Hallo zusammen,
habe mir vor einer Woche eine Browning 800 Magnum gekauft.
Es gibt in diesem Forum bereits einen guten Test zu dieser Waffe, darauf möchte ich vorab nochmal verlinken:
Was mir zusätzlich aufgefallen ist:
Die Laufdichtung kann man so nicht lassen!
Es gibt verschiedene Fälle, in welchen diese Pistolen keine 4 Joule Energie bringen, weil die Laufdichtung nicht dichtet.
Diese Dichtung ist ein sehr weiches Formteil (kein O-Ring), welches
(zumindest bei mir) aussieht, als wäre es auf der Rückseite mit einem
Taschenmesser krumm und schief zurechtgeschnitten. Sie steht kaum
sichtbar von der Lauffläche vor und dichtet so sicherlich nicht.
Abhilfe:
Variante 1: Entweder mit einem Distanzscheibchen unterfüttern, oder mit
einem dünnen O-Ring unterlegen, so dass die Originaldichtung DEUTLICH
hervorsteht. Beim Schließen des Laufes darauf achten,
ob sich im unteren Drittel der Dichtung Zeichen von Quetschung des
Dichtringes zeigen,
wenn ja, dann etwas weniger unterfüttern.
Variante 2: Einsetzen einer Distanzscheibe und eines passenden O-Rings.
Langfristig besser, weil das O-Ring Material härter ist, als das der
Originaldichtung
und somit besser dichtet. Am besten O-Ring-Sortiment aus
dem Baumarkt kaufen und den am besten passenden aussuchen.
Ergebnis ist eine erkennbar höhere Leistung (Durchschlagstetst)
Der Abzug:
Einstellbar ist angeblich nur der Vorweg. Der Abzugsweg ist mit
gefühlten viereinhalb Metern viel zu lang. Doch dieser lässt sich
durchaus einstellen!!!
Wenn Ihr das Oberteil der Waffe gegen den Druck der Rückstoßdämpferfeder
zurückdrückt, kommt auf der Unterseite hinter dem Griff eine kleine
Inbus-Madenschraube zum Vorschein.
Diese definiert den Eingriff der Klinke (welchen den gespannten Kolben
hält) in die Rastklinke des Abzugs. Durch Hineindrehen dieser Schraube
wird dieser
Eingriff verkleinert.
BIS DIE KLINKE NICHT MEHR HÄLT UND DIE WAFFE EVENTUELL UNKONTROLLIERT AUSLÖST!!!
Also bitte mit Gefühl einstellen, es lässt sich ein Abzugsweg
einstellen, welcher sicher ist und einer HW45 oder Diana LP5 in nichts
nachsteht.
Im Inneren der Waffe sieht es auch nicht gerade toll aus. Der Kolben ist
voller Grate und Schleifspuren, die Schmierung ist zwar reichlich,
leider jedoch auch
vor der Dichtung (was zu ordentlichem Dieseln führt).
Wer es sich zutraut, zerlegt die Pistole daher besser:
3 Schrauben am Schaft lösen - eine unten hinter dem Griff, die beiden
anderen vorne rechts und links am Schaft und den Schaft abziehen. Das
war einfach
Am Laufgelenk die kleine Sicherungsschraube neben der Achsschraube
rausdrehen und anschließend die Achsschraube rausdrehen und entfernen.
An dem langen Kunststoffteil unter dem Kompressionsrohr, welches die
ganze Abzugsmechanik beinhaltet, den vordersten (in Laufrichtung)
Stahlbolzen
herausdrücken. Dann lässt sich die Abzugsmechanik ein Stück abkippen. Ganz heraus geht sie jedoch nocht nicht!!
Den Lauf abkippen, herausziehen und den Spannhebel durch vor- und
zurückziehen aus seiner Führung nudeln und den Lauf beiseite legen.
Das war auch noch einfach. ;^)
Nun nehmen wir einen Durchschlag mit 4mm Durchmesser, dessen nutzbare
Länge MINDESTENS 5mm länger ist, als der Durchmesser des Rohres des
Kompressionsraums.
Durch vorsichtige Schläge (Hammer auf Durchschlag) beginnen wir, den
Querbolzen am hinteren Ende des Kompressionsrohres auszutreiben. Immer
darauf
achten, dass sich der Durchschlag sozusage als "Ersatz" des Querbolzens
in das Loch eintreibt und letztendlich das Herausspringen des Endstückes
mit der
Feder verhindert, wenn der Querbolzen ganz ausgetrieben ist.
Die Feder hat keine sonderliche Vorspannung, sodass wir recht entspannt
den Durchschlag herausziehen können, in dem wir die Verschlusskappe
gegen
eine Wand o.ä. abstützen.
Nun die Verschlusskappe, Feder, Kolben entnehmen und erstmal gründlich
mit Spiritus entfetten. Auch den gesamten Innenraum des Rohres
entfetten.
Die Nuten in der Stirnseite der Kolbendichtung nicht vergessen, die waren bei mir voller Fett!
Nun kann man die Federenden polieren, den Führungsring des Kolben
polieren (hinterstes fünftel), alle Nuten entgraten, etc. Aber bitte
nirgendwo
Material ABTRAGEN, nur polieren!
Zum Fetten benutze ich Radlagerfett, welches mit Molybdän-Disulfit-Pulver gemischt ist.
Kein Fett in das Rohr geben! Dieses würde beim Einbau des Kolben nach vorne in den Kompressionsraum gedrückt und da
wollen wir es ja gerade NICHT haben.
Auf den Kolben radial auf und hinter der Dichtung und am Führungsring
umlaufend eine dünne schicht Fett auftragen. KEIN FETT AUF DIE
STIRNSEITE DER DICHTUNG!
Ebenso in die Bohrung des Kolbens eine dünne Schicht Fett geben.
Dann den Kolben vorsichtig ins Rohr schieben und darauf achten, dass die
Dichtung beim Passieren der Nuten und Bohrungen im Rohr nicht
beschädigt wird.
Die Feder wird gleichmäßig mit einer dünnen Schicht Fett bestrichen. Ebenso die Federenden und die Führungsstange.
Nun die Feder einschieben.
ACHTUNG!! Jetzt den Abzugsblock hinten einhaken! Wenn die Feder montiert ist, geht das nicht mehr!
Dann das Distanzstück und die Verschlusskappe aufsetzen und die
Verschlusskappe gegen eine Wand ö.ä. eindrücken. Jetzt die dritte und
vierte
Hand nehmen und den Querbolzen mit dem Hammer eintreiben. Es geht aber auch alleine, da sollte sich aber jeder seine eigene Technik
überlegen und immer aufpassen!
Auf allen anderen Teilen kann auch das türkische Fett abgewaschen werden und durch MoS2-Fett ersetzt werden.
Nun spannt und schießt sich das gute Stück erheblich angenehmer, keine
Spur mehr von Rauch aus dem Lauf und sehr konstante Leistung.
Um das "hohle" Schußgeräusch etwas zu Dämpfen, kann man den Griffhohlraum mit Epoxydharz ausgießen, das bringt wirklich ein
bisschen was.
Und das Fazit:
Dieses Ding schießt unglaublich genau! Egal, wie man sie hält (HW45 Eigner aufgepasst ;^) )! Ich schieße auf 15 Meter Freihandgruppen um 50mm
als völlig Ungeübter (bin halt mehr Techniker als Schütze), aber mit
meiner Twinmaster oder der Hämmerli Master schieße ich kein Stück
besser!
Die Leistung ist enorm, selbst die Diana 5 Magnum, welche ist kürzlich
mal hatte, kommt da nicht mit, von der HW45 ganz zu schweigen....
Wenn man dann noch den Preis betrachtet, ist diese Pistole eine runde
Sache, selbst für denjenigen, welcher sie so lässt, wie sie ist.
Ich will niemanden zum Basteln verführen :^)