als voll funktionstüchtig und die Abbildung zeigte das Schmuckstück in gespanntem Zustand.

    Der Verkäufer meinte, es funktioniere alles einwandfrei, und da er das Ding nunmal für seine Präsentation gespannt hatte, tippte ich darauf, dass es zumindest einen Leerschuss verkraften musste (der Verkäufer war ein Trödelhändler, ich denke, er hat sich über die Konsequenzen keine Gedanken gemacht). Die Trident kam, sah super aus, lag solide in der Hand, jetzt musste sie nur noch schießen, dachte ich und spannte den Bogen mit beträchtlicher Kraft, da kein entsprechender Bügel angebracht, einer der Sachen, die ich unbedingt verbessern muss (vielleicht hat ja einer der Leser einen übrig?). Die Trident war also gespannt, gab aber verdächtige Geräusche von sich, die mich davon abhielten, einen Pfeil einzulegen. Misstrauisch schlich ich um die Handwaffe herum, die ächzte und stöhnte wie altes Gebälk und es dauerte keine Minute, bis der Bogen brach.

    Ärgerlich aber abzusehen und vor allem, so ich, gut ,dass es jetzt passiert ist und nicht, wenn ein Pfeil aufliegt. Wer weiß wohin das Ding geflogen wäre. Ein neuer Bogen musste her, aber welcher? Nach stundenlangem surfen war ich keinen Schritt weiter. Irgendwo fand ich zwar noch was unikäres, aber der Trident-Bogen sollte um die 50 Euro kosten und war auf 43 lbs ausgelegt. Bei 75 lbs im ursprünglichen Zustand einfach indiskutabel. Eine Anfrage bei Barnett wurde wie folgt beantwortet: "We do not have the limb for Trident crossbow here at the factory. I do not know of another crossbow limb that will fit your crossbow." So kam ich nicht weiter.
    Nach meinem derzeitigen Stand gibt es Ersatzbögen gibt es einen No-Name aus Stahl für 6 Euro, aber für den Preis kann er nichts taugen, weiterhin in Frage kommen evtl. die Bögen der Viper, der Fast oder der Commando, aber sicher bin ich mir nicht, zudem ist der Commando-Bogen derzeit nicht erhältlich. Ein Universalbogen wird noch offeriert für "alle gängigen Armbrustpistolen", auf den ich, kurzentschlossen und ohne eine Antwort auf die hier gepostete Frage abzuwarten, zurückgreife, laut Händer für Barnett Commando, Cobra I. und Cobra II sowie Mini Cross, alle 80 lbs, so dass ich die Hoffnung habe, dass er auch über die entsprechende Power verfügt. Preis übrigens die üblichen 15,90.
    Jetzt heißt es abwarten, für mich und für Euch, denn bevor der Bogen nicht von meinem äußerst mürrischen DHL-Postmann geliefert wird, der ihn, mit erschreckender Zuverlässigkeit bei irgendjemanden in der Straße deponieren wird, obwohl ich nachweislich zu Hause bin, kann ich den Testbericht auch nicht vervollständigen. Also bleibt am Ball. Nächste Woche geht es weiter (incl. der Herstellung einer Zielscheibe aus vorgefundenem Kellermaterial). :whistling:

    P.S. Bei meinen Recherchen habe ich übrigens einen Büchsenmacher bzw. Waffenhändler in Great Britain ausgemacht, der sowohl die Barnett Commando als auch die Barnett Trident (Modell II) anbietet. Ob es sich um Restbestände oder um Nachbauten unter Lizenz handelt, kann ich allerdings nicht sagen. Die Crossbows liegen im normalen Preisrahmen ( 60 Pfund, umgerechnet ca. 80 Euro), besonders Kommunikativ ist man dort allerdings nicht. Trotzdem schön, dass es so einen Laden noch gibt.

    Fünf Tage später

    Der Ersatzbogen mit der Aufschrift "Mini Cross" passte wie angegossen. Das Aufziehen der Sehne bereitete mir einige Schwierigkeiten, die ich mittels eines einfachen Haushaltsstrickes als Ersatz für eine Aufziehsehen aber mit etwas Gefummele in den Griff bekommen habe (Inzwischen habe ich mir aber ein dünnes Stahlseil, Schrumpfschlauch und Drahtklemmen besorgt, um mir daraus eine "professionelle" Sehnenaufziehhilfe zu basteln).
    Die Bogenspannung erscheint mir etwas stärker als mit dem Originalbogen, so dass ich mich im weiteren, um überhaupt einen Schuss abfeuern zu können, um einen Spannbügelersatz kümmern musste, den ich im Werkzeugladen in Form einer Panzerkette und eines Karabinerhakens gefunden habe.

    Sieht nicht mal meschugge aus und funktioniert einwandfrei, zudem kann man die Kette beim Schießen mit dem Mittelfinger straff festhalten, was für zusätzliche Stabilität beim Zielen sorgt. Einen Tag später trudelten auch die Alupfeile und die Zielscheibenauflagen ein. Die Zwischenzeit nutzte ich, um mir eine Zielscheibe aus Materialien zu bauen, die ich im Keller gefunden habe: Schaumstoff aus einer Isomatte Styropor, Pappe und Linoleum. Nach einigen Experimenten bin ich zu folgender Schichtbauweise gelangt: Schaumstoff, Pappe, Styropor, Pappe, Schaumstoff Linoleum, [dicke "Presspappe", s. Update] Pappe, Linoleum, Styropor, Pappe, Linoleum. Die einzelnen Module zurechtgeschnitten und großflächig mit Paketklebeband fixiert. Mit der Konstruktion bin ich ganz zufrieden, vor allem, weil sie mich nur vier Euro für das Klebeband gekostet hat. Dicke der Zielscheibe: Elegante 13,5 cm, Höhe 50, breite 40.
    Jetzt kam der große Moment des Erstschusses. Für mich der erste Schuss mit einer Armbrustpistole überhaupt. Von Schussbild will ich hier daher noch nicht sprechen. Die Pfeile werden von meiner Zielscheibe Eigenbau nach etwa sechs Zentimetern gestoppt, durchschlagen also auf etwa sieben Metern zwei Lagen Linoleum, drei Lagen Pappe und eine Styroporplatte um schließlich in der zweiten hängen zu bleiben. Wieviel da in lbs ist, das überlasse ich den Mathematikprofessoren unter uns (im Nachhinein denke ich, dass die Bolzen nur von den Federn gestoppt wurden, und nicht von dem von mir verwendeten Material für die Zielscheibe).
    Vielleicht noch ein paar technische Daten: Die Barnett wiegt ein gutes Kilo, ist 35 cm lang und 42 cm breit. Das Gehäuse ist aus Guss, die Pfeilschiene aus Aluminium, Griffe und Abzugshahn aus Plaste. Kimme Höhen- und Seitenverstellbar, Korn fest. Ob sie mit neuen Armbrustpistolen wie z.B. der Cobra Commando II was Fertigungsgenauigkeit, Schusspräzision und -Stärke mithalten kann, keine Ahnung, ist mir aber auch wurscht. Für meine Zwecke ist die Barnett Trident völlig ausreichend, zudem bedient sie mein Faible für geschichtsträchtige Gegenstände mit gewisser Exklusivität. Die Barnett ist etwa 30 Jahre alt und funktioniert. Ich bezweifle, dass man das in 30 Jahren von einem der heute handelsüblichen Modelle wird sagen können. Preislich lag sie in etwa gleich mit einer Cobra Commando II, also 26 Euro für die AB und 15 Euro für den neuen Bogen, dazu kamen noch 12 Euro Versand, macht summa ummarum 50 Euro. Zur Präzision kann ich als Anfänger nicht allzuviel sagen. Die effektive Reichweite liegt schätzungsweise zwischen 10 und 15 Metern. Bei Rückenwind, denke ich, könnte der Bolzen ein halbes Fußbaldfeld überqueren.
    Fazit: Sieh jut aus, liegt jut in der Hand, schießt. Was will man mehr? Bin mehr als zufrieden.

    UPDATE
    Da meine erste Zielscheibenkonstruktion mir die Bolzenfedern versaut hat, habe ich in den Mittelteil ein altes Bild eingelegt, das mir freundlicherweise meine Nachbarin überlassen hat und das auf einer 1cm dicken Presspappplatte (nennt man das so?) aufgetragen war. Das stoppt die Bolzen, bevor die Federn in den Schaumstoff eindringen. Der Rest der Konstruktion ist gleich geblieben.

    Verbessertes Zielscheibenmodell mit Schussbild mit zehn Pfeilen aus 7,5 Metern Entfernung, einhändig, ausgestreckter Arm. Ganz ordentlich für einen Anfänger und für Samstag früh um neun, was für die Präzision der Trident spricht.

    Demnächst auch ein ausführlicher Test einer Predom Lucnik, Bj. ca. 1975. Die Pistole kommt aber erst im Laufe der nächsten Woche bei mir an.

    HW77k, HW30MKII, HW45, Zoraki-HP01.

    7 Mal editiert, zuletzt von gilmore (19. Juni 2012 um 12:55) aus folgendem Grund: Teil 2, Fortsetzung

  • Hallo!

    Erstmal "Hut ab" von deinen schriftstellerischen Fähigkeiten.Echt super geschrieben.Habe eben einen Ersatzbogen für die Cobra gemessen.Der sollte bei dir aufjedenfall passen.

    Mfg Steven

  • Achja,und so eine Pistolenarmbrust macht kaum Lärm.Man könnte sie sogar mit entsprechendem Pfeilfang in der Wohnung schiessen.

    Mfg Steven

    Einmal editiert, zuletzt von devastator1973 (3. Juni 2012 um 21:54)

  • Ick weeß. Aber ich schau mich grad auch noch nach einer Luftpistole um und das fernste Ziel in meiner Wohnung wäre grade mal 6 Meter weit weg, das wird, glaube ich, schnell langweilig. (LP macht ja auch kaum Krach, aber im Keller kann ich machen, was ich will und es stört keinen, auch nicht nach 22 Uhr oder so). Trotzdem danke noch mal, auch für das Lob. Macht ja auch Spaß, über sein neues Steckenpferd zu schreiben, und einen "richtigen" Trident Test hab ich hier auch nicht gefunden, eher nur so Meinungsbilder, also dachte ich mir ... (die britische Firma finde ich auch sehr interessant, v.a. wei es dort die Dinger neu gibt, obwohl auf meine Anfragen bislang keine Antwort kam, very britisch eben, oder, was ich denen direkt zutrauen würde, sie machen mit "Krauts" keine Geschäfte ;)

    HW77k, HW30MKII, HW45, Zoraki-HP01.