Nachtsichtgerät: Newton NV3 von Aldi Nord

  • Vorstellung und kleiner Test

    Nachtsichtgerät Newton NV3 von Aldi Nord

    Lange habe ich mich mit dem Entschluss gerungen, ein einfaches Nachtsuchtgerät mit der Bildwandlergenration 1 zu kaufen. Dazu muss ich etwas ausholen.

    Nachtsichtgeräte bestehen im wesendlichen aus Bildwandlerröhren und sind Restlichtverstärker. Sie können vorhandenes Restlicht verstärken und zudem für das menschliche Auge unsichtbares Infrarotlicht sichtbar machen. Im absoluten Dunkeln sind auch sie nicht brauchbar. Irgendeine Grundhelligkeit muss bestehen. Die Wandlerröhre und dessen nachgeschalteter Verstärker können nur vorhandenes „Restlicht“ verstärken und sichtbar machen. Wie gut sie das können, ist im wesentlichen von der Wandlerröhre abhängig. Man spricht dort von „Generationen“. Ich weiß nicht genau, ob meine Aufzählung vollständig ist, aber Gen 1 ist die älteste Bauweise. Dem folgen Gen 2, Gen 2+, Gen 3 und Gen 3+. Insbesondere Nachtsichtgeräte ab der 3. Generation werden ausschließlich militärisch verwendet und unterliegen der Exportbeschränkung der USA. Sie sind zivil nicht zu bekommen. Geräte der 2. Generation beginnen preislich bei etwa 2500 €, bei 2 + sind in der Größenordnung 3500 € fällig. Somit für private Zwecke kaum bezahlbar.
    Genau das ist der Punkt, warum ich mich doch für ein bezahlbares Gerät der 1. Generation entschieden habe, obwohl dessen beschränkte Möglichkeiten gegenüber den nachfolgenden Generationen deutlich sichtbar sind. Auch auf lange Sicht dürften die besseren Geräte teuer bleiben.

    Ich durfte mir mal ein Gerät der besseren Klasse – ich weiß nicht, ob es 2 oder 2+ war – ausleihen und hatte es zwei Nächte zum Test mit auf einem Ansitz. Wenn in der Dämmerung die Sicht mit bloßem Auge grenzwertig wird, macht dieses Nachtsicht der 2 (oder 2+) die Nacht fast wieder zum Tage. Alle Wärmequellen gleißen hellgrün auf. Weit entfernte Autolichter überstrahlen das Bild. Bei Mondlicht absolute erstaunlich kontrastreiche Sicht, wenngleich das Bild monoton grün ist. Jeder Ast, jeder Strauch zeichnet recht scharf. Man sieht alles was sich bewegt. Erst wenn das Mondlicht komplett weg ist, schaltet man eine Infrarotbeleuchtung zu. Jedoch ist dessen kleine LED in der Reichweite begrenzt, so dass ich es eher als Unterstützungslicht für den nahen Bereich bis 50 m bezeichnen würde.

    Daher war ich etwas verwöhnt und hatte Vorbehalte, was die einfachen Geräte der 1. Generation betrifft.

    Kommen wir nun zum Newton NV3.
    Ausführung – monokular
    1. Generation der Bildwandlerröhre, Auflösung 36 Linien /mm
    Objektiv – 42 mm
    Vergrößerung 3-fach
    Maueller Fokus am Objektiv
    Dioptrienausgleich am Okular
    Gummiertes Gehäuse
    Tasten für Power und Infrarot-LED
    Batteriefach für 2 x AAA (Micro)
    Stativgewinde vorhanden
    Schutztasche mit Trageschlaufe
    3 Jahre Vollgarantie
    Preis – 119 €

    Erster Gartentest

    Deutliche Aufhellung trotz bedecktem Himmel und folglich gedämpftem Mondlicht. Dennoch meilenweit von der Verstärkerleistung der besseren Geräte entfernt. Es fällt auch auf, dass Gen 1 Geräte erheblich früher eine aktive Infrarotbeleuchtung zuschalten müssen, als das bei der 2. Generation notwendig wäre. Die Infrarot-LED hellt sehr stark auf, leider ist der Strahl zu stark fokussiert. Den hätte ich mir lieber etwas aufgefächert vorstellen können, zumal die Helligkeit zumindest bis 30 m schon zu hell erscheint. Hat man Fokus und Dioptrienausgleich richtig eingestellt, erstaunlich gutes Bild. Es erreicht bei weitem nicht die Leitung der vormals getesteten Geräte, jedoch ist es gegenüber dem „unbewaffneten“ Auge gut brauchbar und nützlich.
    Mir persönlich sind die Einstellringe für Fokus und Dioptrienausgleich zu leichtgängig, so dass sie sich öfters verstellen dürften. Auch schade, dass beide Einstellringe keinerlei Skala oder Markierungen haben. Das Gerät ist eindeutig nicht brillentauglich. Brillenträger müssen die Brille absetzen oder hochschieben. Die Augenmuschel ist wie das gesamte Gerät angenehm gummiert. Es ist gut verarbeitet und fühlt sich wertig an. Schön gemacht ist das Batteriefach. Endlich mal kein Schiebedeckel, wo denn schon mal die Haltenasen abbrechen, sondern robuster Schraubdeckel. Dort war die Beschriftung der (logischen) Linksdrehung zum Öffnen der Schraube offenbar wichtiger, als ein paar Striche an den Einstellringen.
    Mir gewogenen 398 g im betriebsbereiten Zustand ohne Schutzkappe aber mit Batterien ist es noch gut tragbar. In der Jackentasche passt es noch, auch wenn das Gewicht in der Tasche immer präsent ist.
    Die Wandlerröhre ist sofort betriebsbereit und braucht keine Anheizzeit, wie man es von alten Röhrenradios oder Röhrenfernsehern oder Monitoren kennt. Das sei nur angemerkt, weil hier auch von einem Röhrengerät die Rede ist. Interessant ist nur, dass ein Ausschalten die Röhre nicht sofort abschaltet. Das mag daran liegen, dass die Röhre mit Hochspannung betrieben wird. Diese liegt auch nach Ausschalten der Batterie noch eine Weile an, so dass die Röhre mehrere Minuten nachleuchtet. Interessant, aber stört auch nicht weiter.

    Wie alle Nachtsichtgeräte darf die Wandlerröhre nicht dem hellen Tageslicht ausgesetzt werden. Das ist unabhängig davon, ob das Gerät eingeschaltet ist oder nicht. Grelles Licht zerstört die Röhre. Daher ist der Objektivschutzdeckel wichtig. Er hat in der Mitte eine kleine Bohrung, damit man das Gerät am Tage testen kann. Dieser Umstand ist in der Bedienungsanleitung auch deutlich erwähnt. Leider hat man es versäumt, dem Deckel eine Befestigungsmöglichkeit mit kleiner Schnur zum Gerät zu geben. Verloren gegangene Deckel müssen zwingend ersetzt werden. Leider blieb unerwähnt ob ein Lichteinfall durch das Okular auch eine schädigende Wirkung hat. Einen Schutzdeckel dafür gibt es nicht.

    Das am Okular sichtbare Bild ist hellgrün. Besonders wenn nur noch sehr wenig Umgebungslicht verfügbar ist, sieht man ein feines Bildrauschen. Knackscharfe Bilder sind nicht zu erwarten, jedoch sind Äste aus weiter entferntem Buschwerk klar zu erkennen. Normal beleuchtete Gegenstände sind sehr hell und überstrahlen das Bild teilweise. Auch aus diesem Grund und der möglichen Beschädigungsgefahr würde ich es nicht gerade an einer befahren Straße mit entgegenkommendem Autoverkehr benutzen. Man wird ohnehin keine Feinheiten erkennen, wenn dauernd gleißend helle Lichter auftauchen.

    Leider ist in der Anleitung nicht die Lebensdauer für den Batteriesatz angegeben. Das ist jedoch angesichts der sehr preiswerten Batterietype auch nachrangig. Ob sich das Gerät mit Akkus betreiben lässt, habe ich nicht geprüft. Da man es nach der Spiel- und Testphase mit Sicherheit nicht jede Nacht mitnehmen und im stundenlangen Betrieb halten wird, halte ich das auch für nicht so wichtig.

    Der Nutzen des Stativgewindes will mir nicht so ganz einleuchten. Für Stativbetrieb fehlt mir die Möglichkeit als Kameravorsatz. Als Natur- oder Wildbeobachter hat man das Gerät zum Umhergucken besser in der Hand.
    Die beiliegende Schutztasche hat eine Gürtelschlaufe und ein Innentäschchen für Ersatzbatterien. Dort liegt bereits ein kleines Mikrofaserputztuch drin.

    Auch meine Frau nutzt das Nachtsichtgerät gelegentlich, wenn sie jetzt in den dunklen Wintermonaten mit dem Hund unterwegs ist. Auf großen Wiesen lässt sie unseren Hund von der Leine und kann dann schön gucken und suchen. Es sei angemerkt, dass sie meine technischen Spielereien selten nützlich findet.

    Mein Fazit:
    Nettes Gerät, was über den Gebrauchswert eines reinen Spielzeugs hinausgeht. Wer viel im Dunkeln spazieren geht und mal in das Geäst oder gar in den Wald schauen will, wird seinen Spaß daran haben. Ob es für den Jäger auf die jagdlich üblichen Distanzen um die 100 m brauchbar ist, muss ich noch testen. Eines scheint mir jedoch sicher. Trotz seiner deutlich geringeren Leistung gegenüber teuren Geräten ist man dennoch besser dran, als mit dem „unbewaffneten“ Auge. Wer denn fast jede Woche und fast das ganze Jahr über nachts auf Schwarzwild ansitzt, für den loht sicher eine professionelle Lösung und kann das auch ausnutzen. Für den Naturbeobachter oder dem gelegentlichen Nachtjäger reicht es und wer 120 € dafür übrig hat, sollte es mindestens für seine Zwecke testen. Bei Aldi ist ja eine Rückgabe problemlos.
    Anmerkung: Nachtsichtgeräte sind auch auf der Jagd nicht verboten. Erst wenn diese auf einer Waffe montiert werden, bzw. vor einem Zielfernrohr, begeht man eine Straftat. Dafür ist dieses Gerät nicht geeignet und dürfte die Schussbelastung auch nicht standhalten.

    Hier noch einige Fotos. Es ist schwierig Fotos durch das Okular zu erstellen. Daher sollen sie kein Maßstab an der Qualität und Schärfe sein. Besonders letzteres ist schwierig, weil der Autofokus der Kamera nicht funktionieren kann. Daher habe ich mit mäßigem Erfolg manuell eingestellt. Bedenkt bitte, dass ich die Kamera einfach per Hand vor das Okular des Nachtsichtgerätes gehalten habe. Selbst durchgeschaut ist das Bild erheblich besser, als das grüne auszudrücken vermag. Dennoch kann man Wild zumindest in 100 m zwar erkennen, aber nicht ansprechen.
    Das Haus ist übrigens 97 m vom Standort entfernt.

    PS. Zum Spannen taugt es nichts, denn beleuchtete Fenster sind einfach eine gleißend helle Fläche. Zudem mangelt es an Kontrast und Auflösung.

    Nachtrag:
    Man hat mich darüber informiert, dass es noch ältere Techniken gab. Die Gen 0 Geräte brauchten grundsätzlich eine IR-Quelle und funktionieren nicht ohne aktive Beleuchtung. Diese ganz alte Technik steckte im Fero 51, was die Bundeswehr früher mal im Einsatz hatte.
    Dieses zur Vollständigkeit meines Beitrages.